16.38 Uhr:
[Arbeitswohnung. Violinkonzert d-moll von 1822, Menuhins Mendelssohn-Entdeckung.]Seit fünf Uhr morgens am Schreibtisch. Eine Art Kampf um die jetzt sehr nötige Kurve ins Finale dieses meines ersten Jungenromans; möglicherweise hab ich sie gekriegt; da war es aber bereits Mittag. Immerhin, die Suppe hatte ich für den Lausebuben schon gekocht. Der die Kenntnisnahme der neuen Disziplinarmaßnahmen deutlich verständig entgegennahm. Da ist fast ebenso eine Kurve zu nehmen. Solcherart Maßahmen, wenn sie gut sind, treffen die Eltern immer gleich mit, weshalb es auch für uns, Junior, nicht leicht ist, sie durchzuhalten. Aber wir alle kommen um eine gewisse Disziplin nicht herum, ich selbst schon gar nicht.
Den Mittagsschlaf früh gehalten, weil ich zwischendurch noch einen Fußpflegetermin hatte, aus dem ich jedesmal mit einem so guten Gefühl komme, wie es Frauen zu erleben scheinen, wenn sie beim Friseur gewesen sind oder sich wenigstens eine längere Einheit Badewanne gönnten. Jetzt geh ich an den Text für >>>> die horen, über den ich ja nichts sagen, geschweige schreiben soll. Indes >>>> Elfenbein mitteilt, daß die Fahnen der Elegien, über die sich heute >>>> ein Mäzen ohn‘ Geld noch Kenntnis auszuhämen aufgerufen fühlte, am Wochenende zu erwarten seien. Da sollte ich den horen-Text dann spätestens fertighaben. Und wenn ich den Rohling des Jungenromans bis Mitte nächster Woche fertighab, bin ich auch da im Zeitplan. Dann noch einmal alles durchgehen und, wo nötig, modifizieren. Dann abermals auf dem Papierausdruck durchkorrigieren und das Ganze ab an den Lektor. Wobei mich gestern abend >>>>in der Bar der Profi ebenfalls um eine Kopie bat, der ziemlich lustvoll mitfantasiert, wenn wir uns treffen.
Wenn das Ding dann raus ist, geht’s aber auch sofort an Die Fenster von Sainte Chapelle, die ja ebenfalls zur Buchmesse vorliegen sollen und müssen. Diesmal gab >>>> Isolde Ohlbaum dem Cover das Aussehen; an sie schon hier ein Dank.
Dieses Zimmer bebt vor Musik: – mit welcher konzertanten Kraft der – Achtung, Litotes! – ziemlich perfekte Mendelssohn erklingt! Dabei wühle ich in Bildern, um den Ansatz zu finden. Einen Titel, immerhin, habe ich schon. Während mein Sohn dabei ist, sein verschusseltes Englischbuch zu suchen, damit er’s nicht von seinem Taschengeld nachkaufen muß.
18 Uhr:
Ach so… ja..! für meine Biografen, die das eines Tages brennend interessieren wird: Möhrensuppe habe ich gekocht. Und mein Junge hat sie, wie ich, verschlungen. (Ich weiß ja, daß es vor allem das ist, was meine Kritiker so nervt: meine Art von Größenwahn, die aller demokratischen Korrektheit seinen wohlgeformten Arsch zeigt, und zwar nackt, weil er, der Wahn, sich seines guten Grunds bewußt ist).
Von Möhrensuppe versteht sie nichts. Aber seinen blanken Arsch zieht sie dem steinernen allemal vor.
@Löwin. Wiewohl man seinen Arsch, anders als den bronzenen, „blank“ sicher nicht wird nennen können, darf ich Sie seines großen Wohlwollens über Ihren Satz versichern und Sie zugleich daran erinnern, daß Er den Jenen zugehört, die solchen Vorzug bis zum Grund genießen.
… dass er sie – und auch noch öffentlich – korrigieren muss!
Dafür sei ihm, mit bronzenen Tatzen, eins übergebraten
von der Löwin.
@Löwin. Von einem Plural nur eines? Synchron?
Sie schätzt Männer, die ihre Trümpfe ausspielen.
Mücken indes zuckt sie sich aus den Fell.