Arbeitsjournal. Sonnabend, der 2. Mai 2009.

6.26 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
„Wem dient das Kleid/des Elfenkönigs“ – wirklich, als ich eben aufwachte, endgültig, nachdem mein Kampf mit dem Wecker seit fünf Uhr ging, da träumte ich als letztes diese Frage — eine seltsame Frage, wenig ist mir momentan weiter weg als Märchenhaftes; dann verstand ich, daß es in mir an jemanden Konkretes gedacht hatte, an einen, der hier, seit ich auf dem Prenzlauer Berg lebe, immer maskiert und bunt behangen und mit phantastischem, kindlichem Hut sommers durch die Straßen streift — dem gehört nun dieses Gedicht, s o l l es gehören, falls ich’s fertigbekomme, falls ich’s überhaupt anfange. Doch ich habe die Frage als erstes notiert.
Mein Junge ist hier, Du schläfst auf Deinem Vulkanlager noch, wir waren gestern abend in diesem Cello-solo-Konzert, darüber will ich gleich als erstes schreiben, aber vorher meine Aufnahme abhören, die Eindrücke bestätigen oder verwerfen, die ich hatte: Ich schrieb schon öfter, daß sich die rein akustische Erfahrung von Musik ausgesprochen von jener unterscheidet, die man im Rahmen eines Ensembles aus Gesichtsreizen hat; alleine das füllt mich gegenüber jeder „light show“ – eben!: show – mit Verdacht: es geht darum, von der Banalität abzulenken; Prunier erzählte mir, Boulez habe bezüglich des Pops ausgerufen: Wie banal! Alles musikalische Banalitäten! (Man muß light show allerdings von „Inszenierung“ unterscheiden, die dort einen Sinn hat, wo es um Theater geht, also um Musiktheater: da ist, im Sinn von Wagner, Greenaway, Godard und Brooks, das Gesamtkunstwerk anzustreben: alle Segmente Kunstwerk, die ineinanderschließen (wobei sich die Frage einer notwendigen Offenheit stellt, freilich: anti-Hermetik).
Getan habe ich nichts gestern, einen Film nach dem anderen angesehen, obwohl das Wetter so sehr schön war, eine Art Lähmung, die vom Suchen kommt: was jetzt als nächstes tun? Paar Mails waren zu schreiben, eigentlich wäre auch der Schreibtisch von den vielen Spuren >>>> des „erledigten“ Projekts aufzuräumen, aber ich weiß halt um das nächste nicht, oder kann mich nicht entscheiden. Gern ginge ich an die Weiterarbeit an den Elegien, aber weiß, es ist zu früh; an >>>> Dielmann schrieb ich mal wieder, schon wegen der Heidelberger Lesung am 13., selbstverständlich ohne Antwort; dann focussierte ich mich auf ARGO und spiel(t)e mit dem Gedanken, die Verlagsfrage einfach wegzuschieben und den Roman in seiner kommenden (hoffentlich letzten) Überarbeitung Kapitel für Kapitel als pdf ins Netz zu stellen; d i e s e pdf’s versähe ich dann mit dem Ticker der VG Wort, so daß ich wenigstens im Auffangbecken der Netz-Ausschüttungen mitpaddeln könnte; meinen schon für die Eigenverlags-Publikationen in den späten Siebzigern verwendeten Fantasie-„Verlag Die Dschungel“ würde ich dann draufschreiben („Verlag Die Dschungel, Henstedt“: fotokopierte, selbstgebundene Heftchen gab ich damals heraus, die sich tatsächlich auch verkauft haben); es weist ohnedies so vieles in die Richtung eines „Verlages der Schriften von Alban Nikolai Herbst“; geklaut, ich weiß: „Verlag der Schriften von Karl Kraus“… Aber es wäre: k o n s e q u e n t.
Na, mal sehen. Gut möglich, daß ich mich in den nächsten Tagen in die nächste Periode von ARGO stürzen w e r d e. Außerdem bot mir meine WDR-Redakteurin für dieses Jahr zwei weitere Hörstücke an, ich möge für das eine aber das Ende des Mais abwarten, für das andere das Ende des Sommers, weil man einen Produktionsstop* habe – ich werde sie zu überreden versuchen, in dieser Zeit eines der schon produzierten Stücke zu wiederholen; insgesamt stünde mein Jahr dann finanziell zwar auf Krücken, Krücken aber doch wenigstens; ich müßte dann nicht dauernd schlammrobben. Und reizvoll, sowieso, i s t die Hörfunkarbeit, besonders das große Hörstück, das über Stromboli: sollte ich das als normales Feature bekommen und auch wieder selbst produzieren dürfen, wäre sogar eine Woche Stromboli drin, mit meinem Jungen, vielleicht in den Herbstferien – und noch einmal gezielten Ton-Aufnahmen dort. Es wäre dann auch eine hübsche Gelegenheit, dort aus der AEOLIA vorzulesen, bei Barbara Engler, der „Mutter“ der deutschen Rückzugs-Kolonie, wo wir sicher auch ein Zimmer bekämen. Außerdem ist das Meer dann noch warm.

[*: Die ARD-Sender legen acht oder neun Wochen lang
ihre Kulturprogramme zusammen, um „zu sparen“: man wird
also überall nicht nur das Gleiche, nein, Dasselbe hören.
Paßt a u c h wieder.]

 

Hab momentan gar keine Struktur mehr, müssen Sie mir nicht sagen, merke ich selbst. Disziplin fehlt. So ein Begehren nach Ablenkung ist. Spielfilme. In Almadóvar komm ich aber nicht rein. Ich sah „Volver“. Hm. Das hat so was Beliebiges, schließlich schlief ich drüber ein in der letzten Viertelstunde des Films, derart banal fand ich ihn. Zum Pop ist noch zu sagen, daß er sehr wohl für Kunst ein Anlaß sein kann, für etwas, das man aus ihm heraushebt und dann wachsen läßt; wahrscheinlich wächst vieles davon dann ganz allein, hat man es nur erst vor den Banalitäten isoliert. Hinzu kommt der ganze Bereich der Projektionen; imgrunde bin ich davon überzeugt, daß die Klugen unter den Pop-Anhängern etwas in den Pop hineinprojezieren, daß dann eigentlich dasjenige ist, das sie von ihm haben; sie hören ihn gar nicht, sonst wären sie beleidigt von dem Kitsch. Sie hören ihre ideologische Idee von Pop: Demokratie, Gleichheit aller Menschen, Zugehörigkeit usw. Der Widerstand, sofern er je drin war, ist jedenfalls seit langem raus. Pop ist kapitalistisches Establishment: Demokratie als Ideologie, die den Umstand verschleiert, daß man sich selbst längst als Ware fühlt und so auch fühlen will: verdinglichte Musik aus immergleichen Modulen. Gleiche Kleidung, gleiche Lebenshaltung. Letztlich d i e kommunistische Illusion. Schon ulkig, wie nah Kommunismus und Kapitalismus einander sind. Abermals Breschnew, auf die Frage, wann der Kommunismus erreicht sei: „Wenn wir die Überflußgesellschaft erreicht haben werden.“

