Ach, meine Eitelkeit! Sowie jedoch zurück: am Lektorat ff. Das Arbeitsjournal des Donnerstags, dem 23. Februar 2012. Afrika noch in den Knochen.

5.55 Uhr:
[Arbeitswohnung. Beethoven, op.132.]
Eben erst hoch, erster Latte macchiato.
War ein langer Flug, der diesmal nicht sehr bequem war: Tatsächlich gab es einige, sagen wir: Erschütterungen, nachdem der Flieger verspätet abgehoben hatte. Als ich dann hier ankam, hatte ich keine Lust mehr, in Die Dschungel zu schreiben; ich schaute auch gar nicht mehr hinein. Außerdem war der Ofen wieder anzuheizen. Als die Kohlen durchgeglüht waren, fiel ich wie ein Stein ins Bett.
Erst jetzt, eben, hab ich wieder reingeschaut und finde, daß es immer noch Leute gibt, die >>>> mit Eitelkeit Probleme haben. Es ist vermutlich ihre eigene, weil unterdrückte; ein Abwehrvorgang, der schmerzhaft wird, wenn andere nicht unterdrücken oder es doch weniger tun, weil sie schlichtweg weniger unfrei sind. Ich frage mich immer, wie Menschen lieben können wollen, wenn sie so vorgeblich uneitel sind? Wobei gefragt werden muß, was unter Eitelkeit denn überhaupt verstanden wird. Sicherlich bei den meisten nicht, was in den vier geistlichen Liedern „Alles ist eitel“ genannt wird, denn damit ist ja ein Tand gemeint, etwas Zerfallendes… und auch das ist problematisch, weil das Nichteitle dann von Dauer wäre und Dauer als ein Wert gesetzt, der das Flüchtige Zergehende denunziert. Doch Musik, etwa, zergeht, vergeht; wir nähmen sie anders als eben über Zeitlichkeit und zeitliche Begrenzung gar nicht wahr. Außerdem frage ich mich, woran der Kommentator „flaneur“ meine Eitelkeit nun so besonders ausgeprägt sieht. An einem Text wie >>>> diesem da? Was wäre an ihm eitel? Und an >>>> dem dort? Der Kommentator läßt das offen. Er behauptet statt dessen und läßt sich‘s genug sein. Das wäre nicht auch und besonders Eitelkeit? Zumal er sich ein Pseudonym gewählt hat, für das Eitelkeit immer ein Wert gewesen ist, man denke an Aragon, Breton, überhaupt die Surrealisten. Eitelkeit hat zudem den enormen Vorteil des Selbstwerts: er wird nicht von außen zugesprochen, sondern ist, im Idealfall, autonom. Sie ist eine Konstruktion, mit der sich nicht wenige Künstler aufrechterhielten, wenn ihnen die Gegenwart Anerkennung vorenthielt; aber auch, wenn sie sie erhielten. Eitelkeit kann eine Form berechtigten Stolzes sein, auf Erreichtes. Etwa schreibt Joyce, mehrfach, von seiner Eitelkeit, und Carl Maria von Weber steht sie sogar blasiert im Gesicht. Auch Arno Schmidt strotzt von allerdings intellektueller Eitelkeit. Usw. Wie seltsam, daß man das verteidigen soll müssen.
Und schließlich, Leser:innen, ist es denn nicht die Frage, ob man sie hat, sondern wie man mit ihr umgeht? Ob da nicht immer auch ein Lächeln mitspielt, das sie abfedert, ja federn läßt, oder ob sie dazu dient, andere kleinzumachen oder gar zu denunzieren, oder ob eben nicht. Mir ist nicht bewußt, wo ich das täte, geschweige womit. Im Gegenteil habe ich eher die Neigung, mich zu begeistern und für andere zu schwärmen, und ich komme dem oft nach, nicht selten nachdrücklicher als Mitmenschen, die nicht dauernd mit diesem seltsam moralischen Vorwurf leben müssen. Ich bin derart oft damit befaßt, anderer Künste bekanntzumachen, daß ich mich frage, was denn eigentlich damit gemeint ist, wenn jemand schreibt, wie es so häufig Leute tun oder sie sagen es heimlich einander: „dieser schrecklich eitle Herbst“. Vielleicht, daß das einfach mal erklärt wird, offen, ohne Rancune? Es kann doch wohl nicht das sein, daß ich gleichfalls bemüht bin, mein Werk zu vertreten und durchzusetzen? Keinem Ingenieur, keinem Hersteller von Autos nähme man das übel – dem Schriftsteller aber? Weil man ein Bild protestantischer Bescheidenheit internalisiert hat? Oder weil man sich selbst – das ist ein Innenprozeß – vergleicht fühlt? Weil es vielleicht als wenig zivilisiert gilt, von eigenen Süchten & Sehnen zu sprechen, weil man das intim halten soll?
Ich verstehe es schlichtweg nicht. Es wäre, im übrigen, in keinem romanischen Land ein Thema, auch in keinem des angelsächsischen Raums; vielmehr scheint es mir ein Deutschenproblem zu sein und eines von Menschen, die nicht spielen können.

Jetzt aber zurück ans Lektorat des Jungenromans II. Mit etwas Glück werde ich bis heute abend durch sein. Und ans Cello möchte ich. Nachmittags kommt mein Junge her, auf den ich mich irre freue, und abends ist im Gropiusbau Empfang der Villa Massimo Rom. Also werde ich fürs Lektorat wohl noch den morgigen Freitag mit hinzunehmen müssen.
Außerdem sind einige Anrufe zu tätigen.
Guten Morgen, Leser:innen.

18.30 Uhr:
Nicht so weit gekommen, wie ich wollte, ungefähr ein Drittel. Es ist immer wieder erstaunlich, von was man sich alles trennen kann, wenn man erst mal in Streichlaune ist. Dafür mit meinem Jungen die Duos aufgefrischt und mich vor allem selbst wieder eingespielt. Bevor ich gleich aufbreche, (m)einen Sundowner, also Talisker‘s, genommen, Pfeife dazu und schwarzen Espresso. Indes شجرة حبة, wie ich hörte, Zunge ißt. Als ich लक्ष्मी anrief, ob sie vielleicht mit auf den >>>> Massimo-Empfang gehen wolle, gab‘s eine ziemlich kühle Abfuhr. Nun, ich werd >>>> meine Impresaria treffen, vielleicht danach noch den Profi, denn der Gropiusbau ist vom Kanzleramt nicht sehr weit weg. Das ist mit dem Fahrrad fix zu schaffen. Die >>>> Bar, leider, fällt aus: Donnerstags ist da after-work-Party, was ein irres Gedrängel von Handtaschen heißt und von Jungs, die Davidoff sagen, wenn sie Zigarren meinen. Braucht man nicht.
Morgen klotz ich stärker ran; habe noch Afrika in den Knochen.

So, muß los.

51 thoughts on “Ach, meine Eitelkeit! Sowie jedoch zurück: am Lektorat ff. Das Arbeitsjournal des Donnerstags, dem 23. Februar 2012. Afrika noch in den Knochen.

