PP5, 1. Oktober 2013. (Wir Sublimierer). (Dazu Europa Land für Land).

Holmboe wieder und weiter. Bereits meine anderthalb Stunden geschwommen. Darüber einige Zeit telefoniert, wie man mit unmittelbaren Ergriffenheiten umgeht: daß es eine auffällige Eigenschaft von vor allem Dichtern ist, sich auf keinen Fall die Imaginationen durch die Realität zerstören lassen zu wollen. Das wohl „schlagendste“ Beispiel dürfte Kafkas Umgang mit Milena (gewesen) sein. Daß Maler, zum Beispiel, oft völlig anders reagierten, vielleicht, weil ihnen das reale Material, nämlich Sinnlichkeit, „wirkliche“ Erde, viel näher an der Hand ist, in der Hand liegt, als den permanenten Sublimierern und Sublimiererinnen, die Dichter fast notwendig sein müssen. Doch gibt es selbstverständlich Gegenbeispiele, ob nun den barocken Villon oder den modern exzentrischen Vion, ob Henry Miller, ob Hemingway, ob, nun ja, mich.
„Ich sollte darüber schreiben.“ „Unbedingt, ja!“ „Aber nicht heute. Ich bin sowieso schon meisterhaft darin, faktisch zu erledigende Aufgaben zugunsten permanent neuer Ideen, die poetisch sind, vor mir herzuschieben oder die ich dafür halte. Aber ich werde ein Notat skizzieren.“ Und habe das hiermit getan.
***

Mich wundert es ein bißchen, daß solch ein melancholisch-klarer Text wie >>>> Sierra Nevada offenbar gar keinen Reflex findet, und auch das kleine sinnliche >>>> „manifeste poétique“ scheint ganz zu verhallen. Vielleicht ist es aber auch „gerecht“ so; vielleicht braucht so etwas Kommentare nicht; vielleicht würden sie es sogar beschädigen..
***

Es liegt hier noch ein weiteres, im Enwurf fertiges Gedicht, das ich gerne einstellen möchte, was ich aber ebenfalls vor mir herschiebe, weil ich gern erst mit >>>> PJ Harvey „fertig“ würde, dem dann Dritten Versuch der Reihe; ein Vierter und Fünfter könnten folgen, aber dafür spüre ich (noch) keine Notwendigkeit. Und ebenfalls liegen noch die >>>> Mauergedichte unbeendet herum. Nein, ich vergesse sowas n i e. Wobei sich mittlerweise schon wieder so viele lyrische Texte angesammelt haben, daß ich allmählich nach einem Verlag für sie schauen sollte; Elfenbein wird das nicht sein können, weil da erst einmal >>>> Argo verdaut werden muß. Möglicherweise zwingt mich meine Produktivität dazu, ganz unabhängig von dinglichen Publikationen den eBuch-Weg zu gehen. Doch wollte ich dann erst einmal >>>> Der Engel Ordnungen vorziehen, damit diese Gedichte greifbar bleiben:

Um all das kann ich mich zeitlich jetzt nicht kümmern, auch wenn es mir sehr auf die Präsenz aller meiner Arbeiten ankommt und wahrscheinlich nur ich selbst sie sicherstellen kann. Vorrangig ist momentan das Europaprojekt, das ich bis spätestens zum Sonntag, also bevor es nach Frankfurtmain zur Buchmesse geht, in trockene Tücher gewickelt haben muß. Also bis zum Sonnabend, weil am Sonntag die Sprecher-Aunahmen zum >>>> Neapel-Hörstück stattfinden werden; eigentlich brauche ich den Montag dann zum Schneiden, und wenn ich von der Messe und einem nächsten Seminar zurückgekommen sein werde, geht es sofort mit der Produktion los – eine Arbeit, auf die ich mich irre freue. Es wieder mit Klängen zu tun zu haben! Das liebende Ohr. Bereits am 8. November wird das Hörstück ausgestrahlt werden.

Zwei Telefonate sind noch zu führen.

(10.50 Uhr.
8° C., Sonne.
Holmboe, Andante trasognamente.)

***

Ich guck mir gerade jedes europäische Land auf Besonderheiten an, gehe jetzt ganz quasi von unten her vor, nicht von den statistischen „Über“-Erhebungen aus. Auf die Weise findet sich sehr sehr vieles, das in den Statistiken, wenn es überhaupt erfaßt ist, untergeht, aber wunderbare Vorlagen für Bildideen sein kann.
Land für Land, immerhin achtundvierzig. Eine reine Fleißarbeit, aber anders als aus den Statistiken lerne ich wirklich etwas dabei.
(15.20 Uhr).
***

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .