Replay (2). Juan Matana zu Facebook, ff. Bei Benjamin Stein.

Ein System, das Beschwerden und Klagen nicht zuläßt, ja prinzipiell ausschließt, ist eine Tyrannei. Die Bevölkerung dieses Landes hat sich unterworfen. Es spielt keine Rolle, ob einem Herrscher oder einer Ideologie* Technologie. Es spielt auch keine Rolle, ob es freiwillig geschehen ist. Durch Unterwerfung wird Macht erzeugt und verliehen. Und wenn das System, dem Macht verliehen wird, von seiner Anlage her ein tyrannisches ist… (…). >>>> Erinnere dich an den Wattschen Dampfregler. Wenn du ein System allein über positive Rückkopplung steuern willst, schaukelt es sich auf bis zur Katastrophe.
Benjamin Stein, >>>> Replay, 156.

*) Interessanter >>>> Abschreibfehler!
[Zum Buch selbst
siehe >>>> heutiges Arbeitrsjournal.]

>>>> Replay 3

7 thoughts on “Replay (2). Juan Matana zu Facebook, ff. Bei Benjamin Stein.

  1. Hier wird die Ähnlichkeit von Bildern argumentativ zu sehr überzogen, denn, ja, ein System, das allein aus seiner Zukunft ungebremst die Ressourcen seiner Gegenwart bezieht (mittels klassisch positiver Rückkoppelung), wird doch gerade vor unseren Augen dreist etabliert, indem zukünftige Rückzahlungen gegenwärtige Auszahlungen finanzieren sollen.

    Kategorial gesehen ist das allerdings nicht ausgeschlossen.

    Rückkoppelung bedeutet eine Verbindung zwischen (mindestens) zwei Parametern eines Systems. Ob diese Koppelung negativ oder positiv ist, ist eine Frage der Bewertung (Parm 1 erhöht Parm2, der wiederum Parm1 erhöht usw., im Falle einer positiven, negativ umgekehrt, und das ‘Erhöhen’ braucht eben die Wertung). Ob diese Rückkoppelung zur systemischen Katastrophe sich ‘aufschaukelt’, benötigt ebenfalls eine Bewertung, i.d.R. die einer Bestandsdefinition des Systems (i.e. welche Parameterintervalle sind noch mit einer angenommenen Existenz des Systems vereinbar), welches der besagten Katastrophe unterläge.

    Das alles ist sehr simpel, wenn man sich Dampfmaschinen anschaut (weswegen es meistens auch an solchen Kinderzimmerexempeln ausgeführt wird). Soziale Systeme sprengen leider die Simplizität solcher dinglichen Systeme. Schon die noch sehr einfache Überlegung, wie der Bestand eines Sytems denn zu fassen wäre, das seine Bestandsparameter eigenmächtig variieren kann, läßt diesen engen Rahmen weit hinter sich. Als Bespiel etwa die Frage, ob Menschen nicht doch ‘alles’ aushalten können, ohne je zu verzweifeln, oder die, ob ein Weltall, das ewig expandiere, mit kategorialen Grenzen unseres Denkens kollidieren müsse.

    Systemischer Jargon klingt oft sehr nett und gebildet, ist aber, genauer betrachtet, selten allzu substantiell, da er dazu tendiert, schlichtweg alles zum dampfenden, stampfenden Gerät zu machen, was dieses gar nicht sein muß.

    1. @Sumuze. Nein,e s wird nicht überzogen, sondern sehr genau ausgeführt.
      >>>> Besorgen Sie sich das Buch und lesen Sie es. Dann werden Sie sehen, Stein führt einen großartigen poetischen Beweis. Ich deute das in meinen Zitaten nur an, will also im Interesse dieses Buches locken. Führte ich alles expressis verbis aus, könnte seine Anschaffung für überflüssig gehalten werden, fälschlicherweise. Es geht besonders darum, mir, wie hier eine Erkenntnis auf poetischem Weg erzählt wird. Eindrucksvoll.

    2. +1 zu Sumuze. Mit einem ABER. Mein Einwand gegen das Zitierte (sic!) entspräche in etwa dem Sumuzes – die Metapher greift für mich schlichtweg nicht; d. h. sie beinhaltet m. E. einen Kategoriefehler. Zumal innerhalb sozialer Netzwerke wie FB mindestens *implizit* sehr wohl auch negatives Feedback existiert, nämlich u. a. in Form der *Abwesenheit* von Reaktion. Das wird möglicherweise nur aus der Perspektive des Systems deutlich, allerdings *genügt* das bereits. Der Rest ist eine reine Definitionsfrage: nämlich des Nullpunkts. Und der ist arbiträr.

      Es ist aber in der Tat schwierig zu argumentieren, wenn man – wie ich leider ebenfalls – das Buch noch nicht kennt. *Noch*, denn auch außerhalb dieser für mich *so* fehlschlagenden Metapher bleibt mir trotzdem genügend Substanz (und sei’s in Form offener Fragen, z. B. bezüglich von Machtverhältnissen), um mich dafür zu interessieren.

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