6.04 Uhr:
[Mannheims Kühlmann, Küchentisch.]
Unterdessen hab ich heraus, wie hier die Kaffeemaschine funktioniert. Seit kurz nach fünf bin ich auf, etwa um halb eins hatte ich gelegen; erst einmal war >>>> für die heutige Lesung die Ankündigung zu schreiben und in Form zu bringen. Das mußte dann auch noch zu Twitter und Facebook rüber. Na jà.
„Eiljournal)”, fragen Sie, „ja wieso das?” Weil der Zug bekommen werden muß, erstmal die S-Bahn vom Bretterbahnhof, dann an Mannheim Hbf der ICE, darin ich Lese- und Arbeitszeit habe, wohl auch etwas schlafen werde, weil an Mittagsschlaf heut nicht zu denken ist. Denn wenn ich in meiner Arbeitswohnung angekommen sein werde, heißt es sogleich: Rucksack auspacken von dieser Tour und Rucksack einpacken für die nächste, Sie wissen doch: morgen geht’s nach Neapel zuerst und morgen abend, mit dem Schiff, nach Palermo. Indes hab ich am heutigen Abend bereits die nächste Lesung, auf die ich mich zwar nicht sonderlich vorbereiten muß, aber vor der Sizilienreise ist einiges Administrative daheim zu tun. Und ich will zu den Zwillingskindlein hinüber wegen der Bücher, die ihnen >>>> von der Messe ich böser Wolf hab mitgebracht. Auch mein Junge bekommt dann die Mitbringsel alle. Wahrscheinlich wird er mich auf die Lesung begleiten; da wird morgen früh herausmüssen, wird er gewiß bei mir übernachten. Auch für ihn, freilich, ist zu packen. Kaum zu glauben, daß wir übermogen um genau diese Zeit soeben in den Hafen von Palermo eingelaufen sein werden.
Gestern nach dem Seminar in allerdings kleiner Runde noch zum Betongriechen. Michael war ziemlich gut drauf; an der Theke nannte der mich „Sozialista”, am Tisch „Herr Kapitalist” und zwischendurch mal „Professor”; er wiederum „Herr Assistent”, und bei >>>> read An ist’s bei „Frau Verlobte” geblieben. Wiederum Kühlmann ist für ihn nur der „Chef”. Es ist schön, read An am Leibe wiederzusehen, man hat den Eindruck, sie weiß nun genau, was sie will: schreiben. Daran ist >>>> das Seminar nicht ganz unschuldig gewesen und Die Dschungel geworden, schuldig also, jemanden auf solch einen harten Weg zu tun. Hab ich grad drüber nachgedacht, ob „zu tun” hier richtig ist. Ja, ist es.
Das >>>> DTs muß noch skizziert werden, aber gleich wird Kühlmann herunterkommen, mit dem ich nachts, aber nur kurz diesmal, einiges beplauderte; wir süffelten Marillengeist dazu. Er schnappte sich sofort meinen Niebelschütz-Text. Der Kaffee also ist fertig, das wird ihn gleich erfreun… – ah! ich hör Geräusche….
>>>> Den Hettche, übrigens, hab ich weitergelesen, bin aber noch nicht völlig durch. Doch einiges ist jetzt noch hinzuzusagen. Ich hoffe, daß ich das heut nachmittag noch ergänzen kann. Jetzt stelln sich noch ganz andere Fragen. Gut aber, daß diskutiert worden ist und sicherlich noch weiter diskutiert werden wird.
7.17 Uhr:
Kühlmann raucht Pfeife, liest Zeitung, kommentiert gegrummelnd vor sich hin, indes >>>> Ann Cotten made my day: Unbedingt lesen, Leser!
8.54 Uhr:
[ICE Mannheim-Berlin.]
Das war heut der erste Novembermorgen dieses Jahres, aber ich brauchte auf dem Bretterbahnhof Seckenheim überhaupt nicht zu warten; kaum daß Kühlmann mich aus dem Wagen gelassen, in meinen Rucksack (Bücher!!!) gewuchtet hatte und auf die seit Jahrzehnten provisorische Fußgängerbrücke den ersten meiner Füße gesetzt (ich bin mir nicht sicher: war es der linke?), da rollte der S-Bahn-Zug bereits ein. Früh war ich dann in Mannheim, – Zeit genug, mir meine Reisemilch zu besorgen. – Der ICE nun ist irrsinnig voll. Weshalb nur? Es ist doch nicht Freitag. Egal, ich fand einen Platz; zwar ist es keiner, der mich meine Beine ausstrecken, geschweige die Füße hochlegen ließe, Platz aber, immerhin, für die Arbeit. Und bereits begonnen. Rohms Text für Faust schon mal durchgelesen, jetzt lektorier ich ihn gleich. Indes, der Hettche liegt unter meinem linken Oberschenkel, vorübergehend, denn auf dem Tisch ist kein Platz.
14.13 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Am eigenen Schreibtisch zurück.
17.03 Uhr:
Und dann… ich >>>> konnte es nicht lassen, mußte ich schnell noch bei Suhrkamp vorbei, um den Fetischschatz einzuholen:>>>> Guido Rohm ist, übrigens, mit meinem Lektorat nicht einvestanden. So war die ganze Arbeit nicht mal für eine Katze. Ich dachte mir das aber schon. Die Sache war sowieso dumm, weil keine Zeit blieb, den Text zu besprechen. Soll >>>> Faust Kultur also entscheiden, wie die Kultur nunmehr verfährt. Jetzt aber eine Rasur und unter die Dusche. Das ist sowas von drüngend.