  1. In allen Punkten Zustimmung. Allerdings, muss ich gestehen, Paulistanerinnen kultivieren vielfach eine Form von Eitelkeit, die einem dermaßen auf die Eier gehen kann, weil sie in einer Form mit sich selbst beschäftigt ist, die blind macht für alles Restgeschehen auf dieser Welt, in ihrer unnachahmlichen selbstvergessenen Art stehen sie dann einfach in der Gegend herum – meist mit Handy am Ohr – quasseln ihren selbstvergessenen Scheiß mit ihrer unnachahmlichen unüberhörbaren Tonlage und machen mich rasend. Erst recht, wenn man von einem für Brasilianerinnen untypischen Hippieort kommt, den man, wegen ihrer Eitelkeit, zum Glück nicht mit ihnen teilen musste, und wo man Leute mit Büchern am Strand sah, was in Brasilien sonst so gut wie nie nie nie nie vorkommt. Das scheint mir aber auch alles weniger mit kultivierter Eitelkeit, denn mit dem Rausschinden des letzten Wettbewerbsvorteils zu tun zu haben und der wirkt dann halt doch einfach oft nur platt und irgendwie auch vergeblich im Spiel der Zeit. Ich finde Sie auch nicht besonders eitel, denn übertriebene Selbstsorge kann man Ihnen nicht vorwerfen, was stark ist, ist der Anteil des Selbst, allein die Sorge hat hier eher was von Selbstverletzung, sie ist eher eine Art Selbststrapazierung, so kommt es mir vor, ein Exerzitium. Und damit haben Sie sehr recht: „Im Gegenteil habe ich eher die Neigung, mich zu begeistern und für andere zu schwärmen, und ich komme dem oft nach, nicht selten nachdrücklicher als Mitmenschen, die nicht dauernd mit diesem seltsam moralischen Vorwurf leben müssen. Ich bin derart oft damit befaßt, anderer Künste bekanntzumachen, daß ich mich frage, was denn eigentlich damit gemeint ist, wenn jemand schreibt, wie es so häufig Leute tun oder sie sagen es heimlich einander: „dieser schrecklich eitle Herbst“!

  2. Da haben Sie, lieber ANH, tatsächlich einmal vollkommen recht, vor allem damit, es müsse doch eher die Frage sein, wie man mit der naturgemäß zu einem gehörenden Eitelkeit umgeht. Manche scheinen auch den Unterschied zwischen Blasiertheit und Eitelkeit nicht zu kennen, wobei letztere im besten Fall die eigene Arbeit zum Fundament hat. Imgrunde ist eine gesunde und natürliche Eitelkeit nichts weiter als der letzte Schliff, ein Kompliment für diejenigen, die die dem zugrunde liegende Arbeit zu schätzen wissen.

  3. Eitel sind Sie, ANH, … als ich Sie das erste Mal sah, ließen Sie im wörtlichen und übertragenen Sinn die Muskeln spielen. Mir gefiel das; C.B. entschuldigte sich später aber fast ein wenig für Ihren „maskulinen“ Auftritt.
    Jahre später, jetzt virtuell, war es auch Ihre Achtsamkeit für die eigene Performance, die ich anziehend fand. Was ich an Ihrer Eitelkeit mag, ist, dass sie nicht ängstlich ist. Sie wollen gefallen, aber nicht „um jeden Preis“. Sie wollen als der gefallen, als den Sie sich inszenieren: der Mann, der Sie sich entschieden haben zu sein. Das wirkt. Auch abstoßend sicher, auf manche. Man mag das vielleicht nicht sehen, dass einer s i c h gewollt hat -und will. Es ist eine Herausforderung. Weil die meisten sich – vor allem auch vor sich selbst – entschuldigen damit, Sie wären halt die, die sie sein müssten oder sollten – , sogar schlimmer noch: was von ihnen übrig blieb.

    Sie, ANH, machen sich dagegen, eben durch jene gewollte Selbst-Darstellung, angreifbar. Das ist den Feigen mit Grund unsympathisch.
    Auch Sie brauchen indes – wie wir alle – Spiegel.

  4. Ein Autor ist kein Autor, wenn er nicht dieses Quentchen Eitelkeit besitzt. Als Leserin stört mich das nicht wirklich. Bei Ihnen Herr ANH kommt noch Selbstverliebtheit dazu. Gute Autoren sollten eine Art Beziehung mit dem Leser eingehen (bitte nicht falsch verstehen). Nicht nur von sich selber schwärmen. Die Ansätze für eine Beziehung sehe ich bei Ihnen. Jetzt müssen sie nur noch etwas daraus machen. Schreiben Sie, aber versuchen Sie sich ein wenig zurückzuhalten. Beachten Sie, dass ihre Leser nicht nur stundenlang über Ihre Texte hocken wollen. Es gibt ja schließlich noch mehr zu lesen. Kommen Sie Ihren Lesern ein Stück weit entgegen und versuchen Sie sie nicht für sich zu vereinnahmen 😉

    1. @Freni „Gute Autoren sollten eine Art Beziehung mit dem Leser eingehen“

      Der geklammerte Appell, diese Aussage nicht falsch verstehen zu wollen, impliziert, dass mindestens eine von der Intention abweichende Interpretation der Aussage existiert. Klar. Welche Interpretation entspräche denn der Intention? Mit welcher Begründung? Das interessierte mich sehr, denn in meinem Schreibmodus ist kein Raum für Leser. Dennoch gibt es solche, die meine Texte fassen, die sich von meinen Texten fassen lassen, ohne dass ich es beabsichtigt hätte.
      Ich verstehe Ihre Aussage überhaupt nicht und will gerne Ihre Aufklärung abwarten, bevor ich die Einlassung als Quatsch abtue.

    2. @freni (aus der Arbeit aufschauend:) Was verstehen Sie unter Selbstverliebtheit? Ich kaue mindestens ebenso am Selbstzweifel, was gleichbedeutend mit einem Zweifel an meiner Arbeit ist, sowohl an ihrer Qualität wie, sehr viel stärker, daran, ob sie ü b e r h a u p t noch Sinn hat. G a r nicht verstehe ich aber den anderen Appell, demzufolge ich mich, also meine Texte, ein wenig zurückhalten solle. Sie scheinen ihre Intensität zu meinen – also daß Texte die Leser nicht aufsaugen sollen. Genau das sehe ich anders, und zwar auch in meinem Lektüreverhalten. Moderate Texte interessieren mich nicht, ich lege solch plätschernden Bücher weg, bin dafür aber im anderen Fall bereit, mich völlig einem Buch hinzugeben. Das ist so nicht selten geschehen. In diesem Sinn schrieb Nietzsche, was denn an einem Buch gelegen sei, das einen nicht einmal über alle Bücher hinwegtrage. Eben. Nichts ist daran gelegen, alles aber am Möglichkeitenrausch, der uns aus intensiven Büchern ergreift und in sie hineinreißt. Wenn ich d a s zu gestalten nicht schaffe, d a n n habe ich versagt. Ich sehe das also zu Ihnen diametral entgegengesetzt. Ich will nicht zappen; der Zappkultur stemmen sich meine Bücher entgegen. Insofern sehen Sie etwas sehr Richtiges.

    3. Herr Kienspan,
      wenn in Ihrem Schreibmodus kein Raum für Leser ist, warum sollte ich Ihnen dann antworten? Tun Sie was Sie für richtig halten.

    4. @ANH
      Selbstverliebt? Sie beobachten sich mit einer Intensität die kaum zu übertreffen ist. Sie können kein Auge von sich lassen. Warum beobachten Sie nicht den „Leser“, will sagen die Menschen um sich herum. Ich sage immer, die schönsten Geschichten findet man auf der Straße. Sie hatten neulich mal ein post wie Sie mit dem Fahrrad zum Finanzamt fuhren. Dass hat mir gefallen, weil da kam auch der „Leser“ in Erscheinung, in Form einer Finanzbeamtin. War das jetzt eine Geschichte oder Tagebuch? Hmmm—-.

    5. In jedem Text ist Raum, nämlich der gemeinsame des Autors und des Lesers. Die Frage ist nur, wie man sich in ihm bewegt und wie die Beziehung zu gestalten ist, die der Autor durch den Text vorformt und der Leser für sich zu einem Leseerlebnis gestaltet. Das ist das ganze „Geheimnis“, so daß seichte Menschen seichte Texträume aufsuchen und anspruchsvolle Menschen anspruchsvolle. Ich für meinen Teil kann mit Texten nichts anfangen, die mir zu sehr entgegenkommen, die mir nichts abverlangen, denn dies entmündigt den Leser und macht ihn zum Empfänger einer Dienstleistung. Schließlich geht es beim Lesen ja um Lust, um die Lust am Lesen, das sollte man nie vergessen.

