Die letzten Tage 91

Ich weiß wenig vom neunzehnten und vom zwanzigsten siebten. Bloß den ruhigen Gang, langsam noch von der Nacht geschoben, fast schon mechanisch dann die folgenden Tätigkeiten. Ein zähes Zählwerk, das dem ‚ruhig’ mählich ein ‚un’ vorsetzt. Irgendwann also kippt’s. Und das Herz des Uhrwerks, die Unruhe, kommt zum Vorschwein mit W. Es ist das unselige Gefühl, etwas tun zu müssen, wo man nicht wirklich etwas dringendes zu tun hat. Auch die Stille ist’s im Postfach, was so ‚Arbeit’ betrifft. ‚Der Mann nach der Uhr’ (>>> Theodor Gottlieb Hippel): um halb eins der Tippschein online. Dann: Essen. Es erleichtert zu wissen, daß morgen die Kombination S. und Meer (mal wieder) angesagt ist (sie schrieb irgendwann, sie habe ‚Angelus Novus’ von Benjamin gekauft, und ich empfahl ihr vorgestern das Lesestück „Frische Feigen“ zu lesen, aber sie hatte es nicht gefunden, vielleicht ist es ja auch gar nicht in der ital. Ausgabe, was weiß ich: heute setzte ich mich hin, es zu übersetzen: Der hat noch niemals eine Speise erfahren, nie eine Speise durchgemacht, der immer Maß mit ihr hielt. (das geht nicht, daß ich etwas empfehle, was es nicht gibt!)). Und was sich nicht freiwillig hierzu entscheiden will, mag dann eben dem Zwang unumgänglicher Termine nachgeben: Postzahlkarten (Wasser und Müllabfuhr) – auch morgen. Freitag Rom. Das aber ist mir alles schon wieder die Unruhe des Nirgendseins. Außerdem ist noch einzuplanen ein Abend mit MM, um den Primitivo di Manduria und seine 15% würdig zu würdigen (Donnerstag also), den mir die Neffen-Mutter aus Apulien mitgebracht. Mein Vorschlag war: mit einem schon bröckeligen Schafskäse und Oliven (den dicken apulischen, schwarzen und grünen), vielleicht noch eine schrumpelige Salami dazu. Dennoch, lesend legte gestern es sich am Abend. Und mir fiel ein bei diesen fast schon kreisenden Sätzen im ‚Tod des Vergil’: erst sich selbst ausatmen, dann das Buch einatmen. So ein Gefühl des Lesens als Atmen stellte sich tatsächlich ein: Ein Tun, und es wurde ihm getan. Er mußte die Augen nicht öffnen, die Milde öffnete sie ihm. Er mußte nicht atmen, es atmete ihn..

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