A ricefield near Vercelli. James Joyce: Giacomo Joyce. Neuübersetzung (7).


A ricefield near Vercelli under creamy summer haze. The wings of her drooping hat shadow her false smile. Shadows streak her falsely smiling face, smitten by the hot creamy light, grey wheyhued shaddows under the jawbones, streaks of eggyolk yellow on the moistened brow, rancid yellow humour lurking within the softened pulp of the eyes.

>>>> Giacomo Joyce 8
Giacomo Joyce 6 <<<<
Editorial <<<<

24 thoughts on “A ricefield near Vercelli. James Joyce: Giacomo Joyce. Neuübersetzung (7).

  1. Ein Reisfeld in der Nähe von Vercelli. Joyce-Version ANHs.

    Ein Reisfeld in der Nähe von Vercelli in dem sahnigen Dunst des Sommers. Die Flügel ihres schlaffen Hutes beschatten ihr verschlagenes Lächeln. Die Schatten verschleiern ihr verschlagen lächelndes Gesicht, sahnig geschlagen von dem Licht, graue Schatten in der Färbung von Molke unter den Kieferknochen, und auf der leicht schweißigen Stirn gelbe Streifen von Eigelb, ein ranziger gelber Körpersaft, der in der erweichten Melasse ihrer Augen lauert.


    Reisfeld bei Vercelli.

    (Erste Version ANHs (9.52 Uh).
    Die zweite >>>> dort (15.32 Uhr).)

  2. Ein Reisfeld bei Vercelli – James Joyce: Giacomo Joyce. Neuübersetzung (7) – HS-Version

    Ein Reisfeld bei Vercelli unter dem sämigen Schleier des Sommers. Ihr Hut läßt die Flügel hängen und wirft Schatten auf ihr falsches Lächeln. Schatten verhuschen die zu einem Lächeln verzogenen, in das heiße sämige Licht eintauchenden Züge, graue molkenfarbige Schatten unter den Kinnbacken, gelbe Eidotterstreifen auf der feuchten Stirn, ranziger gelber Saft, der in der weichen Melasse der Augen lauert.

    1. Viererlei@parallalie. 1) Mit „sämig“ hatte ich auch geliebäugelt, bin dann aber auf die Folge – „sahnig“ – „geschlagen wie Sahne“ – die Farbe der Molke (leicht gelblich, möglicherweise sogar die Farbe von Sperma) gekommen, wozu auch das Ei dann paßt, wenn man hier ein Befruchtungsbild mitdenkt.
      2) „verhuschen“ glaube ich nicht; der Schatten kommt ja von der Kopfbedeckung, die wahrscheinlich alt ist, sonst hingen die Flügel der Krempen nicht, also weich. Insofern sehe ich die junge Dame sich nicht bewegen, so daß die Schnelligkeit von „huschen“ seltsam ist. Sie fährt auch nicht im Auto oder dergleichen, so daß es andere Schatten sein könnten.
      3) „jawbones“ sind die Kieferknochen, nicht die Wangenknochen; die Wangen, bzw. „Backen“ sind „cheeks“, meines Wissens, wobei die dann auch schon geradezu exemplarisch vorspringen müßten, um wenigstens einen Halbschatten werfen zu können. Unterhalb der Kiefer ist das anders.
      4) An der „weichen Melasse“ habe ich einige Zeit herumoperiert, weil Melasse an sich schon weich ist; weiche Melasse ist also ein weißer Schimmel. Deshalb mein „erweicht“. Möglicherweise können wir das „weich“ insgesamt einfach weglassen, weil Melasse genau das ausdrückt: „soft pulp“. Dann bleibt aber das Partizip auf der Strecke. Vielleicht auch: „der in ihren zu Melasse erweichten Augen lauert“ oder sogar „geschmolzenen Augen“, wenn wir die Hitze dazufühlen.

      Reichert. übrigens, >>> übersetzt auch hier mit einem, finde ich, grundfalschen Bild: „der im geweichten Fleischbrei ihrer Augen lauert“. Augen mögen alles mögliche sein, sicher aber kein Fleisch.

  3. Warum die komplizierten Formulierungen für „streaks of eggyolk yellow“ und nicht einfach eidottergelbe Streifen oder meinethalben Streifen von Eidottergelb/eidottergelber Farbe.
    Zumal die gelben Streifen von Eigelb m.E. auch in die Kategorie weißer Schimmel gehören.
    Ich sehe auch nicht, dass da tatsächlich Eigelb auf ihrer Stirn klebt, was aber Ihrer beider Version mutmaßen lassen, war das beabsichtigt?

    „Streifen von Eidottergelb auf der feuchtglänzenden Stirn“
    (mit feuchtglänzend wäre der Schweiß inkludiert, aber das unschöne schweißig vermieden)

    1. @Magari: Das Problem bleibt. Auch bei Ihrem „Streifen von Eidottergelb“ ist gesagt, daß die Streifen von Eidottergeb seien. Eben um das zu vermeiden habe ich mit der Gelb-Wiederholung gespielt und „gelbe Streifen von Eigelb“ geschrieben, was übrigens k e i n weißer Schimmel ist, denn Eigelb ist schlicht weg einer der deutschen Eigennamen des Dotters. Darüber hinaus, des weiteren, ist das sehr zu bezweifeln, ob unter all den Schatten der Schweiß noch glänzen kann; deshalb fällt für mich „feuchtglänzend“ aus; ich finde „schweißig“ auch gar nicht unschön, sondern recht sinnlich; „schwitzig“ wäre ebenfalls möglich. Also vielleicht >>>> so, wie hierunter.

      [Indem ich das „tu lurk“ in das Abjektiv „bedrohlich“ umforme und vorziehe, habe ich auch das Problem mit der „weichen Melasse“ nicht mehr. Auch „Sekret“ scheint mir besser zu passen als der doch sehr grobe, sozusagen „viele“ Körpersaft von heute früh.]

    2. Vercelli, Zweite Version ANHs.

      Ein Reisfeld in der Nähe von Vercelli in dem sahnigen Dunst des Sommers. Die Flügel ihres schlaffen Hutes beschatten ihr verschlagenes Lächeln. Die Schatten verschleiern ihr ganzes verschlagen lächelndes Gesicht, sahnig geschlagen von dem Licht, graue Schatten in der Färbung von Molke unter den Kieferknochen, und auf der leicht schwitzigen Stirn dottergelbe Streifen, ein ranziges gelbes Sekret in der bedrohlich weichen Melasse ihrer Augen.(Vielleicht sogar besser „drohend weichen Melasse“ anstelle der „bedrohlich weichen“.)
  4. Mit dem Tempo ihrer beiden Übersetzungen hapert es mir noch ein wenig, denke ich.

    Ich hab’s mal so versucht:

    Ein Reisfeld bei Vercelli unter der heißen Crema des Sommers. Die schlaffen Krempen ihres Hutes beschatten ihr schiefes Lächeln. Schatten streifen durch ihr schief lächelndes Antlitz, Einsprengsel von heißem, sahnigem Licht, Schatten grauer Molke unter dem Kinn, eidottergelbe Spritzer auf der feuchten Stirn, widerlich gelber Saft, der in den aufgeweichten Pupillen lauert.

    Crema ist natürlich ziemlich frei, und Pupillen auch, ich ziehe hier die klangliche Übereinstimmung vor.

    Das ‚falsche‘ Lächeln gefällt mir gar nicht, auch ‚verschlagen‘ paßt absolut nicht zu dem, was die Leser bisher von der jungen Dame annehmen müssen. Deswegen mein ’schiefes‘ Lächeln.

    ‚Smitten by‘ kann ebenso ‚verfallen‘ bedeuten, nach meiner Vorstellung eines Gesichts, auf das durch eine schlaffe Hutkrempe (das deutsche Flügel hat für mich hier gar keine Funktion) Licht fällt, wäre so etwas wie (Ein-)Prägung (eines Musters) vorhanden, aber nicht ein (zu Sahne) schlagen.