    6. @Freni Sie sollten mir antworten, weil ich Sie interessiert und höflich gefragt hatte und ich gerne spannende Impulse im Netz ernte. Im übrigen befinde ich mich hier im Lesemodus – einem sehr aufmerksamen, wie ich unbescheiden hinzufügen darf.

      Ich hab‘ Sie aber, scheint’s, maßlos überschätzt.
      Pardon.

    7. „Sie beobachten sich mit einer Intensität die kaum zu übertreffen ist.“ Selbstverständlich tue ich das. Ich ist eine Figur in dem Konzept, das das Leben als einen Roman betrachtet. Griffen Sie zu meinen Büchern, würden Sie unschwer bemerken, daß darin keineswegs ich eine Hauptfigur bin; das ist in Der Dschungel anders. Die Bücher strotzen nur so von anderen Personen. Im übrigen betrifft Ihr Einwand auch in Der Dschungel alleine das Arbeitsjournal; es gibt aber viele weitere Rubriken. Im >>>> Tagebuch gibt es ebenfalls andere Hauptpersonen, da komme ich so gut wie überhaupt nie vor – oder das, was hier als mein Ich scheinbar direkt ausgeführt wird. Des weiteren bin ich überzeugt davon, daß wir viel weniger fehllaufendes Agieren hätten, wäre die Gabe der Selbstbeobachtung ausgeprägter im allgemeinen, sprich: ständen die Menschen öffentlich mehr zu dem, was sie sind, und versteckten sich nicht so. Es kommt aber nicht von ungefähr, daß ausgerechnet das Arbeitsjournal die meistgebookmarkte Site Der Dschungel ist – eine Entscheidung, die nicht ich getroffen habe, sondern die Leser.
      Hinzu kommt – ich habe das in der Kleinen Theorie des Literarischen Bloggens von verschiedenen Seiten betrachtet -, daß es mir mit dem Arbeitsjournal gerade auf einen Aspekt der Produktivitätstheorie ankommt: wie entstehen Geschichten, aus welchen Ursachen, welchen Begegnungen usw., und aus welchen Zuständen. Deshalb, unter anderem, protokolliere ich sie. Es greift zu kurz, dies als eine Art Ego-Show zu betrachten. Aber selbst wäre es dies, bleibt doch das Arbeitsjournal nur ein Blatt unter Hunderten, von denen Die Dschungel bedeckt ist. Daß die Arbeitsjournale in den Vordergrund rücken, wenn ich parallel mit anderen, nämlich Texten für Bücher befaßt bin, scheint mir dabei eine notwendige Folge zu sein. Die Romane, jenseits des einen, der mein Leben betrachtet, erscheinen anderswo. Um das zu erfahren, muß man sie aber auch lesen, zumindest aber zur Kenntnis nehmen, bevor vom Blatt weg geurteilt wird.

    8. An Anderen wahrgenommene Eitelkeit stört mich nicht, kann ich sie mit meiner eigenen Eitelkeit synchronisieren, im Gegenteil, sie gefällt mir dann sehr.

      Geht das Synchonisieren nicht, ist sie immer noch erträglich, gibt es für mich Details, die mich emotional ansprechen (gutes Aussehen, spannende Aussagen z.B.).

      Fehlt auch das, ignoriere ich sie nach Möglichkeit, weil sie mich langweilt, wie ein Telefon, dessen Mikrofon defekt ist.

      Was das nun mit den Texten, die Menschen absondern, zu tun haben muß (kausal, intentional oder wie auch immer), ist mir nicht einsichtig.

      Daß Menschen, die ihre Äußerungen anderen Menschen zeigen wollen, eitel sind, liegt im Wunsch, etwas von sich (Produkte, Gedanken, Aussehen, Gefühle usw.) zu zeigen, begriffen, dem der Wunsch, anderen gefallen zu wollen, auf dem Fuße folgt, ganz gleich, ob Gefallen nun im Applaus, in der Attacke, im Kauf, in der Alimentierung oder in der (oft scheinbar nur) rationalen, diskursiven Auseinandersetzung gefunden wird.

      Wenn ich zu einem anderen Menschen von Eigenem spreche (schreibe, vorlese, singe, male, bildhaue, konzeptzeige, environementiere, faxe, twittere, maile oder was auch immer), dann will ich auf den Anderen einwirken und diese Wirkung will ich sehen, aber Hallo!
      Sonst schwiege ich.

      Das hier hat mir oben sehr gefallen:
      „Des weiteren bin ich überzeugt davon, daß wir viel weniger fehllaufendes Agieren hätten, wäre die Gabe der Selbstbeobachtung ausgeprägter im allgemeinen, sprich: ständen die Menschen öffentlich mehr zu dem, was sie sind, und versteckten sich nicht so.“
      .
      Ich lese es (auch) so: wären wir alle eitler, wären wir uns einander alle – mehr!

    9. Hallo Herr Kienspan,
      ich bin leidenschaftliche Leserin. Nicht mehr und nicht weniger. Vll finden viele gute Autoren wenig Resonanz bei „ihren“ Lesern, weil sie sie überschätzen. Sich dafür zu „Entschuldigen“ ist kein Ausdruck von Eitelkeit, sondern Ignoranz.
      Freni

    10. Hallo Herr ANH,
      das was Sie hier bei twoday schreiben, muss ich demzufolge als Tagebuch verstehen? Das hat mit dem Schreibstil und den Inhalten Ihrer Bücher nichts zu tun? Ich finde in Ihrem Tagebuch (soweit ich bis jetzt mitlese) nur Stimmungen und Empfindungen. Ist Ihr Leben so einseitig, dass Sie nur darüber Aufzeichnung führen? Gibt es keine Aktivitäten, keine Erlebnisse. Ich bevorzuge Autoren, die ein abwechslungsreiches Leben führen. Die Ihre Inspiration aus dem Leben auf der Straße holen, oder wo auch immer. Aber doch nicht vor dem Schreibtisch zu Hause. Sehen Sie mir meine Direktheit nach.
      Freni

    11. Höchstsuspekt: Menschen, die sich erst eine ideale Autorfigur erfinden müssen, um lesen zu können. Der Autor sollte, möchte, möge dies und jenes, Weltreise, den Garten bestellen, Currywurst essen, die Unterhosen wechseln, dann, aber auch nur dann, wird er etwas zu Wege bringen, was auch mich stilempfindlichen Leser in den Aufmerksamkeitsgewährungsmodus versetzt und ich ein geneigtes Auge auf Bliblahastenichtgesehen zu werfen mich überhaupt erst in der Lage sehe. Mir doch egal, der Autor kann wegen mir 24 Stunden Bleistiftschnitze zu Vaginalbildern legen und darüber schreiben, wichtig wäre einzig und allein, also mir, kann er schreiben.
      Das ist ja auch immer das einzig Störende an Goetz und seinen Adepten gewesen, dass die meinen, man würde relevant, indem man sich rumtreibt, null, nix, man muss halt schreiben können, das, und nur das macht einen als Autor interessant, ob man dafür meint ins Parlament laufen zu müssen, oder ins Berghain, mir sowas von Latte, man kann sich wegen mir 24/7 mit einer Taschenlampe in eine vergessene finnische Sauna zurückziehen mit Monopolabo und Dim Sum, oder Deleuze/Guattari, verlangt mir alles keine besondere Hoch- oder Verachtung ab, und vor allem verlangte es mich noch nie danach, dass der Autor irgendwie sei, oder zu sein habe, es sei denn, er ist Oscar Wilde.

