Castitas & Bewegung. 30.09. 2009. Paul Reichenbach notiert.

Die reine Bewegung, “Reinheit” abzubilden, zu beschreiben, gleich ob wir Frauen oder Männer sind, ist nur möglich, meine ich, in dem wir die Angst vor dem Mangel an Abgrenzung überwinden. Die keuschen Blumen auf den >>>>Wortwiesen, die sich,wie frühe Herbstzeitlose verstecken, fallen besonders dann auf, wenn das wortwaise Gras verführerisch
der Sense entgegen grünt. Der Luftzug ohne Ziel, eine blaue Bewegung, welche die Grenzen zwischen Nichts und seiner Umformung umfährt, ist das „Reine“. “Bewegung an sich” kann auch ins Leere stoßen, was ja nichts anderes heißt als sich dem Nichtort, der Utopie anzuvertrauen. Die Umarmung der Grenze, ein Windspiel, nährt den Satz, dass die Illusion das Fleisch auf den Dingen ist, bestätigt ihn. Ohne Bewegung sind Körper, Gedanken, Phantasma widerspruchslos und damit tot. Friedrich Engels spricht im Antidühring davon, wenn er schreibt: “Wo der Widerspruch aufhört, hört das Leben auf, der Tod tritt ein.” Im Swing, im Loop, hingewendet zum sekreten Fleisch, feiert voll-lippig umgrenzt das reine Nichts sich selbst. Quellt und quillt.

Bildquelle: >>>>H I E R

24 thoughts on “Castitas & Bewegung. 30.09. 2009. Paul Reichenbach notiert.

  1. Boltzmann: Wärme und Kalkül Friedrich Engels ist eine ziemlich wichtiger Hinweis in diesem Zusammenhang.

    Sein: “Die Dialektik der Natur” vor allem.
    Aufschlussreich ist, dass dieses Werk nicht vollendet wurde. Weil die Dialektik der Natur…wenn man sie weiter verfolgt, weiter als Friedrich Engels es getan hat, ganz unweigerlich zu der Erkenntnis führt, dass Widersprüche ganz grundsätzlich nichtmenschliche , also gleich-gültige, letztlich tauschbare Funktionen sind. (Wechselwirkungen)

    Das eigentliche Hintergrundrauschen für die Auseinandersetzungen damals um Engels und Düring ist der so genannte “Empiriokritizismus” von Ernst Mach und anderen. Dieser Ernst Mach, selbst Physiker wiederum, war ein Intimfeind Ludwig Boltzmanns. (Warum das wichtig ist – dazu – später)

    Der Marxismus musste die Gleich-Gültigkeit (nicht: Gleichgültigkeit) der Widersprüche “umlügen” in einen Erlösungsgedanken, in eine Funktion, die Utopie des Kommunismus. Damit aber hat er wiederum eine “Moralie” ins Spiel gebracht. Das heißt: Die Dialektik der Natur wurde letztlich vor den Karren des “Menschenglücks” gespannt. Fortan wurde zwischen antagonistischen und nichtantagonistischen Widersprüchen unterschieden – die sich letztlich vorwärtstreibend in Richtung “Menschen-Himmelreich” dynamisieren sollten.

    So hat der Marxismus also die vertikale Hierarchie der religiösen Heils-Utopie (Himmel – Hölle) in eine horizontale Entwicklungshierarchie umgebogen (die Abfolge von “Vorher und Nachher” in Stufungen der gesellschaftlichen Entwicklung plus Bewusstseinssprünge plus Produktivkraftentwicklung.

    Wobei dann ganz “vorne” irgendwo “Der freie kommunistische Mensch” stehen sollte.

    Der Grundfehler der Marx-Engels- Analyse und Theorie bestand darin, weiterhin von einem irgendwie statisch bleibenden “Menschen” auszugehen.
    Das aber ist nicht möglich, weil die technische Entwicklung den Menschen jeweils mit umformt und zugleich sein Verständnis von Begriffen wie “Befürfnis” “Freiheit” “Glück” etc…..

    Hier aber geht es nicht um Erlösung oder Glück oder “Freiheit” als Moralie Lediglich um einen Zugewinn an Freiheitsgraden (Freiheitsgrade hat immer auch eine unbequeme – auslesende – Komponente) als Ausdifferenzierung in Verbindung einer Wahrscheinlichkeitsverteilung.

    Und ich spreche von der Möglichkeit des offenen Mitsteuerns in diesem Prozess, der uns nicht gehört und der uns selbst sowohl mit der Technik und mit allen anderen Menschen peu a peu vermischt – also auch bewusstseinsmäßig – körperlich verändern wird.

    Ich könnte das auch die Wahl zwischen Scylla und Charybdis nennen. Das heißt, um mit Lem zu sprechen: Der Mensch kann sich nur retten, wenn er den Menschen überwindet. Aber an diesem Scheideweg kann er entscheiden, ob er als Gattung informell weiter ausstrahlt oder ob er sich energetisch – destruktiv in Wärme, also Hitze umwidmet.

    Ausstrahlen wird er in beiden Fällen. Der erste Vorgang wäre aber ein mitgesteuerter, während der zweite Vorgang der Krieg als die Selbstumwandlung des Bewusstseins in Wärme/Hitze bedeutet.

    Aus der nichtmenschlichen Perspektive betrachtet, sind beide Optionen gleichwertig vom Informationsgehalt. Wir haben also die Wahl zwischen zwei verschiedenen Arten der informellen weiteren Ausdifferenzierung und Ausdehnung. Dass aber eine Ausdehnung passiert, ist Gesetz.

    (Gesetz solange, bis der 2. Hauptsatz der Thermodynamik widerlegt ist. Es könnte sein, dass wir im Laufe der Entwicklung sogar uns von allen Naturgesetzen emanzipieren, dafür müssen wir aber durch bestimmte Strahlkreuzungspunkte)

    Boltzmann musste, um seine mikrokanonische Entropieformel zu entwickeln, von kleinen Teilchen ausgehen, Atomen, Molekülen, als Temperaturbeteiligte, Bewegte, Vermittler.

    Man darf nicht vergessen, dass man bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wusste, was Wärme eigentlich ist. Man hat sie lange für einen eigenen Stoff gehalten, ähnlich wie Wasser.

    Das Verrückte ist nun, dass Boltzmann selbst diese Teilchen noch gar nicht sehen konnte. Er hat sie lediglich hypothetisch angenommen, um die Bewegung der Wärme, als Mischung und Ausbreitung von hypothetischen Teilchen berechnen zu können. Als Wahrscheinlichkeit. Das war sozusagen sein großer Coup.

    Die Wahrscheinlichkeitsrechnungen existierten schon vor ihm aus den so genannten Mehr-Körper -Problemen der Mechanik.

    Das sind gekoppelte Pendel mit mehr als drei beteiligten Pendeln, deren Schwingungsverhalten eine derartig chaotische Bewegung annehmen, (wegen der gestreuten Wechselwirkung! Wechselbeeinflussung) dass jedes einzelne Pendel nicht mehr genau berechnet werden kann, wohl aber im Rahmen einer Wahrscheinlichkeit, nach Aufenthaltshäufigkeit oder Ereignishäufigkeit.

    Das Missverständnis besteht jetzt immer darin, zu sagen, die Wahrscheinlichkeitsrechnung sei nicht genau.

    Tatsächlich aber ist sie sozusagen die Genauigkeit der Ungenauigkeit.

    Der Preis der die Wahrscheinlichkeitsrechnung für die Genauigkeit der Ungenauigkeit bezahlt, ist der Verlust des Individuums.

    Denn um ein System in seinem Verhalten berechnen zu können, muss ich vom individuell konkreten Verhalten jedes Individuums absehen und nach system-immanenten generalisierenden Parametern suchen.

    Trotzdem aber brauche ich die Annahme, dass es sich um einzelne Teilchen handelt.

    Der Grund: Jede Wahrscheinlichkeitsrechnung braucht d i s k r e t e Ereignisse oder d i s k r e t e Teile – die sie dann entweder als Ereignishäufigkeit oder aber als Verteilungshäufigkeit zählt/ berechnet.

    Das Wort H ä u f i g k e i t sagt aber schon, das
    W a h s c h e i n l i c h k e i t immer B e w e g u n g ist.

    Entweder bewegt sich unser Bewusstsein in der Beobachtung oder das “Sein” bewegt sich materiell.

    In dem VER – von Verteilung – steckt die Bewegung.

    Schon hier kann man also die philosophische Frage stellen, was war zuerst da? – Die Beobachtung von bewegten gekoppelten Pendeln oder das Gesetz der Wahrscheinlichkeit. Eine nicht leicht zu entscheidene Frage.