    1. @Sumuze: Na ja, „verfallen“ führt uns nicht weiter, denke ich, indes die Idee mit dem Muster gut ist: ein von Lichtsprenkeln durchmustertes Schattennetz,vielleicht also „durchnetzt von dem heißen sahnigen Licht“, wenn ich mal bei meinem „sahnig“ bleibe. Ihr „Einsprengsel“ ist aber auch sehr schön, nur müßten sie eben ein Muster ergeben. Auch mit den Flügeln haben Sie recht. Aber trotzdem; genau deshalb schrieb ich, das bildlich gesprochen, „Ihr Hut läßt die Flügel hängen“.
      „Crema“ geht allerdings in der Tat nicht, schon weil die Crema eines Espressos (wir sind immerhin in Italien) ein goldbraunfarbener Mikroschaum ist. Von „schiefem“ Lächeln kann man selbstverständlich sprechen, aber mir ist dennoch „verschlagen“ klarer, weil es um die Projektion des Mannes geht: Wir schreiben 1909, es geht um eine, übrigens für die Zeit typischerweise sehr junge, femme fatale. Denken Sie an Wedekinds „Erdgeist“.
      „Schatten grauer Molke unter dem Kinn“ hat das gleiche Problem wie das „tatsächliche“ Eigelb; „feuchte“ Stirn ist mir zu wenig, wenn danach gleich „ranzig“, bzw. „widerlich“ folgt; „schwitzig“ und sogar „schweißig“ ist, wegen Giacomos Abwehraffekts, besser. Und schließlich finde ich allein das „aufgeweicht“ als abermals zu schwach. Denn in diesen Skizzen wird eine Ambivalenz aus Abwehr und zugleich Begehren erzählt; fast zwanghaft muß Giacomo – das ist immer wieder zu beobachten – das, was ihn anzieht, niedermachen.

  5. Mein Vorschlag sieht z. Zt. so aus: Ein Reisfeld in der Nähe von Vercelli unter sahnigem Sommerdunst. Die Flügel ihres herabhängenden Hutes beschatten ihr falsches Lächeln. Schatten werfen sich auf ihr fälschlich lächelndes Gesicht, gestreift von dem heißen, sahnigen Licht, graue käsige Schatten unter den Kieferknochen, Streifen von gelblichem Eidotter auf der verschwitzten Stirn, ranzige gelbe Laune im weichen Gewebe des Auges lauernd.

    (Auf die Wiederholungen/Variationen durch „false smile“, „falsely smiling“ im Original möchte ich nicht verzichten, die Molke ersetze ich durch „käsig“, wodurch gleichsam eine Brücke zwischen dem „Sahnigen“ und dem „Gelben“ geschlagen wird, naja…, „humour“ nehme ich als „Laune“, damit bewerte ich möglichst wenig, was im Auge lauert…, bei der Übersetzung von „pulp“ mit Bindegewebe bin ich unzufrieden, aber Bindehaut geht nicht, Glaskörper auch nicht und ich finde kein deutsches Wort, das für die Substanz des Auges passt und zugleich diese Konnotation zu „Fruchtfleisch“ hat).

    1. „käsig“ ist ganz großartig. Ja, das ist es, was gemeint ist. „Schatten werfen sich“ ist hingegen nicht gut: die Formulierung tut so, als hätten die Schatten das absichtlich getan. „Herabhängend“ ist viel zu äußerlich, „schlaff“ trifft es tatsächlich besser und paßt auch zu der Stimmung der Menschen in der Hitze. „Unterm Kiefer“ (um sprachlich von „den Kiefern“, nämlich Bäumen, zu unterscheiden) reicht, wozu die Knochen? Der letzte Halbsatz wiederum ist ein guter Ausgangspunkt, nur daß Joyce ein „aufgeweicht“meint, nicht ein sowieso weichSein. Die „bedrohlich weiche Melasse ihrer Augen“ ist außerdem dem Ästhetizismus nahe. Ich glaube, daß wir aufpassen müssen, diesen Text nicht um seine Schärfen zu koupieren. Er darf auf keinen Fall dem entsprechen, was heute so für gute Prosa gehalten wird. Es geht um Auf-, nicht um Entladung. Eben k e i n e Normalisierung.

    2. „Schlaff“ ist besser, stimmt. Auf den Knochen verzichte ich widerwillig ;-), aber ich verzichte. Aber „bedrohlich“ ist mir weniger als „drohend“ (also passiver) und „Melasse“ ist mir zu süß (es weckt in mir sofort Erinnerungen an Zuckerbrote). Es müsste ein Wort sein, dass für das Auge passt, aber auch mit dem „Fruchtigen“ spielt. Ich finde es nicht.

    3. Versuchen Sie es doch einmal mit ‚Augapfel‚. Ich sehe zwar nicht, wozu eigentlich, aber Sie haben beides (und Eva und die Schlange usw. gleich mit) darin, was Ihnen fehlt.

