PP54, 25. November 2013: Montag. Traumschiff 4.

Mit Konzentration an den Roman. Nichts anderes. Wenn ich die Frist des 30. einhalten will, muß ich auch die Wiederaufnahme meines Trainings noch aussetzen; 20 Seiten Romantext müssen bis zum Sonnabend fertig sein, jedenfalls als dergestalter Entwurf, daß ein Eindruck von Stil, Erzählrichtung usw. vermittelt wird. Oder den Sport auf die Abende legen, wenn ich ohnedies nachlasse. Dafür wieder ab fünf Früharbeit. Blöd für heute, weil verschlafen, erst um kurz vor acht hoch; es mag an der Tablette gelegen haben, die ich gestern nacht gegen den Zahnschmerz einnahm. Daß ich den Zahn nicht werde halten können, bedeutet: ab zum Kieferchirurgen, und das bedeutet: möglicherweise einen Tag Ausfall. Kann ich mir in dieser Woche auf keinen Fall leisten.
Was mir normalerweise liegt, nämlich „die Zähne zusammen(zu)beißen“, ist ein echt blödes Idiom für diese Situation. Aber der Geist ist ein Wunderorgan: bei gehöriger Konzentration läßt’s sich von allem wegdenken. Musik hilft, Kopfhörer, richtig heftig aufdrehen, drin s c h w i m m e n, ja fliegen: wie bei einem Tauchgang.
Und: auswendig lernen: >>>> „Liste seemännischer Fachwörter“. Die wird der alte Herr Gregor nach einem Jahr und etwas mehr Schiffsaufenthalt nämlich allmählich draufhaben. Die Notwendigkeit wurde mir eben klar, als ich nach einem „Fach“wort für das Beladen eines Schiffs suchte, indessen ich das fürs Ent

laden, nämlich „löschen“, selbstverständlich seit Kindheitstagen weiß. (Das Traumschiff, dachte ich grade, löscht seine Passagiere. Schöne Idee, ebenfalls aus der Kindheit herrührend: Wann immer ein Passagier gestorben ist, steigt der Herr Gregor ganz hinauf aufs Sonnen- oder wenigstes doch aufs Achterdeck und schaut nach einem neuen Stern. Kindheit und Sterben berühren einander, der Anfang und das Ende legen sich aufeinander.)
Wegen des Hörstücks: Wenn sich die Organisatoren der Astor nun tatsächlich, wie es aussieht, auf meine Anfragen nicht rühren, werde ich einfach eine Kreuzfahrt buchen, ich fand einige gut erschwingliche Angebote; meist sind sie kurzfristig zu terminieren. In der Gegenrechnung ergibt das unterm Strich immer noch ein vertretbares Honorar. Imgrunde wäre das nur für den Roman nachteilig, weil ich ihn eben nicht auf einer schwimmenden Mietskaserne spielen lassen will; allein schon die Vorstellung mehrerer Discos und Malls an Bord empfinde ich als mit der Idee des Buches unvereinbar.

(10.08 Uhr).
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13 thoughts on “PP54, 25. November 2013: Montag. Traumschiff 4.

  1. Zur Mitfahrt, zur stehenden Zeit. (Aus Facebook herkopiert). Sabine Scho:
    man kann auf einem containerschiff mitreisen, man muss irre viel unterschreiben, dass die fracht vorgeht, nur im schweren krankheitsfall wird zwischenstopp gemacht etc pp, man sich nur zu bestimmten zeiten an deck aufhalten darf, aber jedes containerschiff hat, meine ich, diese möglichkeit für privatpersonen, mal an den häfen erkundigen?

    Alban Nikolai Herbst
    Ich weiß. Aber darum geht es in dem Roman nicht, sondern es muß ein Passagierschiff sein, aber keines dieser schwimmenden Mietskasernden mit acht Discos und fünfundsechzig Boutiquen. Weil es um R u h e geht und um den Moment, in dem Zeit beginnt, ein Kontinuum zu werden: s t e h e n d e Zeit bei gleichzeitiger Fortbewegung; wir werden getragen dort im langsamen Schwanken, das wir möglicherweise im Mutterbauchb empfanden. Wie ich’s schrieb: Anfang und Ende legen sich aufeinander. – (Aber auch das hier gehört wieder einmal nicht in Facebook, sondern direkt in Die Dschungel. Ich werd’s jetzt also kopieren und da hinein”pasten” müssen.)

  2. Ebenfalls hin und wieder auf der Suche nach maritimen Fachbegriffen, bin ich vor einiger Zeit auf das “maritime Lexikon” http://www.maritimes.modellskipper.de/index.htm gestoßen, das wesentlich mehr Begriffe enthält als die Wikipedialiste. Dort finden sie z.B. auch den Fachbegriff für das Entladen eines Schiffes, er lautet interessanterweise “abladen”. http://www.maritimes.modellskipper.de/maritime_Begriffe_Deutsch_Abschnitt_A/abladen.htm 🙂

    1. @Iris zu löschen/abladen Die andere Liste spricht weiterhin vom “Löschen” eines Schiffes; so steht es auch in den Seemannsromanen, die ich las, ob bei R.L.Stevenson, ob bei Kapitän Marryat oder Herman Melville. Deshalb bin ich, was den Begriff “abladen” anbelangt, skeptisch, was sich dadurch wiederum auf die “Modellskipper”-insgesamt überträgt..In Zweifelsfällen werde ich sowas sowieso jeweils mit dem Verleger von mare abklären, der wahrscheinlich insgesamt mehr Lebenszeit auf See als an Land verbracht hat.

    2. Wenn das Aus- bzw. Abladen “Löschen” (von Lossen = Lösen [der festgezurrten Ware]) genannt wird, so muß der gegenteilige Begriff ja sprachästhetisch zwingend auch mit einem L beginnen (so wie Binnen und Buten oder Abwehr und Angriff jeweils mit dem gleichen Buchstaben beginnen), so daß der Vorgang des Schiff-Be-Ladens dann natürlich einfach “Laden” heißt.

    3. @Iris Da hat sich in Ihren Kommentar offenkundig ein Schreibfehler eingeschlichen. Der Ausdruck “abladen” wird im Seewesen für das B e laden eines Schiffes gebraucht. Das stimmt schon so, wie in dem von Ihnen gesetzten Link angeführt. (ist auch im Duden beispielhaft verzeichnet)

  3. Das Phänomen … … der “stehenden Zeit” entsteht – meiner geringen Erfahrung nach – nicht durch das Schiff bzw. die Art oder Größe des Schiffes. Es entsteht durch die Fahrt, die erstens lang genug sein muss und, zweitens ohne Sicht auf die Küsten stattzufinden hat.

    Ich habe die klassische Atlantiküberquerung von Southampton nach New York gemacht. Auf der Queen Mary 2. Die “stehende Zeit” stellte sich dabei sofort ein; das geht gar nicht anders, wenn man am Bug steht und quasi nichts vor sich sieht, als den ganzen nördlichen Atlantik.

  4. Tja, wie sagt Osama der Seefahrer?: Bin Laden!

    Aber um als alter Hamburger Butter bei die Fische zu geben: Es heißt „löschen“ – das ist schon richtig: Ladung wird gelöscht.

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