Write it, damn you, write it! James Joyce: Giacomo Joyce. Die Neuübersetzung (49).


Jan Pieters Sweelink. The quaint name of the old Dutch musician makes all beauty seem quaint and far. I hear this veriations for the clavichord on an old air: Youth has an end. In the vague mist of old sounds a faint point of light appears: the speech of the soul is about to be heard. Youth has an end: the end is here. It will never be. You know that well. What then? Write it, damn you, write it! What else are you good for?

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9 thoughts on “Write it, damn you, write it! James Joyce: Giacomo Joyce. Die Neuübersetzung (49).

  1. Du mußt es schreiben – HS-Version

    Jan Pieters Sweelinck. Der wundersame Name des alten holländischen Musikers läßt alles Schöne in wundersame Ferne entrücken. Ich höre seine Variationen für Klavichord über eine alte Weise: Mein junges Leben hat ein End. Im nebelhaften Dunst alter Klänge erscheint ein schwacher Lichtpunkt: die Sprache der Seele liegt auf der Zunge. Mein junges Leben hat ein End: das Ende ist hier. Es wird nie sein. Du weißt es nur zu gut. Was dann? Du mußt es schreiben, verdammt noch mal, du mußt es schreiben! Wozu sonst bist du denn da?

  2. Schreibe es! Scheiße, schreib es auf! Joyce-Version ANHs.

    Jan Pieters Sweelink. Allein schon der närrische Name dieses alten niederländischen Komponisten gibt aller Schönheit etwas neckisch Entrücktes. Ich lausche seinen Variationen eines alten Airs für das Klavichord: Youth has an end. Im ungefähren Hof der alten Töne glimmt indes ein Licht: als gloste die Sprache der Seele heraus. Die Jugend hat ein Ende, und dieses Ende ist nun da. Niemals wird es werden. Du weißt das sehr gut. Aber doch, was jetzt? Scheib es! Scheiße, schreib es auf! Für was denn sonst bist du auf der Welt?
  3. Die Sprache der Seele liegt auf der Zunge den passus verstehe ich als bekenntnis zur niederschrift des ‘Ulysses’, zu dessen ganz eigener sprache, die hier im Giacomo vorskizziert ist, und dies in der zeit kurz vor der erneuten emigration nach zürich zunächst. das vermeintliche objekt des giacomo, >>> Amalia Popper, heiratet 1914, 1915 geht Joyce nach Zürich. darum wählte ich auch ein “du mußt es schreiben” statt ein “schreib das auf” (hatte ich auch zunächst), was eher der mitschrift der ereignisse (schreib das auf, Kisch!) gleichkäme. dahinter steckt die reflektion über dieses vorhaben. schon im vorherigen text findet so eine art onirisches zurückfinden in die verhältnisse statt, wie auch immer geartet. Amalia irgendwie perdu.

    1. Verstehe. Während ich den Ausruf dahingehend gedeutet habe, daß, wenn nun schon alles dies zerfällt, er es wenigstens aufschreiben, also eine Geschichte daraus formen will: einesteils, um es zu verarbeiten, andernteils, um es wirklich zu Beatrice hinaufzuheben. „Kunst ist ein Gefängnis der Trauer“, schreibt Pound.
      Die Verbindung zum Ulysses ist mir für den Giacomo – als eigenen Text betrachtet – zu fern, irgendwie transzendent, von außen hereinkommend, etwa über Gogarty gestern. Ich habe also die Tendenz, den Giacomo ganz eigen zu sehen, abgelöst von dem anderen großen Projekt, das ja vorangeht, während der Giacomo zurückschaut. Das wird für mein Empfinden auch nicht dadurch relativiert, daß Joyce Sentenzen aus den Giacomo-Notizen in den Ulysses hineinnimmt, sie dort paraphrasiert oder sogar im Originallaut zitiert. Was ich vermeiden möchte, ist, daß der Giacomo Joyce als einer unter vielen, hier nur eben als ein autobiografischer, Kommentar zum Ulysses gelesen wird, sondern ich sehe ihn als ein novelleskes eigenständiges Prosagedicht über eine – wie er es wohl empfunden hat – letzte Liebe der nun, und mit ihr, beendeten Jugendzeit.

    2. wohlgemerkt diese verbindung zum ‚ulysses‘ kommt erst jetzt am ende, ist aber jetzt da, er verläßt irgendwie die bühne. darauf beziehe ich mich. was bis dahin im text steht, sehe ich auch als eigenständigen text, hat seine eigene dynamik.

    3. @zu ferner Ulysses Mag sein, dass die Witterung auf Verweise zu späteren Werken Joyces zu naseweiß ist. Ich jedoch brüte immer noch über zwei (vermeintlichen?) Verschreibern:
      1. Sweelink statt Sweelinck
      2. veriations statt variations
      Im Hinterkopf die „Verschreibkunst“ später im „Wake“ dachte ich, das könne doch kein Zufall sein.
      zu 1.: Soll da der „link“ mitschwingen? Und sollte man dann den „wunsersamen Namen“ nicht forsch verschreiben, zumal an des Jünglings junges (steifes) Endchen denkend, in: „Jan Pieters Schwellink“ („to swell“ anberaunend)
      zu 2.: Wegen der in „ver-“ statt „var-“ anklingenden „veritas“ vielleicht: „Wahriationen“
      Naja, vielleicht viel zu „verschmidtst“ am Wortschwänzchen herumgespielt 😉

    4. @Oegyr zu Jan Peter Schwellung. Das, denke ich, liegt in der Wortspiellust Helmut Schulzes mehr als in den sinnlichen Auren, die gerne ich herstellen möchte. Deshalb ist eine Zweier-Übersetzung auch besonders reizvoll. Was Sie schreiben, ist höchst einleuchtend, so daß es für mich ein Argument dafür ist, daß >>>> Parallalie und ich uns wirklich beisammen auf die Hosenböden setzen und aus jeder unserer Übersetzungen deren jeweils Spezifisches herausarbeiten.

      Heute kommt das letzte Stück, dann liegen beide Rohübersetzungen vor. Ich spiele mit dem Gedanken, sie erst einmal zusammenzufassen und, vielleicht zweispaltig, als erstes Roh-Ergebnis komplett am Stück hier einzustellen.

    5. wortspiellust das wort trifft es nicht. weil kein spiel dahintersteckt, ein spiel nicht einmal impliziert, da es ein ‚halb mein‘ ich’s, halb ist’s mir ernst‘ ist. leider wird der begriff ‚verschmidtst‘ mittlerweile abwertend, bei oegyr schon als quasi feigenblatt verwendet. natürlich steckt im Sweelinck (sic) ein swelling. fast schon ein rückbezug auf >>> text nr. 3. und ‚veriations‘ gehört der wortspiellust anh’s an! sozusagen sehriationen in situ : rationiertes sehen.

    6. @Parallalie zur Wortspiellust. halb mein‘ ich’s, halb ist’s mir ernst:Ist nicht gerade d i e s das ein Spiel? Womit ich meine, daß mein Spielbegriff alles andere als ein abwertender ist, im Gegenteil. Ich beneide Dich durchaus um diese Fähigkeit, so mit den Wörtern umzugehen, also den Bedeutungen, während ich fast immer im Klang der Bildungen bleibe.

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