6.21 Uhr:
[Arbeitsjournal.]
Für die Beantwortung >>>> dieser Frage möchte ich mir etwas Zeit lassen, weil sie mir nahgeht; nicht wegen der „Frage an sich“, sondern weil sie von Libuše Moníková spricht, die ich kannte und die mir eines Tages, es war nach meinem zweiten Klagenfurt-Auftritt (1997) einen Brief schrieb: ich möge mich nicht beirren lassen, ich möge mich nicht verletzen lassen; der Text sei ausgezeichnet (ich hatte eine gekürzte Fassung des „Nach Centaurus A“ aus >>>> THETIS vorgelesen). Ein Jahr später verstarb sie. Kennengelernt hatte ich sie ebenfalls zum Klagenfurt-Wettbewerb, wir waren beide Kandidaten; ich bekam Schelte, sie wurde auf eine ziemlich widerliche Weise vom Podium herunterkomplimentiert. Das war 1983; es war das Jahr, in dem sich Rainald Goetz die Stirn aufschnitt, ich las direkt nach ihm, sozusagen in seinem Blut. Ich weiß nicht, wer Frau Moníková heute noch kennt, ihr Werk kennt. Meist „geht“ es, wenn w i r gehn.
Nichts mehr getan gestern nachmittag, nichts Konkretes, sondern erst mit meinem Buben auf den Abenteuerspielplatz geradelt und ihm beim Bau seiner doppelstöckigen Hütte geholfen, bis man mich des Platzes verwies: Eltern dürften ihn während der Woche nicht betreten, ließ mich der Aufsicht führende Erzieher wissen; die Kinder sollten allein bauen. Man hält es mit dem Baumaterial so: Abgesehen von anfangs zu zahlenden 5 Euro, einem Startgeld, für das Bauholz besorgt wird, bekommt man alles andere, was gebraucht wird, Nägel zum Beispiel, im Austausch gegen Hilfeleistungen am Platz. Gefällt mir gut: es schafft ein Bewußtsein für das, was ein Tausch ist, Hand gegen Hand, Fähigkeit, dieses zu tun, gegen Fähigkeit, jenes zu tun; es ist ein Bewußtsein für das, was Arbeit ist, und zwar gänzlich nicht-entfremdet.
Also ich zog wieder ab. Eine längere Fußpflegeeinheit, den Fünftagebart auf Dreitagebart stutzen, ein wenig ans Cello. Die heutige Marge >>>> New York vorbereiten, dann umziehen und mich aufmachen, um پری, eine blonde >>>> Pairika zu treffen, Pari, Peri; wenn mir eine Frau gut gefällt, brauche ich lange, ihr einen Dschungelnamen zu finden wie das Kleid einer Sylphe. Es ist i m m e r so, man sieht sich an und weiß, sofort, da gibt es kein Schwanken. Ein großer Drache liegt ihr hautlinks über Schulter und Blatt. „Peri“ bedeutet (auch) „umgeben“, deshalb die Assoziation mit der Sylphe. Dann hielt ich ihre Brust in der Hand. Ich kam erst um nach eins ins Bett, besorgte mir auf dem Rückweg, sie stand dabei und wartete, Hummus und Brot, sie probierte von meinem Finger. Aber ich hatte sagen müssen, ich könne jetzt nicht mit ihr schlafen, ich hätte mir etwas geholt, „das muß erst weg“; wir verbissen uns ineinander, aber schließlich siegte die Vernunft. Ihre Hand hielt meine Hoden, das Gefühl blieb bis heute früh; da erst ließ es sich frei. Hinterher dann bleibt immer, was ist, manchmal ist nichts mehr, jetzt ist پری.
Gut, ich geh mal an New York. Danach antworte ich Timo, bevor ich mich ans Cello setze.
Musik? Es war solch ein Vogelkonzert draußen. Da mocht ich noch nicht. Bis eben. Jetzt ist es still.
11.13 Uhr:
>>>> Das war jetzt v i e l Arbeit.Seit knapp sieben Uhr saß ich dran. Ewigkeiten herumgeblättert, bis ich >>>> den Artikel zu Nygaard fand. Leider kann man ihn bei twoday nicht so formatieren, daß er sich auch lesen läßt. Ich überleg aber gerade, ob ich das Ding noch auf pdf formatieren kann; dann wär das aber wieder ein Urheberrechtsproblem. Außerdem möchte ich mal ans Cello. Hab auch noch nichts gefrühstückt, nur einen latte macchiato nach dem anderen getrunken. Andererseits, Erlebnisse aus der Haut des gestrigen Abends schüren enorme Arbeitslust in mir, immer immer wieder. پری. Das schäumt! (Dazu paßt, daß jemand – behaupten meine referrers – bei Google d a n a c h gesucht hat: „Amoralität Thetis Anderswelt“.)
11.48 Uhr:
>>>> Geantwortet. Fast hätt ich’s vergessen.
16 Uhr:
Tiefer tiefer Mittagsschlaf. Noch immer keine Musik gehört, aber doch Cello geübt von zwölf bis kurz vor eins; ich setze mich gleich nochmal ran. Da erreicht mich eben von Prunier die Nachricht, daß ich nunmehr auch seine französische Übersetzung >>>> des Romans in Die Dschungel einstellen kann. Ich werde damit erst ab Dienstag beginnen, weil die Erfahrung zeigt, daß die Zugriffszahlen an den Wochenenden und an Feiertagen deutlich rückläufig sind; sie liegen im Schnitt bei 70 % im Vergleich zu Werktagen. Was ich gern erreichen möchte, ist ja eh eine auch-Fremdsprachigkeit Der Dschungel, eine Europäisierung. „Le Roman de Manhattan“ wäre ein nächster, in Betracht seines Sujets allerdings ironischer Schritt darauf zu.