8.52 Uhr:

Bach hören.
Und latte macchiato auch für Dich.
11.52 Uhr:
Ja! Wir fahren bis morgen früh >>>> an den See. Der Profi rief an, d.h. U. rief für ihn an. Spontan entschlossen, Du warst so unsicher, weil Du der Mama versprochen hattest, mit ihr den weiteren Tag zu verbringen. Telefonat, ich sprach, dann Du: es sei in Ordnung. Morgen gehst Du dann zu ihr. Heute schwimmen wir, und ich nehme mein Cello mit, weil ich auf dem einen, dem einsamen Steg üben möchte. Vielleicht auch morgen in aller Frühe, wenn Tau überm Wasser liegt. Ja!

57 thoughts on “Arbeitsjournal. Sonnabend, der 2. Mai 2009.

  1. “Ein Sachverhalt ist als Grund dafür, daß eine Beziehung scheitert, so gut wie der gegenteilige Sachverhalt. Eine Beziehung kann scheitern, weil Liebe in Gleichgültigkeit umschlägt, aber auch, weil Gleichgültigkeit in Liebe umschlägt, eine Beziehung kann am Fehlen von Intensität zerbrechen, sie kann aber auch plötzlich an der Intensität zerbrechen, das ist ja alles ganz trivial. Das ist es vielleicht: die Trivialiät ist der gemeinsame Nenner aller Widersprüchlichkeiten, an denen eine Beziehung zerbricht. Ich weiß nicht. Die Liebe ist ja, wenn man sie spürt, ein unglaublich exklusives, ein besonderes Gefühl, aber die Triumphe, die sie feiern will, sind immer unglaublich trivial. Ich kann mich zum Beispiel erinnern, daß ich einmal zu ihr gesagt habe – was natürlich nichts erklärt, aber immerhin illustriert -, daß ich ohne sie nicht mehr leben könne. Das heißt, das war das, was ich vielleicht empfunden habe, aber sagen wollte ich es so nicht, nicht so banal, und so sagte ich, um stärker und gelassener zu erscheinen, daß ich zwar ohne sie auch leben, aber mit ihr viel besser leben könne. Sie hat gesagt, daß sie sich dadurch beleidigt fühle. Man könne auch mit einem Kühschrank besser leben als ohne Kühlschrank und mit Waschmaschine besser als ohne Waschmaschine und so weiter. Da sehen Sie, wie egal es ist, welche Banalität man sagt, hätte ich gesagt, daß ich ohne sie nicht mehr leben könne, dann hätte sie geantwortet, daß es Menschen gibt, die glauben, ohne Kühlschrank oder ohne Auto oder was weiß ich nicht mehr leben zu können. Ihre Antwort ist auf alle Fälle richtig, egal, wie ich mein Gefühl, daß sich nur banal formulieren läßt, formuliere..” r. menasse, sinnliche gewissheit

    mit dem pop ist es ähnlich, die triumphe, die er feiern will, sind unglaublich trivial, aber die trivialität ist etwas, was man als ‘the real thing’ aufsuchen und erfahren möchte.

    nein, es ist nicht projektion in den pop hinein, es ist die projektion aus dem pop heraus, die wichtig wird. pop ist der projektor selber, und ich sitze in der maschine.
    pop ist der ort im spiegel, von dem foucault sagt:
    “Im Spiegel sehe ich mich da, wo ich nicht bin: in einem unwirklichen Raum, der sich virtuell hinter der Oberfläche auftut; ich bin dort, wo ich nicht bin, eine Art Schatten, der mir meine Sichtbarkeit gibt, der mich mich erblicken läßt, wo ich abwesend bin: Utopie des Spiegels. Aber der Spiegel ist auch eine Heterotopie, insofern er wirklich existiert und insofern er mich auf den Platz zurückschickt, den ich wirklich einnehme; vom Spiegel aus entdecke ich mich als abwesend auf dem Platz, wo ich bin.”
    pop ist wunschmaschine. wahrhol wusste das.

    1. Aber die Frage, Diadorim, ist doch: Was eigentlich ist “trivial”? Was ist wirklich trivial? Dass der Apfel nach unten fällt – ist das trivial? Die Gravitation ist bis heute physikalisch nicht verstanden. Sie wird eingerechnet aber erklärt ist sie nicht.
      Sie kann also nicht trivial sein. Das der Apfel “es immer tut” – ist das trivial?
      Trivial kann also vorerst nur sein, was ein Erfahrungsmuster bestätigt.
      Ich finde das Zitat von menasse nicht passend, auch nicht gut gedacht, weil er schon von sich aus etwas vereinfacht und dann hinein unterstellt. Es ist ein Unterschied, zwischen dem was er gesagt hat und das, was er empfunden hat, und dieser Unterschied ist nicht trivial, sondern ein Unterschied. Trivial war allenfalls seine Faulheit, oder sein Unwillen, sein Gefühl wirklich auszudrücken: Er hat sich aber kein Mühe gegeben. Er hätte ja sagen können: Wenn wir nicht mehr zusammen sind, bin ich sehr sehr traurig, so traurig, dass ich dann vielleicht gar keine Lust mehr habe überhaupt noch morgens aufzustehen, ich esse dann auch nichts mehr…oder so. Auf so etwas hätte sie dann nicht einfach antworten können: Manche Menschen stehen morgens auch nicht mehr auf, und essen auch nichts mehr, weil sie keine Waschmaschine haben…oder so. Oder es wäre böswillig, dann aber nicht mehr trivial. Der Punkt war hier also, dass menasse zu faul war, sich präzise auszudrücken.
      Das ist das eine. Es beweist, das die Beziehung kaputt war, mehr nicht. Und es sagt eigentlich, dass hier bereits das Gespräch abgebrochen war, da seine Äusserung und die unterstellten Antworten, ja nur noch Hülsen waren. Also er hat noch nicht mal ein echtes Gespräch fiktionalisiert. Warum sie kaputt war, erfahren wir schlichtweg nicht. Dass die Liebe da ist oder weg ist, hat mit ganz und gar nicht trivialen Vorgängen zu tun, denen man wahnsinnig viel Aufmerksamkeit schenken müsste, um rauszukriegen, was daran gerade nicht trivial ist. Das Dumme ist nur, dass Liebe keine Aufmerksamkeit verlangt, sondern Gegenwart, Vollzug. Aus diesem Grunde entgeht uns die Nichttrivialität der Liebe.
      Und ähnlich ist es mit dem Pop. Was an ihm nicht trivial ist, muss uns entgehen, weil auch er Gegenwärtigkeit verlangt, Vollzug. Im Pop wie man gesehen hat oder über den Blues, steckt ja ebenfalls ein ganz und gar nicht trivialer Vorgang historisch, technisch, was auch immer sich da realisiert, der in sich ziemlich kompliziert ist. Eine Gitarre ist nicht trivial, eine Lokomotive ist nicht trivial, eine Mundharmonika nicht, die amerikanische Geschichte nicht…..Wenn wir sagen, etwas ist trivial, dann verweist es lediglich auf ein Muster der Einübung, dass an Stelle der Aufmerksamkeit den Vollzug setzt. Erst wenn man diesen Platzwechsel als automatisch gegeben annimmt, entsteht der Eindruck von Trivialität. Oder dann die Produktion von Trivialität. Insofern war Warhol derjenige, der Trivialität produziert hat, indem er sie einfach unterstellt, so wie menasse.
      Mit Projektion hat das denke ich nicht so viel zu tun.