    Wir können Sie nicht beantworten, weil unser eigenes Bewusstsein sowohl bei der Beobachtung von Bewegung als auch bei der Ableitung von Gesetzen eine Rolle mit-konstruiert.

    Tatsache aber bleibt, dass nachdem ein Gesetz entdeckt wurde, es reproduziert werden kann und in neue technische Funktionen re-investiert, also in technische Anwendungen zurückgespiegelt wird.

    Deshalb ist das Gesetz der Wahrscheinlichkeit ebenso eine determinierende Schwelle wie die Entdeckung Boltzmanns und die Folgen.

    Hier muss man also die berechtigte Frage stellen, ob Anteile unseres Bewusstseins in der Technik, als die Anwendung von Bewusstsein auskristalliseren? Diese Frage ist mit einem klaren JA zu beantworten.

    Denn nach und mit Boltzmann wurde alles gebaut und entwickelt, dass unsere heutige Gegenwart in eine sozio-technische, warm-kalküle Kopplung einspiegelt. Ohne Boltzmann, kein Maxwell, kein Planck, kein elektro, kein Internet etc… etc….

    Aber weiter im Text:

    Beispiel: Mich interessiert nicht die 5 oder die 3 oder die 6 als Individuum, sondern mich interessiert die Tatsache, dass sie Zahlen auf dem System Würfel sind.

    Der Würfel definiert einen durchschnittlichen bestimmten Freiheitsgrad (Häufigkeitsgrad) für alle Zahlen, aber welche Zahl genau wann zu welchem Zeitpunkt kommt, kann nicht gesagt werden.

    So ähnlich ist auch Boltzmann vorgegangen. Er hat darüber nachgedacht, welche möglichen Achsen der Bewegung jedes einzelne hypothetische Molekül haben könnte – also mal grob übersetzt: Wie sieht der “Würfel” einer Wärmebewegung aus?

    Dazu musste er eine ungefähre durchschnittliche “Eigenschaftlichkeit” aller Teilchen annehmen. Eine durchschnittliche Anzahl, eine durchschnittliche Temperatur, einen Druck im Volumen. Also hat er den Teilchen eine durchschnittliche Achsenbeweglichkeit zugeordnet. Ebenso ein Anzahl und eine Größe.

    Das waren im Grunde ganz simple mechanische Erwägungen aus der klassischen Mechanik.

    Die Parameter hat er dann in seine Wahrscheinlichkeitsrechnung eingesetzt und über etwas komplexere mathematische Schritte den Parametern Druck, Volumen, Teilchenanzahl und absolute Temperatur zugeordnet, und über Reihen, Statistiken und Näherungsrechnungen kam er dann auf ein gültiges und experimentell wiederholbares Naturgesetz, einen Zusammenhang, der eine grundlegende Beziehung zwischen dem Verhalten von Teilchen in einer Ver-Teilung (Gas) und dessen Temperatur beschreibt.

    In einem geschlossenen (idealen) System beeinflussen sich alle Teilchen (in Wechselwirkung!! weil gekoppelt!! weil geschlossenes System!!) solange, bis alle Beteiligten alle das Gleiche machen.

    Irgendwann herrscht eine absolut gleichmäßige Temperatur und jedes Teilchen hat perfekt die selbe statistische Achsenbewegungsfreiheit wie sein Nachbarteilchen. Nichts passiert mehr. Alles bleibt gleich. Weil sich die Wechselwirkungen gegeneinander angeglichen haben. Sie haben ihre Energien solange getauscht, bis sich eine Nulldifferenz zwischen Teilchen und Nachbarteilchen eingestellt hat.

    Bezogen auf den Würfel bedeutet das: Ich habe ihn so oft gewürfelt bis alle Zahlen gleichhäufig aufgetreten sind.

    Das funktioniert aber nicht. Denn das würde bedeuten, ich könnte exakt vorhersagen, dass nach 10 Minuten alle Zahlen gleichhäufig aufgetreten sind. Das wäre aber ein absolut geschlossenes System.

    Oder ich müsste wissen, nach wieviel mal würfeln alle Zahlen in exakt der angegebenen Wahrscheinlichkeit aufgetreten sind.

    Die Natur belehrt uns aber eines besseren: Ich kann nicht voraussagen, wann alle Zahlen genau gleich häufig aufgetreten sind. Ich kann lediglich sagen, dass sie die Tendenz haben – irgendwann einmal gleich häufig aufgetreten zu sein. Die Wahrscheinlichkeit dass die 6 kommt beträgt 1:6

    Weil aber jeder Wurf anders ausgelenkt wird und immer mit einer anderen Energie geworfen wird, brauche ich selbst eine große Ereignisshäufigkeit, also viele viele Würfe, bis ich auf einer Kurve ungefähr sehe, dass alle Zahlen ungefähr gleich häufig auftreten oder dass eine bestimmte Zahl mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu 6 tatsächlich auftritt.

    Und das wiederum ist das Gesetz der großen Zahl.

    Mit sehr sehr vielen Ereignissen produziert sich sozusagen die Tendenz der Wahrscheinlichkeit in die Realität hinein. Nach 40 Millionen Würfen erhalte ich eine ziemlich genaue Abbildung der Vorhersage von 1:6, die sich immer mehr der perfekten errechneten Verteilung annähert.

    Soll heißen: Die bloße Wahrscheinlichkeit der Genauigkeit des Ungenauen wird bei großen Zahlen eine real sichtbare und spürbare systemische Wirkmacht.

    Die jedem einzeln beteiligten Individuum oder jedem individuellem Ereignis jetzt seine Individualität tatsächlich immer mehr abnimmt und es unter das Kuratell einer real wirkenden Statistik stellt.

    Die Statistik wird eine Wirklichkeit der Wärmebewegung.

    Oder umgekehrt: Bei sehr sehr vielen beteiligten Körpern produziert sich die Genauigkeit der Ungenauigkeit in eine tatsächliche systemische Wirkmacht, die irgendwann als realexistierendes Systemverhalten unsere Realitätsmaschine einer Wärmestatistik unterstellt.

    Und so muss man jetzt auch das Boltzmann-Gesetz einordnen. In einem warmen Gas sind viele viele Milliarden Teilchen gekoppelt. Das heißt, hier wirkt bei der Berechnung das Gesetz der großen Zahl quasi wirklichkeits-bildend.

    So dass das Verhalten des Gesamtsystems statistisch das einzelne individuelle Teilchen komplett dominiert. Das einzelne Teilchen verliert seine Eigenschaften an eine Gesamtstatistik, eine Gaskinetik, die zum Gesetz wird.

    Und dieses Gesetz ist das der Verteilung. Auch wenn jedes einzelne Teilchen sich von dem anderen unterscheidet, bleibt es trotzdem ein Teil der Verteilungs-Kurve, ein Teil der – Tendenz.

    Die Tendenz ist eine Kurve, die sich infintisimal der Idealverteilung annähert, sie aber nie ganz erreicht.

    Der Grund: Weil Wahrscheinlichkeit Bewegung braucht, bewegen sich auch immer die Teilchen der Ränder des Systems mit.

    Deshalb sind in der Natur alle Ränder offen. Die Bewegung gibt immer einen Teil ihrer Energie oder ihrer Information an ein “Aussen” ab.

    Das ist der 2. Hauptsatz der Thermodynamik der einen irreversiblen Zeitstrahl erzeugt, der asymetrisch nur in eine Richtung läuft:
    Öffnung.

    Deshalb kann es im ganzen Universum nichts ganz Festes , Unbewegtes geben und ebensowenig kann es absolut geschlossenen Ränder geben.

    Weil ein geschlossener Rand ein Rand wäre, der sich nicht bewegt.
    Ein solcher Rand wäre nullwahrscheinlich und damit nicht exsistierend.

    (Aus diesem Grunde produziert auch das Vakuum noch spontane Teilchen aus dem Nichts.)

    Das Wahnsinnige daran ist nun, dass Boltzmann Recht hatte. Seine Formel konnte geprüft werden und erwies sich als die bedeutenste Schwelle im Naturverständnis (möglicherweise ist sie noch bedeutender als die Relativitätstheorie)

    Fortan konnte das Wärme – und Mischungsverhalten von Molekül-Ensembles berechnet werden, und als noch weitaus bedeutsamere Konsequenz ergibt sich, dass nichts und nirgendwo im gesamten Universum einen geschlossenen Rand haben kann, weil “Wärme” sich als ein energetisches Undichtigkeitsverhalten aller Ränder oder vermeintlich geschlossenen Systeme darstellt. Sie ist die Bewegung schlechthin.

