Denn wo du heut ein Dach dir deckst. Arbeitsjournal. Dienstag, der 4. Mai 2010. Über die Liebe und über den Tod: Rezensionstag. Zu Rafael Yglesias und – eine Erinnerung – Günter Steffens. Dazu Alfred Harth und der freie Fluß der Musik.

6.35 Uhr:
Heute wäre mein Bruder, der heute vor dreizehn Jahren umkam, 53 Jahre alt geworden. Der Gedanke an den Tod liegt so nahe nach diesem Buch; ich las es gestern nacht zuende, gegen kurz nach eins legte ich mich schlafen: ein wenig unwirsch wegen der letzten fünf Seiten. Zu ge„wollt” wirkt dieses Ende, vor allem, weil es da banavel wird… nicht an sich, nein, nicht wegen der erzählten „Sache” selbst, sondern weil, sie zum Konstruktionsprinzip zu machen als Telos des Romans, allzu durchschaubar ist und gegen sein nicht-eigentliches Thema entsetzlich abfällt, das doch so (aus der Warte des Romanciers gesprochen:) geschickt und darum ergreifend, wirklich ergreifend, das frühe und auch spätere Glück dieses Paares gegen jeden Kitsch feit. Enrique Sabas endlicher, nach derart vielen Schüchternheitsvergebnissen geglückter erster Beischlaf mit der Geliebten kann es nicht aufnehmen mit dem Tod, schon gar nicht mit einem derart langen und qualvollen Sterben; das liegt aber nicht an dem Beischlaf selbst, sondern an der realistischen Erzählweise, die genau hier, auf diesen letzten fünf Seiten, versagt: nicht, weil sie schlecht wäre… o nein, das Buch ist mehr als gut erzählt, sondern weil sie selber nicht taugt, dem Tod etwas entgegenzusetzen. Sie taugte nicht einmal dann, wäre dieser erste Beischlaf entgrenzend gewesen, anstelle den jungen Enrique erschöpft und selig heimzubringen. Denn wo du heut ein Dach dir deckst, jagt man dich morgen fort – diesen jüdischen (ich nehme das Wort bewußt als Masculinum) Lebenswehmut nicht länger auszuschenken, sondern so zu tun, als lockte der hellste Wein in den Gläsern, und dies nach dem Fortgang der Geliebten zu tun, ist so durchsichtig auf ein Erinnerungs-Happyend gebaut, daß ein Romandenker, der sich hatte von diesem Roman derart anfassen lassen, daß er den ganzen Tag über melancholisch war und einige Male beinah geweint hätte, nicht umhin kann, auf ernüchterte Distanz zu gehen. Ganz anders war in einem an Intensität vergleichbaren, in seiner Konstruktion aber größeren Buch – >>>> „Die Annäherung an das Glück” von Günter Steffens, erschienen 1976 – das Geschehen an sein Ende geführt worden:Sicher ist nur, daß dann, an seinem unermeßlichen Ende, das Licht ausgelöscht wird, und alles ist wie nie gewesen, ist nie gewesen. Und wenn man Glück hat, wird es so schnell ausgelöscht, wie man die Taschenlampe ausknipst, wenn das Nachtpensum geschafft ist und man einen leichten Kuß im Nacken fühlt oder gern würde fühlen, so sanft wie die Berührung eines kleinen Vogels.Von dieser im Nacken geküßten Stelle aus war, so Steffens’ Konstruktion, der Hautkrebs der geliebten Frau ausgegangen, und eben auch der Roman:und wie meine schrägsitzenden kalten Augen lange zielten, bevor mein Hals sich im Bogen zu ihr neigte und der nadelspitze Mund in der Mitte meines Kopfes auf das kleine Mal auf ihrer linken Schulter niederstieß.Dieses Motiv ist der Kern bei Steffens und legt furchtbarste Folgerungen nahe, indes Enrique Sabas eigentlich immer nur in die Geschehen hineinstolpert. Seine Hilflosigkeit, die schließlich Größe wird, menschliche Größe und wirkliche Verantwortung, drängt sich, romankonstruktiv gedacht, ins Ende aber wieder vor: a n das Ende. Und ich fange schon an, meine Rezension hier ins Arbeitsjournal hineinzuschreiben, die ich heute schreiben will und werde. Dennoch: welch eine Kraft in b e i d e n Büchern, wenn ich sie mit Cotzees „Tagebuch eines schlimmen Jahres” oder gar mit seinem „Schande” vergleiche, das gegen Yglesias’ und Steffens’ Romane nichts als ein so gut gemeinter wie bemühter Schüleraufsatz ist.

