Padua far beyond the sea. The silent middle age, night darkness of history sleep in the Piazza delle Erbe under the moon. The city sleeps. Under the arches in the dark streets near the river the whore‘s eyes spy out for fornicators. Cinque servizi per cinque franchi. A dark wave of sense, again and again and again.Mine eyes fail in darkness, mine eyes fail.
Mine eyes fail in darkness, love.Again. No more. Dark love, dark longing. No more. Darkness.
Giacomo Joyce 8 <<<<
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Padua, weit jenseits der See – James Joyce: Giacomo Joyce. Neuübersetzung (8) – HS-Version
Padua, weit jenseits der See. Die stummen mittleren Jahre, Nacht, das Dunkel der Geschichte, zum Schlaf gebreitet auf der Piazza delle Erbe unter dem Mond. Die Stadt schläft. In den dunklen Straßen nahe am Fluß spähen unter den Bogen die Augen der Huren nach Freiern aus. Cinque servizi per cinque franchi. Eine dunkle Woge Sinn, aber- und aber- und abermals.
Meine Augen versiegen im Dunkeln, meine Augen versiegen,
Meine Augen versiegen im Dunkeln, mein Lieb.
Noch einmal. Nichts weiter. Dunkle Liebe, dunkles Sehnen. Nichts weiter. Dunkelheit.
Padua jenseits der See. Joyce-Version ANHs.
Meine Augen, Geliebte, im Dunkeln gehn irr.
Und nochmal. Nicht weiter. Dunkle Geliebte, dunkles Begehren. Nicht weiter. Dunkelheit.
näher an „sense“ ist, aber weiter von dem inneren Kampf
entfernt, der in dieser Szene wütet und den Giacomo – zweimal
das Stoßgebet „nicht weiter“ – niederzuringen versucht. Noch
entfernter ist freilich das >>>> von Reichert gewählte
Wort „Sinn“. Von diesem ausgehend, aber, ließe sich auch
„Sinnlichkeit“ verwenden; mir wäre das allerdings zu abstrakt.]
„Mine eyes fail in darkness“ bezeichnet, dass sie scheitern, die Augen. Der Blick versiegt, versinkt ins Dunkel. „..gehen irr“ wär da die Folge, später, nicht die Sensation selbst. Eigentlich vielleicht sogar in die Finsternis, in diesem Fall. Möglicherweise so:
Mein Blick verliert sich in Finsternis, mein Blick verliert.
Mein Blick verliert sich in Finsternis, Geliebte.
@Zoe. Sich in etwas verlieren, ist synonym mit in die Irre gehen. Ich glaube, daß meine Version (als Klagelied, die sie ist) der Gefühlsverirrung Giacomos näher ist.
Daß die Augen scheitern, besagte, daß sie versagen; das wäre dann, zum Beispiel:
Nachtrag. Nein, so:
Mein Blick verliert sich in Finsternis, mein Blick verliert.
Mein Blick, Geliebte, verliert sich in Finsternis.
Das ist sehr viel schöner. Wegen des liedhaft nachgestellten „mein Blick verliert“, das so auch noch eine zusätzliche Bedeutung erhält.
ein paar überlegungen middle age / middle ages: möglich, daß beides gemeint ist, auch wenn ‘middle age’ im singular die mittleren jahre und im plural das mittelalter meinen, fand ich belege für mittelalter auch in der singular-version. jedenfalls verweisen die “mittleren Jahre” auf das “frail” von gestern zurück.
“eine dunke welle giers” : ein solches genitiv ist nicht möglich, weil gier ein femmininum ist. auch sehe ich diese gier nicht. ich selbst habe Reicherts “Sinn” übernommen, weil der satz ein bindeglied zwischen den erinnerten liedzeilen und den augen der huren herstellt, als ob er selbst ausschau hielte. es ergibt sich ein dunkler sinn zwischen dem gesehenen und dem ‘fail’. aber für ihn ist alles in schlaf versunken, er würde gern wie die huren dastehen, evoziert entsprechend mit den liedzeilen. denn sinnlichkeit wird erst, wenn eine solche auch vorhanden ist. ‘freier’ scheint mir besser in diesen kontext zu passen: er ist nicht so frei. würde auch zu den “franchi” passen, denn “franchi tiratori” sind die freischützen, oder meinetwegen via “frank und frei”. der rest sind varianten, die sich sicher schaukeln lassen.
@Parallalie zu frank & frei und den Huren. Und sowieso zur Gier. Von der „Gier“ nehme ich den Genetiv, da hast Du völlig recht. Ich bleibe aber beim Wort, weil „Sinn“ übnerhaupt nichts sagt, außer eben Bindeglied zu sein. Mit „Sinn“ ergibt sich für mich kein poetisches Bild. Zudem ist „Gier“ auch auf die Huren bezogen. Das würde ich also gerne gerne lassen, zumal es vom abschließenden, mit zweimal „nicht weiter“ als sich zu versagenden Begehren gestützt wird. Das ist für mich eine stärkere Klammer als „Sinn“. Bei den Freiern bin ich einverstanden, auch und gerade nach Deiner Erklärung. Ich hatte „Hurer“ wegen des Spiels von Huren & Hurer gewählt; das schien mir besser zur Dunkelheit zu passen. Doch mit „frail“ hast Du natürlich recht.
Ich kann keinen Bild-Sinn finden in den „mittleren Jahren“, zumal sie „ruhig“ sein sollen – dem widerspricht doch gerade dieser Text. Ich bekomme mit ihnen auch keine Verbindung zum Schlaf der Geschichte, wohl aber mit dem Mittelalter. Andererseits mag das Italienische es bekanntlich in der Geschichtsschreibung der Jahrhundertzahlen kaum zugeben; erst nach dem ersten Tausend ändert sich das, Aber vielleicht mal gucken, was mit Padua war so um 1200 herum war und was um 1000. Und was mit Triest.
einverstanden mit dem bild-sinn! obwohl dort eher am ausgang des mittelalters das werden seinen anfang nimmt (Giotto: Scrovegni-Kapelle) und bis zum Faust reicht. dann noch das reiterdenkmal des Erasmo da Narni, genannt Gattamelata oder Gattamelà (* 1370 in Narni; † 16. Januar 1443[1] in Padua) war ein italienischer Condottiere, der als Metzgersjunge in seinem Geburtsort Narni begann. Der Spitzname „Gattamelata“ (gefleckte Katze) spielt auf die angebliche Verschlagenheit des gefürchteten venezianischen Söldnerführers an. aber ich schweife ab. – dennoch will ich versuchen, Dir alternativen zur „gier“ schmackhaft zu machen.