Arbeitsjournal. Mittwoch, der 1. Juli 2009.

5.11 Uhr:
[Arbeitsjournal.]
Bei dem Muskelkater sollte ich heute früh nicht laufen und lauf auch nicht, sondern setz, wie Αναδυομένη, mit Würfeln einmal aus. Sowieso ist >>>> Prunier nachzuholen, zumal ich ab nachmittags wieder nicht am Schreibtisch sein werde: Do ist ab heute in Berlin, wir werden abends >>>> in die Turandot gehen (selten gespielt, leider, ist Busonis) und wollen uns schon vorher treffen; für morgen abend bat mich ihr Freund, Spaghetti ai frutti die mare zu kochen; schwarze Spaghetti hab ich noch hier und werde mir >>>> bei Mitte Meer, woran ich morgen früh nach dem Cellounterricht eh vorbeiradeln werde, etwas überlegen. Jetzt erst mal den latte macchiato, die Morgenzigarette (noch lauf ich nicht auf Leistung), etwas Orientierung im Netz, >>>> New York. Mein Bub schläft tief auf seinem Vulkanlager, das er nach kurzen Ausflügen auf die Couch sich wieder für seines erklärt hat, wozu paßt, daß er Freitag nacht auf Samstag das neue Zelt auf dem Rasen hinterm zweiten Hinterhaus ausprobieren möchte, mit seiner Freundin; von mir aus ist das okay, aber die anderen Eltern müssen noch zustimmen und wohl auch die Bewohner des Hinterhauses. Hoffentlich klappt’s, es gibt halt auch ängstliche Charactere.
Der >>>> Faulkner hat mich gepackt; ich guck abends keine Filme mehr, sondern lese nur, je bis sowas gegen 23.30 Uhr, dann schwimmen die Augen; so intensiv habe ich seit langem nicht mehr gelesen, es sei denn, es war etwas zu rezensieren; hier aber hält mich überhaupt keine „Pflicht“, ich will auch die Tage nun noch dazunehmen. Nebenbei halten mich „die“ Finnen in Atem mit Interviewvorschlägen und dergleichen für >>>> die Helsinki-Reise nach der Rückkehr aus Italien —

— 5.46 Uhr: wann hab ich zuletzt, vordem, ein Buch mit aufs Klo genommen? —

— aber ich nehm es gelassen, auch wenn ich allmählich mal Aufträge „einfahren“ sollte wie eine Ernte, die auf dem Halm verkauft wird; sonst lohnt sich meine Reise für die Finnen nicht, und für mich nicht, weil es natürlich wieder mal kein Honorar gibt. Nur Die Dschungel werden der Kulturinstitution auch zu wenig sein – sehr, geb sogar i c h zu, verständlicherweise. Ich will mal an Leukert schreiben, wen er empfiehlt und/oder bei wem er mir ein Entrée verschaffen kann, daß ich dort über das Festival publiziere. Wobei ich darauf achten will, mich nicht allzu sehr ins Journalistische einspannen zu lassen, das mir überhaupt nicht liegt, sondern Grundfragen ästhetisch diskutieren kann.

Vorm Enschlafen jeweils drei bis vier Gedichte, derzeit noch Jannis Ritsos; da ist aber auch viel Zeugs dazwischen, von dem ich annehme, daß sein Eigentliches aus dem griechischen Original klingt, im Deutschen aber verlorenging. Und ich hab eine eigene Sonett-Serie wiedergefunden, „Eva-Sonette“, geschrieben vor rund zwanzig Jahren in dem Anfall neuenttäuschter Verliebtheit, vielleicht >>>> peinlich, könnte man sagen; interessant ist aber für mich, daß da schon der T o n der >>>> Engel drin ist: noch nicht getroffen, noch nur angetastet, oft fehl in den Bildzugriffen, sprachlich ungelenk in der Rhythmisierung usw., jedenfalls nix zum Öffentlichmachen, aber vielleicht, denk ich noch, gut dafür, eniges davon herauszulösen und anderweitig zu verwenden, etwa dies: Sie aber wetzen ihren Humor.… — ah, mein Durcheinander! Ich seh gerade, die Turandot ist erst morgen, logisch, na klar, 2. Juli, nicht 1., also wird Do auch erst morgen in Berlin sein, und erst übermorgen koche ich. Aus der Zeit fallen: es nicht merken, während man fällt. Einen Dank >>>> an den Spielplan im Netz. So paßt es aber ja auch viel besser: wenn ich hier koche und mit den Freunden essen, zelten die Kinder hinten auf dem Rasen.

7.13 Uhr:
Tschaikowski b-moll. „Gibst du mir mal den Block, Papa?“ „Einen Bleistift?“ „Ja.“ Du mußt heute abermals erst um zehn in der Schule sein. Derweil will meine tragbare Musik-Festplatte nicht erkannt werden, von beiden Computers nicht. Nerv.

7.43 Uhr:
[Tschaikowski, Rokoko-Variationen.]
So, >>>> steht drin.

17.07 Uhr:
[Fazil Say, Alla turca Jazz, Fantasie auf das Rondo.]
Diese Musik ist ganz hübsch, ob man allerdings Says Violinkonzert braucht..? Eher wohl nicht. UF und ich tauschen fleißig per >>>> Dropbox, die ich nur empfehlen kann. Ich komme allerdings kaum mehr mit dem Hören mit; vieles ist „nett“, als Untergrund, wenn einer liest, statt des Vogelsangs und Kinderrufens von draußen.
Hab die externe Musik-harddisc wieder zum Laufen gebracht, aufgeschraubt, geschüttelt, ein Papier dazwischengesteckt… prompt ging’s. Wackelkontakt; beruhigend insofern, als nicht die Daten betroffen sind, sondern sich offenbar nur die Verbindung zum USB-Stecker gelockert hat. Im übrigen am Cello gewesen und Faulkner weitergelesen; >>>> das Zitat strich ich bereits vorgestern an. Daß nun >>>> der WürdegernOvidsein wieder meckert, war vorauszusehen; für einen richtigen >>>> Antiherbst reicht das aber nicht, da muß er sich schon etwas mehr anstrengen. Eh langweilig, >>>> sein sozialdemokratisch-korrektes Rumgelüricke.
Neben mir liegen noch immer die Eva-Sonette; nix dran getan, ich lebs einfach so in den Tag. Und schreibe hie und da einen elektronischen Brief.

Plötzlich gießt es draußen. Man nennt das einen Guß.

20.04 Uhr:
[Enescu, Cellosonate Nr. 2.]
Irgendwie >>>> haben die Leute Angst, daß ich ihnen ihr Mädel ausspanne. Sie wissen offenbar so gut wie ich, daß nicht wenige junge schöne Frauen ältere Männer leidenschaftlich schätzen. Sofern die in Façon sind. Das sind freilich nicht viele; Männer neigen zur Bequemkeit. Darum ist die Konkurrenz wiederum s o groß nicht.

Jetzt radle ich gleich >>>> in die Bar. Man kann mich ja anschauen kommen.

23.48 Uhr:
[Henze, Serenade für Cello solo.]
Zurück. Ganz Unter den Linden riecht sowas von süß nach Linden! Und dann gibt es, sowie man auf den Prenzlauer Berg hochradelt, ein Gewächs, einen Busch wahrscheinlich, ich kenne ihn aus Rom, der enorm nach Sperma duftet, man wird fast schwindelig davon. Wie heißt dieses Gewächs? Falls es jemand weiß, bitte sagen.
Einmal triggerte mich der Profi vorhin aus. „Fortschritt entsteht, wenn Regeln intelligent gebrochen werden“ lautet ein Merksatz an einer der Wände in der neuen Schule meines Sohnes. „Intelligent die Regeln zu brechen“, sagt der Profi, „bedeutet, stehenzubleiben, wenn man bei Rot über die Straße will, aber auf der anderen Seite ein Polizist steht. Das ist nicht korrupt, es ist intelligent.“ „Aber man beugt sich dann einem oft so dummen Mann!“ erwidere ich. „Wände“, sagt er, „sind n o c h dümmer – und gegen dumme Wände würdest du doch auch nicht rennen.“ Erwischt. Wohl wahr. Im übrigen hat er die Fähigkeit, 500-Seiten-Romane an zwei Abenden zu lesen. Er behält dabei auch alles. Für einen Juristen ist das eine mehr als segensreiche Fähigkeit. Es scheint wie bei Wiederkäuern zu sein, die tags das Gras rupfen, es in einem Kropf verstauen und dann bei Zeit und Muße es wieder hochwürgen und langsam besonnen für sich zersetzen.
Jetzt noch eine halbe Stunde Faulkner. Dazu einen Talisker.

17 thoughts on “Arbeitsjournal. Mittwoch, der 1. Juli 2009.

