Arbeitsjournal. Sonntag, der 20. September 2009.

11.06 Uhr:Spät erst aufgestanden, aber ich war auch erst um halb vier im Bett, nachdem ich erst auf das Abschlußkonzert des >>>> Literaturfestivals gegangen und dann im Autorenzelt hängengeblieben war, um massiv herumzuflirten. Vorher ein angenehmes Gespräch mit Norbert Zähringer. Dann war da plötzlich ein Fleisch, das im Tanz lockte, „spielte“, wie es sagte, als ich’s am Ohr nahm, schon ziemlich betrunken, ich hab keine Ahnung, wie ich es schaffte nachts heim mit dem Rad. Irgendwann sagte Vernunft: was du hier anfängst, kannst du nicht enden. Kopfschmerz am Morgen, nach Tabletten dagegen gesucht, keine gefunden, so nur der Latte macchiato und mein Wille. Morgenlatte macchiato, sorry, kam mir grad. Die Löwin war weg, schien’s mir, dann stand sie hinter der Tür in meinem eckigen Kopf und grummte, Löwinnen schnurren ja nicht, sonst hätten sie Kreide gefressen. Es trieb mich in die Elegien. Die dritte ist nun fertig, ich geh an die vierte. Abends Einladung zum Spaghetti-Essen bei >>>> Eigner, mein Bub wird mitkommen, ab halb fünf sind wir hier zum Celloüben verabredet.

Glück. Es ist gelungen.

22.21 Uhr:
E i n e s Fakts kann ich mir jedenfalls sicher sein: daß die Elegien >>>> wirken und erst recht wirken werden, wenn sie als Buch erscheinen sollten. An >>>> parallalie schrieb ich eben: „Es geht ja nicht um Lobgehudel, sondern um ein Gespräch über einen ästhetischen Ansatz. Kann durchaus sein, daß er falsch ist, kann aber auch nicht sein. Um das wieder offenzukriegen, mußte eine Weiche gestellt werden.“
Bei Eigner gegessen, der Bub war mit. Schönes Gespräch. Daß man sich schließlich d o c h durchsetzt, man muß es nur durchhalten, auch und gerade, wenn’s an die Existenz geht. „Man darf nur nicht zu früh sterben“, sagt Eigner, „sonst hat man nichts mehr davon.“

23.03 Uhr:
Es geht bei all dieser Abwehr der Elegien, Link liegt schon hier drüber, darum, denk ich mir, daß die Leute Psychologie nicht mehr wollen. In der „gehobenen“ Literatur allgemein hat Psychologie in den vergangenen Jahren eine Art schlechten Geruch bekommen. Psychologie bedeutet, daß es Gründe gibt, und Gründe sind Herkünfte. Man will schlicht und wenig ergreifend keine Herkunft mehr haben, grundlos sein: frei sein (also: sich frei fühlen, was ja was anderes ist). Das entspricht auch dem Bedürfnis der Wirtschaft: die Leute sollen bindungslos sein, damit man sie ungebunden einsetzen kann. Beide Bedürfnisse sind ineinander verschränkt, voneinander abhängig. Das Bedürfnis nach Herkunftslosigkeit entspricht auf eine absurde Art dem Willen, das Berliner Stadtschloß wieder aufzubauen, den Palast der Republik aber niederzureißen.
Ich gehe jetzt schlafen.

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