    12. @Freni & Diadorim. Das Schöne ist, daß ich Sie beide beruhigen kann. Was Frenis Bedürfnisse anbelangt, kann sie sich ja in meinem Leben ein bißchen umtun; was ich „alles sah“, geht aus den Büchern gut hervor, was ich alles tat, ebenfalls. Es scheint mir ausgemacht zu sein, daß ich gereister bin als sie; sonst hätte sie nicht solch ein Bedürfnis, sondern erfüllte es sich selbst. Andererseits möchte sie wahrscheinlich gerne darum herumkommen, für Bücher Geld auszugeben, einfach, weil sie auch ihre Brötchen vom Bäcker geschenkt bekommt und insgesamt keine Ausgaben hat.
      Aber recht haben selbstverständlich Sie, diadorim: woraus wir unsere, nennen wir es ruhig weiter: Inspiration beziehen, ist ziemlich schnuppe. Etwa an Kafka zu denken, der nun wirklich kein Weltreisender war. Das hat ihn nicht davon abgehalten, einer der wichtigsten und besten Dichter zu sein, die das vergangene Jahrhundert hatte. Wenn Leute wie Freni auf solche Dichtung lieber verzichten, um, sagen wir, Kerouac zu lesen, dann soll man ihnen das selbstverständlich nicht verwehren. Sie dürfen auch gern zu Ken Follett greifen oder zu Utta Danella.
      Wobei es, diadorim, hübsch ist, wenn Freni aus ausgerechnet mir, dem Vitalisten, einen Stubenhocker macht (daß ich zwischendurch mal eben in Kenia war, hat sie ebenfalls nicht registriert). Es gibt aber Menschen, die sich nicht vorstellen können, daß einer, der die Straße ziemlich gut kennt, und zwar quer durch die Kontinente, auch normal für sich zu arbeiten weiß, ja sogar, erlaube ich mir zu meinen, signifikant mehr als andere. Anstelle daß sie zum Beispiel Fußball spielen (für mich eine entsetzliche Vorstellung, bis zu den Ohren schon der Fans halber mit Folter voll).

    13. Ah, interessant, ich hab den nie wirklich vermisst, vielleicht weil ich denke, so eine implizite Autorenfigur ist nur hinderlich fürs eigene Verschwinden im Text, das strebe ich eigentlich als Leserin an, keinen Gedanken mehr an die Gemachtheit der Lektüre verschwenden müssen, ganz drin sein in der Welt, die halt von irgendwem kommen kann, bei mir sehr gelungen erscheinenden Texten gibt es zum Schluss nur so etwas wie einen Schauer des ertappt worden seins, sprich, dass man sich klar macht, da gibt es einen Kopf, der liest heimlich deine Gedanken, aber so, wie du sie gern denken würdest, sprich, der liest sie und gibt ihnen Ausdruck, so dass man sie selbst besser lesen und verstehen kann, ob dieser Kopf allerdings braunes oder blondes oder gar kein Haar hat und wie viele Tassen Kaffee er zu sich nimmt, und ob er FAZ oder Fratzbuch liest, das interessiert mich tatsächlich kaum, es sei denn, ich möchte mich in den Autor verlieben, aber das hab ich mir eh abgewöhnt und halte ich auch für eine schlechte Idee, wen aufgrund seiner Kunst zu lieben, ich lieb Menschen wegen ganz anderer Dinge, aber nicht wegen ihrer Kunst.
      Ich muss auch sagen, als Autorin verschwende ich auch keinen Gedanken an einen impliziten Leser, sondern bin beglückt, wenn außschließlich mir der Text gefällt, vielleicht ja ein grober Fehler, aber ich wüßte wirklich nicht, wie ich mir so ein Autoren-Über-Ich gestalten sollte und ob es mir helfen würde.

    14. Ist es so schlimm, wenn man sich für das Leben eines Autors interessiert und wenn man keine Autoren lesen mag, die als Stubenhocker (danke Herr ANH) daher kommen? Hier wird mit einer Aggressivität auf Leserkommentare geantwortet, da kriegt man es echt mit der Angst zu tun. Ich habe auch mit keinem Wort erwähnt, dass ich Reiseliteratur lesen möchte und mir Autoren gerne backe. Wenn ich gewußt hätte, dass sich Autoren hier gegenseitig Honig um den Mund schmieren, wäre ich gar nicht in Erscheinung getreten. Ehrlich! *g

    15. @diadorim zum „inneren Autor“. Mir geht es ähnlich und doch wieder anders: Nach der Lektüre eines Buches, das mich erwischt hat, erfinde ich mir den Autor. Was später, sollte ich ihn mir tatsächlich ansehen (etwa, weil ich über sein Werk etwas schreibe und/oder inszeniere), zu schmerzhaften Trennungsergebnissen führen kann – bei Aragon ging mir das so; ich hätte den wirklich lieber anti-stalinistisch gehabt und insgesamt weniger autoritätshörig – eine seiner Charactereigenschaften, die ähnlich schaurig ist wie Nabokovs Selbststilisierung die auch vor Klitterungen nicht haltmachte – allerdings hat sie keine Moskauer Prozesse zu rechtfertigen unternommen. Im Gegenteil.

    16. Dass Sie ja aus allem Text machen, ist ja bekannt, ich glaube, Sie gingen auch mit ins Stadion:), ganz allgemein habe ich ja das nie überprüfte Urteil, dass man sie generell für viel begeistern kann und Sie gern was erleben, ohne, dass sie gleich die Nase rümpfen müssen oder einem mit Kuba kommen, und selbst, wenn Sie sie rümpfen müssen, es Sie nicht davon abhält, Ihre Neugier zu befriedigen, ein bisschen ist halt blöd, wenn man sich immer wieder verteidigen muss, dass man nicht so verkehrt sei, sind Sie nicht, geb ich Ihnen schriftlich, finde ich so, auch wenn ich mir manchmal auf die Zunge beiße, oder es in den Zähnen zieht und Sie auch nie Zeit haben für mal irgendwas ganz Müßiges und ihnen das Coole und Distinguierte abgeht, es ist vielleicht mein trauriges Schicksal, dass ich Sie irgendwie mag, was mich schon total coole Freundschaften gekostet hat, mit dem Ergebnis, Sie haben ja auch nie Zeit für mich, na toll habe ich da gedacht, aber, däts life, da hat eh keiner nie Zeit für irgendwen nicht und alle machen ihr Ding und dann denk ich mir, gut, mach ich halt auch son Ding, die Leuz sind halt ins Dingmachen verguckt, also bastel Dir fein dein Ding diadorim, und schiebs vor Deinen Laden, Aufsteller: Heut wieder mein eigenes Ding gemacht, nur 3,99 der Meter. Das hier ist auch gerade mein Ding, hat nur keinen Aufsteller dabei, merkt also wieder keiner.