Aber brauche erst noch einen zweiten Latte macchiato. Und muß um halb acht schnell zum Hautarzt radeln, weil ich diese Schuppungen an den Händen einfach nicht loswerde; bis jetzt weiß er offenbar nicht, was das eigentlich ist. In den – auch schön: – Kulturen – n o c h schöner: – wuchs nichts.

10 Uhr:
[>>>> Alfred 23 Harth, POPendingEye (1992).
Am Baß ist der großartige Vitold Reck dabei.]

Zurück vom Arzt. „Neurodemitis wahrscheinlich” lautet jetzt die für mich nach wie vor unwahrscheinliche Diagnose, weil ich das Zeug ja nur an den Händen habe, nirgendwo sonst. „Sie haben offenbar diese Anlage.” Nein. Hatte ich nie. Aber ich tendiere dazu, die Krankheiten mir sehr nahstehender Menschen anzunehmen: so kam ich für zehn Jahre zu meinem Asthma, das längst Vergangenheit ist, so kam ich sogar zu Nierenkoliken, derethalber man mich mit Blaulicht ins Krankenhaus brachte, o.B. selbstverständlich, nur daß ich vor Schmerz nicht mehr stehen und schon gar nicht liegen konnte. Ich krümmte mich, aber organisch festzustellen war nichts: „Sie haben absolut ideale Werte.” So zog sich das durch mein Leben. Noch beim letzten EKG rief der Arzt aus: „Ihre Werte möchte ich haben!” Mein Ruhepuls liegt nach wie vor bei 50, ich kann bis über die Grenze hinausrennen, nach einzwei Minuten Pause pendelt er sich wieder gegen 50 ein. Und jetzt Neurodermitis an den Händen? Nee. Aber ein Pilz, was wir zerst annahmen, ist es auch nicht. Ich habe nicht die geringste Laune, mich mit so einem Zeug, das keiner brauchen kann, auch nur zu beschäftigen. Es beeinträchtigt mich auch nicht wirklich, nur daß ich gepflegte Hände und Füße liebe, ja für Männer ist Ungepflegtheit ein absolutes no go.
Also, permanent cremen. Wenn der Arzt sagt, zweimal täglich, schmier ich mich halt zehnmal ein. Einfach aus kosmetischen Gründen. Sò. Ich bin eh fürs Draufhauen bei Krankheiten, ich bin immer für die stärkste mögliche Dosis, wochenlanges Rumlaborieren mache ich nicht mit. Weshalb ich ein radikaler Anti-Homöpath bin.
So auch in der Literatur, so auch in der Musik, und beim Sex sowieso. Auf einen der spannendsten Saxophonisten, die mir je begegneten, kam ich, weil sich gestern >>>> Afred Harth bei mir über Facebook gemeldet hat; das ist ein guter Anlaß, meine möglichst täglich ins Arbeitsjournal hineingeschleifte Musikempfehlung diesmal in Sachen Jazz loszuwerden. Musik des Tages also POPendingEYE und vor allem, das werde ich gleich n a c h dieser CD hören, sein „Sweet Paris” von 1990 auf die „Letters from Paris” von Wolf Pehlke. Dirk Herbert und Hans-Hugo Schildberg, beide Freunde meines Freundes Leukert sowie des seinerzeit faszinierenden Jazzkritikers Michael Rieth, dem ich >>>> dort drin eine Geschichte gewidmet habe, brachten eine Zeit lang unter dem Label free flow music hochexperimentelle Jazzmusiken heraus, die aber nie auf den melodischen Fluß verzichteten, also immer auf die Emotion geachtet haben, auch auf Unmittelbarkeit und Schönheit. Mit in den Programmen waren Christoph Lauer, Elvira Plenar, der hinreißende Bassist Vitold Reck und andere. Das Motto von free flow lautete: auf keinen Fall irgendwie dogmatisch! Und k e i n Dogmatiker des Free Jazzes ist eben auch Alfred 23 Harth. Wenn Sie vor allem „Sweet Paris” irgendwo secondhand auftreiben können, dann greifen Sie unbedingt zu. Der letzte Satz endet mit einem Imperativ, ich habe nur keine Lust auf ein zweites Ausrufezeichen.