  1. vom wetzen und reiben hier liegt ein eichbaum umgerissen/
    sein wipfel tät die wolken küssen/
    er liegt am grund – warum/
    der humor hatte hör ich reden/
    sein schönes holz zum reibn vonnöten/
    und riss ihn deswegen um

    1. übrigens schiller – und schon längst
      im antiherbst – war kein sozialdemokrat,
      jedenfalls nicht d e r,
      aber auch kein faschist, wie
      diese leiche, die auf einem berg
      über dem gardasee vor sich
      hin moder(n)t.

    2. Schiller konnte. Gar kein Sozialdemokrat sein. Ein bißchen Geschichte sollten Sie schon kennen. Und was den “Faschisten” anbelangt, womit Sie D’Annunzio meinen, wäre es geraten, mal zu lesen, was Hemingway über ihn sagte. Doch tut nicht einmal d a s etwas zur Sache, sondern ausschließlich: ob er groß g e d i c h t e t hat. Alles andere hat sich, spätestens mit seinem Tod, erledigt – wie bei Céline, wie bei Pound, der nun gewiß zu den größten Dichtern gehört, die je lebten. Es spielt offenbar überhaupt keine Rolle, welche persönlich-politischen Verfehlungen jemand beging: sie schützen nicht vor ästhetischer Größe. Ich könnte auch Gesualdo anführen und viele weitere. Daß ein guter Dichter nicht unbedingt ein guter Mensch zu sein braucht, ja bisweilen ganz das Gegenteil der Fall ist, scheint in die Köpfe politisch korrekt Gesonnener einfach nicht reinzupassen: sie sind zu klein. Was am zu engen Herzen liegt.

      (Hab ich Ihnen schon erzählt, daß ich Frauen haue? Aber – entre nous – nur dann, wenn sie das naßmacht.)

    3. Mit der Zuschreibung ‘groß’ läßt sich fein spielen. Da sie kein Absolutum ist. Oder kennen sie nicht die Geschichte von der Straße der Figaros? Der erste wurde der ‘Beste des Landes’ genannt. Gleich nebenan folgte bald schon der ‘Beste der Welt’. Und am Ende fand sich ein kleiner, bescheidener Salon, den die Menschen den ‘Besten in dieser Straße’ nannten.
      Weder ein Gröfaz noch ein Grödaz hat Dauer über je seinen Bewerb hinaus, auch nicht nach tausend Jahren. Nur das Großmaul, das erkennt jedes Zeitalter äußerst genau.

    4. @sumuze. Kein Gröfaz hat Größe je kleinmachen können, auch nicht ein Großmaul. Und ob das Zeitalter dieses so genau erkenne – daran habe ich Zweifel; ich halte es für ein bürgerliches Vorurteil. Das auch in einige Katastrophen geführt hat.

  2. Geruch im Sommer der Geruch stammt von den Blüten der Edelkastanie/Maronibaum.

    Ich staune derzeit auch über den Baum an sich, die Blüten und den fetten Geruch.
    Aber der Lindengeruch übertrifft alles, wenn diese duften, ist Berlin einzigartig schön.
    Über die enorme Süsse und Schwere des Lindengeruchs soll sich Franz Kafka in seiner Steglitzer Zeit sehr verwundert haben: er hatte solch einen intensiven Geruch noch nirgendwo anders wahrgenommen, schrieb er seinen Eltern(glaube ich).

    Der Maronibaum bzw. dessen Blüten: wen wunderst bei dem Geruch : sind meist rein männlich!

    “Die Edelkastanien sind einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch): männliche und weibliche Organe befinden sich in getrennten Blüten, aber auf einer Pflanze. Die Blüten stehen in 20 bis 25 Zentimeter langen, gelben, kätzchenähnlichen Blütenständen. Diese sind meist rein männlich, die in der Spitzenregion der diesjährigen Triebe stehenden tragen an der Basis auch weibliche Blüten.