    (Deshalb scheitern auch alle Ideologien, weil bereits ihre Grundannahmen “thermodynamisch undicht” sind. Dass heißt: Auch philosophische Denksysteme sind immer undicht. Sie haben einen Fehler, die offene Stelle.
    Deshalb spreche ich hier auch immer von einer Öffnung, von Expansion und von einem “Mitschwimmen” oder “gesteuerten Mitdriften”

    Der große Unterschied aber zu Deleuze und Consorten und überhaupt zur Postmoderne ist aber der, das ich deshalb keinen Perspektivenrelativismus sehen kann, und ihn in dieser Naivität sogar für gefährlich halte, weil es hier aus diesen Erwägungen und Beobachtungen heraus, sehr klare Eindeutigkeiten ergeben, die dem harten Gesetz der Wahrscheinlichkeit unterliegen, und jede Verzweigung als Ausdifferenzierung mit harten 0/1 Entscheidungen verkoppelt ist, die irreversibel im thermodynamischen Zeitstrahl irreversible Veränderungen bewirken und zudem mit deutlichen Wärme/Kälte – Funktionen verkoppelt sind im Tausch zwischen Energie (Körper) und Information (Geist)

    Die Undeutlichkeit der Antwort auf die Frage, ob denn unser Bewusstsein zuerst die Bewegungen (der Wärme) wahrgenommen hat und dann daraus die Wahrscheinlichkeitsgesetze abgeleitet hat –
    oder ob unser eigenes Bewusstsein das Produkt einer Wahrscheinlichkeit von Wärmebewegung im Kosmos ist, führt dazu, dass die
    Wärmeproblematik Boltzmanns zugleich auch eine Informationstheorie ist.

    Also noch mal anders: Was diese Welt zu einer deutlichen und alternativlosen nichtkontingenten 1. Welt macht, ist nicht die Tatsache, dass wir sie erkennen, sondern dass diese 1. Welt ein verkoppelter Prozess der Erkennens-Erfahrung ist. Denn auch Erkennen ist eine Bewegung.
    Ein Wärmetausch, der eine irreversible Bewegung anzeigt, zu der es keine Alternative gibt. Und das ist die Entropie in einem gerichteten Zeitpfeil.

    Auch Einstein ist hier kein Gegenargument, weil auch seine Erkennens-Erfahrung zur Entropie gehört und eine Schwelle markiert, hinter die wir nicht mehr zurück können.

    Das Erkennen Einsteins selbst ist irreversibel.

    Selbst im Falle der Falsifikation, wenn also die Relativitätstheorie irgendwann als überholt oder falsch erkannt wird, dann gehört sie selbst in den Prozess der Wechselwirkung von Verifikation und Falsifikation. Und hat damit einen notwendig wahrscheinlichen Ort in der Entwicklung. Denn im Prozess von Verifikation und Falsifikation herrscht wiederum eine Ökonomie:

    Es werden “Irrtümer” gegen “Korrekturen” getauscht, die in neue “Funktionen” verwandelt werden.

    Aber auch diese folgenden Funktionen sind wiederum thermodynamisch “undicht” und werfen neue Irrtümer – als produktive Funktionsverluste ab, denen dann wieder “hinterherkonstruiert” wird.

    Weil alle Kreise, die gezeichnet werden irgendwann – in den Fehler ihrer themodynmischen Offenheit expandieren.

    Deshalb ist auch jede strenge “schlüssige” Logik sowohl dicht als auch undicht – sie ist lediglich die vorläufige Behausung für eine nachfolgende Erkenntnis.

    Schließlich nahm Planck – wenn auch wiederwillig – die Annahme Boltzmanns d i s k r e t e r Ereignisse auf und fand das Plancksche Wirkungsquantum, als weitere Irritation für eine Mentalität, die in dieser Welt mit Identitäten rechnen zu müssen glaubt, wo es lediglich Wahrscheinlichkeiten gibt.

    Die Undeutlichkeit der Frage nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit in Verhältnis zu unserem Bewusstsein trat hier nun ganz offen zu Tage. In der Unschärfe bei der Klärung ob denn nun Licht eine Welle oder ein Teilchen sei.

    Kurz und gut: Es kann keine Utopie im klassischen Sinne mehr geben, aber es gibt möglicherweise etwas weitaus besseres – das Bewusstsein einer infinitisimalen Bewegung, an der wir teilnehmen dürfen und können, indem wir uns permanent verändern.

    Ernst Mach, als der Intimfeind Ludwig Boltzmanns, hat damals bestritten, dass es Boltzmanns Moleküle gibt. “Zeigen Sie mir welche! Dann glaube ichs!

    Boltzmann beging im fortgeschrittenen alter Suizid. Er war plötzlich, nach dem Wärme auch als elektromagnetische Welle im Spekturm identifiziert wurde, ein altmodischer “Teilchen-Gläubiger” . Was aber eigentlich Blödsinn war, weil seine “D i s k r e t i o n” im Wirkungsquantum nach wie vor gilt.

    Dieser Streit hat nicht unwesentlich die Ausarbeitung des dialektischen Materialismus beeinflusst.

    Aber Boltzmann hatte Recht mit seinen Molekülen.

    Dieser Konflikt – ob denn nun unser Geist die Gesetze der Wahrscheinlichkeit der Wärme aufoktruiert – oder ob die Wärme unserem Geist die Gesetze der Wahrscheinlichkeit aufdrängt – diesem Konflikt ist der dilalektische Materialismus von Marx/Engels/Lenin – in eine Entscheidung hinein ausgewichen, indem er sagte:

    Das Sein bestimmt das Bewusstsein.

    Dabei wurde aber übersehen, dass Sein und Bewusstsein sich permanent in Wechselwirkung gegenseitig und expandierend in die Technik hinein und mit der Technik konditioniert in einem Tauschverhältnis mit einer undichten Stelle gemeinsam fortpflanzen. Und diese undichte Stelle heißt: Wärme, Information, Irrtum, Korrektur, Zukunft.

    Deshalb ist der “Seins” – Begriff immer und jederzeit in einem ökonomischen Tausch in Wechselwirkung mit dem Bewusstsein verkoppelt und zwar absolut gleichberechtigt.

    Deshalb kann keine Primat zwischen Beiden ausgesagt werden, ausser das Primat der Öffnung, des Entweichens und der Bewegung in den nächsten konstruktiven Verlust hinein.

    Die Symetrie ist also nicht zwischen den Nomina gebrochen, aber sie ist gebrochen im Sinne der Richtung von Bewegung – und die hat das Ziel Öffnung und Zerstreuung.

    Seit Ilya Prigorin aber wissen wir, dass sogar in der streuenden Bewegung wiederum neue Formen entstehen. Dissipative Strukturen.

    Das bedeutet, dass wir uns im Strömungsprozess der Expansion von “Behausungsillusion” zu “Behausungsillusion” bewegen können. Wir dürfen aber nie den Fehler begehen, die nächste Behausungsillusion als real oder fest oder dicht oder endgültig anzunehmen.

    Jede Behausungsillusion, die als “dicht” oder “ewig” angenommen wird, platzt oder zerfällt irgendwann destruktiv.

    Das gilt auch für die Behausungsillusion persönlicher Identität.

    Das gilt für den Körper ebenso wie für jede “behauptete” Wahrheit als in sich rotierende, scheinbar ganz schlüssige sich selbst wiederholende Überzeugungsmaschine.

    Deshalb kann jede Art von ökonomischer oder staatlicher Struktur auch befragt werden, auch der global destruktive Kapitalismus.

    Aber wenn man etwas verändert, dann muss man genau wissen, dass jede Veränderung in einer metathermischen Strömung passiert.

    Das heißt, wenn man zum Beispiel die Großbanken oder das zentralistisch regierte Finanzsystem abschaffen will, dann muss man wissen, dass man in ein informell – energetischen Bindungshaushalt eingreift – soll heißen:

    Immer wenn man eine Struktur zerschlägt, muss man wissen, dass dabei Kräfte freiwerden, Bindungskräfte, die vorher in dieser Struktur gebunden waren. Denn auch informelle Großstrukturen gleichen Kernen, die von eingespielten Bindungskräften zusammengehalten werden.

    Man muss also vorher wissen, wohin dann mit den freiwerdenen informell – energetischen Bindungskräften, wie leitete man sie gezielt ab, dass sie nicht destruktiv frei werden. Also wie leitet man sie in eine neue bessere gewolltere Funktion.

