Abends zu Maurizio Kagel. Das Arbeitsjournal des Donnerstags, dem 22. August 2013. O-Töne ff.

9.40 Uhr:
[Arbeitsjournal.]
Erstmal den zweiten Latte macchiato zubereiten. Dann werd ich auch hier was schreiben (saß bereits über den weiteren O-Ton-Protokollen).
Guten Morgen.

10.20 Uhr:
Zweiter Latte macchiato, zweite Morgenpfeife. Bin erst um acht auf, weil ich nachts bis in die Puppen „Serie“ guckte, nämlich die Staffel zuendesehen mußte. Wenn mich was packt, komm ich nicht los, auch wenn der Stoff selbst, in diesem „Fall“ eine Science Fiction, ziemlich durchschaubar ist: Da ist in mir der auf phantastische Abenteuer fiebernde Junge stärker als der erwachsene, in Kategorien einer modernen Ästhetik denkende Mann; zumal, wenn ich eigentlich etwas müde bin, weil vieles gearbeitet wurde.
Wie auch immer, bis eben habe ich nun immerhin sämtliche O-Töne aus dem >>>> April-Neapel protokolliert und werde jetzt gleich an die Töne >>>> aus Neapels Februar gehen. Kaum aber, tatsächlich!, war ich mit dem letzten April-Tonfile fertig, kam Nachricht von meiner Deutschlandfunk-Redakteurin: – das überarbeitete Typoskript sei jetzt sehr schön. Damit steht der Produktion nichts mehr im Weg. Jetzt die Sprecher:innen zusammen„suchen“, dann einen Studiotermin für Anfang September terminieren, um die Sprachaufnahmen zu realisieren.
Parallel wegen eines Kreuzfahrt-Hörstücks vorstellig werden; wenn ich diesen Auftrag „einholte“, wäre finanziell schon mal ein Teil des nächsten Jahres und vor allem auch ungestörte Arbeit am „Traumschiff“ sichergestellt, bei welchem Titel es aber leider nicht bleiben kann; ich mailte gestern mit >>>> Mare darüber. Man habe einen Titel dieses Namens schon einmal im Programm gehabt. Außerdem, wie ich >>>> gestern schon an Frau Phyllis schrieb, ist die Astor tatsächlich n i c h t das Traumschiff der Fernsehserie gewesen; also fällt das reale Fundament meiner Titelgebung weg, und die Anspielung auf >>>> Johannes Schaafs Kubin-Verfilmung „Traumstadt“ ist alleine deshalb zu vage, weil man nicht davon ausgehen kann, daß sich noch sonderlich viele Leute dieses Spielfilms entsinnen. Doch werde ich, auch hier in Der Dschungel, erst einmal mit „Traumschiff“ weiterarbeiten.

Des weiteren: Vor vierfünf Wochen schrieb mich das Goethe-Institut Vilnius an, ich hatte aber mit Litauen noch niemals zu tun. Man bereite ein Europa-Projekt vor und gewänne mich gerne als Mitarbeiter. Das klang spannend, und ich reagierte, obwohl es um Drehbücher für Videos geht; dafür bin ich nun wirklich kein Experte. Eigenartig, dachte ich. Fragte nach, wieso man auf mich gekommen sei. Vergaß die Angelegenheit.
Gestern abend trudelte die Antwort ein. Man wolle gerne mit mir telefonieren, um das Projekt mit mir zu besprechen. Offensichtlich will man wirklich mich. Jetzt bin ich, selbstverständlich, erst recht neugierig. Um halb vier heute nachmittag wird es sich klären.
Das Projekt nimmt, so habe ich es verstanden, alle Länder Europas in den Blick, bzw. bestimmte Städte. Ich sehe weitere Reisen auf mich zukommen, und zu reisen befriedigt mich tief. Na, erstmal abwarten. (Eine Poetologie Europas – das würde mir gefallen; eine Poetologie Europas anhand dessen, was ich >>>> Alltagsmythen nenne, in denen der Alltag sich mit Phantastischem/Imaginärem verbindet. Sofort hab ich auch das Gefühl nächster Gedichte.)

Es geht also voran; meine Nervosität zwischendurch – ich hätte es wissen müssen – war unbegründet. Aber als erstes, nachdem ich aufgestanden war und seitlich rechts meinen Latte macchiato vor mir stehen hatte, sah ich in Die Dschungel und fand mal wieder zwei kleine Gehässigkeiten, auf die zu reagieren ich aber wirklich keine Lust empfand; also löschte ich sie. Dabei hätte ich prima kontern können, zum Beispiel wegen des angeblichen „Blazer“s, den ich auf meinem Profilbild trage, indessen die mir zugesprochene Ältlichkeit, aus der die beiden Kommentatoren, die wahrscheinlich ein einziger waren, ihre Häme gar nicht richtig zuzuspitzen verstanden, absurd genug war, um ein Gelächter zu entfachen: Anonyme Bösefeixer hol ich mit höchstens drei Fingern vom Baum. Weil sie das wissen, vergraben sie sich unten im Schlamm und greifen nur aus diesen ihren Matschlöchern an; man kann sie von dem Schlamm rein gar nicht unterscheiden. Also weg mit dem Zeug. Diese >>>> drei Fragezeichen allerdings habe ich einfach auch deshalb beantwortet, weil es Leser:innen Der Dschungel geben könnte, die tatsächlich mit solch einem Protokollauszug nichts anzufangen wissen.

***

Die neue Konzert- und Opernsaison beginnt; die Sommerpause ist in Berlin nie lang. Das hat mir schon gefallen, als ich vor nun fast zwanzig Jahren herzog. Wirklich fast zwanzig Jahre! So lang war ich noch nie in einer Stadt – man kann davon sprechen, daß mich Berlin seßhaft gemacht hat. Jedenfalls heute abend, 21 Uhr, Deutsche Oper, >>>> Himmelsmechanik, eine Entortung. Ich werde darüber schreiben.

(Nun aber weiter mit den Protokollen. Und um zwölf geht es wieder zum Training in den Park.)

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