Zurück zu Yglesias. Habe beim Arzt noch mal durch das Buch quergelesen; was ich von den letzten fünf Seiten schrieb, ist falsch; es sind nur die letzten anderhalb, und auch da geht es eigentlich nur um das Ende. Was mich so ernüchterte, obwohl das Buch immer noch weiterwirkt, ist, daß ihm kein Satz für die abschließende Szene eingefallen ist, die dem Erzähler die Abschlußkraft gibt, sondern die Kranke, als sie noch jung und gesund war, sagt diesen Satz… und darüber wird dann hinwegerzählt, so daß man wieder bei dem schüchternen Jungen landet, der seinen Schlußsatz schüchtern hinschreibt, wie als hätte er nicht als erwachsener Mann die ganze Reifung durchlaufen, die ihm dann einen solchen Roman ermöglicht. Die Verhältnisse stimmen hier nicht, das Ende wirkt wie eine Rationalisierung, die jedem gerecht werden und Einverständnis zeigen will mit der Welt. Es wäre aber nun, angesichts des übrigen Buches, absolut verfehlt, dies ins Zentrum der Rezension zu rücken, sondern die hat die Stärken zu beschreiben. Wobei noch hinzukommt, daß ich unsicher bin, mich darüber aber auch nicht vergewissern, sondern den Roman rein als Roman besprechen will, inwieweit er autobiografisch ist. Dieses aber, von den Hintergründen abzusehen, führt möglicherweise zu einer menschlichen Ungerechtigkeit. Deshalb bin ich mir noch nicht völlig klar darüber, wie ich das Ganze angehe. Ich werde jetzt bis zwölf Uhr meine Notizen in eine Datei übertragen, mit Seitenzahlen der möglichen Zitate, dann für meinen Jungen kochen, dann zu Mittag essen und eine Stunde schlafen, dann die Rezension schreiben. Aber ich hole mir schon mal für Donnerstag eine halbe Stunde Aufnahmezeit im ARD Hauptstadtstudio.

13.20 Uhr:
Anruf aus der Schule: „Ihr Sohn hat starke Kopfschmerzen, könnten Sie ihn abholen.” Na selbstverständlich. Auf dem Weg hinüber ruft Robert HP Platz an, weil er >>>> diesen Link haben wollte (dort für 21.22 Uhr), kurz darauf ruft >>>> Benjamin Stein an. Da stehe ich bereits in dem kleinen Nebenzimmer des Sekretariats, wo mein Junge auf der Couch liegt, zugedeckt, ganz traurig sieht er zu mir her.
Jetzt liegt er hier in der Arbeitswohnung, und auf dem Herd bruzzelt der Weißkohl, den ich für uns leicht „asiatisiert” zubereite, dazu noch einmal Hähnchenflügel und Kartoffeln; eine Guakamole habe ich parallel zubereitet. Nun bekommt der Bub erst einmal einen Kumb Pfefferminztee. Er wird den Nachmittag über hierbleiben, denke ich. Dennoch darf ich die Arbeit an der Rezension nicht unterbrechen, will immer noch heute abend wenigstens mit dem Entwurf des Textes fertigsein. Gut, daß ich mein Bett von morgens noch nicht gemacht hatte; darin liegt mein Bub jetzt und hat sich einen Band der Drei Fragezeichen geschnappt. Wie schreibt Yglesias? „Ihm war jetzt klar, daß es das war, was ein Vater können sollte: das Unglück seines Sohnes auf sich nehmen” (S. 306). Für solche Sätze sei dieses Buch gepriesen, ganz unabhängig von seiner Kunst.

