Interview mit Anadyomene

von A. Häusler

Häusler: Sie waren jetzt annähernd ein Jahr die Geliebte von ANH, wie haben Sie sich kennen gelernt?

Anadyomene: Er hat mich auf einer Internetplatform angeschrieben.

H: Haben Sie dort viele Anschreiben erhalten? Was hat ANH von den anderen unterschieden?

A: Ich war zu der Zeit in einer Beziehung zu einem anderen Mann, die nicht nach meinen Wünschen verlief. Bei ANHs Anschreiben fiel sofort die sprachliche Eloquenz auf.

H: Er schrieb Sie also an und sie antworteten, wie ging es weiter.

A: Ich schickte ihm ein Foto, danach wollte er mich unbedingt kennen lernen. Ich wollte ihn eigentlich abwimmeln, aber ich fand ihn sprachlich spannend, sein Foto war grauenhaft, und so ließ ich mich auf einen Chat ein. Damit war verbunden, dass ich erfuhr, wer er wirklich war. Ich hatte noch nichts von ANH gehört oder gelesen zu dem Zeitpunkt, unsere Kommunikation war sehr intensiv.

H: Waren Ihre Vorstellungen von SM die gleichen?

A: Nein. Ich betonte mehrfach, dass ich gar nicht devot sei, aber unsere Kommunikation war zu spannend und ich im BDSM-Leben noch recht neu, so das ich darüber weiter nicht nachdachte.

H: Würden Sie sagen, dass dieser Punkt einer der Gründe ist, weshalb Sie jetzt nicht mehr zusammen sind?

A: Weshalb wir heute nicht mehr zusammen sind hat viele Gründe, aber das ist sicherlich einer davon. Unsere Beziehung begann unter ganz anderen Voraussetzungen, wir waren beide in einer Beziehung. Die von ANH zerbrach kurz nach unserem Kennenlernen, was eine Art… hmm – Ungleichgewicht zur Folge hatte.

H: Was waren die anderen Gründe?

A: Einer der akuten Gründe ist wohl, dass er sich neu verliebt hat.

H: Hat sie das verletzt

A: Mich hat verletzt, das er es mir gegenüber nicht persönlich zugegeben hat.

H: Haben Sie „Meere“ gelesen

A: Ja, habe ich. Kurz nach unserem Kennenlernen, es war das einzige Buch, das zu bekommen war.

H: Wie hat dieses Buch auf Sie gewirkt?

A: Es ist nach wie vor eins der gelungensten Liebes- und Künstlerromane, die ich gelesen habe, und hat mir natürlich viel über ANH verraten.

H: Aber er ist ja eh ein offenes Buch, wenn man Die Dschungel liest.

A: Da gebe ich Ihnen nur bedingt Recht. Man muss immer unterscheiden zwischen der dort schreibenden Person ANH und der privaten Person. Das ist auch mir nicht immer leicht gefallen.

H: Wie war es für Sie, plötzlich eine „öffentliche“ Person in die Dschungel zu sein.

A: Zum Teil sehr schmeichelhaft, als Muse des Künstlers. Nur ein einziges Mal habe ich mich gegen einen Eintrag gewehrt, den hat ANH dann geändert.

H: Welcher Eintrag war das?

A: Was nützt die Änderung, wenn ich Ihnen das jetzt sage?

H: War er indiskret.

A: In gewisser Weise ja. In ANHs Meinung hat er mich erhöht. Da ich aber der Meinung war, dass mehrere Menschen ihn missverstanden hätten, wenn sie es so gelesen hätten wie ANH es meinte, bestand ich auf der Änderung.

H: Sie sagen, Sie waren auch geschmeichelt. Nun ist offensichtlich eine andere Frau seine, wie sagten sie?, „Muse“. Was ist das für ein Gefühl?

A: Es ist zwiespältig, weil ich schon wusste so etwas würde passieren. Es ist auch spannend, für Ihn freut es mich auch, denn er kann einen Teil leben, der mit mir so gar nicht ging, weil ich so devot nicht bin, und die Frau ist auch noch Künstlerin.

H: Was spielt das für eine Rolle, dass die Frau auch Künstlerin ist?

A: Ich glaube eine große. Sehen Sie, ich bin Naturwissenschaftlerin. Ich habe ein Gespür für Zwischentöne, aber viele Gedankengänge ANHs habe ich auch erst begriffen, nachdem er sie mir erklärt hat. Ich glaube, das gesamte Lebenskonzept, die Radikalität, die es braucht, um so zu leben wie ANH das tut, und so viel ich über diese Frau weiß, tut sie das auch, ist mir aus verschiedenen Gründen gar nicht möglich.

H: Welche Gründe sind das?

A: Das würde hier zu weit führen, das zu erklären. Ein wichtiger Punkt jedoch ist auch die Fähigkeit zur Imagination.

H: Wie meinen Sie das?

A: Das was gerade mit ANH passiert, diese Magie, die er spürt, sind alles Dinge, die er wahrnimmt, weil er sie in sich zu einem imaginären Bild zusammensetzt. Diese Frau wusste recht genau, wie sie ihn ködern konnte, ich habe ja praktisch daneben gestanden, da war meine Ratio ganz klar. Ich sah den Sog der Imagination, die ihn ein sog.

H: Aber dann hat sie die Ratio verlassen?

A: Ja, mich hat fürchterliche Verlustangst ergriffen – Eifersucht in einer Form, die ich bei mir vorher nicht kannte.

H: Wie gehen sie jetzt mit der Situation um?

A: Ach, ich konzentriere mich auf anderes.

H: Wie meinen Sie das?

A: Ich treffe andere Männer, das habe ich zwar in der Zeit mit ANH auch schon getan, er wusste davon aber nichts.

H: Sie meinen Sie haben Ihre Affäre betrogen?

A: Affäre und Betrügen sind hier nicht die richtigen Worte. Sehen Sie. ANH ist ein wunderbarer Mensch. Ein guter und einfühlsamer Geliebter, mit devoten Frauen sicherlich ein Mann, den sich Frauen mit dieser Neigung nur wünschen können.

H: Sie meinen er hat ihnen nicht gegeben, was Sie brauchten?

A: in gewisser Weise nein.

H: Und dafür haben Sie andere Männer getroffen?

A: Ja.

H: Warum heimlich?

A: Ich bin nicht ANH, ich muss das nicht öffentlich machen, auch nicht meiner Affäre gegenüber.

H: War es Liebe was sie verband?

A: Sie meinen mit ANH?

H: Ja.

A: Auf meiner Seite ja, für ANH kann ich nicht sprechen.

H: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

A: Freundschaft.