    17. @Freni zum Wabensaft. Kein Mensch verstreicht hier Honig; eigentlich ist Die Dschungel eher für einen Essig bekannt, der aus den Kommentaren sprüht (ich hasse Essig, schon der Geruch, selbst von Balsamico, kann mich rasend machen).
      Was die Aggressivität anbelangt, so hat sie eine Geschichte, zu der auch gehört, daß mir permanent irgend welche Leute Ratschläge erteilen wollen – was ich durchaus als Übergriff empfinde, wenn ich mir das Erreichte ansehe; ich meine meine Bücher und Hörstücke und auch die ästhetische Position, für die ich stehe und die so auch in der Ästhetik wahrgenommen und diskutiert wird. Dabei hätte ich sicherlich gerne mehr Leser, sprich: ich würde gerne allein von den Büchern leben können; das habe ich noch nicht erreicht. Aber ich beuge die Bücher auch nicht dahin, sondern schreibe genau so, wie ich es für notwendig und zeitgemäß halte. Mitsamt meinen Rundfunkarbeiten und Vorträgen komme ich dabei ohne jeden Nebenjob über die Runden – weshalb man sagen kann, daß es eigentlich gut läuft. Und dann kommt immer wieder jemand daher, die oder der von meiner „Selbstverliebtheit“ spricht oder von meiner Eitelkeit, davon, daß ich nichts könne usw. Wenn Sie das über die Jahre hörten, ginge es auch Ihnen gehörig auf den Keks. Vor allem sagen das immer wieder Leute, die die Bücher gar nicht kennen, und wenn sie sie dann doch mal vornehmen, lesen sie bereits mit dem Vorurteil. Sie müssen mir da schon zugestehen, daß einen das aggressiv macht, zumal es meine nicht selten sechzehnstündige Arbeit täglich ziemlich mit den Füßen tritt. Um es deutlich zu sagen: schriebe ich Mainstream, würfe man mir das vor, schreibe ich (sogenannt) schwierig, dann dieses, und weil ich, einfach weil ich viel arbeite, viel produziere, nennt man mich dann abfällig einen Vielschreiber – dabei sieht mein Werk gegen Goethes quantitativ vergleichsweise dünn aus, auch gegen Schillers oder Wielands. Oder nehmen Sie Döblin, Arno Schmidt, Anthony Burgess, Pirandello usw. Das aber sind die Leitfiguren, was meine Auffassung von Arbeit anbelangt.
      Einfach eine kleine Empfehlung: besorgen Sie sich >>>> Die Orgelpfeifen von Flandern, die kosten hinter dem Link momentan 9 cent plus Porto. Ich liebe diese kleine Novelle nach wie vor, wiewohl sie fast zwanzig Jahre alt ist. Selbstverständlich wäre es mir lieber, Sie kauften sie neu, aber für einen ersten Eindruck mögen die 9 Cents es wert sein. Was Sie hier hingegen zu lesen bekommen, ist immer das Arbeitsjournal. Wollen Sie einen Eindruck von meinen Funkarbeiten bekommen: der WDR >>>> wiederholt am 29.3. mein Stück über den Lyriker Filips. Man kann aus ihm hören, wie ich mit den Ästhetiken ganz anderer Dichter verfahre, um ihnen nahezukommen und die Hörer ihnen nahekommen zu lassen.
      Das aber wichtigste Buch, das in letzter Zeit von mir erschien, ist >>>> dieses. Ganz nebenbei ist es auch gestalterisch eines der schönsten, die ich jemals hatte.

    18. Ähm… diadorim… nie Zeit für Sie? Ähm, ich weiß nie recht, wo Sie grad stecken, und außerdem komm ich von mir aus nicht auf die Idee, Leute anzurufen… außer dem Profi, der mein engster Freund ist, und Brossman, der das grad wurde, zumal er nur eben um die Ecke wohnt, so daß man nach getanem Werk mal schnell noch einen Absacker trinkt. Und >>>> parallalie, den ich besuche, wann immer ich kann, aber Umbrien ist nicht sehr nah. Und >>>> Leukert und Lüdenbach in Frankfurt, die beiden sehr klugen, sehr umsichtigen Freunde. Aber wenn Sie anrufen und fragen, ob, ob nicht, wenn ich irgend kann, sag ich dann ja – auch wenn ich nicht so der Gesellschaftsheini bin, sondern meine Reserviertheiten habe. Ihnen gegenüber hab ich die gar nicht, wie ich sowieso erst einmal immer offen bin. Mit dem Stadion freilich irren Sie. Da müßte ich ein Kindertrauma wieder ertragen, wieder und wieder, und es wiederholen, den ganzen Schmerz, das ganze Grauen, nein, das ist nicht meins. Aber man hat mich echt für Stabhochsprung begeistern können, und den Zweikampf MacEnroe Becker habe ich mit Leidenschaft verfolgt, das war Geist gegen Kraft – obwohl mir auch Tennis wirklich nicht nah ist. Die Kraft bekam damals den Zuschlag, was eine Fehlentscheidung war, von der ich mir nach wie vor nicht sicher bin, wieviel Kapital im Hintergrund floß. Das ist es, was den Sport für mich so unerträglich macht, daß Spieler gekauft werden, vorsichtiger ausgedrückt: eingekauft, daß es also um das Spiel gar nicht geht. Dafür steht der Fußball an allererster Stelle, weshalb er, wie der Pop in der Kunst, Ausdruck des losgelassensten Kapitalismus ist.
      Daß Sie meinetwegen Freunde verloren haben, tut mir leid. Es ist unterdessen schon so, daß ich jungen Autoren, die ihre Texte von mir durchsehen lassen, raten muß: erwähnt beim Verlag nie meinen Namen. Viele vertrauen mir weiterhin und kommen her und ich rate; einige von denen haben unterdessen Karriere gemacht. Ich nehme es ihnen nicht übel, daß sie mich nicht nennen. Sehen Sie, ich muß sogar die Kinderbücher, deren erstes gerade herauskam, mit einem anderen Namen versehen, weil sie sonst – vernichtet werden würden. Und dennoch gehöre ich zu den wenigen, die von ihrer künstlerischen Arbeit wirklich leben können, auch wenn das manch ein Voltigieren bedeutet.

    19. Der eine ist kein ernstzunehmender Autor, weil er zu viel schreibt, die andere ist keine ernstzunehmende Autorin, weil sie zu wenig schreibt, der eine macht ja keine Literatur, weil er nur den Markt bedient, der andere nicht, weil ihn der Markt und der implizite Leser nicht schert. Ihr habt doch alle einen Schaden, geht mehr ficken, oder mehr Fisch essen, oder lernt endlich die Billiardregeln.
      Letztlich ist vermutlich ANH einfach viel zu nett zu allen, man läuft immer den nicht netten hinterher, weil man denkt, hah, das kann doch nicht sein, so in Bezug auf mich, muss der sich doch nett verhalten, ich bin doch auch nett, interessiert die nicht Netten aber nicht, die haben eine kleine sadistische Freude dran, dass Ihnen die Leuz an der Backe kleben, obwohl sie sich widerlich benehmen, oder eben gerade weil. Charmanter und gekonnter fand ich immer das kill them with kindness Prinzip.
      Na ja, ich habs auf Sie geschoben, weil Ihr Name fiel im Gerangel, ich sagte, ich schrieb hier, jemand fühlte sich entblößt, ich schrieb, steht doch dein Name gar nicht dran und faselte was von der üblichen Autorenparanoia und ihrem sie ständig begleitenden Kontrollzwang, recht eigentlich wars für meine Begriffe auch eh nur vorgeschoben, sie kamen ihm als Argumenz gerade recht, weil er einfach verpasst hat, sich als der zu erweisen, als der er sich so vollmundig ausgegeben hat, also wurden sie einfach flux funktionalisiert, so stellt es sich für mich dar. Eigentlich war ich aber nie genug von Interesse und das war ihm irgendwie dann doch peinlich, zumal das Interesse ja doch so theoretisch aufrecht erhalten werden sollte, warum auch immer, weil man sich dann vermutlich besser fühlt. Anyway, Ihre Schuld ist es nicht, höchstens mein Ungeschick.