    2. hey mann sie können ja wirklich sensitiv sein, hölderLine, irgendwie sprachlos bin das ich jetzt.
      ( posts auch nur als möglichen spontaneitätsindikator für dieses ja eher “träge” medium – sorry – holdin the line – )

      trivial erinnert mich sacht an trivium – käme davon womöglich der ausdruck triefen ?

      sorrie der interruption

      ,

    3. soriie, höldegger menasse pflegt vielleicht einen anderen liebesbegriff, der sich wohl eher von sinnlichkeit abhängig macht ( oder wäre – weil ich so reinpreschte grad ) als von
      kuscheliger auf dauerhaftigkeit abzielender inbeziehungsnahme von welcher seite auch immer.

    4. NA war doch meine rede bullshitter, der sinnliche Anteil steht ausserhalb der Aufmerksamkeit weil er Vollzug ist. Aber es ging ja hier um den Vergleich nicht um einen “Begriff von Liebe”… menasse hätte auch sagen können, wenn wir nicht mehr zusammen sind, kann ich dich nicht mehr ficken und ich muss mir einen runterholen, auch das wäre präziser gewesen, hat er aber auch nicht gesagt.

    5. also um es mal trivial zu sagen, menasse hat eigentlich garnichts gesagt, lediglich geschwafelt oder eben selbst trivialität produziert.

    6. sie können mich durchaus bullsitter oder pullershitter oder was weiss ich was nennen –
      klaro – caro.
      was ich sagen wollte, wäre wie womögliches französisch verortbares in beziehung
      stehend seien könnendes zu vielleicht eher deutschem auf eher unwirtlichere
      geographische usw. örtlichenkeiten hin beziehbares schon divergieren könn(t)en.
      ich mag doch sensitivität – bin eher ein verschmuster typ.

    7. ist es trivial anzunehmen, dass bei dem einwand eine menasseablehnung mitschwingt, die auch aus nichttextlichen gründen gepflegt wird? solls ja alles geben. könnte ja sein? nebenbei: wie gut, dass man manchen menschen nur als text begegnet. und, einen anh hätte ich nie persönlich treffen dürfen, wenn ich auf all das was geben würde, was man an persönlichen ressentiments pflegt und verbreitet. ist mir aber sowas von schnuppe, es fordert mich ehrlich gesagt noch heraus.
      nun denn, menasse bin ich nie begegnet. ich las ‘schubumkehr’ vor ewig langen zeiten und ‘das land ohne eigenschaften’. ‘sinnliche gewissheit’ erst kürzlich, es ist ein gutes buch, es ist über 20 jahre alt und es ist besser, als vieles, was in den 20 jahren geschrieben wurde, da dieser ‘rückentwicklungsroman’ alles andere als schlecht gedacht ist. im gegenteil, er ist vor allem eins, gedacht, aber nicht fiktionalisiert!!! da liegt, glaube ich, ihr missverständnis mit literatur, wie ich sie schätze.
      es ist der gleiche weg, den musil in den schwärmern nimmt, und, ja, er ist menasse nicht weniger gut gelungen. mag der mensch eitel und unerträglich sein, ist mir egal, das buch ist sehr viel wert. ich bin froh, dass es geschrieben wurde.
      man geht in der ‘sinnlichen gewissheit’ gar nicht davon aus, dass ein gespräch liebe retten oder erhalten könnte. dazu ist es natürlich figurenperspektive, die durch den kommentar des protagonisten, roman, direkt im anschluss gebrochen wird. anyway, liebe verlangt vielleicht keine aufmerksamkeit, aber sie bündelt sie, wodurch sie gegenwart herstellt, sätze der sehnsucht bleiben formelhaft, ‘ich bin traurig’, ‘ich kann nichts mehr essen’, ‘ich kann ohne dich nicht leben’, diesem formelhaften versucht der professor, die sprechende figur hier, zu entkommen, woraufhin judith, die geliebte person, aber das formelhafte dahinter sofort erkennt und entlarvt, denn, da steht menasse in musils tradition, ‘man dürfe nicht meinen, etwas müssen genau gesagt werden, um genau verstanden zu werden’, das blech, was da scheppert, ist das waschmaschinenhafte von gefühl UND ausdruck des gefühls.