    Gutes Beispiel: Jugoslavienkrieg. Die Auflösung einer Großstruktur kann thermische Bindungskrafte freisetzen – als Krieg zwischen vielen.

    Wenn man also den Kapitalismus im Großen abschaffen wollte, geht das nur, wenn wir ihn in viele kleine Kapitalismen teilen, die diese Bindungskräfte gleichmäßiger verteilen, ähnlich einer großen Quecksilberkugel, die in viele kleine zerstreut. Weil: Der Kapitalismus als Darstellungsmenge einer Tauschwechselwirkung kann nicht abgeschafft werden.

    Er kann aber zerhackt werden in viele kleine Stücke. Aber diese Stücke beinhalten das selbe ökonomische Tauschprinzip.
    Daran muss man immer denken.

    Der Tausch als Prinzip bleibt erhalten. Er kann nur geschoben werden.

    Aber vielleicht kann er dadurch besser verteilt werden. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass es immer noch das selbe Wettbewerbsprinzip bleibt, das auf dem Tausch von Vorteilen gegen Nachteilen beruht oder auf dem Tausch von Besser gegen Schlechter, Richtig oder Falsch. Und immer noch auf der selben statistischen Verteilung aller Eigenschaften.

    Es wäre also denkbar, dass man Großstrukturen vorsichtig in Minikapitalismen zerlegen kann. Regionalwährungen währen hier ein Stichwort. Man nimmt damit dem System die Brisanz.
    Dabei aber muss man sich wiederum im Klaren sein, was man dabei verliert.

    Man verliert Effizienz, Schnelligkeit, aber man gewinnt Belastbarkeit und eine größere Krisenfestigkeit…. etc….

    Wenn die Zusammenhänge zwischen informellen und energetischen Wechselwirkungen besser erforscht wären, ließe sich sicherer handeln.

    Die Bindungskräfte in der Zusammengebundenheit von Groß-Strukturen beinhalten immer ein kompliziertes Gemisch auch psycho – sprach – techno – denk – und mental – Verzahnungen und Funktionen. Sie sind nicht leicht zu durchschauen. Auch der Kapitalismus beruht auf einer stabilen energetischen Bindung zwischen Feinden.
    Handelsfeinden, die sich auf gepflegte Art übers Ohr hauen möchten.

    Nur: Zerschlägt man diese Struktur, muss einem klar sein, dass dann etwas frei wird. Dafür muss ein neues funktionales Gebilde oder Gefäss bereitgehalten werden.

    Das Internet deutet aber darauf hin, dass das Prinzip der Verteilung in der Fläche zugunsten des Kleinkapitalismus von Ich-AG eh schon greift.

    Die Frage ist, ob man hier also letztlich nur noch besser tun kann, was eh schon geschieht. Das entspricht dem Prinzip der Steuerung in einer Thermik.

    Die Bewegungen, die der Kondor macht mit den Steuerfedern um nach unten oder oben zu kommen, sind immer ganz minimal, aber die Auswirkungen sind sehr deutlich.

    Deshalb könnte man mit der Fähigkeit des umklappenden Bewusstseins versuchen, den Verlust oder die Undichtigkeit als “tragende Strömungsthermik” aufzufassen, so dass sich daraus ein navigierender
    Freiheitsgrad entwickelt.

    Die Fähigkeit also, die Strömung zu internalisieren und nicht das feste Haus.

    Es kann also durchaus sein, dass es sich lohnt, hier Großtrukturen in kleinere zu verteilen, während man woanders kleinere in eine größere Gesamtheit einbindet.

    Was zu so einem navigierenden Handeln aber nötig ist, dass jeder einen Teil seines Egopropellers und einen Teil seiner persönlichen Überzeugungsturbine nicht mehr sich selbst, sondern dem Gesamtprozess zur Verfügung stellt – also er muss seine “Identität” nach Bedarf relativieren können. (Avatarisches Bewusstsein)

    Das ist eigentlich alles nichts Neues.

    Die Revolution bestünde lediglich in der Annahme, dass auch eine menschliche Gesellschaft Naturgesetzlichkeiten unterliegt, in denen sich nicht beliebig schalten und walten lässt. Wenn man diese Beschränkung aber angenommen hat, dann wird sie zu einer Befreiung, weil man dann zum Beispiel kapiert hat, wie und warum “Moralien” funktionieren. Wenn ich ihre Funktion verstanden habe, müsste es möglich sein, sie wie Schalter oder Regler aufzufassen.

    Wir müssten Maschinen an der Steuerung unserer Gesellschaft beteiligen.

    Die Zumutung eines solchen Gedankens besteht darin, dass wir damit glauben, an Menschlichkeit zu verlieren.

    In Wirklichkeit verlieren wir aber garnichts. Weil heute zum größten Teil jeder schon maschinell funktioniert, nur eben blind, verdeckt – und unfrei.

    Auf die Maschine der Ökonomie antwortet er mit der Egomaschine der Selbstbehauptung.
    Die Maschine schleicht sich, zwängt sich, in unsere Sozialität.

    Und als Gegenreaktion dazu verhalten wir uns “Egobetonierend” Wir werden zu Betonköpfen unseres Egos…. das betrifft nicht nur den Singel ohne Kinder, das betrifft genauso den Manager mit Familie, der es nicht obszön findet, 30 Millionen Abfindung einzustreichen, ein Geld, das er allein unmöglich verdient haben kann. etc…….

    Das betrifft aber auch das “Spezialistentum” in Fächern, das sich in Kennerschaft einbetoniert und hier lediglich in Kennerzirkeln einbetonierte Kommunikationssystem von Kennerschaft und Fachschaft ausbildet.

    Ein Teil dieses Betons aufzulösen, würde bedeuten, einen Teil der eigenen Binnenselbstbehauptung an die Statistik abzugeben.

    Das sind so Überlegungen, Lösungsperspektiven.

    1. Mein lieber Scholli,

      sind ja ein Lexikomane reinster Provenienz und strafverschärfend dazu noch Oberlehrer. Sie müssen mir Engels nicht erklären, Hegel schon gar nicht und Ihr Herr Boltzmann geht mir thermodynamisch glatt am A. vorbei. Von meinen Text haben Sie wenig verstanden, sonst wäre Ihnen aufgefallen, dass das Bild von der Herbstzeitlosen hoffnungslos gehinkt hat.

    2. Ja ich weiß, Herr Reichenbach, das Oberlehrertum nehme ich in Kauf. Sie wollte ich auch nicht im speziellen belehren. Aufklärung, die im Jahre 2007 auf Gehirne trifft, die zumeist alle noch im 14 Jahrhundert drehen wollen, muss kalt und unsexy wirken. Mir schon klar. Der Punkt ist, wenn wir uns nicht mit diesen komplizierten Dingen, anfangen zu beschäftigen, werden wir zum treibenden Plankton einer Dynamik, die wir nicht verstehen. Es geht auch nicht um wikipedia, sondern um historischen Zusammenhänge von Beeinflussung und Gegenbeeinflussung. Wir bleiben dann als stinkender oder muffig schwelender Rest an den Rändern des Stroms haften. Ich habe versucht meine Perspektive auf bestimmte Zusammenhänge darzustellen. Und habe mich deshalb an ihren Thread gehangen. Aus ziemlich schmerzhafter Erfahrung im Umgang auch mit Kindern weiß ich, dass diese Zusammenhänge nicht gewusst werden. Stattdessen wird der Drecks-Faust! in den Scheißschulen immernoch auswendig hergesagt. So siehts doch aus.
      Was ich hier erzähle sind weltbewegende einschneidende Ereignisse, die fast alles bestimmen, was wir heute tun, sind und haben, ja sorry! Darauf wird man ja mal hinweisen dürfen. Auch mal eher trocken und sachlich, weil es eben nicht mehr einfach ist. Aber wir müssens in die Birne kriegen, was da abgelaufen ist.

