Versuch eines Arbeitsjournals. Sonntag, der 4. März 2012.

14.55 Uhr:
[Arbeitwohnung. Janácek, Jenufa (Mackerras).]
Frühmorgens ab fünf >>>> die Eötvös-Kritik zu gestern abend geschrieben, danach mit meinem Jungen gewesen, beisammen gefrühstückt und Cello gespielt. Als er dann aufbrach, zum schweren Mittagsschlaf gelegt, der mich über anderthalb Stunden, fast bis eben, niederließ. Mir hängt weiter, ja noch zunehmend schwer >>>> die Sache im Leib und verdüstert mich nur dann nicht, wenn ich am Instrument sitzen kann. Hab das Gefühl eines Abschieds, nicht nur gegenüber dem, um was es geht, sondern die Angelegenheit greift in etwas ein, das für mich immer verläßlich gewesen ist. Ich verstehe die Gegenseite, aber allein, daß ich auch dort dieses „Gegen“ fühlen muß, macht mir das alles kaum erträglich.
Keine Sorge, das geht vorüber – sagt mein Verstand und sagt die Erfahrung mit meinem Leben, aber momentan erschüttert es, weil ein allein rationalisierender Prozeß, mein Grundvertrauen insgesamt. Insofern dieser Zustand aber nicht chronisch ist, sondern einen direkten Anlaß hat, handelt es sich nicht um eine Depression, auch wenn es sich so anfühlt. Etwa mag ich mich schon wieder nicht duschen. Bin auch noch immer nicht richtig angezogen. Am liebsten verwahrloste ich einfach vor mich hin, nur übers Cello gebeugt, um eins mit ihm zu werden. Doch muß ich in spätestens zwei Stunden bereits wieder in die Oper los, heute abend zur >>>> Jenufa-Premiere an der Deutschen. Immerhin singt >>>> Michaela Kaune, die mich bereits als Marschallin so tief berückt hat. Über diese Premiere werde ich morgen früh schreiben.

Die für Dienstag geplante Reise nach Bad Münstereifel zu dem Autorentreffen, auf das ich mich gefreut habe, werde ich canceln, weil noch vor der Leipziger Messe die Sache auch rechtlich geklärt sein muß. Das ist belastend überdies, aber gehört in den Komplex mit hinein.

Ich versuche zu lesen.

3 thoughts on “Versuch eines Arbeitsjournals. Sonntag, der 4. März 2012.

  1. Wenn ich nicht wüsste, dass Sie der Herr der ‚Dschungel‘ sind, könnte ich Sie beinahe bedauern. Sei’s drum, ich versuch’s aus einer durch & durch ironiebefreiten Gewissensempathie.

  2. Ach, Alban, komm(en Sie) mit Sushi essen! Dieses Blog macht schon so lang, dass ich denke, ui, jeder Tag kann auch wieder schön werden, und wenn nicht dieser heute, dann vielleicht der übermorgen, das hat garantiert auch etwas Selbstheilendes, auf das man sich verlassen kann!

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