Sich nicht verzetteln. Arbeitsjournal. Donnerstag, 4. November 2011. Sowie Die Niedertracht der Musik. Und Balsam aus dem Bündel Mohn.

7.42 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Ich muß Die Dschungel momentan zurückfahren; das Arbeitspensum ist zu anderweitigem Causieren zu groß geworden. Konzentration ist nötig. Kann sein, daß ich in den nächsten vier Wochen meine Beiträge nur skizzenhaft schreiben werde. Vor allem das neue Hörstück braucht meine ganze Gegenwart. Weiters ist für >>>> etkbooks „Die Kleine Theorie des Literarischen Bloggens” fertigzustellen, sowie sind, fürs Frühjahr 2011, die >>>> Bamberger Elegien zu lektorieren; desgleichen für die >>>> Kulturmaschinen die Gesammelten Essays. Dazu kommt allerlei Kleinkram, kommt leider aber auch die neue Steuererklärung, für die ich beim Finanzamt ohnedies um einen Aufschub auf Dezember bitten muß. Wenn ich „nebenher” noch spielen & vögeln will, ist das imgrunde schon so kaum zu schaffen. Nachsicht, Leserin, ich bitte um Nachsicht.

Der Verlag tisch7, der leider illiquid geworden ist und deshalb aufgeben mußte, hat mir Restbestände der Niedertracht der Musik geschickt. Ich gebe sie gerne, zu einem Sonderpreis, an meine Leser weiter, die das sehr schön aufgemachte und gebundene Buch (Hardcover, 289 S.) noch nicht haben oder verschenken möchten, und zwar für 5 Euro pro Exemplar. Wer Interesse hat, bestelle >>>> hier.
Um 15 Uhr Treffen mit dem Elfenbein-Verleger wegen der Bamberger Elegien: Vertragsmodalitäten, vor allem aber: Gestaltung der Ausgabe. Abends wollte ich eigentlich zu >>>> Thomas Quasthoff, den ich gern als Sprecher für mein neues Hörstück gewinnen wollte; er hat aus persönlichen Gründen abgesagt, leider.

Schön ist, daß ich immerhin den Halsreif gefunden und auch bestellt habe. Ansehen können Sie ihn sich >>>> dort; ich hab ihn auch noch, per Nachtrag, >>>> ins gestrige Arbeitsjournal getan, dessen Titel, ich weiß das, stärker lockt, als es jetzt angemessen ist. Liegt an der Verzettelung, tut mir leid.

An die Arbeit.

12.52 Uhr:
Lustig, daß mit der Dame der >>>> Edelstahlschmiede jetzt ein charmanter Mailwechsel angefangen hat. Aber wirklich nur knapp und nebenbei. Meine Redakteurin vom WDR schrieb, mein Pressetext sei jetzt angenommen; wir werden nach 14 Uhr noch einmal telefonieren. Wenn Sie’s erlaubt, stell ich den Pressetext auch auf die Hauptsite Der Dschungel. Ansonsten an der Blogtheorie weitergearbeitet; die Löwin, der ich einen Absatz am Telefon vorlas, meinte, ich solle unbedingt auch davon immer mal wieder Kostproben einstellen. Ich bin mir da aber nicht sicher, da die Texte ja ohnedies >>>> gut zugänglich sind, wenn auch in nicht überarbeitetet Form.
Mittagsschlaf jetzt. Gegen Viertel vor drei kommt mein Junge zum Essen. Ich muß noch bei >>>> Elfenbein fragen, ob ich eine Stunde später kommen kann.

16.49 Uhr:
Von >>>> Elfenbein zurück, der Vertrag ist unterschrieben, das Cover ungefähr entworfen, auch übers Papier haben wir gesprochen. Es wird keinen Klappentext geben, dafür aber ein Lesezeichen eigens für das Buch, auf dem die zu Buch, Autor und Verlag nötigen Informationen stehen. Ich will kein Autorenfoto haben; wer mich ansehen will, kann mich ja besuchen kommen oder, falls man das scheut, sich im Netz umgucken.

Jetzt noch mal Titelfrage wegen des neuen poetischen Hörstücks. Das schöne „Unbegrenzt vereint zu sein”, das auch meiner Redakteurin sofort gefiel, sei, so die Programmkonferenz „zu kompliziert; das verstehen die Hörer nicht”. Seltsam, daß man ausgerechnet m i r Arroganz nachsagt. Gegen die Leute, die immer schon wissen, was Hörer verstehen, bin ich ja geradezu bescheiden. Es gibt eine derart pragmatische Arroganz betriebslicher Selbstverständlichkeit, daß mich ein Ekel ankommt. Jedenfalls suche ich jetzt mal ein bißchen bei Novalis und im Tristan herum; vielleicht kommt mir eine gute Zeile unter…

… und s e l b s t v e r s t ä n d l i c h werd ich fündig. Etwa: „Balsam aus dem Bündel Mohn” – aber wenn ich denen d amit komme, flippen die aus Gründen der Correctness aus: Verführung Jugendlicher (Sendezeit!) zum Drogenkonsum: jede Wette, daß dieser Einwand käme? Dabei… >>>> die Stelle ist von Novalis. Novalis, vom Öffentlich Rechtlichen Rundfunk zensiert… also Witz hätte das schon. Eigentlich sollte man’s drauf anlegen.

: 18.43 Uhr.