      Die Dinge sind nun mal kompliziert. Ja. Wir leben in einer komplizierten Welt. Da bleibt fürs erste wenig Luft für Nettigkeiten, es geht ums einfühlende Verstehen von relativ komplizierten aber wirksamen Tatsachen und zusammenhängen. Und sie müssen als Zusammenhänge verstanden werden. Es geht um ein gigantisches Nachholen, Ich habe nämlich keinen Bock, dass irgendwer in 5 Jahren wieder mit Lenin ankommt. Es tut mir leid, dass wir in 10 bis 15 Jahren in einer Welt leben werden, die nur noch von einigermaßen gebildeten beherrscht und verstanden werden kann. Wir können das auch gerne den Managerkindern aus Privatschulen überlassen oder eben irgendwelchen Energien. Und die Anderen werden peu a peu aussortiert oder gehen eben aufs Amt. Das muss ich so ganz klar sagen. Wir haben eine Menge menschliches Plankton zu erwarten. Wenn sich nicht was ändert. Und das nicht nur in Marzahn!
      Das mein ich hier….ganz offen, es ist keine Zeit mehr, diese Dinge in nettigen Romanen zu verschwafeln.
      Und was Boltzmann betrifft, da sagen sie mal nichts voreiliges. Er war ein toller Typ. Lesen Sie mal seine Reden auf dem Uniserver Tübingen…kann ich nur empfehlen.
      Ja die Dinge sind kompliziert, ich täte mich hier lieber genreübergreifend mit Fachleuten aus anderen Gebieten über bestimmte Formulierungen und Verständlichkeiten austauschen…

    3. Optimismus macht blind.

      „Stattdessen wird der Drecks-Faust! in den Scheißschulen immer noch auswendig hergesagt.“ Die Schule würde ich gern wissen, wo heute noch Faust auswendig gelernt wird.

      Die Bezeichnung „Drecksfaust“ demaskiert Sie. Ihr soziales Minus tritt, wie so oft bei naturwissenschaftlich angehauchten Sektierern, ins dialektische Rampenlicht, wird sichtbar. Es geht hier nicht um Nettigkeiten. Auch Goethes Weltzusammenfassung ist keine Nettigkeit. Aber im Gegensatz zu Ihnen war der Meister aus Weimar ein Schauender, ein Skeptiker, der wusste, dass er die Welt nicht retten kann. Ich erinnere hier nur an die letzte Szene im Faust II. Der geblendete Faust hört die Lemuren schuften, die ihm sein Grab schaufeln, und hält es für Fortschritt. Sie sind Faust ähnlicher als Sie vielleicht denken, möglicherweise resultiert daraus ihre Abwehr des Stoffes.

      Ich halte es da lieber mit dem Teufel Schmitt, der meint: “Was ist der Mensch! Ein Blutkreiskreislauf, mit einem armen Irrlicht drauf.”
      (Carl Schmitt, Glossarium)

    4. Hörnse mal Okay, den Drecksfaust nehme ich zurück. Aber die Scheißschulen bleiben.
      Ich kenne ihn selbst einigermaßen gut. Und ich weiß auch, dass Goethe mehr gedacht als geschrieben hat. Das aber nenne ich: Murmeln und Nuscheln.
      Im Übrigen schätze ich – selbstverständlich – Goethes eigenes Bemühen einer auch wissenschaftlichen Schau – und deshalb ist Goethe selbst ein Faust.
      Aber gerade in seiner Polemik gegen Newton zeigt sich das Dilemma. Da ist er ziemlich ausgeflippt, da hat er alle Contenance verloren, da ist ihm der Sabber geflogen, da sind ihm die Adern angeschwollen! Weil er da was gesehen hat, was ihm überhaupt nicht behagte. Der Erkenntnisgewinn aus dem Experiment mit dem Prisma unter isolierten Laborbedingungen. Und jetzt sage ich mal dazu was. Goethes gesamter, aber wirklich sein gesamter Ehrgeiz bestand in Naturerkenntnis! Seine Gedichte waren ihm scheißegal.
      Und noch als Greis hat er gegen Newton gegrollt – sie wissen ich sprechen von Newtons Lichtbrechungen am Prisma, die seiner eigenen Farbenlehre
      widersprachen. Da – in diesem Punkt, können Sie mal nachlesen – wie da der vornehme Geheimrat in seine Korrespondenz und in seine Tagebücher gegeifert und gesabbert hat. Und noch als Greis im Altersstarrsinn hat er SEINE FARBENLEHRE behauptet und behauptet. UND SIE IST FALSCH.
      Nee Nee Neee Herr Reichenbach, kommense mir nicht mit dem ollen Jeheimrat von dieser Seite, ich kenne meine Pappenheimer!
      Und deshalb sage ich, dass sein Faust eine einzige Polemik gegen Newton ist. Sie ist eine Polemik gegen die Erkenntnis, die schmerzen kann, durchaus.
      Und nicht zu unrecht hat er zu Eckermann gesagt, dass er sich auf seine Dichtung nichts einbildet – wohl aber auf seine Farbenlehre – die aber leider falsch ist. Nee nee, das war nicht die Bescheidenheit eines Weisen, Würdevollen, Herr Reichenbach, es war schwer erhitzte Kränkung und Starrsinn und in dieser Äußerung zeigt sich das ganze Dilemma. Goethe musste ins Nuscheln und Murmeln ausweichen – und schließlich und endlich karrt er seinen Faust – wohin? Zum Deichbau! Sehr clever gemacht. Die Geschichte ist dort zu Ende, wo es erst wirklich heiß wird, dort nämlich wo sich die Elemente von Wasser und Land ineinander umwandeln und dann lässt er ihn irgendwie schön nuschelnd abberufen, nicht ohne zu schließen: Das ewig Weibliche zieht uns hinan.
      Scheißschulen deshalb, weil, wenn Goethe behandelt wird, eben dieser Konflikt nicht behandelt wird, nicht der Konflikt Faust, sondern der seines Autoren.

      Und was Arno Schmidt betrifft – bitteschön. Dann eben Irrlicht. Hamwa alle Irrlichter uffm Kopp? Einstein ein Irrlicht. Newton ein Irrlicht. Maxwell ein Irrlicht. Boltzmann ein Irrlicht. Planck ein Irrlicht. Ja? Bitte! Danke, Herr Schmitt. James Watt ein Irrlicht. Hegel ein Irrlicht. Die Erfinder des Buchdrucks und der Eisenbahn und der Telegrafie – alles Irrlichter. Toll. Tolle Erkenntnis. Sehr schön. Sehr schön tief ausgesprochen von unserem Edelnazi Schmitt. Wirklich. Echt genialer Spruch.
      Ick glob, mir wachsen echt Haare uff die Fingernägel.
      So. Und jetzt nehme ich Schmitt und trete ihn ein für alle Mal in die Tonne, und drücke nochmal richtig nach zu den Sammelstoffen und zu den Tetra – Pack – Das Pack das.
      Und was unseren Geheimrat betrifft…..Newton hat Recht. Goethe nicht. Mit dem Farbprisma und der Lichtbrechung schließlich kann man heute die Zusammensetzung von Sternen erforschen, ja , Goethe tut mir wirklich leid um deine Farbenlehre, echt. Netter Versuch, aber eben falsch. Falsch Falsch Falsch. Hmmmm wie diese Wort auf der Zunge zergehen: Das ist falsch und das ist richtig. Das ist wahr und das ist unwahr. Herr Geheimrat: Newton hatte Recht und Sie nicht. Sie lagen falsch. Ganz falsch.
      Also was bleibt – eine Werther-Schmonzette, paar Gedichte, ein Leben bei Hofe unter Hirnis, gelegentliche Besuche von Leuten, die alle schlauer waren als er, und der Effekt, das sein Faust als Dichtung über 200 Jahre zur Epochalverblödung beitrug. Und schließlich Tagebüchereinträge wie diese hier: “Ich denke, dass ich wohl in meinem ganzen Leben vielleicht zwei Wochen glücklich war.”
      Und tschüss Herr Geheimrat, mit freundlichen Grüßen, Olaf Condor.

    5. aber hatte goethe nicht ein klein bisschen recht, sich mit dem faust den nimmersatt als alter ego zu erschaffen, der dann eben ohne rücksicht auf verluste seine chance auf selbstverwirklichung durchzieht? zeigt das nicht auch was von dem, woran die menschheit krankt? war da der text nicht klüger als vielleicht sein farbenblinder schreiber? ich weiß nicht, mir schien, der faust hätte das zeug gehabt, nicht zur verblödung beitragen zu müssen, seine auslegung ist sicher epochenübergreifend oft ziemlich daneben gegangen, aber, das tut sie bei kafka auch, dennoch ist alles drin, von dem, was man bräuchte, um nicht daran blöd zu werden, denke ich.

