And the end is here: Ich bin mir sicher, daß,
>>>> das da zu erleben und mich da durchzubohren, wesentlich für den Sterberoman, das Traumschiff, ist; er ginge anders zu leicht von der Hand – und wäre zu vermessen, schon das Vorhaben zu vermessen, ebenso, wie stilistische Trapezkunst zu vermessen für ihn wäre. Ich soll fühlen, was dem voranging, dem Abschied und dieser Freiheit des Loslassens, von der ich erzählen möchte, die ich aber selbst noch nicht habe. So, wie ich mir jetzt sicher bin, daß auch die Übersetzungsarbeit am
>>>> Giacomo Joyce nicht einfach ein burschikos-wagefreudiges Unternehmen stilistischer Übungen war und daß es ganz offenbar nicht darum ging zu zeigen, mir und anderen, ich könne – als poetisches Handwerk – auch das, sondern es ging um eine Ergreifung ganz anderer Art, ging um eine warnende, ohne daß ich das überhaupt merkte, Vor-Erfahrung. Im Nachhinein kommt mir meine und
>>>> Schulzes Nachdichtungsarbeit nun wie Seelenarbeit vor, imgrunde auch sie schon Vorbereitung auf den Sterberoman: die Erfahrung des
Alterns mit dem einen Arm an mich heranzuziehen, indes der andre es noch abwehrt und dabei auch „erfolgreich“ ist, sehr erfolgreich sogar. Und eben nicht. Auf einem Gipfel zu stehen, über den es nicht hinausgeht, nur noch hinab. (Und doch geht es immer noch hinauf, aber auf eine ganz andere Weise, eine, die mehr und mehr von sich abwirft, und schließlich selbst den Proviant, schon die Kleidung ganz von sich wegtut. Dabei ist es sehr kühl da oben.)
Aber mein Körper – nein, in diesem Fall ist Leib richtig – protestiert. Ich wehre mich noch immer. Mich so weiterwehrend zum Zahnarzt. Er sah es mir an. Wir sprachen. Dabei behandelte er. Es wäre in dieser Situation unnötig gewesen, mir eine Spritze zu geben, ich will ja eh selten eine: der Bohrschmerz war geradezu erleichternd, lenkte mich ab. Er wußte das. Und ich wußte, ich müsse das aufschreiben, bekäme es nur in den Griff, wenn ich es formte und das Geformte hinausgäbe. – Das hab ich nun getan.
Jetzt mach ich mit Europa weiter, Land für Land. Ob ich heute laufen kann, ist ungewiß: Auf dem Fahrrad, meine Beine, waren ganz weich. Vielleicht gegen Abend. Man muß das fassen, sich fassen. Nicht nachlassen. Um mir Haltung zu geben, die Schuhe angelassen, sehr schöne elegante Schuhe, zum, selbstverständlich, Anzug: Es ist an der Zeit, die morgendlichen Schlabberlooks in der Geschichte abzulegen. Und mich zu fokussieren.
(10.55 Uhr.)
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Fast alles jetzt, auch
>>>> dieser Blumenkohl, hat genau damit zu tun. Ich stehe bis über den Bauch in einer Erfahrung, die in dieser Unerbittlichkeit sonst nur Frauen machen, eine jede; Männern, so sie nicht krank sind, ist es relativ leicht, darüber hinwegzuschauen. Insofern bin ich privilegiert: weil ich auch diesen Roman wieder in seinen Gründen durchlebt haben werde.
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(20.36 Uhr.)
Überhaupt nicht weitergekommen heute. Schlief über Mittag zwei Stunden fest wie ein Säugling, der gesättigt worden ist, oder erschöpft wie ein Bote, der seine Siebenmeilenstiefel verlor. Danach waren die Einladungen zu formulieren und hinauszuschicken: für den Freitag abend im Literaturhaus. An sich müßte ich jetzt weiter arbeiten, bin aber schon wieder müd. – Etwas essen, erst einmal. Dies war k e i n produktiver Tag, vielleicht aber doch: seelisch..
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ebooks Guten Tag Herr Herbst,
ist eine Veröffentlichung der Anderswelt-Trilogie im ebook-Format geplant? Ich bin zwar schon im Besitz der papierenen Trilogie, jedoch wäre ich bereit, noch einmal für das Werk zu löhnen, wenn es dann gewichtsparend in einem Kindle Platz nimmt.
Weiterhin viel Erfolg! Vielleicht erlangen Sie ja auf der Buchmesse eine große mediale Aufmerksamkeit – Ihnen und Ihren Büchern wäre das zu wünschen!
@Herrn Blaumann. Ja, eine eBuch-Ausgabe aller drei Bücher ist fest geplant. Da sie der Verlag und ich aber gerne sowohl in ihrer Druckansicht einander angleichen als auch Fehler – kleine stilistische Eigenheiten etwa, die sich über die Jahre verloren haben, vor allem aber Druck- bzw. Satzfehler -, die in der ersten Ausgabe stehen, herausnehmen wollen, wird das sicherlich noch ein Jahr brauchen. Auch möchte ich noch ein paar zusätzliche Spuren durch die Bücher legen und zum Beispiel auch Links, die vielleicht unsichtbar bleiben, aber angeklickt in Die Dschungel führen: So bekämen meine Leser:innen, wenn sie wollten, nachträglich zum Beispiel die Genese des >>>> Sanften mit, der in Argo schließlich eine so große Rolle spielt, etwas, das ich noch nicht wissen konnte, als ich ihn kennenlernte. Ich würde auch gern die Überraschung schon lange – leise, kurz – vorbereiten, wessen Sohn der Sanfte ist.