Kurz, morgens, rückgeblickt auf Werner Schroeter. Arbeitsjournal. Mittwoch, der 5. Mai 2010.

7.02 Uhr:
Schon klar, daß manche Leute das Rating stört, ich sag ja selbst: ich bin eitel. Dahinter steht aber mehr, in diesem speziellen Fall. Dahinter steht, wie der Grund des Gerüchtes, Wagner habe im Mai 1849 an sein „eigenes” Opernhaus die Brandfackel gelegt, mein Durchsetzungswille. „Herr Kapellmeister, der Freude schöner Götterfunke hat gezündet, das morsche Gebäude ist in Grund und Boden verbrannt!” soll ein Kommunalgardist ihm zugerufen haben. Anders als der Komponist habe ich es freilich in der Kunst nicht mehr mit einer monarchigen Beamten- und Lakaienszene zu tun, sondern mit der demokratischen EntertainmentsKorruption der Kulturindustrie, kurz: mit dem Pop: das Volk bestimmt, des Volkes sei, wessen sein Massenbewußtsein bedarf. Dies, das Massenbewußtsein ist Souverän, nicht, wie es den 48ern vorgeschwebt hat, der selbstbestimmte freie Mensch. Der nämlich ist immer einzeln, jedenfalls hat er nur so die Möglichkeit, kritisch zu sein. Was Begeisterung, aber eigene, einschließt: eine, die nicht aus dem Corpsgeist stammt, sei es der Klasse, zu der er gehört, sei es eines Fantums. Oder die aus Überzeugungen stammt – ebenfalls ein Wort, das seinen Inhalt in den letzten dreißig Jahren verlor, um von „Vision” gar nicht mehr zu sprechen.

Bin zu spät auf, sah spätnachts noch, um auf شجرة حبة zu warten, >>>> Werner Schroeters Die Nacht auf Juan Carlos Onetti, brach aber müdigkeitshalber ab. Ich habe Schroeters Arbeit immer gemocht, seine seinerzeitige Pirandello-Inszenierung in Frankfurt am Main – plakatiert war aber quer durch die Stadt „SCHILLER”! – ist für mich ästhetisch wegweisend gewesen. Um zu seiner Beerdigung zu gehen, ist das aber kein Grund; auf Beerdigungen gehen persönlich Vertraute, alles andere ist Showbusiness.
Ich warte auf Rückmeldung zu meiner >>>> Yglesias-Rezension. Ich werde sie, sowie sie ausgestrahlt worden ist (WDR), wie üblich auch in Die Dschungel stellen; dann kann der Text, wie ebenfalls üblich, dort diskutiert werden.
Der nächste Rezensionsauftrag steht bereits an, das Buch immerhin ist nicht umfangreich, und es geht nicht um einen Roman.

Die Steuererklärung steht immer noch an.

Die „Kleine Theorie des Literarischen Bloggens” für >>>> etbooks steht an. Da muß unbedingt noch der „Fünfte Zwischenbefund” geschrieben werden.

Die Weiterbearbeitung der hinzugenommenen Erzählungen für „Azreds Buch” steht an.
Daran setze ich mich gleich. Das Buch muß nächste Woche in den Satz.

9 Uhr:
So, >>>> das nächste Azreds-Buch-Segment steht drin. Den kleinen Text hatte ich für den Jubilarsband zu Vilèm Flussers Siebzigstem geschrieben; ich denke, ich werde auch im Buch die Widmung stehenlassen. Allein wegen seines AhSieSindDasMitDemTier!s wegen. Weitere Briefe: wegen Undine, wegen des >>>> Realseminars in einer Woche (heute muß ich unbedingt im virtuellen Seminar lektorieren; also das steht a u c h an), und wegen einer Lesung in Heidelberg. Außerdem Korrespondenz mit meinem französischen Übersetzer: ob ich im Juni nach Paris kommen könne…

9.59 Uhr:
Am Layout mit html gebaut: Jetzt gibt es in der rechten Spalte Der Dschungel ein Segment für meine bevorstehenden öffentlichen Veranstaltungen, jeweils auf die Orte verlinkt. Das war fällig. Unabhängig davon werde ich aber direkt anstehende Lesungen usw. weiterhin noch gesondert in Der Dschungel annonciere.
So, an den nächsten, den letzten Arndt-Text für den Erzählband.

18.11 Uhr:
Zwei weitere Azreds-Buch-Texte bearbeitet, unter anderm den Eingangstext. Jetzt sind noch zwei Borges-Texte „übrig”, dann will ich noch einzwei meiner kleinen satirischen Fantasien mit dazunehmen: vielleicht den Aids-Text, sicher aber Von Gräbern und von Moden: der ist allerdings, vielleicht, ein wenig zu aktualisieren.
Reichart schrieb wegen meiner Yglesias-Rezensionen ganz beglückt; dennoch, der Text ist dreivier Spuren zu lang. Was ich mir schon dachte. Da werde ich bis zur Aufnahme morgen abend ein wenig kürzen müssen; in Die Dschungel kommt die Rezension nach der Sendung ungekürzt. Und ein Verlag hat sich gemeldet: er wolle unbedingt die Bamberger Elegien haben; allerdings müsse er erst für eine Finanzierung sorgen… Während der Verlag für das Kinderbuch weiterhin schweigt; der Handschlag auf der Messe kommt mir wie eine ferne Erinnerung vor. Ich muß da unbedingt nachhaken. Aber erst einmal will ich >>>> Azreds Buch fertighaben.

Aber nun zur Familie!

5 thoughts on “Kurz, morgens, rückgeblickt auf Werner Schroeter. Arbeitsjournal. Mittwoch, der 5. Mai 2010.

    1. @Internet Makler. Ganz im Gegenteil! Ich finde das beruhigend. Sogar den weltweit hinteren Platz von 5480. Vor allem denke ich nun daran, eine Hypthek auf Die Dschungel aufzunehmen. Das würde einiges richten.

    2. Das Ranking, was du meinst, funktioniert im Grunde genommen genauso wie im Kindergarten: “Ene mene Muh, und aus bist du!” – Mehr ist das nicht, nur mit dem kleinen bedeutenden Unterschied, dass dadurch manchmal reale Existenzen zerstört werden!!!

  1. was den Pop angeht … stimme ich ganz sicherlich mit ihnen überein: Popmusik ist nun mal ein weit verbreitetes Phänomen innerhalb der ahnungslosen- und vergnügungssüchtigen breiten Masse, welche immerzu nach unkomplizierter Verdummungsmusik verlangt.
    Blues & Jazz-Musik zähle ich hier jedoch nicht hinzu, obwohl die Popmusik letztendlich überhaupt erst durch diese frühen Stilrichtungen ermöglicht wurde. Diesbezüglich kann man auch, zumindest was den Pop angeht, von einer pervertierten oder vereinfachten Musikform sprechen, die massentauglich kompatibel geformt wurde, ähnlich einem ungenießbaren Weichbrötchen mit fettigem & undefinierbaren Rindfleischstück mit popligen Salatblättern! – Allerdings, und das möchte ich unbedingt hinzufügen, stört es mich ein wenig, dass ihr Musikgeschmack ausschließlich auf Klassik fokussiert ist; ich bin zugegeben ebenfalls ein ausgesprochener Klassik-Fan, ohne die Abwechslung einer richtig guten Blues-Musik von Könnern ihres Faches würde mir jedoch irgendetwas etwas fehlen!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .