10 thoughts on “Rounded and ripened. James Joyce: Giacomo Joyce. Neuübersetzung (6).

  1. Gerundet und gereift – James Joyce: Giacomo Joyce. Neuübersetzung (6) – HS-Version

    Gerundet und gereift: rund gedrechselt durch Wechselheirat und gereift im abgeschotteten Treibhaus ihrer Rasse.

    1. Gar nicht schlecht. Nur daß „intermarriage“ genau das Gegenteil meint, eben n i c h t Inzucht – wiewohl das sehr viel näherliegend wäre und zu dem Treibhausbild um so mehr paßte, als Sie sogar ein Zuchthaus draus machen, also Zuchthaus wörtlich von „aufziehen“ genommen, nicht von „züchtigen“ – so etwas wäre mehr die Sache „niederer“ Stände gewesen. Deshalb zögere ich.

    2. Der Begriff ‚intermarriage‘ bedeutet (neben grenzüberschreitender Heirat) ebenfalls (etwa in den social sciences) das Heiraten innerhalb eines Familien- oder Clan-Umfeldes. Inzucht wäre also gleichfalls eine mögliche Übersetzung.

    3. mischehe/wechselheirat auf “mischehe” fiel meine wahl auch zunächst (mehrheitlich ist immer das mit “intermarriage” gemeint), doch das widersprach der “seclusion of her race”, und mischehen waren unter den juden nicht gern gesehen, sofern wir von juden reden, was aber wohl plausibel ist, man denke an Leopold Bloom und daran, daß Giacomo Joyce kurz vor dem beginn des ‘Ulysses’ entstanden ist. englische wörterbücher geben mindestens zwei bedeutungen:
      intermarry – to marry within one’s own family or group; (of groups, races, etc.) to mingle by marriage; (of a couple) to marry (legal) (1998)
      ältere wörterbücher haben nur die “marriage between two families”, weshalb es sich eben doch nicht um inzucht handelt, das wäre dann schon etwas bösartig.
      marriage between two families, where each takes one and gives another (1831)

    4. Mir paßt das Bild des Abrundens/Schleifens eines Werkstückes nicht allzu gut zum Bild einer Misch-Ehe.

      Es ist ein Arbeitsprozeß, der ein gegebenes Werkstück durch Fortnehmen vom Gegebenen verändert, nicht durch Hinzufügen von Neuem oder Mischen mit Anderem. Daher entspricht es der Vorstellung von Inzucht (durch Heirat im homogenen Milieu, sie muß nicht unbedingt auf den engen Familienkreis beschränkt gesehen werden) deutlich besser als der von Mischehen (die ich eher als Ein-Kreuzung aus fremden Kreisen verstehe).

    5. Inzest. So gesehen, hat Sumuze recht, logisch sowieso. Mir ist der Begriff „Inzest“ nur zu hart für den Text. Mein Vorschlag deshalb:

      Geschliffen und gereift: auf der Drehbank des Stammbaums geschliffen und gereift im exklusiven Treibhaus ihrer Klasse.
      Wobei ich zwischen der von mir oben vorgeschlagenen „Art“ und hier jetzt „Klasse“ noch schwanke. „Rasse“ nähme ich nicht gern wegen der politisch-moralischen Konnotation, die der Begriff n a c h Joyce bekommen hat; zu seiner Zeit wurde er noch geradezu – als Begriff – neutral verwendet.

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