21.41 Uhr:
Beim Inder gewesen mit der Familie. Die Zwillingskleinen waren wieder höchst nervig, vor allem das Bübchen, das nur schreit, wenn es seinen Willen nicht bekommt und er vor allem nicht ständig in der Nähe seiner Mama sein kann oder sie nicht tut, was er will. Ist das Kleine mit anderen zusammen, etwa im Kindergarten, und die Mama fort, taucht das Problem gar nicht auf, auch nicht, oder nur wenig, wenn ich mit den Kleinen allein bin. Aber sowie ihre Mama in der Nähe ist, geht der kleine Terror, vor allem von dem Buben, geradezu unmittelbar los. लक ist bisweilen der Verzweiflung nahe deshalb, manchmal schon mittendrin. Still saß sie beim Inder, stumm, und als ich die Kleinen schließlich zu Bett gebracht hatte – Riesenterz des Bübleins: die Mama soll vorlesen! und hörte nicht auf zu schreien, es hilft nie ein Zusprechen, nie ein Erklären, anders als bei dem Mädel, es hilft wirklich nur, konsequent durchzugreifen -, war लक eingeschlafen auf ihrem Bett vor lauter Erschöpfung, in allen Klamotten, auch nicht mehr weckbar. Ich brachte noch meinen Sohn zu Bett, dann fuhr ich hierher zurück.
Die Rezension ist im Entwurf fertiggeworden, wie ich es wollte; allerdings monierte شجرة حبة, der ich den Text geskypt hatte, er klinge jetzt gar nicht mehr derart begeistert, wie ich es doch gewesen sei, nicht mehr so betroffen von dem Roman. Was stimmt, was aber wirklich nur an der letzten Seite liegt, an diesem Ende, das ich für mißlungen halte: nicht nur, weil das nach Innen und ins Früher verlegte Happyend etwas, ja: schüchtern Verlegenes hat, sondern auch, weil ein für den Roman eigentlich wichtiges Motiv da erst auftaucht, in den letzten Absätzen, aber nicht organisch, sondern behauptet, dabei aber, für Margaret Cohen, völlig glaubwürdig. Der Roman hat es aber nicht verstanden, es in seine Struktur zu integrieren: denn es liegt in dem Motiv, der ein Satz Margaret Cohens ist, eine Beschwörung, vor der Yglesias’ realistisches Konzept zurückscheut. Indem er es an das Ende, g a n z an das Ende stellt, verharmlost er es einerseits, wie er andererseits, unwillentlich, die gesamte Erkenntnisentwicklung Enrique Sabas’ zurücknimmt und ihn letztendlich eigentlich nur abhängig, hörig, sein läßt – wovon sich Sabas aber doch über die Krankheit seiner Frau emanzipieren mußte, damit er auch nach ihrem Tod seiner Verantwortung gegenüber den Kindern nachkommen kann. Diese unwillentliche Kippe bekommt jetzt etwas Unerwachsenes, dem das einfache Modell der Romanstruktur durchaus entspricht: sie verrät sich hier. Daher mein Unwille gestern nach Abschluß der Lektüre; der Unwille war Enttäuschung und schuf ein Gefühl des Betrogenseins. Da ich mich doch allezeit vorher in diesen Roman hatte hineinsaugen lassen, ohne daß mich die sprachlichen Schnitzer gewarnt hätten, die möglicherweise aber der Übersetzerin anzulasten sind: „Also schien es doch unfair, daß er das&das tat.” NEIN! Etwas scheint nicht unfair, sondern etwas scheint unfair zu sein; scheinen tut die Sonne, es scheint eine Lampe, es scheint etwas hell, aber nie, nie, nie scheint etwas unfair. Diese Fehlbehandlung des Wortes „scheinen” durchzieht den gesamten Roman. Ähnlich die rein deskriptiven Passagen, ich habe das Buch darauf hin nochmal durchgeschaut, etwa: „Ein halber Liter dieser ekelerregenden Flüssigkeit befand sich in einem seitlich an ihrem Bett hängenden Beutel..” Der Ekel ist hier rein behauptet und stellt sich nicht ein, sondern er müßte in das papierene „befand sich” verlegt werden, aus dem Prädikat des Satzes müßte er heraustropfen. Dennoch war das Buch, während ich las, derart intensiv, daß mir all diese Mäkeleien eben das zu sein schienen: Mäkeleien. Erst das wegkippende Ende des Buches gab den Ungelenkheiten Bedeutung. Und es gibt ja auch höchst gelungene Formulierungen in ihm.
Jedenfalls werde ich meinen Text noch ein wenig moderieren; es muß deutlich werden, wie stark der Sog dieses Romans wiederum, über viele Seiten hin, ist und bleibt. Auch, wenn man sich nachher gezwungen sieht, auf Distanz zu gehen, und sich fragt: Was war das? Und vor allem: Weshalb wirkt es j e t z t nicht mehr?

