A.D. XII Kal. Nov. Anno 2762 a.u.c.

Zwölfter Tag vor den Kalenden. Dies comitialis.
Nicht kann es mir gehen wie den russischen Schriftstellern, die zu verschiedenen Zeiten New York besucht, die 1893 noch von 6-7 Stockwerken (Korolenko), 1906 von 15-20 Stockwerken (Gorkij), 1925 dann von 40-50 Stockwerken berichteten (Majakowskij): der Berg hat immer nur eins. Der Berg ist undynamisch, der Blick auf ihn kein statischer. Er (wer?), der Bergblick, der Blickberg, sind (ist) der sich ständig wandelnde Anblick bei jedoch gleichbleibender Form (die Dynamik geht ja nicht von ihm aus) und das ständig sich wandelnde Anblicken. Daß sich die Form nicht ändert, liegt daran, daß mein Schreibtisch so steht wie er steht. Aber die Augen werden jetzt Ohren, die sich an das Wecken in der Frühe erinnern. Dann war wieder Stille bis zum Betreten der Schusterwerkstatt am Nachmittag wegen des anderen Schuhs, dessen Sohle neulich beim Stolpern über einen Pflasterstein in Rom auf dem Weg von T. zur U-Bahn aus dem Leim gegangen. Aber caro! im Sinne von teuer der gute Calzolaio amerino, wie’s auf dem Aushängeschild steht. Da betrat ich einen Radioapparat. Dem er scheinbar aufmerksam zuhörte, weil er irgendwann eine Bemerkung machte, die sich scheinbar auf etwas bezog, was aus dem Radioapparat gekommen war, für mich aber überhaupt keinen Zusammenhang hatte. Klar, ich gab ihm recht, ohne zu wissen, worauf er anspielte und was da gesagt worden war. [Und hier die Parenthese nicht der Kartoffeln, sondern einer dringenden und sofort benötigten Seite [die eckigen Klammern sind gerechtfertigt]]. Aus dem Müllcontainer beim Supermarkt sprang mir eine panische Katze in den momentanen Schreck. Heute den ersten der beiden Schuhe entsorgt, die ich auf dem Standesamt getragen. Etwas Wind aus den Segeln nahm mir dann die kombinierte Gas- und Stromrechnung, die mir die Ausgleichssumme für die vergangenen zwölf Monate präsentierte: knapp vierhundert. Ich glaube immer mehr, meinen Weihnachtsbaum werde ich mir hier zwar nicht schon aufstellen aber doch gedanklich vorstellen. Zum Trotz schalte ich jetzt die Heizung an. Die natürlich nicht anspringt. Es war wärmer heute Nachmittag als in den letzten Tagen. G.L. sitzt vor dem dunklen Fenster und verliest ihre tausend Hände. Manchmal steckt sie sich eine in den Mund. Sie hat sehr kleine Hände. Vom Munde aber zu schweigen. Eben. Dem Soratte ward ausnahmsweise schon Genüge im oberen Teil.

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