      “Wissen Sie noch, frage ich, wie wir einmal zufällig gleichzeitig von der Bar jeder Hoffnung weggegangen sind, Sie und Judith und ich – ich weiß nicht, warum mir das jetzt einfällt -, und es war ein ganz klarer Sternenhimmel, eine Seltenheit in Sao Paulo, und wir sind plötzlich auf der Straße stehengeblieben und haben in den Himmel hinaufgeschaut, wissen Sie noch? Und Judith wollte unbedingt, daß wir die Sternbilder bestimmen, und wir haben hinaufgestarrt und es nicht vermocht, nicht einmal das Kreuz des Südens haben wir mit Gewißheit ausmachen können. – Singer nickte.
      Und da hat Judith gesagt: verdammt noch einmal – Singer lächelte – verdammt noch einmal, ich sehe die Sterne und weiß nur dies: Sterne, aber ich kann keinen benennen, keinen unterscheiden, das armseligste Allgemeine weiß ich: “Sterne!”
      Und da haben sie gesagt: mich interessiert nicht ein Wissen vom All, sondern lediglich die Allwissenheit!
      “Das habe ich gesagt?”
      Ja, sagte ich. Er schmunzelte über diesen Satz, an den er sich sichtlich nicht mehr hatte erinnern können. Etwas, das er ausgesprochen hatte und das damit weg und verloren war, war zurückgekommen. Bedeutungslos und glücklich zurückgeweht.
      War damals nicht auch Schatzmann dabei? fragte ich.
      “Warum?”
      Ich habe sein Ha! Ha! im Ohr!
      “Kann sein, ich weiß nicht, ich habe ihn nie beachtet. Er lebt übrigens jetzt in Paraguay, habe ich gehört.”
      Ach ja? Warum?
      “Irgendeine Betrugsgeschichte. Ist bei Nacht und Nebel verschwunden!”
      Das hätten wir uns auch nicht gedacht, nicht wahr?
      “Ja, aber irgendwie schon. Wir haben uns doch alles gedacht!”
      (…)”

      WIR HABEN UNS DOCH ALLES GEDACHT

      das muster der einübung, ist eine einübung in aufmerksamkeit und der vollzug selbst. es gibt kein signifikat und keinen signifikanten. es ist die trivialität des alleinen, das seine alltägliche aufspaltung praktiziert und darin nicht anders als trivial sein kann, nämlich naheliegend.

      “Dass die Liebe da ist oder weg ist, hat mit ganz und gar nicht trivialen Vorgängen zu tun, denen man wahnsinnig viel Aufmerksamkeit schenken müsste, um rauszukriegen, was daran gerade nicht trivial ist.”

      das halte ich für behauptet und jedes entliebungsprotokoll gäbe mir recht.
      man beugt sich der trivialität im täglichen vollzug des seins.

    8. menasse hätte auch sagen können, im vollzug des fickens bleiben wir ebenso allein, alles andere wäre pures verschmelzungsgeschwafel, und vollzugstrivialität. denn, das werden wir nun mal nicht los, wir sind tiere mit gedächtnis. und somit beinhaltet ein hier und jetzt auch ein gewesenes. (BEIN-haltet kann wirklich nicht stimmen, muss ich helen hunt recht geben.)
      beinhalten, armdrücken. und, ja, natürlich, es gibt ja leute, die sind sehr vergesslich, jaja.

      ich lieh mir das buch von ms chef. ich muss neu über ihn nachdenken.

    9. macht ist information.
      wer nicht informiert ist, hat keine macht.
      wo waffen zum einsatz kommen wird alles zur barbarei.

    10. andererseits diadorim
      halte ich gelegentlich ein allzu ausgeprägtes gefühl an verpflichtetheit für
      irgendwie an ein allzu an dominanz ausgeliefertes wähnen auf unsere tage bezogen.
      die maschine steuert mit – und sie evoziert konsequenzen.
      ( man hört neuerdings patti smith beim sexuell umtriebigen – wie immer das auch in den ohren so mancher endzeitfanatiker klingen mag ))

    11. für mich diadorim
      ist der standpunkt jeweils eines ( fair für alle hoffentlich ausgedrückten ) mitleidens.
      nun ich war halt ein crack, und vielleicht bin ich noch immer einer, aber das tut doch irgendwie nichts zur sache, generell.
      was da bedeutet in letzter – also verallgemeinerter form – insofern – rhetorisch gewiss
      spielt doch irgendwie gar keine rolle, soll ich sagen spieler ist der mensch oder
      aufsammler des spielerischen ist das weib ?
      würde für mich nur so dahingesgt.

    12. meinen sie mich – diadorim ?
      na – sie sprechen doch von dem letzten wort was fehlen muss, um fliessen –
      sprich weiterfliessen – gewährleisten zu können.
      wem oder was ?
      pustekuchen – gibts genug oberschlaue leute ( milliarden )
      wünsche ihenen dass es ihnen gut geht – sowie die sonne auf sie fällt und die sonne aus ihnen quillt.

    13. na weil sie so inkonkequent scheinen – einer allgmeien auffassbaren sorgetragendenden
      auffassbarkeit an zukünftliches.
      ( ohne hintergedanken i love u baby snake to the pigs )

    14. Was wollt Ihr eigentlich Ihr Krautfresser.
      Wollt Ihr Satisfaktion ?
      Oder wollt Ihr leben ?
      Da Ihr etwas eines jüngeren Ursprungsdatums seid als ich empfehle ich Euch
      folxxs es manchesmal dabei zu bewenden zu lassen, dass mit einer Ejakultion
      schon gehörig in einem algemeinen Sinne etwas als abgeleistet als anbetrachtabr
      auffassbar zu sein scheinend könnte.

    15. so viel bullshit am frühen sonntagmorgen1 so viel pseudgebildetes, in Worten sich heillos verhedderndes geschwafel!

      ich geh wieder ins bett. zum erholen.

      schönen sonntag allerseits ! besonders für herbst und sohn.

    16. Guten Morgen, diadorim, ich bin menasse nie begegnet.. wie sollte ich, habe nichts gegen ihn, nur so ein bisschen etwas gegen diesen Auszug, und möchte dann doch nur kurz Robert Musil ein wenig dagegen in Schutz nehmen, ihn auf Erich Fried-Niveau herunterzuinterpretieren, also eine Literaturauffassung, die nun also irgendwie hier das Undeutliche des Deutlichen, die Genauigkeit des Ungenauen oder was auch immer als ein sich ins Sprachlose Einfühlendes Sprachgebaren in irgendeinerweise nun permanent dicht an einem Bastei-Lübbe-Ton schrammenden Missverständnis sich einrichtigt, in dem es also die Trivialität parfümiert reproduziert, also gleichermaßen als Stil und Lebensprinzip nun auch noch als Literaturprinzip einrichtigt, es sich darin regelrecht bequem macht. Also Robert Musil ist nun wirklich nicht Erich Fried:

      Es ist Unsinn
      sagt die Vernunft
      Es ist was es ist
      sagt die Liebe

      Es ist was es ist, sagt Menasse.

      Es ist Unglück
      sagt die Berechnung
      Es ist nichts als Schmerz
      sagt die Angst
      Es ist aussichtslos
      sagt die Einsicht
      Es ist was es ist
      sagt die Liebe

      Es ist was es ist, sagt Menasse.

      Es ist lächerlich
      sagt der Stolz
      Es ist leichtsinnig
      sagt die Vorsicht
      Es ist unmöglich
      sagt die Erfahrung
      Es ist was es ist
      sagt die Liebe

      sagt der Franzose oder der ejakulierende Deutsche oder bullshitter oder wer auch immer..

    17. @diadorim. Pop ist Wunschmaschine. Mag sein. Für Sie und offenbar die meisten Menschen. Ich kann nicht einsehen, weshalb ich mich einem Entertainment aussetzen soll, von dem mir immer nur schlecht wird, und zwar physisch. Es ist, als würde ich permanent mit Buttercreme zwangsgestopft, also gestopft wie eine Mastgans – wann immer ich hinausgehe, wann immer ich auch nur etwas einkaufe, wann immer ich durch einen Bahnhof gehe – es ist in der Tat eine Vergewaltigung mit schlechtem Geschmack, dessen Träger überdies etwas Giftiges hat, weil er das Gehör zerstört. Weil man keine Differenzen mehr hören kann, weil es wie bei verschnittenem Wein ist, wovon der Trinker aber nichts mehr merkt: man bekommt Kopfschmerzen. Der Abhängige aber muß ihn trinken, damit sein Alkoholspiegel auf einer Höhe bleibt. Warhol kann für mich kein Argument sein, sowieso nicht: so viel Schlechtes wie von ihm sah ich selten (allerdings, in seinen Übertreibungen, auch Gutes, weniges, den Dracula-Film etwa, gegen den Tarantinos Schmutzversuche im pubertär Gefälligen steckenbleiben; wenn ich von “Schmutz” rede, ist das ja ganz im Sinn seiner ästhetischen Kategorie: “Trash”). Und Pop und Kapitalismus gehen Hand in Hand, bei Warhol sogar ideologisch extrem deutlich. Wer die Kategorie des Widerstandes in der Kunst nicht aufgeben will, k a n n nicht für Pop sein; es wäre, als versuchte man, den Nationalsozialismus mit Nationalismus auszutreiben.

    18. Herbst, Was ihnen am Pop missfällt, ist nicht die Musik, sondern dass sie sich nicht immer aussuchen können, wann sie ihn hören. Einverstanden.
      Das Prinzip funktioniert aber auch umgekehrt. Eine zeitlang, in Hamburg, ich weiß nicht, ob sie es immer noch machen, wurden manche “problematisch” U-Bahnstationen mit “E-Musik” beschallt. Der Grund: Man wollte die Penner und Fixer da vertreiben, mit E-Musik also Macht ausüben. Also Herbst, ihr Widerstandskonzept ist irgendwie undicht.
      Im übrigen ist jede Musik ganz ursprünglich eigentlich Marschmusik, Begleitmusik zur Arbeit, in den Krieg, oder als Gesang eben religiös grundiert. Musik kann überhaupt keine Widerstand wollen oder darstellen. Musik will die Formation, die Arbeit, die Masse, die Technik, die Heilsgemeinschaft, die Unheilsgemeinschaft.

    19. noch unten ran, diadorim Sie schreiben: menasse hätte auch sagen können, im vollzug des fickens bleiben wir ebenso allein, alles andere wäre pures verschmelzungsgeschwafel, und vollzugstrivialität. denn, das werden wir nun mal nicht los, wir sind tiere mit gedächtnis.

      Das halte ich für eine zu starke Verallgemeinerung, die zum Chic eines künstlich behaupteten Literaturzynismus gehört, der sich irgendwie cool und unberührbar geben möchte. Solche Sätze sind Garderobe, ausgeliehen aus dem Existenzialismus der 60iger. Nabokow hat sowas auch gesagt:
      Das Dasein ist ein Raumanzug. Bleib drinnen oder du gehst zu Grunde…
      All diese Sätze hören sich immer irgendwie cool an. Sie stimmen aber nicht oder nur manchmal.
      Im Vollzug des Fickens bleiben wir manchmal allein, manchmal aber nicht. Manchmal erleben wir Verschmelzung, manchmal nicht, manchmal gibt es einen Moment von gemeinsamkeit oder Emphase, manchmal nicht…der sex ist manchmal besser, manchmal schlechter,,,..aber das hört sich halt nicht so cool an. Macht prosarhetorisch garderobentechnisch nicht so viel her….also streift man sich dann lieber mal den Existenzialismuspullover aus den 60igern über und raucht Filterlose

    20. aber man sieht darin einfach viel besser aus, hölderline.

      und sie, herr herbst, stopfen sich regelmäßig mit buttercreme voll, schauen heroes und was weiss ich noch. ich les goetzens klage und, nein, das ist keine buttercreme, das ist aber auch kein anabolikum für hochkulturjunkies, da hat jemand schlicht gut gesehen und fand da worte und bilder für, wie ‘Eindrückewegschaffaufgabe’. auch, was er zu christian klar schreibt, sehr richtig:
      “Ja, stimmt, so hat man damals gedacht und geredet, das ist ja komplett verrückt. So holt der Diskurs im aktuellen Abstoßungsakt des Vergangenen einen Zweifel an sich selbst und der Totalität seiner Verständnisgrundlagen in seine aktuellen eigenen Prozesse herein, macht dabei die Grenzen der eigenen Gegenwartshysterie noch selbst sichtbar. Vom angeblich so wahnhaft Unverständlichen fällt dadurch ein guter Schatten auf das angeblich so Hochvernünftige des gegenwärtigen Geredes. Wetter in Aufruhr, Rauchen so böse, Kinder so toll, Zukunft im Dunkel. Übermorgen werden wir planungsmäßig nach Brasilien und Kolumbien weiterreisen.”

      guten morgen, ich muss an conrad felixmüller:

      Zeichnen, Schreiben, Sammeln. Erzeugen und Bewahren. Strategien des Selbst.

      ich hätte lieber giacomettis rimbaud zur aufgabe und hörte dazu watermelon in easter hay. und wenn ich mir das publikum in der philharmonie besehe, halte ich die eher für buttercremejunkies, man kann sich auch durchaus aus den völlig falschen gründen für die oper begeistern, und das kommt für mein empfinden sehr viel häufiger vor, als dass man sich aus den falschen gründen für pop begeistert. aber, niemand zwingt sie, die subventionskultur und die bamberger symphoniker haben eine starke lobby im kapitalismus, der pop muss dagegen alles selbst einspielen. ich käme nicht auf die idee, das eine gegen das andere ausspielen zu wollen, denn alles BEIDE verhält sich zum kapitalismus, und kapitalismus verhält sich zu ihm. punkt. 120 symphoniker setzt man gern mal in einen flieger nach sp, und daneben diskutiert man dann gleich mit, ob die literatur nicht an zu vielen stipendien leidet, weil, wissen wir ja alle, so ein konzertpianist, der wird eigentlich nur gut, wenn er sich sein instrument selbst schnitzt, besser man subventioniert ihn nicht noch. reden wir doch mal über hofkünstler, gut, dass es sie gab, aber reden wir dann auch über die, die wussten, man kann auch jenseits von subvention ein publikum erreichen, courbet umging die auswahl des jährlichen salons, indem er sich selbst eine hütte hinsetzte und eintritt nahm. anyway. reizreaktionsmuster hier. schrieschrieschrie. meinsmeinsmeins. wie die müllmöwen wir.

    21. Stimmt. ich mag die Klamotten ja auch, aber ich guck halt auch auf die Marke, der Verarbeitung wegen.

    22. der verabeitung wegen gucken sie besser auf die verarbeitung. marken kennzeichnen nur die community. kaprizieren sie sich auf marken, die keiner kennt, oder kleben sie selbst welche rein, that s where cool begins, oder, when alditüts become form.

    23. yes… alditüts becoms form – das hat was von freitag-Taschen, passt gut in die Zeit. Be kreativ, just do it…etc..aber Marken, die keiner kennt, gibt’s nicht. Aber son bissel fummeln hat immer was.

    24. @diadorim. Vieles in der sogenannten Klassik ist a u c h Pop, das ist gar keine Frage. Ich denke, daß ich das auch nie in Abrede gestellt habe. Und das meiste Publikum in Oper und Konzert besteht aus, sagen wir, sich-selbst-für-Höhere-Gesellschaft- haltende-Alters-groupies. Was meinen Sie, was die verstehen? Das Kapitalargument aber ist keines: denn es besagte, daß die Rundfunkanstalten recht hätten, wenn sie, was sie tun, keine Beiträge über drei Minuten Sprechdauer zur Normalzeit mehr zulassen und Pop v e r l a n g e n, um Quote zu halten.
      Was heroes und dergleichen Serien anbelangt, so ist es sinnvoll, sie zu schauen, weil dieser ganze Bereich Ä n g s t e formuliert, das heißt, die Ängste zeigt, auf die Menschen reagieren. Und die Sehnsüchte, etwa nach “Führern”. Ich würde dabei nie sagen, daß es sich um gute Filme handelt; es sind verräterische Filme, unbewußt verräterisch, wenn man eine bestimmte Perspektive einnimmt. Da mir Filme nicht so nah sind wie Musik (auch Literatur ist mir nicht so nah), stören mich Geschmacklosigkeiten nicht oder nur wenig, etwa bei Tarantino: dort aber auch “nur”, weil das für Kunst ausgegeben wird.

    25. nein, es ist gut, dass nicht alles quote machen muss, aber es besteht ein konsens darin, dass man selbstverständlich musiker verbeamtet, sich staatsorchester hält, jeden opernsitz subventioniert etc pp, darf ja alles sein, aber es gibt neben pop- und klassikkultur noch jede menge anderes. ich hab jahrelang im radio mit klasssik, pop, et cetera den sonntag begonnen, aber nur wegen des musikrätsels, für pop hielt man heinz rudolf kunze et al, ich hab mich jahrelang gefragt, wo da der pop bleibt.
      ich mag mich auch nicht immer nur mit hustensaft betrinken müssen, und alles fein aushorchen, wie hier neulich mal jemand sehr richtig bemerkte, denn musik ist ja eben noch für so viel mehr da. ich hab zwei freunde, beide begeisterte jazzhörer, der eine auch bassspieler, aber während g, der spieler das ähnlich genau nimmt mit dem aushorchen wie sie, hält l es ganz anders. insgeheim ist g auf l etwas neidisch, weil l sich viel besser auskennt, beide wiederum teilen mein interesse für indiepop nicht, aber seit neumeisters ‘gut laut’ weiss man ja nun, was wirklich aus lee hazlewood geworden ist, these songs are made for playing. sprach neumeister eigentlich von rega, wenn er von schleiflack sprach? seinen ersten freund liebt man allein für seinen plattenspieler, manchmal auch noch den zweiten und den dritten.

    26. Herbst, das hört sich aber beinahe so an, als würden sie sich ne Ausrede zusammenstricken dafür, dass sie einfach auch mal gerne tolle Aktion gucken. Also es hört sich so an, wie ein Parteifunktionär früher, der Westfernsehen geguckt hat und Westzeitschriften mit verschwitzten fingern durchblättert, und das damit begründet, man müsse schließlich über den Klassenfeind Bescheid wissen. Also nee, Herbst, echt..

    27. @HölderLine. Vielleicht lesen Sie einmal meine Bücher, etwa THETIS, dann wissen Sie, wie dumm einmal wieder Ihr Einwand ist. Aber ich wollte mit Ihnen ja eh nicht mehr reden. Bleiben Sie bei Ihrem kapitalistischen Pop-Scheiß, ich bei meiner E-Musik, dann berühren wir uns nicht und stehn einander auch nicht in der Sonne. Ich frag mich einfach nur, was Sie hier in Der Dschungel wollen. So rein um rumzuspucken? Na gut, spucken Sie.

    28. @diadorim. Ich habe Pop erlebt als diejenige Musik, deren Anhänger auf Schwächere einprügeln, wenn die sich nicht einreihen in den Corpsgeist; ich habe es körperlich erlebt und immer wieder erlebt. Es ist Massenmusik, und auch meine familiäre Geschichte sagt mir, was von Massen zu halten ist: immer, ohne jede Ausnahme. Jazz ist, jedenfalls in seinen elaborierten Formen, k e i n e Massenmusik, weshalb ich ihn in den Pop nicht hineinzähle – von Dixie und ähnlichem mal abgesehen. Ich gehe in einen Club (früher: in eine Disco) und habe sofort das Gefühl: hier passiert gleich ein Mord. Der an den Ohren geschieht in jedem Fall. Allein die Lautstärke führt genau die Vereinzelung vor, in der die Produktion den sog. Arbeitnehmer sehen will (es ist völlig unmöglich, bei dem Krawall zu sprechen) – dem entspricht auf der anderen Seite das Zermatschen zur Masse, Verreiben von Widerstand, Auflösung des kritischen Individuums.

    29. man kann aber doch persönliche erlebnisse nicht verallgemeinern: ich erlebte das gegenteil, und für mich war es ein vereinzeltes ohne massen. hörte dann aber auch bald auf, den hitparaden zu folgen, als ich merkte, alle anderen seien auf der gleichen wellenlänge. jedenfalls kann ich diesen unterscheidungen nicht folgen. Ligeti oder Beatles, da ist für mich kein unterschied. in der haltung des hörens. wichtig sind: die jeweiligen privatmythologien. also nicht die kohärenz mit definitionen, sondern die kohärenz mit dem, was einer für sich zu erleben vermag. [auf die gefahr hin, mal wieder alle sonstigen kommentare abzuwürgen, wie’s mir sonst mit den kommentaren hier geschieht : würg!]

    30. hey hallööchen mensch ist das hier toll – dufte leute – dufte party – fehlt doch nur noch ne eisgekühlte coca cola – was leute ?
      werd gleich mal zum kühlschrank gehen und mir eine holen …
      bekommt man an sonn- und feiertagen übrigens auch locker an jeder tankstelle !!!

      beey !

    31. @parallalie. “man kann aber doch persönliche erlebnisse nicht verallgemeinern” – ja, welche denn sonst? Unpersönliche Erlebnisse s i n d bereits verallgmeinerte=abstrahierte; und man hört von denen nur aus dem Hörensagen. Erlebnisse sind E r f a h r u n g e n. Daß wir verschiedene haben, mag sein. Unterm Strich bleibt: Mir wird von Pop physisch schlecht. Und ich erlebe die M a c h t , mit der er – wie die Konzentration des Kapitals, dessen klingende Ideologie er ist – alles andere verdrängt. Ich erlebe diese Macht seit Jahrzehnten, es ist kein Ankommen dagegen, außer vielleicht dem, sich ihr affirmativ zu ergeben. Was ja offenbar bei sehr vielen und mir nahen und wichtigen Intellektuellen geschehen ist. Sie s i n d vereinnahmt worden, längst; es ist, ich weiß das, eine Art Don-Quixotterie, dagegen anzulaufen, es hat überhaupt keinen Sinn – außer vielleicht noch dem, S t o l z zu haben. (Abgesehen davon ist Don Quixotte mit Abstand mein Lieblingsheld aus der gesamten Literatur.)

    32. ja die beschwichtigungs und besäuselungsindustrie des kapitalismus ist fast so etwas
      ähnliches wie die langen schlangen vor den lebensmittelgeschäften des kommunismus.
      es sind sogesehen instrumente der entschleunigung heutzutage und der sensorischen dämpfung.
      die konzerthäuser sind die oasen des klangs, die kathetralen der ohren, die
      observatorien des subtilen, der sensibilität.
      trotzdem bin ich der persönlichen meinung, dass auch pop subtil sein kann –
      vielleicht gerade auch warhol oder liechtenstein.
      naja – will eigentlich gar nicht stören.

    33. @alban die anfangsfrage lasse ich dir. weil ich sie auch mir zugute hielt. unterm strich bleibt ein persönliches erleben. ansonstens wüßte ich nicht, wo da ein unterscheidendes ist. vielleicht habe ich ja das glück, aus dem heraus zu sein. seit jahrzehnten. ich weiß es nicht. den don quixote in sich zu tragen: eine mindestvoraussetzung. – worauf ich hinauswollte: das hohelied. und alles hohe. aber umgesetzt wie im sonett CXXX von Shakespeare. alles ist ernst, wenn es wirklich wird. und dort wohnen. – die feststellung dessen, daß das kapital an allen ecken den tag einläutet, verlangte vielleicht eine : was? stolz? mehr bleibt nicht. vielleicht? ist aber doch.

    34. hölderline ist mir klar dass das hart polemisch und womöglich zynisch klingt.
      aber ein teil der populären kultur ist meiner meinung nach schon manipulativ
      vorgedacht und bewusst regulierend eingesetzt.
      sicherlich können sie dem entgegenhalten, dass man ja immer frei wählen kann,
      mit welchen versatzstücken der kultur man sich umgibt, aber dazu muss man erst
      einmal befähigt sein, das zu erkennen was einem wirklich gut tut.
      fängt ja schon beim essen an – was vielleicht gut schmeckt, geht womöglich auf kosten der gesundheit ( heutzutage eher innerhalb von masslosigkeit – so als sucht halt )
      ich steh hier ja ganz entschieden auf diadorims seite sprich der seite von akzeptanz und interesse in eher allgemeinerer form und so ich das sehe, sie ja
      auch.
      herbst sieht sich als jemand, der entschlossen ganz explizit für die opernhäuser
      und konzertsäle kämpft.
      also ich lese da noch keine verachtung einer masse gegenüber raus, eher eine
      befürchtung um die masse, abgeschwächter eine besorgnis.
      kann man ebenfalls teilen.
      nö ich war mal in einem proberaum zu einer session und der gitarrist spielte über
      einen gibson ga 30 so aus den 50er/60ern.
      dazu noch ne nette tüte geraucht und aus dem teil kamen regelrecht choräle.
      soll mir mal jemand sagen, man könne mit ampsimulationsprogrammen sound machen, echt.
      das ist dwer andere teil der story der aber halt auch völlig exklusiv ist, weil
      so ein museales stück echt patte kostet.
      usw.

    35. @ppa ja es ginge irgendwie um Vermittlung…da stimme ich hinein. Ich glaube, es ist unnötig Abgrenzung vorzunehmen. Manipulativ ist im Grunde auch jede Musik irgendwo, im guten wie im schlechten, man hört immer musik, um sich manipulieren zu lassen, putschen, entspannen, inspirirern, etc….

    36. Ich hatte das Glück früher, eine Musiklehrerin gehabt zu haben, die ganz sebstverständlich uns in der Schule dazu anhielt, unsern pop, den wir so gerne hörten, mal abzutasten nach Ahnlichkeiten oder Unterschieden, dann hat sie das dann auch besprechen lassen zum Beispiel im vergleich zu Peter und der Wolf und gesagt, wo die Unterschiede sind und die Gemeinsamkeiten…also die Bildung…so ganz unvoreingenommen, in musikalischer Hinsicht, das man im Sinne von Ernährungsberatung lernt, damit umzugehen, das ist jetzt wirklich keine Zauberei eigentlich.

    37. yoe in der regel kommt doch ein teil zu anderen, wäre zumindest wünschenswert.
      damit so etwas aber stattfinden kann, sollte man möglichst entspannt aber gleichermassen mit dem mitunter maximalen interesse an was rangehen.
      so seh ich das halt – allerdings hab ich kein blog und kann es folglich nicht beurteilen in was für einen hohen emotionalen zustand einer erregtheit es führen kann, bietet man dort spannungsgeladene themen an.
      ansonsten hab ich nichts gegen psychologie und auch nichts gegen eine psyhologisierte kunst oder kultur – insofern sie allerdings alle teile der bevölkerung
      anbetrifft, korrekter ausgedrückt wohl beträfe.
      ich reibe mich ständig an kulturprodukten, welche einseitig für ganz bestimmte
      gesellschaftliche milieus gemacht sind.
      zappa war einer, auf dessen konzerten wirklich alle waren, von prolls über prostis
      zu akademikern und handwerkern.
      nun er hat stilistisch aber auch alles gemacht – die ernste seite der musik vielleicht nicht so gut wie die spezialisten, aber seine rhythmik war teilsweise
      echt vom feinsten.
      naja – so eine technik der collagierung greift letztlich halt auch wieder auf eher
      originale zurück – egal ob pop oder e – und ist dann halt auch nur als exklusiver
      sonderfall zu betrachten.

    38. hölderline das ist doch echt schwierig wenn man wie ich eher bildverliebt oder musikverliebt
      ist und nicht unbedingt sprachverliebt.
      also was sich richtung u-tube verlinken lässt ist meistens soundmässig dermassen
      übel ( also schon die bootlegs aber auch die anderen sachen, die man so gerne hört insofern sie überhaupt drinnen wären )
      und bilder – ?
      hätte ich keine privatsammlung … und ein gefühl für optik zieh aich auch eher aus filmen –

      las grad nochmal die wahrheit über sancho pansa bei kafka.
      hm – merkwürdig.

    39. also hölderline “imgrunde ist jede musik marschmusik”

      sone aussage ist komplett falsch ich hoffe sie wissen das und wurden da bewusst
      polemisch.
      der mensch – als auch musikalisches wesen – fing erst recht spät an zu marschieren.
      und hierzulande begann eine militarisierung der musik vielleicht im mittelalter.
      neben dem religiös-rituellen der musik – sicher dazu stets gleichberechtigt – wäre
      als drittes noch das was den tanz anbetreffende aufzuzählen – egal wie religiös
      verbrämbar – also da würde es für meine begriffe ziemlich differenzierbar – was
      z.b. fruchtbarkeitsfeste * musik + tanz mit religiösität zu tun hatten oder haben könnten …

    40. in reih und glied, jo vi al, ne.
      man muss davon ausgehen, dass ihn beinahe niemand mehr hat, da er so viel strunzpotenzial bietet. dafür kann ich auf händen laufen.
      erst neulich habe ich noch gedacht, ich muss tatsächlich nicht immer dran denken. was sagte der therapeut wohl dazu. sind das frühformen der vergreisung. wenn jetzt noch senile bettflucht hinzukommt, könnte ich vielleicht noch einen orden gründen. nee, och, wahrscheinlich doch nicht, etwas bootgelegter strunz muss sein. glaubt mir ja sonst keiner, bei dem zahnstand.

    41. huuuh also sex ohne ventilator neben dran – also nöö nich …
      naja im winter kann man sich den strom sparen – einfach s fensterle uff und ne rapunzel autorisiert.
      diadorim ! ich mag ja nun echt ihre posts.

    42. an unsere nichtpraktizierenden mitleser sorgen sie sich nicht, kein sex haben erhöht allenfalls ihre heizkosten, und auch das nur im winter, es macht weder dümmer noch unattraktiver, sie gewinnen zeit, und alles sublimierte wird nie alt und weich, wie drei jahre alte hustenboms mit 5 vitaminen und wildkirschgeschmack.
      sie müssen auch nie denken, oha, da war ja mal was, woran sie lieber nicht mehr denken wollen, wenn sie mal mit wem sind, wo mal was war, wo aber nu nix mehr ist, was sich aber immerzu wieder aufdrängt, wenn sie mal wo sind, mit wem, wo mal was war. dann ist nämlich der inputverräumungsdienst nicht immer zur stelle. darum, schlafen sie nie mit freunden, nein, tun sie das nicht, mit denen wollen sie nochmal wo sein, ganz im sublimen, ohne dass da was war und sich als gewesenes aufdrängt, mit freunden haben sie eine zukunft und freunde machen schön, das kostet kraft, ja, ich weiss, aber bald ist kirschblüte, das hilft, mir zumindest.

    43. 25 prozent flasche leer?

      ich weiss was denken uber diese spieler. diese spieler mussen zeigen mich. mussen allein die spiel gewinnen. ich habe immer die schulde, uber diese spieler.

      ich kann worte wiederholen.

      italo-top-hits…

    44. ocean blues vielleicht seid ihr aus dem gral geflogen
      die pforten nun auf immer verschlossen
      vielleicht ist da ein sommerlachen
      und eine rose aus den händen
      vielleicht ist da was sich versteht
      und anders es sich gar noch besser
      vielleicht ist gar noch anderswo
      was bessres an manch stränden

      rudert los – paddelt hinaus
      aber lasst mich nicht alleine
      nehmt mich mit zu bunten bänken

      und leise flüstern muntre wellen
      wir wollen nicht versiegen

  2. hier hinterfragt jemand den pop. wie eklig! wir waren doch alle einverstanden, hip und harmonie, lass playen, quote, watn jesundes volksempfinden is von was so eschte kunscht ist. wat soll da dieser Nestverschweiner? wir sind das volk, nicht der!

    1. @trüffel. S o nun auch nicht. Eher >>>> so. Es ist allerdings lange her, daß ich bei jemandem das einstige Modewort “hinterfragen” las. Als ich studierte, war es ein selbstverständlicher Begriff für Intellektuelle. Aber das ist, scheint’s mir, vorbei.

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