(Arbeitswohnung, 8.04 Uhr.
Stille.)
War >>>> eine gute Veranstaltung am Freitag abend; vor allem, eh man sich versah, war die Zeit schon vorüber. Da war bei weitem nicht alles gesagt, aber es wäre wohl nie alles gesagt gewesen. Maiwald ist ein ausgesprochen lebhafter Gesprächspartner, sehr gegenwärtig, in manchem anderer Meinung als ich, irritiert aber, nach seiner Lektüre einiger meiner Texte, daß wir in manchem auch einer sind. Es wurde spät nachher, wir saßen einiges zusammen, tranken auch, jedenfalls ich, eine Menge, so daß ich am nächsten Morgen dann doch nicht um fünf hochkam, um etwas zu tun, und während der Rückfahrt nach Berlin las ich eigentlich nur: >>>> Lawrence ff. „Die sieben Säulen der Weisheit“ ist ein seltsam verschobener Titel für seinen langen Aufstandsbericht; er nahm ihn auch, den Titel, von einem alten Projekt her, das er aufgegeben hatte. Wirklich passen tut er nicht, weil er ein Buch suggeriert, das vielleicht mit Saint-Exupérys „Citadelle“ verwandt wäre. Hochinteressant aber die Schmerzerzählung, als ihn der homosexuelle Bej, der ihn ins Bett haben will, wegen seiner Weigerung auspeitschen läßt; da dann, in der Climax, diese beiden Sätze:
>>>> 441 (Kursivierungen von mir).
An das Kreuzfahrt-Hörstück wieder, nachmittags dann mit der Steuererklärungs-Buchhaltung anfangen. Die Löwin fliegt heute abend nach Wien zurück, sie kam heute früh kurz über Skype. Nachzutragen ist, daß etwas, das ich für eine Legende hielt, tatsächlich funktioniert: eine Frau allein über Stimulierung der Brustwarzen zum Höhepunkt, ja zu mehreren in Folge, zu bringen; das körperliche Zentrum der Lust blieb unberührt, hing gleichsam in der Luft, bäumte sich da, ebenfalls gleichsam. Wenn das geht, ob es dann vielleicht auch möglich ist, Orgasmen allein über Sprache zu bewirken? Man kann sich Wörter ja als kleine, als winzige Instrumente vorstellen, deren chemische Repräsentanz im Gehirn das, sozusagen, seelische Lustzentrum reizen. Etwa ist mir nicht unbekannt, daß bestimmte Gedichte, wenn man sie vorträgt, Verliebtheit verursachen können; noch auffälliger geschieht so etwas beim Klavierspiel. In der Musik sind die Töne diese Instrumente. Analog, nur ungekehrt, dazu der mich nach wie vor prägende Satz – im >>>> Bleibenden Thier trägt er, dort für das Cello-Vorspiel gesagt, eine ganze Elegie: „Nichts klingt mit geschlossenem Beckenboden.“
Musik also. Was hör ich heute? Musik und Arbeit und nachmittags vielleicht ein Spaziergang mit meiner quasi-Familie. Es ist Sommer.