    6. Meine Güte, Tim Boson..! Es “bleibt” der quasi gesamte Faust II, hörn Sie sich mal die Busoni-Vertonung an, bilden Sie sich mal sinnlich. Es bleiben die “Wahlverwandtschaften”, es bleiben vor allem Hunderte Gedichte. Allein die Harzwanderung ist von ungeheurer poetischer und menschlicher Größe. Aber ein Wort wie “Größe” gefällt Ihnen ja nicht, da müßte man ja aufgeben, daß wir a l l e thermisch bewegt seien und sozusagen Nietzsches Übermenschen nun endlich technoid verwirklichen können. Ich krieg echt Hämorrhoiden, wenn ich diese Angst vor etwas lese, an das man nicht heranlangt, anstatt zu genießen, ja s t o l z darauf zu sein als Mensch, daß es das gibt. Nee, ist nich’ profan, muß weg… wegwegweg…. wegwegwegwegweg…

    7. Horch mal druff… Herr Gleitflieger

      Mag sein, dass Newton recht hat , Mag sein….
      Dass Goethe irrte, wer will ihm das vorwerfen, wer Verstand hat, darf irren.
      Und dass er dies sich selbst nicht eingestand, kann ich verstehen. Zeigen sie mir jemand, der nicht busht , wenn er sich puscht. Bei Newton ist John Maynard mein Steuermann, John Maynard Keynes, der ihn den letzten Magier nennt, weil Sir Isaac nachts heimlich Alchemie, statt Wissenschaft betreibt. Was daran Aufklärung sein soll, bleibt mir schleiermacherhaft. Als Theologe, der er auch gewesen ist, nutzte er seine Kenntnisse in Systematik usw. und bereitete mit seinen Systemen, sicher allesamt logisch, das ist ja von einem theologischen Mathematiker nicht anders zu erwarten, die Welt vor, die, Hegel und Goethe sei Dank, ein Napoleon fast, leider nur fast, zu Tode geritten hätte, wenn da nicht solch idiotischen Systematiker wie Fichte, Stein und Jahn gewesen wären. Vom russischen Zaren müsste man auch noch reden.

      Ich bin nicht beim Thema denken Sie? Na und, ich passe mich eben an:
      Satire als Anpassung, als unverständiges Bewürfnis, muss auch sein.

      In der stillen Hoffnung, Sie verstehen mich nicht…

      Joseph von Hazzi

    8. @Diadorim, Hazzi, Herbst ich rede hier seit geraumer Zeit schon davon, dass wir uns alle in einer magischen Grundsituation befinden…die Geschichte des Wärme-Kalküls ist eine durchaus-erschreckend magische Angelegenheit. Gerade die Geschichte der Infinitisimalität, der Wahrscheinlichkeits-Kalküle ist entsetzlich magisch, von der Qunatenproblematik nun mal garnicht zu reden. Aber ich kann einem Newton, der nun wirklich zu den Giganten der Wissenschaft gezählt werden muss, nicht den Vorwurf machen, dass er da irgendwo eine Ahnung hatte, eine Ahnung, die ihn – das dürfen sie nicht vergessen – möglicherweise selbst! – schwer ins Erschrecknis gesetzt hat, Hazzi. Stellen Sie sich doch nur mal die Welt vor, in der ein Newton lebte. Glauben Sie denn, ein Newton war ein verschlagener böser Mensch? oder ein hinterhältiger Heimlichtuer?
      Was glauben Sie denn, wie es jemanden geht, der das Pech hat, dass er von einem Fundamentalzusammenhang quasi selbst zunächst mal e n t s e t z t gewesen sein muss. Denken Sie, so eine Erkennenserfahrung ist ein Kindergeburtstag? Der Mann muss Blut und Wasser geschwitzt haben. Stellen sie sich doch mal vor, wie die Welt damals gerochen hat. die Leute sind an faulen Zähnen zugrunde gegangen, die ihn durch die Kiefer ins Gehirn geeitert sind, aus jedem dritten Fenster schrieen Sterbende und zwar tagelang, und auf den Wegen vermischte sich der Dampf aus Pferdeärschen und riskantem Fleisch mit dem Pissegeruch der Gerberein….und dann stehen Sie da und erkennen plötzlich, warum sich die Planeten umeinander drehen! Sie gucken in einen klaren Nachthimmel und wissen etwas, dass nur Gott wissen dürfte.
      Sie kriegen das raus, Mann! Bei einer russenden Kerze. Was glauben Sie denn, wie sich so einer fühlt.?
      Was den noch so alles beschäftigt….
      Ich finde das unfair als Argument und Verweis auf Goethe. Klar war er auch nur ein Mensch, ich zeige auch nicht mit dem Finger auf ihn, aber hat es verklausuliert, ich sage, er hat den harten Grundkonflikt nicht angesprochen, sondern immer hübsch verpackt, natürlich kommt in seinem 2. Teil der Homunkulus und das Geld, aber es gibt immer die Bösen und die Guten, den dämlichen Kaiser mit seiner Pfalz, die Helena und dann dann und dann und dann Philemon, Baucis…
      …aber wir leben in einer Zeit, in der wir uns fragen müssen, warum die harte Erkenntnis immer allein bleiben muss, in den Laboren, dann schließlich doch die Welt aufs Härteste verändert. Wir können doch nicht immer den Schöngeistern den Divan unterjubeln und den Wissenschaftler in sein Labor einsperren. Den wissenschaftlern womöglich Magie unterstellen. Ich sage, Herbst, es gibt keine echte Vermittlung, der Faust ist so gemacht, dass er letztlich nicht erkenntnisbildend besprochen werden kann.
      Sicher, es es eine sehr vollständige Erzählung, wie die Welt ist, aber letztlich wusste das die Stoa schon, Aurel wusste es schon, Seneca wusste es schon etc…es ist eine Nacherzählung mit einer ganz klitzekleinen Neckischkeit am Schluss.
      Selbstverständlich kann man bei Goethe auch schöne Sprache haben, ja ja, und Reflexiönchen und seine Herrmann und Dorothea allerliebst, bestreit ich ja nicht – will ja auch niemanden seinen Goethe wegnehmen, aber ich habe den speziellen Konflikt angesprochen – und der muss heute pädagogisch aufs Allerschärfste angegangen werden. Gerade auch bei Goethe und der Gesamtproblematik von Welt. Goethe war ein Heimlichtuer, der einiges undeutlich deutliche in seine Tagebücher genuschelt hat.
      Herbst, schon wieder meine ich, dass es da ein aneinander Vorbeireden gibt, weil ich glaube, dass Literatur etwas zu berichten hat, und dort wo sies tut, berichtet sie vom Ungeheuren, und zumeist ist das Neu, dass sie schön ist, ist zweitrangig, das ist angenehm, aber ich spreche davon, das Sprachbegabung in erster Linie eine Vermittlungsfunktion haben muss und erst in zweiter Linie oder darin eingebettet, einen Genussmehrwert. Menschen die mit Sprache umgehen, sind auch Wissenschaftler Herbst, oder sogar in erster Linie. Sprache ist – Herr Lampe – auch ein objektivierendes Erkennensinstrument, sie ist weder nur Ausdruck noch Abbild, sondern sie ist wissenschaftliches Instrument auch, muss als eine Form von Erkennensinstrument wiedereingesetzt werden, weil sie dialogische Mathematik ist. Wo sich aber der Genusswert so auf die Grundkonflikte auflagert, dass sie ausgeschwemmt oder unkenntlich werden oder mehrdeutig zu flimmern anfangen, kann ich heute nicht mehr damit einverstanden sein.
      Das ist auch das Dilemma bei Benjamin – auch aus ihm kann sich jeder das rausziehen, was er gerade braucht. Nur da wo er scheinbar nur faktisch archiviert hat, trocken aus den Bibliotheken, beinahe kommentarlos – da ist er plötzlich interessant.
      So erfährt man zum Beispiel von Benjamin, das der Architekt Gottfried Semper damals das Gaslicht bejubelt hat. Soll heißen: Er fand das Modernste gut, was gerade am Start war. Sozusagen die Leuchtdiode seiner Zeit. Und er machte sich darüber Gedanken, wie geil es ist, jetzt mit dem schönen modernen Gaslicht die Architektur zu beleuchten. Soll heißen Gottfried Semper war durchaus an Schönheit interessiert, aber er war verdammt heiß darauf, das Neue zu verstehen, zu begreifen und als im Sinne der Schönheit funktional neu zu benutzen.
      Ich würde mal sagen: Da war die Welt irgendwo noch in Ordnung.
      Ich muss wirklich darauf hinweisen, dass Goethes eklatanter Reizpunkt die Anschaulichkeit und Sinnlichkeit der Naturkenntnis war. Dass es ein eklatanter Reizpunkt war, wahrscheinlich sein heissester und wichtigster , den er bereits bei Newton verletzt sah, hat dazu geführt, dass er diesen Konflikt personifiziert. Er wollte ihn in die Anschauung zwingen. Deshalb hat ihn auf Personen besetzt. Das Problem ist aber, bei aller Dialektik in diesem Faust, dass im Prinzip noch zu Lebzeiten Goethes, der massive Ausbruch der Naturerkenntnis aus der reinen Anschaulichkeit in die magischen Zwischenräume der P R O Z E S S E abgewandert war. Und den allerkrassesten irreversiblen Bruch schließlich findet man in der Geschichte der Wärme, die ich gestern erzählt habe.
      Deshalb war dieser Faust als er fertig war, schon veraltet. Weil es nicht mehr um Identitäten und Personen ging. Es ging auch nicht mehr um schizoide Personenaufspaltungen. Schon im 19. Jahrhundert nicht mehr. Und deshalb nehme ich ihm sein TeufelPudelMagieMythologengedöns eigentlich schon ziemlich übel. Ich empfehle mal nachzugucken, was so wissenschaftlich schon los war in der Zeit. Vor allem in der komplett magischen Elektrodynamik, ja sorry, also der Elktromagnetismus ist magisch.
      Letztlich halte ich ihn als Intellektuellen, als Denker, und als Wissenschaftler für gescheitert. Vielleicht abgesehen von seinem Zwischendingsbumsknochen. Da hat er nochmal Glück gehabt. Aber er war nicht mehr auf der Höhe. Und dass er es sehr jung schon und sehr schnell vorgezogen hat, sich in einer doch relativ muffigen Hofgemeinschaft einzurichten, ist nicht nur ein Symptom. Ich verstehe es, durchaus, aber ich sage letztlich: Feigheit vor dem Feind des eigenen Intellekts. Feigheit vor einer Dynamik, ja klar, Napoleon gehört dazu. Aber was hat er gemacht – auf dem Schlachtfeld bei Auerstätt – irgendwas dämliches über Kanonen gefaselt, ich weiß nicht mehr was…. etc etc…
      Dass man ihn gut im Kopfhörer haben kann – bei geschlossenen Augen, ist keine Frage. Es bleibt sein Engagement als wohlwollendes Engagement für die Wissenschaft. Das sei ihm zugestanden. Aber ich möchte nicht genau popeln, woran es eigentlich lag, dass er in fast allen seinen praktischen, hart technischen Tätigkeiten doch eher mäßig erfolgreich bis stümperhaft agiert hat. Ich behaupte, es lag daran, dass ihm im hart technischen, hart praktischen, bereits eine Welt begegnet ist, mit der er willentlich nichts zu tun haben wollte, und das nenne ich Gegenwartsflucht.
      Übrigens gibt es da auch irgendwo im Batterienverlag eine schöne Beschreibung darüber, warum es Goethe eher nicht vorgezogen hat, sich länger in Sizilien aufzuhalten. Da war es ihm dann wohl doch allzu realistisch, allzu hart schlagschattig, allzu dunkelhell, für sein zartes, letzlich aber angeborgtes Griechen-ZDF.