20.46 Uhr:
Noch einmal Suppe mit meinem Jungen gegessen, dann zwei Runden Maumau; jetzt liegt er auf seinem Vulkanlager und ist bereits eingeschlafen. Wohlig bollert’s im Kachelofen, aber wegen des Rauchens steht das Oberfenster weit auf. Es ist sowieso wieder warm geworden; allerdings ist der Himmel schon seit frühstmorgens inkontinent.

Meine alternativen Titelvorschläge für das Romantikstück rausgeschickt. Schaun Sie mal:

nach Novalis, Hymnen an die Nacht:
Balsam aus dem Bündel Mohn ODER Unbegrenzt vereint zu sein
Ein poetisches Hörstück von Alban Nikolai Herbst
Der ewigen Liebe lösende Hand ODER Unbegrenzt vereint zu sein
Ein poetisches Hörstück von Alban Nikolai Herbst
Wenn Erd und Leben weicht ODER Unbegrenzt vereint zu sein
Ein poetisches Hörstück von Alban Nikolai Herbst
Von innrer Glut geweitet ODER Unbegrenzt vereint zu sein
Ein poetisches Hörstück von Alban Nikolai Herbst
nach Wagner, Tristan und Isolde:
Die mir die Wunde ewig schließe ODER Unbegrenzt vereint zu sein
Ein poetisches Hörstück von Alban Nikolai Herbst
Dies furchtbare Sehnen ODER Unbegrenzt vereint zu sein
Ein poetisches Hörstück von Alban Nikolai Herbst
In ungemessnen Räumen ODER Unbegrenzt vereint zu sein
Ein poetisches Hörstück von Alban Nikolai Herbst



Jeweils oben drüber (Übertitel von der Redaktion):
REVOLUTION ROMANTIK
Das literarische Feature

Jetzt eine Stunde lang den >>>> Cabrera Infante weiterlesen, dann wieder >>>> Lost. Aber vorher will ich noch > >>>> darauf antworten.

11 thoughts on “Sich nicht verzetteln. Arbeitsjournal. Donnerstag, 4. November 2011. Sowie Die Niedertracht der Musik. Und Balsam aus dem Bündel Mohn.

  1. Verzettelung Die Leserin als solche wie auch der Leser werden sicher Nachsicht üben, lieber ANH, und so lange Ihre Verzettelung nicht zu „Zettels Alptraum“ mutiert, wird sicher auch das Finanzamt nachsichtig sein, wenigstens hoffen wir das. Ob es aber ein gutes Omen ist, daß der Suhrkamp-Verlag jetzt dort residiert, wo einstens das Finanzamt sein prenzlauer-bergisches Hauptquartier hatte, kann man noch nicht wissen – das werden zukünftige Historiker zu ergründen haben.

  2. Nicht zuviel auf einmal Ich frage mich das schon lange, wie Sie das immer alles unter einen Hut kriegen. Sie setzen sich unter einen zu großen Druck, Herr Herbst! Ein bisschen Lockerheit schadet nicht, sondern macht Menschen sogar sympathisch.

    Das Buch ist bestellt. Scheiben Sie mir bitte was rein?

  3. Wie ist es möglich, dass jemand, der sich als Schriftsteller bezeichnet, immer noch an der Rechtschreibung des vorigen Jahrhunderts festhält?

  4. Die Bezeichnung „arrogant“ ist zu schwach… für die A…. Und sehen Sie: Wenn´s drauf ankommt, geht´s Ihnen wie unsereiner. Aus Rücksicht (u.a. auf die Haushaltskasse) kann man denen die Faust nicht unters Kinn rammen. Wonach mir zunehmend ist, je älter ich werde. Was „die“ (da unten) nach Meinung der ungebildeten Idioten (da oben) nicht kapieren, das muss ich mir auch täglich anhören.

  5. Das Epigramm ist die Centralmonade der altfranzösischen Litteratur und Bildung Ich verstehe den Titel „Unbegrenzt vereint zu sein” ja auf Anhieb auch nicht vollkommen, ist ja auch nur ein Titel, der aber tatsächlich schön ist, zu schön vielleicht. Außerdem kommt dann ja auch noch was, auf das man neugierig ist, mitunter wegen des Titels. Naja, Sarrazino wollte sein Buch ja auch „Deutschland im Abendrot“ nennen, durfte er auch nicht. Am sarrazinonischen Text und der bekannten Wirkung hätte das natürlich nichts geändert.
    Ob Sie aber, lieber ANH, bei Novalis fündig werden auf der Suche nach einer programmkonferenzkompatiblen Lösung? Hab ich ja viel mit gemacht, mit Novalis, aber ob das Publikum dieses und jenes verstünde – ich denke, das wird schwierig. Beim Reinblättern fallen mir eher solche Sätze auf wie „Das Epigramm ist die Centralmonade der altfranzösischen Litteratur und Bildung.“ Das war schon einer, der Novalis! Verständlicher ist dann „Der kleine Gott auf deinen Armen / Wollt‘ des Gespielen sich erbarmen“. Sie sehen schon, es wird so was von schwierig!

  6. Also die Titelvorschläge, Respekt;-), so an der Überzeugung festhalten, quallt ma, eigentlich, wenn die Redaktion verständig ist, dürfte das jetzt durchgehen mit dem Unbestallt gespornt zu sein.
    Ich weiß ja, dass sie auch so sein können, aber, leider leider, der Sinn, der steht Ihnen ja meist nach Luther, Sie alter Thesenbruder, Sie. War ja auch gegen Autoritäten. Zumindest weltlichen. Protestant eben.

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