    20. „Argumenze“@diadorim. sie kamen ihm als Argumenz gerade rechtD a s aber habe ich in jedem Fall erreicht, schon heute: als absolut taugliche Projektionsfläche in die Literaturgeschichte einzugehen – was immerhin besser ist als in ihr einzugehen, gell?
      (Sind Sie jetzt in São Paulo? Neid. Dafür werden aber die Zwillingskindlein heute zum ersten Mal in der Arbeitswohnung übernachten. Wenn sie das mögen. Auf meines Jungen, der bei seiner Freundin ist, Vulkanlager. Und schön haben wir Duos gespielt vorhin. Es ist ein solches Glück mit dem Cello.)

    21. Genaugenommen ja als Argomenz:).
      Ja, bin ich und es ist schwül und es gewittert täglich, ich versuch mich auch ständig zu beneiden, aber, klappt oft nicht so gut, geht auch nicht um Jammern oder Klagen, nein, gar nicht, ich krieg die Synchronisation meines verteilten Lebens nur oft nicht so gut hin und spüre halt dann nur meine Selbstunwirksamkeit, das hat alles nichts mit Sao Paulo zu tun, sondern nur etwas damit, dass man immer von hier nach da rennt und wieder zurück. Dies hier ist auch nur ein Ort auf der Welt, der dazu nicht so leicht zu nehmen ist. Manchmal ist es toll, manchmal ist es einfach Alltag und manchmal scheint es mir unaushaltbar.

    22. Ja, ist auch etwas so. Ich humpel halt immer auf einem Bein, in SP ohne mein soziales und berufliches Bein, in Berlin ohne mein häusliches und liebendes Bein, da versucht man sich dann wechselweise hier wie dort eins dazuzuschnitzen in der größten Not und aus Wut, Trauer und Trotz, missglückt nur meistens, weil ja irgendwie auch alle ahnen, ah man ist gerade Ersatzbein und aus diversen anderen Gründen, so gesehen kriegt man das mit Pragmatik auch nicht so wirklich gelöst. Und Berlin vermisse ich eigentlich immer, auch wenn ichs manchmal ganz scheußlich finde.

    23. Sind Sie übergeschnappt Herr ANH, wie kommen Sie darauf Ihre Werke mit Goethe, Schiller, Wieland usw. zu vergleichen? Und bei einem Roman geht es doch nicht um die Seitenanzahl. Manchmal könnte man glauben, Sie schreiben um nicht sich selber zu übertreffen, sondern die Großen der Literatur. Es erweckt den Eindruck, als schreibt aus Ihnen der Neid. Mit keinem Wort habe ich Ihnen unterstellt, dass Sie nicht schreiben können. Ich glaube auch, dass ich gescheit genug bin um das einschätzen zu können. Auch ohne ein Buch von Ihnen gelesen zu haben. Immerhin verfolge ich Ihre Spur, wenn auch noch nicht sehr lange, hier im weblog. Sie wünschen sich mehr Anerkennung, Leser und Respekt, stimmts? Dazu müssen Sie zwei Grundregeln beachten: 1. Stoßen Sie Menschen und Leser die neugierig auf Sie geworden sind, nicht vor den Kopf und 2. Machen Sie sich über Leser und Leserkommentare nicht lustig. Außerdem glaube ich auch, dass unterstützende Kommentare wie von diadorim Ihnen nicht gut tun. Das wirft ein schlechtes Licht auf Sie. Danke für die Hinweise zu Ihren Büchern und zu Ihrem Schaffen beim WDR. Vll kaufe ich das Buch mit den Orgelpfeifen. Ich brauche ein wenig Zeit für meine Entscheidung. Den Zauberberg habe ich im Buchladen mehr als einmal in der Hand gehalten und wieder ins Regal zurückgestellt. Irgendwann war die Zeit „reif“ und ich habe ihn gelesen und es nicht bereut. Also! Vielen Dank für die ausführliche Konversation. Sie sind eben ein Kommunikationsexperte 😉

      Ps. Ihr neuer Buchtitel erinnert mich an „Ein sterbendes Tier“ von Roth. Gibt es zu ihrem Buch einen Klappentext?

    24. Wieso nur regen Sie sich denn alle so auf! Herr Herbst stellt sich ja nicht auf eine Stufe mit den vom Lesermob Angebeteten, die sich dies sicherlich verbäten, wären sie nicht längst Staub und Asche und – Denkmäler. Freni, Freni, Freni, es fehlt Ihnen an Gleichmut und Humor und an noch so einigem, nicht jedoch an dem Talent, sich wunderbar gekränkt fühlen zu können. Hören Sie auf die Rufe aus Sao Paulo, lesen auch Sie nicht Alea Torik, gehen Sie nicht über Los und ziehen Sie den Kopf ein. Grüße an Herrn Naphta!

    25. @Freni: Ratschläge erteilen. Schon wieder. Lassen Sie das doch einfach bleiben; von anonymen Beiträgern nehme ich sie schon aus Selbstschutz nicht an; maskierte Leute, die unmaskierte führen wollen, sind mir verdächtig. Also lassen Sie es sein und besorgen Sie sich k e i n e s meiner Bücher. Ich bitte Sie geradezu darum. Es würde sie ohnedies keins erreichen, und beide Seiten wären unglücklich: Sie sowie das Buch. Um dieses ist es mir freilich mehr zu tun. Leider steht es außerhalb meiner Möglichkeiten, ihnen die Lektüre zu verbieten. Wobei ich wirklich nicht weiß, was ich, wie Sie es nahelegen, beneidete. Ob meine Bücher mit denen der Großen mithalten können, erweisen sie selbst, nicht tut es Ihr oder einer/s anderen moralisches Vorurteil. Immerhin gestatte ich Ihnen, sich mit mir zu unterhalten; das tun nicht viele Autoren von Rang.
      Wobei ich nicht recht zu entscheiden vermag, welche Freni zuletzt schrieb; die eine ist registriert, die andere nicht; es kann gut sein, daß Sie beide gar nicht identisch sind. Dann bitte ich die „eigentliche“ höflich um Verzeihung.

      (Bei neuen Angriffswellen – wir haben ihrer hier über die Jahre schon einige erlebt, so daß wir darüber Aussagen haben – tendieren die Gegner dazu, fremde Pseudonyme zu okkupieren, weil das mindestens andere Leser irritiert, aber auch täuscht. Das ist Kalkül.)

    26. @Settembrini: Aléa Torik. Ich verstehe nicht recht, was die Anspielung auf >>>> Frau Torik in diesem Kommentarbaum sucht: sie wird nicht fündig werden. Aber kennen Sie >>>> Eris? Ich habe ihr lange Kapitel in ARGO gewidmet.
      Selbstverständlich weise ich gern darauf hin, daß es von ihr, Aléa Torik, >>>> ein erstes Buch gibt. Aber weshalb, Herr Settembrini, sollte ich es lesen? Da ich weder >>>> Frau Toriks Weblog mehr lese, geschweige denn dort kommentiere, sondern Frau Torik einfach so sein lasse, wie sie das möchte, ohne daß ich, wohlgemerkt, urteilen würde, steht es mir auch moralisch betrachtet gänzlich frei, mich anderer Lektüre zu widmen. Das hat nichts mit ihrer Literatur zu tun, die sehr wohl eine gute und sogar sehr gute sein kann. Ob sie das ist, entzieht sich aber meiner Kenntnis, allerdings auch meinem Interesse – was Gründe hat, über die in Der Dschungel bereits so mehrfach geschrieben wurde, daß ich nicht mehr drauf eingehen mag: Ich scheue Redundanzen.

    27. Also, Autoren sind im Umgang mit Forensoftware eindeutig überfordert.

      1. Können Sie per Einstellungen entscheiden, inwieweit Kommentatoren entweder anonym oder nicht anonym posten. (anonyme Kommentare zulassen, Kommentator muss e.mail adresse hinterlassen……ect) Gehen Sie einfach unter Einstellungen und versuchen Sie das Problem zu lösen 😉 Dann gibt es hier auch weniger Trolle. Glauben Sie mir.

      2. Poste ich bei Ihnen nicht als twodaylerin. Mein weblog befindet sich bei wordpress.com Da twoday und wordpress nicht miteinander harmonieren (?) muss ich selber meine Url in die Schreibmaske bei twoday einfügen. Eigentlich möchte ich das gar nicht,weil ich viel lieber alleine in meinem wordpress-weblogverlies rummurkle. In Ihrem Fall vergesse ich meist meine Url einzugeben, weil Sie mich kommunikativ fordern, beinahe überfordern *g. Ich bin dann einfach nur froh, wenn ich Ihnen „kurz“ geantwortet habe und will nur noch verschwinden 😉

      3. Inzwischen bietet fast jeder Programmierer kostenlos sofware an, mit denen man die Besucher in seinem weblog nicht nur zählen lassen kann. Jeder User hinterläßt eine IP Adresse und Sie können…..ach ich tippe mir hier einen Wolf und Sie wissen das alles, nutzen aber eben grade diese Möglichkeit um selber hier unter verschiedenen Nicks zu posten? Ne, oder. Man könnte ja da auch eine bestimmte Marketingstrategie vermuten. Hmmm—-.

      Wie gesagt Herr ANH ändern Sie die Einstellungen in Ihrem weblog und lassen Sie nur registrierte Kommentatoren zu. Das erspart Ihnen den Ärger mit kopierten Nicks oder installieren Sie die von mir o.g. software. Da kann man schön verfolgen wer hier doppelt und dreifach unter verschiedenen Nicks postet. Sie müssen aber auch damit rechnen, dass Sie dann weniger Kommentare in Ihrem weblog erhalten. Sprechen Sie das einfach mal mit Ihrem Management durch. Mhm. Und finden Sie eine optimale Lösung mit Ihren schlecht ausgebildeten Manager und Berater. Damit Sie endlich den Ruhm und die Anerkennung erlangen, den Sie verdienen. Ich könnte auch sagen suchen Sie sich endlich gescheite und intelligente Berater. Und keine Literaturhaie.

      Ps. Ansonsten schulden Sie mir noch eine Antwort. Gibt es zu dem neuen Buch auch einen Klappentext? Ich kaufe nur ungern die Katze im Sack.

      Ps.s. Danke, lieber Kommunikationserxperte, dass ich mit Ihnen eine Konversation führen darf 😉

    28. Hallo Herr Settembrini,
      schön Sie zu lesen. Ja erkennen Sie denn nicht meinen spöttisch und spielerisch, ironisch und überlegenen Tonfall? *g Ich bin außerhalb des weblogs, Herr Settembrini, was hier geschieht, tut mir nicht weh…..
      Wenn jedoch der Krieg kommt, endet alle Ironie— Sie verstehen? Der Zauberberg ist immer gegenwärtig? *g

    29. Liebe Freni, zu Ihren Anregungen und Fragen:

      1) Der Komplex anonym/registriert/pseudonym/Trolle usw. ist seit Beginn Der Dschungel ein ständiges Thema gewesen und wird das bleiben. Ich habe an vielen verschiedenen Orten dazu publiziert und meine Haltung auch in Streitigkeiten ausgetragen. Deshalb will ich nicht ein weiteres Mal argumentieren; es wäre die pure Wiederholung. Meine Position dazu finden Sie >>>> dort. Sie können sie aber auch kostenlos >>>> in meiner der Litblog-Theorie vorbehaltenen Rubrik nachlesen, dort allerdings in „unbereinigter“, sozusagen purer, noch nicht für ein Buch überarbeiteter Form und in webloggemäß verkehrter Chronologie; vieles dort gehört auch in die jeweilige Situationsdynamik: das wurde ins Buch nicht übernommen..

      2. Akzeptiert. Es hat ja auch etwas Spannendes, nie genau zu wissen, ob unter ein- und demselben Nick verschiedene Personen schreiben; meist merkt man das am Sprachverhalten – was ein ausgesprochen gutes Training ist.

      3. Über Die Dschungel wacht ein Webmaster, der in der Tat „Fangschaltungen“ legt, wenn es zu übel wird. Auf diese Weise sind bereits ein paar Trolls, die es bis zur strafrechtlichen Relevanz übertrieben, geloggt worden; seither sind sie ruhig. Momentan haben wir die Schaltungen wieder gelockert, weil ein Mensch wie ich höchst ungern hinter Mauern lebt. Ich verfolge mit Der Dschungel ein offenes Konzept, das werde ich mir nicht zerstören lassen, nur weil das den Zeitgeist, der fast immer ein Ungeist ist, stört. Statt dessen kämpfe ich lieber, auch wenn es dabei deftig zugeht.
      Was meine eigenen verschiedenen Nicks anbelangt, so ist es durchaus vorgekommen, daß Personen aus meinen Romanen sich hier zu Wort gemeldet haben, und sie tun das immer mal wieder, teils als registrierte Mitspieler, teils unregistriert. Es handelt sich um eine Literatur-Site, bitte vergessen Sie das nicht, auf der neue Möglichkeiten des Romans ausprobiert werden. Auch diese Freiheit werde ich mir nicht nehmen lassen.

      Ich habe mit Literaturhaien, wie Sie sie nennen, wenig zu tun. Was Sie unter Haien verstehen, handle ich unter Aasfressern ab und nenne sie auch so.

      Zum Postskriptum: Nein, es gibt keinen Klappentext. Wann immer ich kann, vermeide ich Klappentexte in meinen Büchern. Leider ist das bei den meisten Verlagen nicht durchzusetzen. Tatsache ist aber, daß nicht etwa jemand die Katze im Sack kauft, die oder der keinen Klappentext einsehen kann, sondern genau die oder der, d i e einen Klappentext einsehen. Wenn Sie wüßten, wie Klappentexte vor allem in großen Verlagen entstehen, würden Sie sehr schnell begreifen, was ich meine. Abgesehen davon kann nicht einmal ein Klappentext, der einen Plot anerzählt, etwas über ein Buch sagen, so genau dieses Anerzählen immer auch sei. Restlos vergeblich ist es bei Dichtungen. Selbst Verrisse, sofern sie argumentieren, sind dienlicher.

    30. Besagte Alea Torik wurde von chSchlesinger ins Spiel geworfen, und da ich eine winzige Anspielung auf Monopoli wagte, mußte dieses ja sicherlich sehr, sehr fleißige, talentierte und hochintelligente Geschöpf einmal auftauchen. Das ist alles. Doch ich habe ja wie es scheint auch Frenis „überlegenen“ Tonfall nicht mitbekommen, spiele also unter Missachtung der Spielregeln. Missachtung, Herr Herbst, ist ja auch Ihre Haltung gegenüber der Torik, im doppelten Wortsinn. Das nimmt Ihnen niemand übel, außer dieser Schlesinger.

    31. @Settembrini zur Mißachtung. Von einer solchen kann keine Rede sein. Im Gegenteil hatte ich mich für die Autorin sehr eingesetzt, und zwar sogar auch schon beim Funk. Das lief dann aber einen sagen wir derart eigenwilligen Diva-Weg, daß ich mich genötigt sah, mich zu distanzieren. Eben das habe ich getan. Mir daraus eine Mißachtung stricken zu wollen, wäre infam, wenn es nicht viel mehr so lächerlich wäre. Ich mag in dieser Angelegenheit schlichtweg keine Zeit mehr vertun. Aber leite jeden, der Interesse hat, gern auf >>>> die entsprechende Site.

    32. Ich habe mich falsch ausgedrückt, ich erbitte Ihre Verzeihung, ich hätte Miss-Achtung schreiben sollen, einerseits auf die holde Weiblichkeit der Torik und die Achtung dafür bezogen, andererseits aber auch auf die wohl zerbrochene Beziehung zu dieser Dame, die sich ganz undamenhaft unziemlich gegenüber anderen Damen benahm und diese beleidigte, letztjährig. Wir Leser erinnern uns noch gut an die Angelegenheit, die wieder einmal aufzeigte, wie e-mann-zipiert manch junge Frau doch ist.

    33. @Settembrini: nein, nein, d a s war schon längst erledigt und gänzlich aus der Welt geräumt; den Schiedssitz hatte >>>> Dr. No, der überdies zum Essen lud. Sondern es geschah danach noch etwas, worüber ich aber nicht neuerlich in Der Dschungel – so sagten wir früher am Philosophicum: – handeln mochte.

    34. Oh, das habe ich nicht mitbekommen. Dann legen wir also das Mäntelchen des Schweigens über die no-torische Angelegenheit und vergessen sie gänslich.

  5. Was hier an Eitelkeit gezeigt wird, ist in meinen Augen geradezu entsetzliche Genügsamkeit: Ihr Dschungel ist sicher eher ein Bekanntenkreis der „harten“ Literaturszene, den man genauso gut per Rundmail pflegen könnte. Die Laufkundschaft hingegen tendiert hier wohl nahezu gegen Null.
    Und damit begnügen Sie sich, für mehr reicht Ihre Eitelkeit nicht!
    Anstatt Massen an Text in solch traurige Abendandachten zu investieren, würde wahre Eitelkeit den Dschungel mangels Leserschaft dichtmachen und nach lohnenderen Wirkungsmöglichkeiten schauen.
    Keine Weltliteratur in der Pipe, die wieder und wieder zu überarbeiten es sich lohnt?

    1. Ach, chSchlesinger. Sie wissen wieder einmal nicht, wovon Sie schreiben. Das ist ein sehr trauriger Befund. Und kommen dennoch immer wieder her.
      (Doch Laufkundschaft, wohl in der Tat, hat Die Dschungel wenig. Aber rund 100.000 Zugriffe pro Monat finde ich sehr anständig allein durch Abonnenten. Würde ich das an Büchern verkaufen, dann wäre ich reich. Genügend Masse schon jenseits der „Pipe“ liegt ja bereit.)

      Woher nehmen Sie nur all Ihre Mißgunst? Sie müssen ein armer Mensch sein und möglicherweise sehr einsam.
      —-
      Wenn ich aber, wie eben, >>>> diesen Kitsch da lese, dann wird mir einiges klar. Um nur eine der vielen Preziosen zu zitieren:
      Sterbliche Überreste, die in das Grün Afrikas gelegt waren, als wären sie der Schmuck der Erde. Aua, kann ich da nur sagen. Und: Ja, das glaube auch ich, daß Sie recht >>>> damit haben, auch wenn man als Zahnarzt so nicht grundsätzlich endet, nicht einmal >>>> in Wankum: „Und so werde ich wohl als einer jener Kleinkünstler enden, die irgendwann in sich zusammen sinken und grußlos vom Boulevard geräumt werden. Ein „High Hoper“, der nichts mehr in seinen leblosen Händen hat, als jenen Zettel aus fernen Kindertagen.“

    2. Ich lese für einige Zeit wieder hier, weil ich mir immer noch eine Reaktion des Meisters auf den Erstling von Frau Torik erhoffe. Aber anscheinend wäscht in der Literaturszene wohl tatsächlich eine Hand die andere, oder eben nicht.
      Als ich bei Thalia in der Spitalerstraße wie selbstverständlich nach Alban Nikolai Herbst fragte, entstand eine peinliche Situation, die meiner Eitelkeit als Schriftsteller ziemlich abträglich wäre.
      Mag sein, dass Sie hier tausend Leser haben, die emsig auf den Dschungel zugreifen. Jedoch gibt es bereits unter Schachspielern welche, die ihre Blogs nicht mehr weiterführen, weil sie kein Potential erkennen, damit aus dreitausend Lesern zehntausend zu machen. Vor allem aber klagen Sie ja selbst darüber, dass bei ihnen kaum Frauen mitlesen. Sich also seine Muse quasi in einem Männerwohnheim suchen zu müssen, sollte wahre Eitelkeit als unerträgliche Zumutung empfinden.
      Dass Sie das offenbar ganz anders empfinden, sich aber trotzdem als eitlen Menschen bezeichnen, verwundert mich in einem Maße, welches mich zur Nachfrage reizt. Von Missgunst keine Spur. Da reichen ja wenige Klicks, um zu lesen, welch gewaltige Opfer Sie für Ihr Dasein als Schriftsteller bringen.
      Würden Sie Ihre Werke zeitgemäß als E-Books anbieten, wäre ich einer der Ersten, der mal schauen würde, was es denn mit dem Wolpertinger auf sich hat.
      Was meine Einsamkeit betrifft, so sitze ich tatsächlich in der Todeszelle. Vielleicht sitze ich noch fünfzig Jahre dort. Vielleicht sitze ich dort noch fünfzig Jahre mit Festtagsbraten und fröhlichem Gesang. Aber jeden Tag, jede Stunde kann sich der Schlüssel im Schloss drehen…
      Ich „lebe“ in dem Bewusstsein, eigentlich bereits Staub zu sein und kalte Asche.
      Wenn es für mich einen Weg gibt ins Ewige Leben, ist es der in die Köpfe von Generationen junger Menschen. Aber, und das ist ein Problem meiner Eitelkeit, ich möchte diesen Weg auf zutiefst wahrhaftige Weise gehen, hingegen junge Menschen regelmäßig gerne von einem Jahrmarkt im Himmel lesen wollen.
      Während ich die Kraft unserer eigenen Hände preise, steht bereits unseren Jüngsten der Sinn nach einer „Erlösung“, die nicht von dieser Welt ist: Wenn nicht gleich von Jesus Christus, wollen sie mindestens von einem himmlischen Vampir beglückt werden.
      Keine Spur davon, wie Siddhartha für sich allein in der Welt stehen zu wollen. Stattdessen ein Herdentrieb, der zu mancher Tat bereit ist, wenn ihm dafür die Armbinde einer Clique verliehen wird.
      Mag sein, dass ich ein schlechter Schriftsteller bin. Aber lieber dilettiere ich so, als in der Kneipe abzuhängen oder vor dem Fernseher. Ein schlichtes Ausschlussprinzip, wie Schachspieler es in schwer überschaubaren Stellungen anwenden.
      Meine Eitelkeit ist es, das absolute Optimum aus meinem Leben herauszuholen, den maximalen ROI.

    3. @chSchlesinger: Wo haben Sie d a s denn her? Vor allem aber klagen Sie ja selbst darüber, dass bei ihnen kaum Frauen mitlesen.Nie, n i e, N I E wäre mir so etwas durch die Finger gekommen. Schlichtweg das Gegenteil ist beinah wahr: also, um das mal klarzustellen:: hier lesen 80 % Frauen, 5 % Tiere, 3 % Kinder und 12 % Männer, von denen zwei Drittel unter zwanzig sind. Die andern haben schlichtweg vor mir Angst.

      Was Sie über Ihre Eitelkeit schreiben, teile ich aber. Nur: woher weiß man, was das Optimum i s t? Mir scheint das wie bei der Kunst zu sein, von der Gustav Mahler sagte, wir wüßten wahrscheinlich noch auf dem Totenbett nicht, ob wir sie erreicht haben.

  6. @Melusine – C: Solange Sie den mißdeutlichen Nicknamen weiterverwenden, werden Sie hier gelöscht werden, was auch immer Sie schreiben.

    (Falls mir mal wieder jemand sagt, ich könne kein Deutsch: ‚mißdeutlich‘ ist in voller Absicht so geschrieben.)

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