    9. deja-vu. echt jetzt. stand das nicht schon mal genauso wo hier?
      bitte, dann klären sie doch endlich ein paar willigere assistenten auf, schreiben sie denen was, worauf sie sich berufen können und stellen sie die in den deutschen städten in den einkaufsstraßen ab. so ganz versteh ich nicht, hat sie denn die wissenschaft ausgebürgert, sie hätten doch bestimmt klügere gesprächspartner als uns, oder? ihr kalkül rechnet scheinbar nicht mit der störrischen psyche des menschen, eine größe, an der sie scheitern werden, scheint mir.
      sie verlangen ganz unhinterfragt eine synchronisation von kunst und wissenschaft, es kommt ihnen kein bisschen in den sinn, wenn sie der kunst die gleichen beine machen wollen, dass an diesem körper dann vielleicht arme fehlten?

    10. Nach diadorims Kommentar warte ich nun auf eine Theorie, die den Torso aus thermodynamischem Blickwinkel bejubelt oder betrauert.

    11. @diadorim ja, ich habe mich hier womöglich wiederholt…sie sagen schon wieder “mein Kalkül” – das ist es doch garnicht, es ist unser. Ich rede von einem Prozess und sie stecken ihn mir wieder in die Tasche. Aber der Grund ist ganz einfach der, ich muss nicht die Wissenschaft dazu anhalten, sich für Kunst zu interessieren, was denken Sie, wie gut sich manche Wissenschaftler und Tüftler sich in der Literatur oder in den so genannten schönen Künsten auskennen, Da gibt es einige, die kennen sich womöglich besser als wir alle aus. Manche schreiben womöglich selbst Gedichte?

      Wieviel Künstler gibt es aber, die nach Feierabend Wissenschaft betreiben?
      Da ist eine Bringschuld oder eine Holschuld der philosophisch-schöngeistig-literarischen Intelligenz, sich in den Wissenschaften auszukennen. zumal sie unsere Wirklichkeit bestimmt.
      Also nur mal ein Beispiel. Wissenschaftler gehen nach Feierabend auch in die Oper und gucken und hören schöne Dinge.
      Was glauben Sie wie jetzt das Verhältnis aussieht im Gegensatz dazu, dass Künstler abends in die Labore gehen und sich von neuesten Erkenntnissen berauschen lassen. Die Frage können sie sich selbst beantworten. Ich rede von einem krassen Missverhältnis.
      Das hat etwas mit dem Verlust der Anschaulichkeit zu tun. Aber das kann nun nicht für immer und ewig eine Ausrede sein.

      Selbst wenn ich einräume, dass Künstler gelegentlich Wissenschaftssendungen gucken oder irgendwo mal blättern oder so – stehen sie doch nie in dem Rezeptionsverhältnis, den beispielsweise ein Wissenschaftler hat, wen er abends in die Oper geht.
      Ich muss also einem Wissenschaftler nicht erzählen wie schön die Künste sind. Aber ich muss den Künstlern erzählen wie aufregend und virulent und dynamisch – und deshalb auch – schön – Wissenschaft ist.
      Und ich sehe hier inzwischen, jetzt wiederhole ich mich schon wieder, eine krasse Schere aufgehen im Abstand.

      Und da ich selbst in einer Mischung aus Rationalität und Artikulation durchaus mein Feld habe, muss ich ich also in dieser Richtung mich bewegen.
      Und der andere Grund ist der, dass ich ich bei den Künsten eigentlich ein intellektuelles Potential und eine Kreativität nicht nur vermute, sondern ich weiß, dass sie da ist, von der ich sage, sie zerbröselt und verschlammt sich in Erkundungen, die alle schon gemacht worden sind in Feldern wo zunächst mal nichts mehr zu holen ist und vergeudet ihre Kreativität, anstatt zum Beispiel sich kreativ, so wie ich es vorgeschlagen habe mit dem “Phänomen Wahrheit und Erkenntnis” auseinander zu setzen, etwa in einem multiperspektivischem Lexikon… wo die Artikulationsstile und Sprachstile und Denkspiele verschiedener “schöner Literaten” auf Erkenntnis-Stoffe treffen. (Die alle nur vorläufig sind…2. HS.)
      Was glauben sie, wie spannend es für einen Physiker wäre, wenn er 10 verschiedene Texte von Literaten zu einem Fachgebiet lesen könnte, in dem er arbeitet. In Verbindung mit noch einem anderen Thema. Das sehe ich als eine konstruktive Vermittlung an. Ich will, dass die Kreativitäten aus Wissenschaft und Kunst und aus allen Bereichen sich nicht mehr nur rezipieren, sondern miteinander beschäftigen.
      Ganz zu schweigen natürlich davon, dass ich wirklich auch gerne und wirklich gehört hätte, wie Einstein Geige gespielt hat, also wirklich genau hingehört.

    12. vielleicht mal eine tagung organisieren? ist ja gar nicht verkehrt, was sie da wollen. aber, ich muss vielleicht dran erinnern, es gibt einige physiker unter gegenwartsautoren, wenn ich mich recht entsinne. sind nicht alle so dumm wie ich. ich komme aus meiner stop making sense phase einfach nicht so leicht raus. und bei bringschuld denk ich, wieso soll ich den müll jetzt runter bringen, ich hab doch schon das essen gemacht.

    13. @condor Das ist mir (als praktizierendem Wissenschaftler und Physiker gar) alles etwas zu euphorisch gesprochen – man bekommt Angst, dass Sie hyperventilieren. Die schoene neue Welt der Wissenschaft ist, aufs Tagtaegliche reduziert, ein ziemliches Klein-Klein. Dazu dann der Betrieb, der ganz aehnlich dem Literatur- / Kunst- / Was-auch-immer-Betrieb funktioniert (von dessen Auswuechsen hier ja schon oft die Rede war). Es waere schoen, wenn die heutigen Wissenschaftler solche Universalisten waeren, als welche Sie sie ausstellen. Das Avantgarde-Feeling, das Sie beschwoeren, kommt in meinem Umfeld nicht auf.