22.56 Uhr:
So, der Text wurde fertig; ich hoffe nur, daß er jetzt nicht zu lang ist. Habe ihn eben an die Redakteurin als Email hinfortgesandt.

10 thoughts on “Denn wo du heut ein Dach dir deckst. Arbeitsjournal. Dienstag, der 4. Mai 2010. Über die Liebe und über den Tod: Rezensionstag. Zu Rafael Yglesias und – eine Erinnerung – Günter Steffens. Dazu Alfred Harth und der freie Fluß der Musik.

  1. sich häuten Herr Herbst , machen Sie sich keine Gedanken über die Hände – mein Sohn hat das mehrmals im Jahr an Händen und Füßen – Frühjahr und Herbst – nach einigen Arztbesuchen stand fest , es ist kein Pilz und keine Neurodermitis.Wenn die Häutung beginnt , einfach cremen (es hilft nur kurzfristig, denn die Haut geht so oder so ab ) , letztendlich ist es nach einigen Tagen vorbei .

  2. noch etwas : heute nachmittag werde ich das Buch in “meinem” Buchladen bestellen . Hätte ich es irgendwo liegen sehen , wäre ich vorbeigegangen – hellblau – dieser Titel – Klischee , nichts wie weg hier .

    1. @garconette. Danke, daß Sie das sagen. So bin ich bestätigt, daß es sinnvoll ist, auch von dem Arbeitsprozeß an Rezensionen zu erzählen. Ich selbst hätte ein so aufgemachtes Buch übrigens auch nicht gekauft, zumal mit diesem Titel. Wenn ich mir aber anschaue, wie es bereits rezipiert ist, scheint das Kalkül des Verlages dennoch aufzugehen, sowohl in der Wahrnehmung als auch am Markt.

      (Ich hoffe immer, daß meine Leidenschaft für bestimmte Musiken über Die Dschungel eine ähnliche Wirkung hat.)

    2. schon wieder dieser abwertende ausdruck “musiken”, klingt nach mit götterspeise eingeriebenen schweissfüssen.
      das hat vielleicht schoeck verdient oder wagner, –
      wenn man zu ihnen sagt sie schriftstellern, so ist das ganz genauso wie wenn man
      musik unter musiken rubriziert.