    Die rein männlichen Blütenstände stehen an der Basis junger Triebe. Sie bestehen aus rund 40 köpfchenartigen Teilblütenständen, die an der langen, beweglichen Blütenstandsachse angeordnet sind. Jeder Teilblütenstand wiederum besteht aus sieben Einzelblüten. Die zweigeschlechtigen Blütenstände tragen an der Basis achselständige Zymen. Jede Zyme enthält drei weibliche Blüten, die zusammen von einer schuppigen Scheide umgeben sind. Die oberen Teilblütenstände sind männlich und tragen je zwei Blüten. Diese zweigeschlechtigen Blütenstände stehen immer an diesjährigen Trieben und bestehen aus ein bis vier weiblichen und 15 bis 20 männlichen Teilblütenständen.
    Jede Blüte ist von ihrer Anlage her zwittrig, jedoch entwickelt sich nur jeweils ein Geschlecht auch weiter. Die männlichen Blüten besitzen eine sechszählige Blütenhülle (Perigon) und acht bis zwölf Staubblätter. Der reichlich produzierte Pollen riecht intensiv durch die Bildung von Trimethylamin.”

    1. @Neurapass. Ich danke Ihnen sehr für diese Erklärung. Fand sie eben erst, als ich durch Die Dschungel schaute, ob mir etwas wirklich Wichtiges entgangen sei. Das ist es, aber jetzt nicht mehr. Wirklich: danke sehr, auch für diesen Satz: “Der Maronibaum bzw. dessen Blüten: wen wunderst bei dem Geruch : sind meist rein männlich!”

    2. oh, aber sao paulo duftet, diese spermatozonenbäume, die verschlagen einem wirklich den atem. in münster auf dem psychatriegelände, hinter dem wir wohnten, da standen die maronibäume dicht an dicht, man konnte zur blüte kaum mehr dort spazieren gehen, das war echt nah an brechreiz gebaut, ich hab mich immer gefragt, die bäume vor der geschlossenen, wer hat das wohl veranlasst.

    3. @ANH
      Sie schrieben auch noch etwas von Büschen, die nach Sperma riechen, sind Sie sicher, daß es Büsche sind?. In Berlin wächst und gedeiht an allen Ecken und Enden der Ailanthus altissima, auch Götterbaum oder Manna-Esche genannt, die männlichen Pflanzen strömen diesen Geruch im Sommer aus. Die Eberesche riecht allerdings in einem bestimmten Wachstumsstadium im Juni/Juli auch nach Sperma, allerdings nicht so stark. Für schwülen Geruch sorgen übrigens auch dicht an dicht gesetzte Kastanienbäume zu ihrer Blütezeit.

    4. @diadorim. nah an brechreizBei mir wirkt das völlig anders, auch bei manchen Frauen, die ich kenne/kannte… man wird nervös, gierig, und das kitzelt in mir ständiges Lachen, freudiges Lachen, heraus. Seltsam, wie verschieden wir sind bei aller genetischen Ähnlichkeit… wie verschieden, offenbar, geprägt, was ja nur ein anderes, untechnisches Wort, für programmiert ist.

    5. @Cellini. Ich nahm a n, daß es Büsche seien, ich w u ß t e nie, was es ist. Nur, daß es das gibt und gab. Nirgends übrigens, in meiner Gegenwart, derart allgegenwärtig in Rom nahe dem Gianicolo und rings um den Gianicolo herum – was ich als ausgesprochen sinnreich empfand, weil an den Berg — S. Pietro grenzt. Der Geruch war für mich immer einer des Heiligen Geistes; e r erst erklärte mir die Empfängnis Mariae sinnlich.

