[Arbeitswohnung. Alfred Schnittke, Zweites Cellokonzert.]
Punkt eine Minute nach halb fünf auf, saß ich mit Latte macchiato und frisch gestüpfter Pfeife um Punkt fünf Uhr in den Morgenklamotten am Schreibtisch: dunkle Leggins, TShirt, Rollkragenpullover, Alpacajacke und darüber noch den Hausmantel:: vom sperrangelweiten Oberlicht wehte es recht kühl herein. Noch jetzt sieht es nicht mehr nach der Frühlingsonne der vergangenen Tage aus, sondern diesig scheint sich ein Regen anzukündigen; die Temperaturen sind objektiv hinab. Außer im Hochsommer ist Berlins Leitmotiv der November. So kommt’s mir manchmal vor – aber nur, wenn es grau ist.
War auch ganz egal. Mein Amselhahn sang um zehn vor sechs los: es ist, als riefe er das Licht und lockte es immer tatsächlich. Auch wenn’s, wie heute morgen, verhalten bleibt. Ich mag meinen Amselhahn, aber freue mich auch schon aufs Knarren und Knattern der Elstern. Beherzt ging ich, manche Stanzen muß man bewahren, ans Werk. Kam indessen heute früh nicht weit: bei TS-Seite 281 bin ich steckengeblieben. Die 248, bis in ihren Übergang zur 249, war ein Gefissel; imgrunde hab ich alles umgeschrieben und werde das gleich sichertippen und dann, mal wieder zur Probe, in Die Dschungel stellen. Heikle Szene, geschlechterpolitisch unkorrekt. Aber wahr halt; deshalb zu erzählen.
Guten Morgen.
9.45 Uhr:
[Schnittke, Erstes Cellokonzert.]
Jetzt >>>> steht’s drin: als „liebesverloren“ hab ich’s annonciert; „liebesunhglücksverloren“ wäre vielleicht genauer. Aber eben doch nicht.
Jetzt an den OpernUnterTitel.
10.08 Uhr:
Bin jetzt d a rauf gekommen:
Zehn Jahre Oper der Gegenwart. Eine Art Resümee.
Nun wieder an Galouye. Aber falls es Sie bereits jetzt interessiert: Übermorgen nacht, am 29. und 23.05 Uhr wird im WDR mein >>>> Hörstück zu Christian Filips wiederholt. Ich werd’s aber noch eigens annoncieren.
15.16 Uhr:
[Penderecki, Erstes Cellokonzert.]
Sehr tief geschlafen mittags, schon, weil ich vormittags eigentlich alles hinbekam, was ich wollte. Anderthalb Stunden zudem am Cello geübt.
Jetzt Galouye weiter, zu Penderckis wirklich gewaltiger Cellomusik. Aber hier so eine der Stellen, deren sprachliche Ungenauigkeit für Unterhaltungsliteratur ziemlich typisch ist:
Aus ganz ähnlichem Grund feile ich >>>> an zum Beispiel so etwas stundenlang herum.
Egal, weiterlesen. (Übrigens ist auch das Wort „angesichts“ in dem Zitat nicht richtig, das aus der Sicht von Menschen spricht, die nicht sehen können. Die Idee-selbst, allerdings, ist wieder einmal galouye-typisch hinreißend.)
19.31 Uhr:
[Penderecki, Klavierkonzert „Resurrezione“.]
Nix Bar heute abend; Merkel hat den Profi eingespannt. Irgend ein Staatsbesuch, ich kümmer mich um sowas ja nicht. Egal. Statt dessen treff ich gegen 23 Uhr Broßmann auf einen Absacker am Beaker’s.
Eben noch die Kalkulation fürs Hörstück geschrieben und hinausgeschickt. Jetzt wärm ich mir das Lauchgemüse von gestern auf, esse was, dann lese ich >>>> Döblins Wallenstein. Worauf ich mich ziemlich freue. Und höre meine neuen Musiken wieder. Für die auch neue Aufträge hereinkamen, also zur Rezension. Habe der Redakteurin gesteckt, daß ich diesmal, eigentlich, die Musiken des Hörstücks selbst einspielen will. Mal sehn, ob sie erschreckt reagiert – aber falls das nicht funktioniert, würde ich eh umdisponieren.
Mit Galouye ist es gut für heute.
Was mir auffällt: wenn’s >>>> etwas komplexer wird, schweigen die meisten Kommentatoren. Doch dieses Komplexere ist es, was mich interessiert.
Duos mit dem Jungen gespielt. Immer wieder schön ist das.
20.12 Uhr:
[Wolf-Ferrari, Cellokonzert.]