    3. @Joe. Ich finde die Mehrzahl “Musiken” für Musik im Gegensatz zu Ihnen völlig wertfrei; dagegen “Musikarten” zu sagen, was nämlich gemeint ist, ist für mein Empfinden täppisch. Was Ihren auf mich bezogenen Einwand anbelangt: wenn jemand sagte, ich “schriftstellerte”, fände ich das zwar unangebracht, aber es würde mich nicht stören. Wobei ich ja durchaus nicht von einem Musiker sage, er “musikere” – d a s aber wäre die Entsprechung zu dem, was Sie hier vergeblich ins Feld zu führen versuchen. Sondern ich sage selbstverständlich, daß er musiziere. Weshalb freilich Schoeck und Wagner – interessant, wo Sie bei mir lesen – einen vorgeblich abwertenden Ausdruck verdient hätten, das zu sagen, bleiben Sie überdies schuldig. Deshalb nehme ich einfach mal an, daß Sie ein bißchen motzen wollten, und hoffe von Herzen, daß Sie sich dadurch die Luft verschaffen konnten, derer Sie bedurften.

    4. na gut dann haben sie mich falsch verstanden, gerade sie, der sie immer so erpicht
      auf die musikalität ihrer texte beharren.
      wenn ich sage musik, dann klingt das wort in meinen ohren gerade zu erhaben, naja, es klingt irgendwie freundlich, aber konsequent freundlich und aus dieser konsequentheit igrendwie erhaben.
      bei musiken wird dieser wirklich konsequente wortstamm musik in triviales emuliert, wenn nicht nivelliert, sprich geplättet.
      so mein gedankengang.
      es gibt ein weiteres wort welches sie der musik durchaus zuordenbar mich störend verwenden und zwar wäre das das wort “durchrhythmisieren”, das klingt überhaupt nicht polyphon und schon gar nicht polyrhythmisch, das klingt nach einem simplen, einsystemischen ( eine notenzeile betreffenden ) rhythmusdiktat und somit anfängermässig.
      nun beides sicherlich stark subjektiv insofern konnotiert, wobei ich vermute, dabei allerdings nicht der einzige zu sein, der das so empfindet.
      zwei für mich eher überflüssige als wirklich ärgerliche wörtchen.

    5. @Joe zu “durchrhythmisieren”. Bei d e m Wort haben Sie recht, diesen Sprech- und Schreibgebrauch werde ich fortan ändern. Zwar: diese Vorsilbe durch soll(te) immer den Arbeitsvorgang mitillustrieren, von Satz zu Satz, Seite für Seite; dennoch: wenn ich jetzt nachdenke und -fühle, kommt mir “durchrhythmisieren” wie das schreckliche “abverkaufen” oder gar “abkassieren” vor, welches letztere Wort ja nicht einmal einen Zusatzsinn zu “kassieren” mitträgt, außer jenem, daß von einem Gast kassiert wird, damit er dann abhaue.
      Also danke wegen “durchrythmisieren”.

    6. mir fiel als vergleich nicht das durchziehen ein, weches mir noch relativ harmlos vorkommt, weil es sich nur auf’s subjekt zu werfen scheint innerhalb seines totalitäts-suggerierenden “durchs” sondern die link: bonner durchmusterung welche ja anbetracht der exorbitanten vielfältigkeiten im all schon wieder putzig wirkt mit diesem “alles können anspruch” und somit für mich abgeschwächt krampfig.
      interessant ihre konnotationsebene dazu.

  3. Alfred spielt Schubert Habe Alfred Harth in dieser “Winterreise” http://tinyurl.com/38naqll in Ludwigshafen am Saxophon erlebt. War als “Liederabend” angekündigt und das Publikum entsprechend. Trotzdem standen die Leute am Ende im Pfalzbau auf den Stühlen und haben geklatscht. In der Kneipe nach der Vorstellung gab es erneut “standing ovations” für die Akteure als sie das Lokal betraten. – So viel zum Thema »musikalische Grenzgänge«

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