    4. Das ist es! Danke! Mein 2. Versuch:

      Ein Reisfeld in der Nähe von Vercelli unter sahnigem Sommerdunst. Die Flügel ihres schlaffen Hutes beschatten ihr falsches Lächeln. Streifen über ihrem fälschlich lächelnden Gesicht, gestriemt von dem heißen, sahnigen Licht, graue käsige Schatten unterm Kiefer, Streifen von gelblichem Eidotter auf der verschwitzten Stirn, ranzige gelbe Laune im aufgeweichten Augapfel lauernd.

      (Wie schon erwähnt: auf die Doppelungen und Variationen des Originals: sahnig, Schatten/schattig, lächelnd/Lächeln, falsch/fälschlich, Streifen/gestreift möchte ich nicht verzichten.)

    5. „Drohend“@Melusine. Einverstanden, „drohend“. Genau das nimmt aber die Süße aus der Melasse, bzw. macht sie <ischarf, so, wie es in Indien über ein gelungenes Chutney heißt: „Es muß so süß sein, daß man nicht von ihm lassen kann, und so scharf, daß man es nicht essen kann.“

      Aber vielleicht… Moment… „im drohenden Fruchtgelee ihrer Augen“.

      Die „ranzige gelbe Laune“ funktioniert einfach nicht; das ist einfach nur gesucht.

  6. Ein Reisfeld bei Vercelli – HS-Version Nr. 2

    Ein Reisfeld bei Vercelli unter der Sahnehaube des Sommers. Die Flügel ihres schlaffen Hutes schlagen Schatten in ihr schniekes Lächeln. Schatten streifen die zu einem Lächeln versteiften, ins heiße sämige Licht eintauchenden Züge, laufen wie Molke grau am Kinn herab, legen eidottergelbe Streifen auf die feuchte Stirn, der weiche Seim der Augen droht ranzig gelb überzufließen.

    noch einmal, auch aufgrund der vorhergehenden kommentare.

    1. und „schnieke“ fiel mir ein, weil ich mit dem „verschlagen“ nicht klar komme. in meiner neuen version hätte auch „verschlagen“ keinen platz mehr aufgrund der „schlagenden“ schatten. – stimmt, ich habe bei den kommentaren meist eine abwehrende haltung. ich hab’s den ganzen tag ruhen lassen müssen. – grad fällt mir noch „schmissig“ ein… nee, zu salopp.

    2. aus der perspektive wäre „durchtrieben“ nicht schlecht, „biestig“ wäre zu stark. alternative „trügerisch“, denn darin steckt sowohl sie mit der vortäuschung als auch er mit der illusion.

  7. Mit ein paar Anpassungen an die Einwände (und ein paar Ablehnungen) versuch ich’s noch einmal:

    Ein Reisfeld bei Vercelli unter dem heißen Schaum des Sommers. Die schlaffen Krempen ihres Hutes beschatten ihr täuschendes Lächeln. Schatten streifen durch das täuschend lächelnde Antlitz, vergittert von Einsprengseln heißen, sahnigen Lichts, Schatten grau wie Molke unter dem Kinn, eidottergelbe Spritzer auf der verschwitzen Stirn, widerlich gelber Saft, der in den aufgeweichten Augäpfeln lauert.

    Die Flügel sehe ich immer noch nirgendwo begründet, und daß Augäpfel trocken seien, verwundert mich, zumal hier ja ausdrücklich Saft drin lauert. Mit dem ‚täuschend‘ versuche ich, das ‚false‘ in den Bedeutungen ‚falsch‘ und ‚verlogen‘ zu erhalten, leider ist das Wort so lang.

    Crema gefiele mit zwar immer noch, zumal der Himmel diese Tönung haben kann, aber die Werbung der Kaffeeautomatenhersteller für den urbanen Haushalt hat die leichte Crema in der Tat in die hellbraune Schmiere verwandelt, die zu hoher Druck und die falsche Bohne erzeugen (ein Thema, das ein Kapitel für sich abgibt)

    P.S. ‚trügerisch‘ ist natürlich viel besser als ‚täuschend‘, da überschnitten sich die Kommentare gerade.

    1. (off topics@Sumuze). Pardon, ich sprach nicht von Schmiere. Da ich meinen Espresso mit einer Pavoni zubereite, weiß ich sehr wohl, wovon ich spreche. Goldbraun. Oder es sind Sie, die von den „Kaffeeautomatenherstellen“ geprägt worden ist.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .