43. Tag des Jahres ZwanzigZehn

„Man ick hab keen Bock mehr uf Wita“ sprach mir heute morgen wirklich aus der Seele und jeder, der meint, ich müsste doch nach zwei Jahren Schweiz an solchen Schnee gewöhnt sein, den schaue ich nur mitleidig an. Nicht mal die Schweizer kommen mit Schnee klar, sobald 10 cm liegen, fahren die Bahnen nur noch unregelmäßig.

Fühle mich wie ein waidwundes Tier, in der Tat ist der Winter zurück und ich werde den stumpfen Schnee nutzen, um mich endlich wieder zu bewegen, auch wenn es nur ein langsames Traben ist, aber es muss sein, dann Frisör, dann Sonnenbank, das alles ist nur ein Pflaster auf meine offene und rohe Seele, die nach einem handfesten und auch handgreiflichen Streit heute morgen mit B. offen liegt.
Porzellan zerschellte, Türen und Vorwürfe flogen. Wir sind alle am Rand. Mal wieder. Ich bin hier seit Wochen eingesperrt, Haushalt, Kinder und Prüfungen. B. stabilisieren in seiner Winteraversion. Ich müsse endlich auch da draußen meine Frau stehen, sagte er neulich zu mir, damit hat er sehr Recht. Es ist ein oder vielmehr kein Zustand mehr. „Wir sind wieder zurück in B.“ schrie er mich an, „unser altes Leben ist zurück, vielen Dank!“ So, als wäre alles, was gut war, seit wir zurück sind, nur ein Spiel, eine Farce, eine Illusion gewesen. Bei allem, was gesagt wurde, hat mich das am meisten getroffen.
Ich suche neue Buchten, beobachte die Winde und navigiere nach den Sternen, um nicht an den Punkt zu kommen, an dem man mit niemand anderem so viel hat, wie mit der Person, mit der man nicht mehr leben kann.

10:28 Uhr im Chat mit B. laut gelacht, jeder sieht seine Fehler ein, nur warum es immer explodieren muss, begreift keiner von uns.
So, jetzt ran ans Tagwerk.