17 thoughts on “WDR 3, open WortLaut. 23.05 Uhr. (Filips 10).

  1. retrogarde ist avantgarde und wenn es ein/
    fach nicht mehr vor/
    wärts geht im zweifel/
    drei schritte zurück/
    treten dann geht/
    es wieder/
    voran

  2. da müssen spatzen aus mehreren nacheinander zeitlich angeordneten dimensionen die seele gebracht haben, eine andere erklärung gibt es dafür nicht, daß ein so junger mensch solches gedankengut in sich trägt. unglaublich… d a s. ich weiß nicht, wie Sie das machen ANH…. das, was heraushörend hineingeschnitten ist…. gedanken schleifen das fenster angelehnt, schnelle schritte auf dem kies, auflösend wortatmen. d a s ist wirklich sehr schön geworden, kann man nur hoffen, daß aus dieser zusammenarbeit “mehr” entsteht.

  3. (…) Zitat: “retrogarde ist avantgarde“ ist natürlich völlig aus dem Zusammenhang gerissen, doch wer solche Sprüche produziert hat in 90 Prozent aller Fälle meistens überhaupt keine Ahnung, wovon er eigentlich spricht!
    … und das mit der sogenannten “WDR -Software” scheint mir eher sollalla; hab` diese schon früher öfters ausprobiert, blieb jedoch ständig im “Probier-Stadium” hängen – Technik im “Versuv”, sozusagen! (Danach habe ich einfach das Interesse verloren!)
    (…)
    Übrigens, das Zitat: “Avantgarde ist Retrogarde”
    Absatz
    ist ebenso falsch. – Denn Geschichte wiederholt sich nicht, sie reproduziert sich allenfalls in den Köpfen fantasieloser Geschichtsschreiber. – Historiker neigen offensichtlich an einem akuten Frauenmangel, weshalb sie wohl leichtfüssig ein einmal erlebtes Sexerlebnis gleich auf die gesamte Menschheit übertragen!
    ——————————————————————————————————
    ANMERKUNG VON ANH:
    Diese Kommentare stalkten >>>> Cellini. Ich habe sie deshalb erst kopiert, dann gelöscht und die Kopie um alles vermindert, was sich auf Cellini bezieht. S o seien sie wieder, aber als e i n e r, eingestellt: jetzt steht nur noch drin, was sich auf die Sendung bezieht. G a n z löschen wollte ich die Kommentare aus mehreren Gründen nicht: zum einen, weil ich sowieso ungern lösche, zum anderen, weil er die Dümmlichkeit seiner Argumentation so hübsch decouvriert. Sowas sollte man den Leuten schon erlauben.

  4. Abiturientenlyrik Ein junger Autor hat sein erstes (oder zweites?) Buch veröffentlicht, Gratulation. Alles noch sehr epigonenhaft, aber er wird seinen Sound schon noch finden. Inhaltlich geht es um Tagesaktuelles: EU-Flüchtlingspolitik, Konzernhandeln, Medienkritik. Auch das löblich, aber wenig originell. Und einige Tonaufnahmen sind wohl mit lässig auf dem Tisch liegenden Diktiergerät im Biergarten entstanden?

    1. @Arno K. “Und einige Tonaufnahmen sind wohl mit lässig auf dem Tisch liegenden Diktiergerät im Biergarten entstanden?” Nein, im Tiergarten während eines langen Spazierganges. Und in einem Café. War ja zu hören. Bei O-Ton-Montagen geht es nämlich genau darum. Die Frage ist dann, w i e montiert man, w i e begreift man Geräusche.
      Als John Cage nach seiner Musik gefragt wurde, öffnete er ein Fenster, der ganze New Yorker Lärm kam herein, und er rief: “D a h e r habe ich’s!”
      (Es gibt ein wunderbares Musikstück von Glenn Gould, in dem er pure Außengeräusche zu einer Fuge komponiert.)

  5. wie geht das zusammen? auf der einen seite Ihre abwehr gegen popmusik – und auf der anderen seite eine häppchenweise, popkulturelle, musikalische unterfütterung, die alles herunterkontextualisierte zu – böse gesprochen – wehrloser pathosmuzack?

    1. @zu bedenken. “auf der anderen seite eine häppchenweise, popkulturelle, musikalische unterfütterung, die alles herunterkontextualisierte (…)” – Sie haben offenbar nicht zugehört. Was Sie “Unterfütterung” nennen, ist leitmotivisch einkomponiert. Die Vorgabe w a r: es müsse Pop in der Sendung vorkommen, so ist die Sendemaske definiert; ich habe sie erfüllt und zugleich unterlaufen. Im übrigen verschränkt sich die verwendete Musik mit den Geräuschen, die ihrerseits Musikbestandteil werden. Geräusche und O-Töne sind als Musiken verwendet. Daß so etwas Menschen, die mit Neuer Musik nicht vertraut sind, ungewohnt ist, so daß sie es erst einmal nicht verstehen, kann ich freilich nachvollziehen. Wiederum das Pathos ist gewollt und entspricht nicht nur mir, der ich das Pathos liebe (wofern es einen angemessenen Grund hat, zum Beispiel die Liebe), sondern hier auch sowohl den Gedichten Pasolinis wie Christian Filips’ Einlassungen selbst und einigen seiner Gedichte. Daß es sich dabei um eine (m e i n e) Interpretation handelt, ist selbstverständlich.
      Wie Sie >>>> lesen können, wurde die Sendung auch anders wahrgenommen als von Ihnen. Es gefällt mir aber, daß Sie sich kritisch äußern und damit die Diskussion eröffnen.

  6. Mein Eindruck Ihrer Sendung war insgesamt positiv. “Im übrigen verschränkt sich die verwendete Musik mit den Geräuschen, die ihrerseits Musikbestandteil werden. Geräusche und O-Töne sind als Musiken verwendet. ” – diese Absicht haben Sie für mein Ohr sehr korrekt und konsequent umgesetzt. Zumindest bei meiner Geräteausstattung war deutlich etwas pathetisch Wellendes/Schwellendes heraus zu hören, von dem ich annehme, daß es Ihre Absicht war.Die ganze Sendung wirkte angenehm geschlossen und ging meinem Ohr sehr harmonisch (vielleicht sogar etwas zu harmonisch?) ein.

    Mir fiel auf, daß Ihre Sendung mich formal (Wiederholungen prägnanter Parolen und ähnlicher Textpassagen) und auch musikalisch (die Art der Einblendungen und das Schwebend-Wiegende des Tons) äußerst stark an das Musikstück ‘Revolution #9’ auf dem ‘white album’ der Beatles erinnerte (etwa Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts entstanden). Was dem tapferen Motto ‘Avantgarde ist Retrogarde’ ja durchaus entspräche, wäre es gewolltes Wiederholen (auch wenn es leicht nach Stillstand klänge).

    Inwiefern die technischen Mängel der Sendung (oder der Aufnahme der Interviewpassagen) gewollt oder erzwungen sind (der WDR ist ja nicht gerade großzügig, wenn es um nicht in-house Produktionen geht), vermag ich nicht zu beurteilen. Manches war mir akustisch etwas zu verschwommen geraten, was aber die stimmige Atmosphäre (ich hatte tatsächlich den Eindruck, jemanden auf einem Spaziergang durch [s]eine Landschaft zu begleiten) locker wieder wett machen konnte.

    Neugierig auf die Texte des Herrn Filips hat Ihre Sendung mich allemal gemacht, und das Zuhören war keineswegs langweilig, wenn vom Text her auch eher etwas kursorisch oder plakativ. Aber ich sehe nicht, wie das im Rahmen einer solchen Sendung anders zu bewerkstelligen wäre, wollte man nicht auf einen klassischen Vortrag zurückfallen (was vielleicht doch etwas zu ‘retrogard’ wäre für das heutige 180-Zeichen-Ohr. Im WDR sind, so weit ich weiß, Textpassagen ohne Unterbrechung durch Musik oder O-Ton, die länger als 2-3 Minuten andauern, absolutes No-Go. Vielleicht hat man Angst, die Hörer zappten dann weiter?)

    Für Ihre Sendung nochmals meinen herzlichen Dank, es war durchaus ein Vergnügen, sie zu hören!

  7. Der Kommentar weiter oben ist von mir, ich hatte nur vergessen, mich bei twoday.net einzuloggen. Ich weiß nicht, ob Sie das für mich nachträglich zuordnen können, ansonsten betrachten Sie das hier bitte als nachträgliche Unterschrift.

    1. ‘Revolution #9’ @sumuze. Ich kenne das Stück nicht, werde das aber nachholen. Danke für den Hinweis.
      Zu der Qualität: Ich arbeite in O-Ton-Stücken ganz bewußt “schmutzig”, das erhält auch bei ausgefeilter Konstruktion den Realismus. Nicht, weil ich – das ist ja bekannt – sonderlich realistisch gesonnen wäre, sondern weil mir das erlaubt, ihn als ein Motiv zu verwenden und in die Künstlichkeit zu überführen, die mir vorschwebt. Dabei – das k a n n der WDR in seiner Übertragung nicht leisten – ist es sinnvoll, mit Kopfhörern zu hören, weil die O-Töne so gut wie alle mit Kunstkopfmikros aufgenommen sind, die man bei der Aufnahme selber in den Ohren trägt: so fahren dann die Mopeds durch die Hörer hindurch. (Die Mikros, übrigens, waren ursprünglich eine Abhör-Entwicklung von Mossad, wurden von der High-End-Gemeinde in den Endsiebzigern entdeckt und auf musikalische Interessen weiterentwicklet; es gibt meines Wissens nur einen Hersteller.)
      Ein nächstes Problem ist der Stream selber; ich habe ihn nicht gehört, aber in aller Regel wird er dynamisch auf mp3-Vergleichbarkeit hinuntergerechnet, dabei gehen besonders Ober- und Untertöne flöten. Das wiederum verändert den Character einer Ausstrahlung. Man bekommt einen Eindruck, und ganz sicher wird die Botschaft, soweit sie funktional ist, deutlich, nicht aber der gesamte H o f einer Klangproduktion. Es ist deshalb sinnvoll, entweder über eine High-End-Anlage mitzukopieren oder aber auf CD-Kopien zurückzugreifen. Urheberrechtlich ist das ein bißchen heikel, aber ehe die Stücke in den Archiven versinken, läßt sich da schon was machen.

    2. Ich hörte direkt im Radio WDR3, nicht per Laptop. Allerdings mit so einem Bonsairadio, was meinen Höreindruck vielleicht erklärt.

    3. “Bonsairadio”. Was ein wundervoller Ausdruck!

      Ja, das erklärt ihn. Wahrscheinlich sogar mono (bei einem kleinen Radioempfänger). Ich habe >>>> hier von der grundsätzlichen Problematik schon mal geschrieben, auch früher schon des öfteren.

  8. Heiße Fusionen von Filips Ich erlaube mir, Sie auf die von Herbst in seinem Feature verwendeten Gedichte aus “Heiße Fusionen” zu verweisen, die soeben bei uns im Kontrollverlag erschienen sind.

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