Archetyp

Es gibt einen Mann, für den bin ich der Archetyp Frau. Ich liebe diesen Mann nicht, er ist mir noch nicht einmal sympathisch.
Einer, den ich liebe, hat einen ganz anderen Archetyp Frau, als ich ihn darstelle. Die dunkle Schönheit ist seins, er verfällt ihr ohne ein Wort. Er muss in ihr nicht die Schwester im Geiste finden, ihm genügt die Schönheit. Mir, und das mag ein grundsätzlicher Unterschied zwischen Mann und Frau sein, reicht niemals nur Schönheit.
Können Männer schön sein? Ja, sie werden mir von Männern immer wieder so beschrieben, jedes mal fühle ich dann diesen Reflex zu sagen: „interessiert mich nicht, ob der schön ist, die Frage ist doch, kann er denken, ist er bei sich, ist er authentisch? Oder nur eine Larve?” Ein Mann ist für eine Frau ein potentieller Kindesvater, darum zählt Geist. Schönheit ist da gar nicht wichtig, so lange sie nicht Vitalität verspricht.
Ich schaue nicht, ob ich Schönheit finde im Gesicht eines Mannes, ich schaue nach den Anzeichen von Geist. Wie mir das gelingt, vermag ich gar nicht zu sagen, man(n) sagt so viel mit einer Geste, einem Blick, der Kleidung. Frau will sich sicher sein, dass sie, wenn sie die Bürde der Schwangerschaft auf sich nimmt, mit gesundem Nachwuchs gesegnet sein wird, der besteht in der Welt, und einem Mann, der in der Lage ist, sie zu versorgen, solange sie sich um den Nachwuchs sorgt. Das ist archaisch und muss bei allem Nachdenken über Mann und Frau mitgedacht werden.
Der Mann soll schützen. Dazu bedarf es keiner Muskelberge. Ich brauche nicht den Mann, der den Säbelzahntiger niederringt, ich möchte den, der weiß wo er lauert. Ich habe keinen Archetyp-Mann. Hat ein Mann Geist, ist es schon fast egal wie er aussieht. Sag mir, wo der Tiger lauert, er ist das Tier in jedem von uns.