    6. jajajaja, neinneinneinnein, es gibt nudelsuppen, die riechen nach kotze und sie schmecken trotzdem ganz gut, ich lass mir jetzt nix unterstellen, neeneeneeneenee.
      ein mann allein verbreitet mit seinem sperma nie einen solchen gestank, selbst wenn er das sperma seines ganzen lebens sammeln und konservieren und jemandem unter die nase reiben würde. und natürlich, der riechsinn adaptiert. das auch. was mich wirklich nervt, also, wirklich wirklich, also ganz in echt, ist, wenn einem latent was untergeschoben werden soll, von dem sich ganz unlatent feststellen lässt, alles unwahr. und, nein, ich wuchs nicht unter stinkebäumen auf, in unserm garten standen ein boskop, eine sauerkirsche, ein dülmener rose, ein pflaumenbaum, hörthört, und laberrhababer, der roch gelgentlich nach mist, mit dem man ihn düngte. gegessen hab ich ihn trotzdem, auf quark dann. hat mir gar nix ausgemacht. jaja. und ich bin voll auf schöne dinge tun im freien programmiert, ja, aber nicht neben einem kübel mist, wenn es sich vermeiden lässt, wenn es sich nicht vermeiden lässt, nun denn. aber meine rolle soll ja nun mal hier das stauwehrblümchen sein, bitte, gerne. unter vollem druck spülts das ja weg, jaja, dit arme pflänzchen. sie haben das alles mit der freien liebe geregelt, ich nicht, darum finden sie den gestank super und ich muss mich ein bisschen ekeln. so soll es sein. ein dritter flüchtet sich in seinen bürgerlichen stand und mimt den alltagsdozenten, ein vierter verschanzt sich mit deleuze und ich denke, könnt ihr mal alle einen moment damit aufhören. könnt ihr mal einen moment einfach mal sein, so ganz für euch, so ohne dieses konsequenzgehabe, wo sagt zb, isch homme des femmes, isch misch schaffen in alle sekrete rein, wo mei aufgabe isch, im garten der lüscht, weisste ja, ne, klar, habsch scho von jehört, habsch. diese verfumste rollenidentität, die ist doch sowas von, aber wirklich sowas von überflüssig, ich brauche nicht einen einzigen einsam verkannten dichter mehr, nein, nicht einen, und ich brauche auch keinen mann, der immer kann und will, um sich seines mannseins überhaupt bewusst zu sein. und ich hab auch nicht meine tage, nein. wer lacht ist nicht allein zum strafen da. menchen sind voll komich.
      und, ja, wir sind voll verchieden, gar kein zweifel, sie fahren ein silbernes rad, ich ein schwarzes, das ist ein statement, das lässt sich nicht vereinbaren, nee, scho klar, dit wir nich am selben ufer landen, wenn dit boot mal kentert, müssen wir für aufpassen. paddel wir. ich hör jetzt nur noch heimlich oper und ich sag auch nicht, was ich gutriechend finde. so. bäh. sie sind schuld. irgendjemand muss auch mal schuld sein. heute sind sie mal dran. morgen mach ich dann wieder. aber wo haydn heut isch, kann ich nich schuld sein. oder, oder doch? ach, was weiß denn ich. mein linkes knie hat krusten. alle in diesem haus haben sich für das linke knie entschieden, jetzt sind sie dran, isch schließlich tour der france, nu aber, wir wollen brüderlichkeit, aber hallo.
      maria wurde von einem busch befruchtet? dolle theorie. dit jeht in die kirchengeschichte ein, binsch mir sicher. das spermawunder vom p-berg. den busch will ich sehen. ich will einen ableger. reliquienkult, jaja.

    7. @diadorim (ff). Klasse Replik. Ich scheu mich fast schon zu schreiben: wie immer.

      Das mit der Kirchengeschichte will ich hoffen! (Eigentlich ein schöner Ansatz für eine Erzählung. Die darf nur auf keinen Fall ironisch sein. Auf g a r keinen Fall.)

    8. @ANH Der Götterbaum stammt ursprünglich aus China.. man fand ihn früher nur in wärmeren Ländern. Er wächst heute in Wien, aber auch in Berlin, was zum Teil an der Erwärmung der Städte liegt. Man sagt übrigens, daß Bienen die männlichen Blüten ganz besonders lieben, hinterher wie trunken taumelnder Weise davon fliegen. Der Honig aus diesen Blüten schmeckt sehr eigen, man kann den Geruch der Blüten in dem Honig schmecken, deshalb mag ihn nicht jeder. Es gibt Imker, die haben Angst und Bange, wenn in den Flugschneisen der Bienen Götterbäume stehen, weil es ihnen den “Honiggeschmack” versaut, andere Imker bieten diesen Honig als Spezialität an, er wird gut verkauft. Auch der Met = Honigwein aus diesen Blüten schmeckt sehr gut.

      Sehr intensiv schmeckt auch eine Mischung aus Lindenblüten- und Götterbaumhonig. Ich hab beide hier bei mir im Schrank stehen, meine Freundin öffnete vor kurzem das Glas mit dem Götterbaumhonig, roch daran: “Iiiihhh, der stinkt ja pervers.” “Probier ihn mal.” Sie nahm ihren Finger, stippte ihn in den Honig…. “Oh…” sagte sie nur, “haste mal ne frische Scheibe Brot, mit ganz dick Butter drauf?”

    9. @ homme/automne; “auf keinen fall ironisch” Schade, daß Sie von Ironie so wenig halten. Mit ihrer Hilfe würden nämlich einige Ihrer forschen Zuschreibungen weniger hart daherkommen. Ich kann diadorims Reaktion durchaus nachvollziehen.
      Auch ist “Prägung” keineswegs wenige technisch besetzt als “Programm”. Das eine formt Münzen, daß andere organisiert bits (wenn man Glück hat). Allerdings würde ich Ihren anscheinend ziemlich absoluten Begriff von Programmierung stark hinterfragen wollen: An einem so komplizierten (: verschachtelten) Programm wie dem Menschen liegt der Wert vielleicht gerade in den Programmierfehlern, aus denen Neues entsteht. Oder im anderen Bild: Die kleinen Fehler in der Prägung lassen eine Münze aufbrechen oder ausblühen, so daß sich an ihrer glatten Obefläche Neues anlagern kann, bis vielleicht die Münze selbst gar nicht mehr erkennbar oder sogar nicht mehr ganz vorhanden ist. Kein Kupfer hält ewig, und keine Maschine läuft denselben Weg bis ans Ende aller Tage… Dies anzunehmen, würde nur Rollen und andere Muster festschreiben, logo, von phall zu phall!

      Merkwürdig, wie Sie all Ihrer sinnlichen Empfidungskraft zum Trotz an bestimmten Punkten immer ganz radikal in die unkörperliche Abstraktion, in die Ideenwelt “überspringen”.

    10. @femme100têtes. Sie haben insofern recht, als Programierung eine Absicht voraussetzt, Prägung aber nicht, jedenfalls nicht notwendigerweise. Wachsen wir in viel Kälte auf, dann prägt uns das, ohne daß wir, soweit wir nicht gläubig sind, annehmen müßten, die Kälte wolle das, bzw. hätte auch nur die Möglichkeit, n i c h t zu sein und Wärme an ihre Stelle zu lassen. Ich meine das erst einmal als einen Naturumstand, vielleicht läßt sich das aber auch metaphorisch so sagen.
      Den Unterschied zwischen Münzen und Bits mag ich allerdings nicht so mitmachen; beides ist Materie, bzw. eine Form der Materie, so wie auch das, was wir als unseren Geist erleben, eine Form von Materie ist. Wenn man hier weiterdenkt, kommt man darauf, daß es zwar “Fehler im Programm”, also der Programmierung, geben mag, nicht aber in der Prägung: geprägt wird so und/oder so, in jedem Fall. Wiederum halte ich den Zufall, den Sie in diese Matrix hineinsehen oder in ihr wirksam sehen, möglicherweise wirksam sehen, für eine Idee, ja eine Hoffnung religiöser Natur, so daß die unkörperliche Abstraktion gar nicht in meiner Denkbewegung, vielmehr in der Ihren liegt. Ich habe über “Freiheit” vs. Determinismus hier einige Diskussionen geführt und sie wurden auch ohne mich hier und anderswo und seit Jahrhunderten quer durch die Kulturen geführt, ohne daß es je ein einvernehmliches Ergebnis gegeben hätte oder wohl auch geben wird.
      Und: Nein, Rollen und Muster werden n i c h t festgeschrieben. Was Muster anbelangt, so habe ich mittlerweile die Auffassung, daß es einige Muster von ständigem Character gibt, die ich Allegorien nenne und die sich immer wieder manifestieren – sei es in den Formen der Erscheinungen, sei es in denen von Handlung. Diese Auffassung ist ein Ergebnis meiner Erfahrungen, ich fing ganz woanders, geradezu auf der Gegenseite, zu denken an. Und fühle oft auch noch anders; das ist wichtig, daß das geschieht, daß man Freiheit fühlt; das heißt aber nicht, daß es sie gibt, und es heißt auch nicht, daß man sie nicht mehr fühlen könnte und/oder dürfte, wenn es sie nicht gäbe; ich meine sogar das Gegenteil. Auch heißt Prägung nicht, daß nicht – durch Kombinationen – Neues entstünde, das tut es in jedem Fall. Die Muster sind zwar gleich, aber eben nicht identisch, das können sie schon deshalb nicht sein, weil sie sich je in unterschiedlichen Individuen realisieren.

      Ich konnte diadorims Reaktion übrigens auch gut nachvollziehen; das geht aus meiner Antwort doch deutlich hervor. Wobei ich Ironie allerdings dennoch ablehne; man verwechselt zu leicht mit Humor, der etwas Annehmendes hat, mit Distanzierung, die abwehrt. Ironie ist meist eine Abwehrform der Uneigentlichkeit, zumal in ihrer germanistoiden Fetischisierung. Ich unterscheide auch scharf zwischen Humor und Klamotte/Ulk/”Comedy”/Geblödel. Diese allerdings sind mir fremd.

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