Zwar mit den Wölfen nicht, wohl aber den Schakalen.

Klaus Schöffling, nach seinem Konkurs vor Jahren seit Jahren ein angestellter Verleger bei Schöffling & Co, im Skype-Gespräch mit Juli Zeh und Mitarbeitern der ZEIT, gedruckt in deren Nr. 23, 31.5.2012:
ZEIT: Hätten Sie gern mal die Internetavantgarde verlegt, Herr Schöffling, so experimentelle Neue-Medien-Theorie-Texte, wie sie im Prenzlauer Berg früher erschienen?Was meint DIE ZEIT mit „früher“?Schöffling: Um Himmels willen! Diese Dunckerstraßen-im-Internet-Herumtapperei war grauenhaft.Spannend, diese Strategie, den Namen nicht zu nennen.Das hätte ich nie verlegt.So weit war der Weg von Suhrkamp herunter, wo er einst Lektor gewesen. Wobei er >>>> mich ja s c h o n verlegt, wenn auch vertragsbrüchig verramscht hat, nämlich ohne Benachrichtigung. Schön ist aber freilich sein Satz, wenn auch nicht aus Wahrheit:Einer muss halt der Marktführer sein. Hier >>>> der Artikel im Internet.


(So schieß ich mich wieder einmal selbst ins Aus: Der Mann ist auch Juror beim Deutschen Literaturfonds.)

6 thoughts on “Zwar mit den Wölfen nicht, wohl aber den Schakalen.

  1. Grad vorhin hatte ich das ZEIT-Interview im Netz gelesen und wollte Ihnen schon Bescheid stoßen, nun warn’se selber schneller. Vor ein paar Jahren hatte ich mal Kontakt mit Schöffling wegen meines ersten Manuskripts. Er hat’s natürlich zu verlegen abgelehnt – zu Recht, war es doch schlichtweg noch sehr unreif. Begründet hat er’s natürlich mit seinen zu geringen Werbemöglichkeiten für so einen Text. Trotzdem: Er war einer der Wenigen, der die Manuskriptprüfung nicht irgendeinem Praktikant überlassen und auch nicht bloß mit Formbrief geantwortet hat. So kam’s mir kürzlich in den Sinn, ich könnte Schöffling doch mal meine neueren, vielleicht besseren Sachen vorlegen, immerhin wohne ich “nebenan” in Offenbach. Nach seinem Bashing “experimenteller Neue-Medien-Theorie-Texte” werde ich es nicht tun.

  2. @ANH Sagen wir mal: Sie stehen ständig im Abseits rum und man kann Sie deswegen nicht anspielen. Aber sind Sie denn überhaupt im selben Team wie Schöffling? Wenn nicht, und so sieht es aus, dann stünden Sie zu tief und würden die Abseitsposition des Gegners aufheben. Also aufrücken und eigene Angriffe starten! Aber wem sag ich das!?
    Andererseits: disqualifiziert sich der Schöffling nicht schon allein durch seine Wortwahl? Ich finde schon!

    1. Ständig im Abseits @Schlinkert zu stehen. Ist die Eigentümlichkeit einer Spezies von Literat, seit es die Literatur überhaupt gibt; manche wurden verbannt, andere – wie Kleist und Hölderlin – mit Nachdruck übersehen. Wie dem immer auch gewesen sei und sei: sie gehören mitsamt ihrem Abseits eben genau auf das Spielfeld drauf, ja jenes hat dieses mitdefiniert; im Nachinein betrachtet, war oft das Abseits die ästhetisch eigentlich bedeutende Zone. Deshalb hinkt Ihr Vergleich nicht nur, sondern er geht an zwei Stöcken. Die Dichtung ist kein Fußballspiel, für das längst nicht mehr der Sport gilt, sondern allein noch der Markt. Wir bekommen das dieser Tage wieder einmal in allster Ödnis vorgeführt. Es kostet den Willen zur Blindheit, das nicht zu sehen; er ist bei vielen derart ausgeprägt, daß man von einer Radikalität sprechen kann, sich betrügen zu lassen.
      Im übrigen wählt man sich das Abseits nicht, sondern wird hingeschoben. Das ist von mir kein Klagen, sondern mein Abseits ist das Ergebnis – die Konsequenz nämlich – eigener Entscheidungen, und zwar solchen, an denen ich nach wie vor festhalte. Es bekommt allerdings etwas Bizarres, wenn Leute, die mit Reptilien leben, aus den Diskussionen über und Entscheidungen für Reptilien bewußt herausgehalten werden und man statt dessen alleine Leute um die reptilische Wahrheiten befragt, die mit, sagen wir, Ponys leben; auf einem Ponyhof, freilich, lebt es sich ohne große Gefahr. Das ist in Schlangenfarmen anders.

    2. @ANH Sagen wir mal: diejenigen Zeitgenossen, die den Fußball lieben, weil sie selbst mal gespielt haben und wesentlich an der Ästhetik des Spiels und der Spannung Interesse haben, sind auch stark genug, ausschließlich die Spiele zu sehen, von Anpfiff bis Abfiff, in der Pause gehts in die Kabine. Werbung und Gequatsche tu ich mir jedenfalls nicht an, außerdem sehe ich die Spiele am liebsten alleine zu Hause, ungestört. Was den Markt angeht, haben Sie völlig recht, es geht um Werbemillionen und um, siehe Merkel, Propaganda.

      Ohne (naturgemäß) hinkende Vergleiche ist natürlich auch der Literaturmarkt ein Markt, der Mitbewerber ausschließt, um 1800 ja nicht nur Kleist, Hölderlin und viele andere Männer, sondern nahezu alle Frauen. Leider wird auch heutigentags das selbe Geschäft betrieben, das ist eindeutig sichtbar und ja inzwischen auch partiell belegbar, etwa, das wissen Sie besser als ich, was die Politik der Gruppe 47 betrifft. Den (vielleicht noch kleinen) Unterschied zu früheren Verhältnissen macht aber nun das Internet, das zeigt ja schon die aggressive Ablehnung, die Literatur im Netz durch die führenden Verlagshäuser erfährt, obwohl doch etwa Marbach nun schon seit längerer Zeit archiviert und sammelt.

      Spannend ist aber auch jetzt schon die Frage, ob nicht etwa im Bereich der literarischen Weblogs bzw. der Netzliteratur ausgegrenzt und ins Abseits gestellt wird, denn auch das ist, nicht zu vergessen, ein Markt mit einem Warenangebot.

      Apropos hinkende Vergleiche: es gibt sicher friedliche Reptilien, so wie es wohl auch Killerponys geben mag.

  3. Der ist schrecklich devot gegenüber der Frau Zeh, das ist schon ein bißchen sehr peinlich, falls man das sagen darf.

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