    14. @diadorim muss ja heutzutage nicht mehr sofort “tagen”…es gäbe ja zum Beispiel das Internet…im übrigen wäre ich nicht hier, wenn ich hier irgendjemand für dumm halten würde,,, das nur nebenbei, diadorim..
      Ja…ich habe erlebt beim Gucken des letzten Bachmannwettbewerbs, da war ein Physiker, der was vorgelesen hat, hatte das verfolgt und folgendes Problem festgestellt: Der Vortragende hatte also einen literarischen Text geschrieben – mit einer interessanten Geschichte zum Thema der Biografien von Faraday und noch irgendjemand…aus der Perspektive eines verschränkten Teilchens, wenn ich mich Recht entsinne, jetzt war es aber so, dass er bemüht war, sein Schreiben und seine Sprache zu “literarisieren”, also die gedankliche Konstruktion war schon physikalisch modern gedacht, und die Jury lobte auch einen gewissen Schmackes, hatte hier und da zu mäckeln und konstatierte eine Nähe zu Kehlmann etc…also es war garnicht mal schlecht geschrieben…aber heraus kam letztlich 1 Text, der literarisch sein wollte und vielleicht auch war. Weil er aber literarisch sein wollte, wollte sich dieser Text in die Literatur einreihen, auf Grund des modern physikalischen Grundsettings, dass hier auf Charaktäre und dem Ich erzähler übertragen wurde, kam es zu Perspektiven – und Zeitsprüngen und zum Teil eben wieder “verwirrenden” “künstlerischen” Undeutlichkeiten, und man erfuhr ein wenig was über Faraday – immerhin vielleicht- es war nicht schlecht gedacht, Ich hatte aber das Gefühl, dass letztlich nicht mehr dabei herauskommen kann als ein etwas verwinkelter fluffiger Roman über Faraday als Mensch, einem reflektierenden Ich-Erzähler und einer etwas interessanten verwirrenden Perspektive. Und im guten Falle erfährt man etwas faktisches…sah aber nicht danach aus, vielleicht komt da aber noch was Es sah aber eher danach aus, als sollte das physikalische Grundsetting zur Psychologisierung und zum Chicmachen des Erzählflows benutzt werden .Das ist aber nicht der Punkt. Ich traue einem Physiker jederzeit zu, dass er einen guten Roman schreiben kann. Was ich viel wichtiger aber finde, dass er von seiner Arbeit erzählt, also wirklich simpel erzählt aus seiner Gegenwart, warum er das geworden ist, was er empfindet, was ihn reizt oder anödet…und was er tut, wie er seine Denkschritte wahrnimmt, wie er sich organisiert, wo und wie er ideen hat und was genau und warum ihn an sein Fach bindet… also wenn er erzählt, wie sein speziller Erkenntnisprozess im flow von Ratio, Intuition, Gefühl und natürlich der Materie verkoppelt ist. Das heißt, ich würde garnicht wollen, dass ein Physiker nun wiederum “Literatur” anstrebt, das ist ja der witz, ebenso wie es nicht von den Literaten erwartet wird, dass sie wirklich Physik betreiben – es sollen lediglich die Plätze getauscht werden, also der Literat sollte mal versuchen, sich einem Gegenstand der Physik erkennend sachlich im Verständnis anzunähern, also schon denkend, verstehen wollend, von mir aus essayistisch während der Physiker einfach mal mit Sprache zur Sprache bringen sollte, artikulieren sollte, was er warum und aus welchen Gründen wie tut…
      Anders gesagt: Dem Physiker werden lediglich die Formeln verboten, während der Literate sich ausnahmsweise mal das Stilisitische Psychografische, musikalische, ein klein wenig zu verkneifen sucht und sich mal eher wirklich der Sache als solcher im Verständnis annähert…

    15. moment, Herr maudit das glaube ich ihnen, das glaube ich ihnen gerne, das freut mich, hier einen Wissenschaftler zu treffen, ich weiß dass der Alltagsbetrieb genau so die “Mentalien” einbetonieren kann, wie es ungefähr in allen Fachschaften passiert.
      Das ist aber das Dilemma – wie kann man das ändern? Woran liegt es? Ich schätze, es liegt an der Schere in den Definitionen, was es bedeutet, sich sowohl als Mensch als auch als “Könner” von irgendwas irgendwo einzusortieren.
      ICh schätze es liegt daran, dass auch in den Unis kaum noch Zeit ist, einem Mathematikstudenten oder wem auch immer zugleich seinen Ort in der historischen Welt nahezubringen, ihm also etwas mitzugeben, dass er einen gesamtheitlichen Bezug in seine Arbeit sowohl einbringen als auch hier entfalten kann. Ihm zu sagen, wenn du da rausgehst, sollst du in erster Linie Welt bauen und keine Patente, du sollst erkenntnis verfolgen und erst dann deine Karriere etc etc.. dass es anders läuft, daran ist niemand Schuld, ausser ein gesellschaftliches Gesamtklima, oder wie sehen sie das?

  2. @condor Objektivierendes Erkennensmoment?… vor welchem Hintergrund von was?. Sehen Sie einen Tisch, wissen Sie das es ein Tisch ist, weil diesem Objekt irgendwann diese Begrifflichkeit gegeben wurde. Wiewohl dieser noch nicht einmal die Summe seiner Einzelteile ist.

    Tisch – Schublade – Schrauben – Platte – Beine = kein Tisch

    Meinen Sie das als eine Form von Erkennensinstrument?

    Hätten wir den Tisch Birne genannt, hieße er heute Birne… und wäre auch eine.

    Genauso gut könnten Sie mit dem Finger auf die Lampe zeigen und zu Ihrer Frau sagen: “Mach mal die Kartoffel aus.”

    1. H 5- 5 8 Mit Erkennensinstrument meinte ich, das genau der Beitrag, den sie hier zum Beispiel anbringen ein Erkenntnisprozess in Gang zu bringt, der in dem Fall zum Beispiel hinführt zu einer Überlegung, wie sich Namen oder Benennungen zum Stofflichen verhalten. Oder wie Sprache mit dem “Zeigen” verbunden ist.
      So ist jede Frage, die eine Antwort provoziert eine Erkennensinstrument, ebenso wie ein Missverständnis, dass eine “falsche” Antwort provoziert, auch ein Erkennensinstrument, weil die Missantwort auf ein Missverständnis auch eine überraschende Perspektive einbringen kann, die eine ganz unerwarte Themenwendung bringt

  3. der letzte satz gibt bedenken auf – gibt es reine energie in der musik ?
    ist das dann sone art freiheit von message ?
    gibt es message in der musik ohne worte ?
    ich denke musik ist keine sprache die jeder versteht – musik ist gesellschaftlich
    stets zweckgebunden.
    nun ich bin auf standortbeschauung nicht mehr aus – zumal ja heftig hier “komponiert” ward – jeder oder jede hat halt so seinen oder ihren geschmack und jeder oder jede sucht sich zu vervollkommnen was abstriche machen an interaktivität bedeutet sowie ein autonomiebestreben des einzelnen schön zu illustrieren weiss ( im prinzp )
    die blogs künden ja hinreichend davon – naja – also würde mich echt wundern wenn schönbergs musikalische texturen direkt aufs fleischliche wiesen.
    vielleicht manchmal ein wenig ungelenk – sorry reichenbach – da gäbe es wohl ein paar umdrehungen mehr hinsichtlich einem nichts – also die musik wird wohl
    kaum einen menschlichen körper obsolet machen können -sorry den harschen
    tonfall zu ihrem eigentlich gar nicht al schlechten apercu.
    ich sag es mal so – die umstände sind es die musik wortlos in ihre schranken verweisen können was wiederum die wortlosigkeit der musik als solche spiegelt

    1. ich poste ihen das nun wohl mittlerweile blogbekannte piece zu –
      es ist doch gaanz einfach eine meditationsvorlage für architekten und bauherren.

      http://www.youtube.com/watch?v=emc-XxC7ct0

      vorsicht – man sollte es nicht zu streng nehmen, sonst leiden die kinder womöglich
      an einer verbesserungsmanie, naja –
      wird iscxherlich als heftplaster verlorengegangener oder präventiv dazu verwendet.
      das meine ich – esv ist etwas was nicht zu korrigieren ist wie meine vertipper eben z.b. ( das ist sowas auch personaltragödisches z.b. )

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .