Ganz nach DTs: Das Arbeitsjournal des Sonnabends, dem 24. März 2012. Zufriedenheit.

8.20 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Wie ich gestern als Folge >>>> meiner Selbstverpflichtung schon ahnte, absolut pünktlich eine Minute nach halb fünf hochgekommen, ohne jeden Anfall von Müdigkeit; war auch bereits um Mitternacht im Bett. In die frühen Arbeitsklamotten geschlüpft und den Latte macchiato bereitet, sogar zehn Minuten vor fünf am Schreibtisch. Da lag ARGO schon aufgeschlagen bereit:

Gar nicht erst, um mich nicht ablenken zu lassen, die Computer hochgefahren, sondern direkt mit der Sichtung des Textes begonnen – und viel weiter gekommen, als ich gedacht hätte. Das Ding läuft einfach. Baff war ich von der nahezu unmerklichen Ich-Perspektivverschiebung von Deters über Cordes zu Broglier: innerhalb zweier Sätze verändert sich das erzählende Satzsubjekt völlig; vom dritten aus beginnt eine ganze neue Szene, die unmittelbar an >>>> Buenos Aires.Anderswelt anschließt. War richtig ein bißchen stolz auf diese Technik: maniera, die ich angestrebt habe. Daß einen ein eigener Text völlig überrascht, ist ein, sag ich Ihnen, absolut hinreißendes Erlebnis – auch wenn ich jetzt, mit diesem „absolut“, wie einer meiner Kinder aus dem Jungenroman II spreche. – Bei S. 87 von insgesamt 855 erst mal gestoppt,
etwas früher, als das DTs vorsieht. Denn es sind noch die Dschungeltexte der letzten Tage zu sichern, und dies hier ist zu schreiben, bevor ich fürs Hörstück an die Lektüre der Galouye-Bücher weitergehe; möglicherweise, weil abermals so ein schönes Wetter ist, setz ich mich dazu hinaus, auch ebenfalls, um mich vom Netz nicht ablenken zu lassen.
Was s e h r gut war: gestern abend n i c h t einen Film gesehen zu haben. Diese dauernde Guckerei macht süchtig, schließlich tut man sich den letzten Müll an. Irgendwas passiert da mit dem Gehirn, das fälschlicherweise glaubt, solche „Erholung“ nötig zu haben, hat man den ganzen Tag was getan. Statt dessen gelesen, bis kurz vor zwölf. Dann mit der Löwin telefoniert, da lag ich schon im Bett.
Ein gutes Gefühl jetzt: von dem Leseabend. Sofort war auch vorhin die lesende Konzentration sehr viel besser als sonst, wenn ich mich morgens auf etwas konzentrieren will, daß nicht mit dem Computer zu tun hat (dessen Licht bekanntlich Tageslicht vortäuscht, was das Hirn über jede Anspannung hinaus wachhält – ein möglicherweise nicht sehr gesundes Verhalten).

Ich will gleich noch was von gestern aufschreiben, gesondert in einem Beitrag, den ich danach von hier aus verlinke. [So. >>>> Jetzt. (9.24 Uhr).] Und guck mal, was in Der Dschungel noch los war.
Guten Morgen.
Wohlgelaunt. Es befriedigt mich einfach, wenn die poetische Routine wieder funktioniert. Außerdem huste ich kaum noch, Dumpfheit und Fiebrigkeit sind eh passé.
Noch einmal: Guten Morgen. Ganz früh sangen Amseln, die Herolde waren; dann kamen Vogelstimmen dazu, viele, die ich nicht bestimmen konnte. Und als ich mich zum Fenster drehte, war schon Tag. Jetzt knattern auch meine Elstern. Ansonsten ist’s wieder still; die andern Vögel machen Frühstückspause. Und von den Menschen ist eh nichts zu hören, weil sie ans Wochenende glauben.

Nach den Morgenpfeifen zu den Latte macchiati nun der erste Cigarillo. Jetzt mach ich mir einen Bananenshake.

20.10 Uhr:
[Talisker 57th North.]
Im Prinzip verlief der Tag >>>> nach DTs, nur daß meine Junge so spät herkam, daß sich der Unterricht nicht mehr lohnte; so haben wir ihn auf morgen verschoben. Außerdem schickte UF die letzten Korrekturen des Jungenromans II, die ich jetzt noch durchsehen will, bevor ich Galouye weiterlesen. Spannend ist, daß ich nun einge seiner Geschichte aus verschiedenen Ausgaben mehrfach kenne, jeweils in anderer, bisweilen gräßlicher, teilweise sehr schöner Übersetzung – vom Niveau des Deutschen aus beurteilt, da ich die englischen Originale nicht kenne. Manches hätte ich entschieden noch mehr poetisiert, ohne aber, was die anderen Übersetzer bisweilen ziemlich rigide tun, in den Textverlauf einzugreifen. Am heftigsten geschieht das in den Heftchenroman-Fassungen, da kann man manchmal nur den Kopf schütteln. Ganze Kapitel werden umgestellt, ja sogar Personen anders benannt, und die Kürzungen sind bisweilen grausam. Wenn es dann gut geht, hat man den Eindruck ein Drehbuch zu lesen, dessen Verfasser eine Deutschschwäche hat.
Mein Cello beginnt, langsam, sehr langsam zu klingen; da gibt es irgend einen „automatischen“ Trick, vermittels dessen die gespannten Haare des Bogens die Saiten in eine bestimmte Schwingung bringen; das scheint wirklich nur über Übung zu funktionieren und sich irgendwann wie von Geisterhand geführt einzustellen. Seltsam. Aber genau so habe ich es bei meinem Jungen beobachten, beobhören können.
Gut. Jetzt die Endkorrekturen; am Montagfrüh geht der Text des zweiten Jungenromans endgültig an den Verlag. Danach das DTs für morgen schreiben, dann weiterlesen. Der Roman „Die gefangene Erde“ ist quasi einer Fortsetzung der Erzählung „Die Stadt aus Energie“. Wenn ich damit durch bin, habe ich nur noch das berühmte „Simulacron 3“ vor mir, wonach ich, bevor ich mit der Niederschrift des Hörstück-Entwurfs beginnen werde, mir noch einmal seine beiden Verfilmungen, vor allem Faßbinders „Welt am Draht“, ansehen will. Dazu dann später mehr.
Und gegen 23 Uhr will brsma auf einen Absacker ins Beaker’s kommen.

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