Das innerste Private. PP183, 7. Juli 2014: Montag.

(12.55 Uhr, Arbeitswohnung.
Michael Mantler, Alien.)


Da immer wieder darüber geklagt wird, ich überträte die zivilen Regeln dessen, was intim zu bleiben habe, möchte ich heute einmal meinen Gegnern einen wirklichen Grund geben, denn intimer als dies jetzt geht’s nicht. Ich gestatte Ihnen, wenn auch davon nur eine Scheibe, eine Mitfahrt in meinen Unterbauch:



Finden Sie nicht auch, daß das sehr schön in mir aussieht? Zumal kann man, auf dem wiederum oberen Bild, ganz fein mein neben dem Gehirn wichtigstes Körperteil bewundern, das mir diese Unbrechbarkeit verleiht. Ich meine meine Wirbelsäule mit dem schon sprichwörtlichen herbstschen Rückrat. Sogar über der Lunge die Rippen sind teils zu sehen; rechts hab ich allerdings den Eindruck, daß sie fehlen: was nicht sein kann, denn ich habe sie soeben sicherheitshalber noch einmal ertastet. Alles an der richtigen Stelle, nur daß eine davon nicht in mir geblieben ist, sondern draußen in Gestalt einer der vielen Evas herumhüpft oder stolziert, die bei diesem Wetter jeden Mann, der’s ist, unter Zuhilfenahme fehlenden Stoffes verdammt unruhig machen.
Jedenfalls stand ich bereits um halb neun bewundernd vor diesem grandiosen Gerät, das, geben Sie’s zu, aussieht wie aus der letzten SS Enterprise heruntergebeamt; SS, bitte, steht für starship, auch wenn wir Deutschen an dieses Kürzel ebenso ungut-andere Assoziationen haben, wie wenn wir ein Svastikakreuz sehen, das in orientalischen Kulturen etwas wirklich Heilbringendes meint; auch, dummerweise, das Wort „heil“ hat es für uns in sich. Wir werden in der globalisierten Welt damit umgehen lernen müssen.
Also das Gerät:


Hinreißend, oder? Dummerweise war ich nicht eitel genug – ähm, doch, wär ich gewesen, aber es war mir peinlich – auf die Frage der Arzttechnikerin mit Ja zu antworten, ob sie das Gerät mit mir zusammen fotografieren solle, also wenn ich erst mal drinläge. Jetzt ärgert mich das, weil ich immerhin meine Hose ausgezogen hatte, Sie hätten dann, um dem Intimsten die Hülle zu geben, bzw. einen Abschluß, meine nackten Fußsohlen gesehen. Das hätte Sie angeregt, bestimmt.
Gut, dann hab ich jetzt wohl alles für den Chirurgen beisammen und werd ihn morgen besuchen fahren, um hoffentlich schnell den OP-Termin zu bekommen. Wenn mich der Teufel reitet, laß ich mich mit offner Leistengegend ablichten dann, damit die Dschungelgegner noch ganz besonders was zu schimpfen kriegen.
***

Jupp, Sie merken’s, wie’s mir wieder besser geht; das Kichern in mir hyperventiliert. Außerdem hat mir Erwin Krottenthaler von der Stuttgarter Veranstaltung Fotografien geschickt, die ich auch verwenden darf. Was ich hiermit tue:

© >>>> Yves G. Noir.

Ein paar weitere werde ich im Lauf des Tages oder morgen direkt >>>> unter der Ankündigung einstellen.

Jetzt aber wieder an das >>>> Kreuzfahrt-Hörstück. Ich habe immer noch Schwierigkeiten mit den Kürzungen, weil, was ich wegkürze, die ganze Art des Stücks verändern wird und ich mich immer noch nicht entschieden habe, ob ich es wie eine Reportage aufziehe oder, was mir an sich näher liegt, als poetische Impressionen. Ich hätte gerne beides zugleich, aber dafür ist die Sendezeit zu kurz und die Reisezeit zu lang gewesen; ich muß ohnedies fast alle Landaufenthalte auslassen. Das wiederum verändert den Charakter der tatsächlichen Kreuzfahrt, macht etwas anderes aus ihr, als sie war. Ich hab das Gefühl, in einer Zwickmühle zu stecken, also kürze ich meine Aufzeichnungen in mehreren Durchgängen, quasi scheibchenweise. Und das nervt.
Doch wie auch immer: weitermachen.

(Motor Totemist Guide, >>>> Shapuno zoo.)
***

18 thoughts on “Das innerste Private. PP183, 7. Juli 2014: Montag.

  1. Abgesehen davon, dass ich mit Nietzsche über “den Menschen unter der Haut” einig bin, er für mich nämlich ein Gräuel ist, sind die Vorteile der CT in der Diagnostik freilich mit einem zentralen Nachteil erkauft: die Strahlenbelastung durch eine einzelne CT-Aufnahme ist in vielen Fällen etwa um das 100-1000-fache höher, als das der verpönten Röntgenaufnahme.1

    Erhöhte Strahlenbelastung und Krebsrisiko durch Computertomographie

    CT-Entwicklung2.gifNichtsdestotrotz liegt die Computertomographie im Trend. Eine aktuelle US-Studie2 weist nun erneut auf die damit verbundenen Risiken hin. Allein in den USA wurden im Jahr 2006 ca. 62 Millionen CT-Aufnahmen gemacht, Tendenz steigend. (vgl. Abbildung rechts)3

    Kein Wunder, eine Computertomographie ist schmerzfrei und liefert schnelle Ergebnisse. Und das ist gleichermaßen im Sinne von Ärzten und Patienten. Allerdings wird dabei systematisch übersehen, daß mit dem inflationären CT-Einsatz auch die Strahlenbelastung der Bevölkerung und somit auch das Krebsrisiko deutlich ansteigen.

    1. ….und wird von der Zunft gerne verschwiegen; die millionenteuren Geräte sollen sich schließlich am Ende bezahlt machen.

    2. Bevor es zum CT geht, wird lieber erst das MRT bemüht, meiner Erfahrung nach. Obwohl das um einiges teurer ist. Kommt auch immer darauf an, was untersucht werden soll.

    3. ruhig bleiben Aber zur Beruhigung: ein dreijähriger Aufenthalt im hochalpinen Raum oberhalb von 3000 mtr. kommt auf vergleichbare Werte. Die einsamen Männer in den Hochalmen sterben aber vorzüglich an Herzschwäche, evoziert durch einen überdurchschnittlichen Milch- u. Käsekonsum und den jetzt extrem hohen Cholesterinspiegel.

    4. abermals zutreffend. Das nennt sich dann steigender Anteil des Gesundheitssystems am BIP.
      (gegen dessen Kosten wiederum heftig protestiert wird)

    5. Dreht man das Bild herum (insgesamt sind’s 170 Bilder; ich hab sie alle auf CD), dann kommt eine untersetzte, wie man höflich (in diesem Falle s e h r höflich) sagt, Frau dabei heraus:

      Will sagen: die Schaufeln meiner Becken als Brüste sind mir die Strahlenbelastung schon wert. Und mein an sich starrer Brustkorb als ausgesprochen weicher Bauch ist’s, um zu reimen, auch..

    6. Ergänzung Ich möchte noch ergänzend hinzufügen, dass natürlich bezüglich der Anwendung das Alter des Patienten wesentlich nicht außer Acht gelassen werden darf. Denn es ist ein Unterschied, ob ein Kind solch enormer Strahlung ausgesetzt wird, bei dem die Entfaltung eines geschädigten Gewebes zum Symptom temporär prekär ist, oder ob es Alte sind, deren Lebenszeit das Wachstum eines etwaigen Karzinoms unterläuft.

    7. Tod@tom et schlavmayr. Meine Sorge, im Straßenverkehr den Tod zu finden, ist größer als mein Bedenken wegen der einen CT (es war meine zweite; die erste scante meinen Schädel; die Bilder sind leider verloren, irgendwer hat sie – wahrscheinlich für ein Museum – geklaut). Bekanntlich rauche ich auch und tu noch sehr viel’s weiter, das für gefährlich gilt und das wohl auch ist. Nichts ist indes davon, gesteht auch die Statistik ein, auch nur annähernd so bedrohlich wie Autos und ihre Emissionen. Doch selbst vor denen hab ich keine Angst. Doch dennoch danke für Ihrer beider Skepsis.

      (Wenn ich, was ich vorhabe, 124 Jahre alt werden sollte, reichen dann die von heute an verbleibenden knapp 64 Jahre für solch ein Karzinom? In drei Jahren will ich Bergfest feiern.)

    8. keine Ursache. War hie wie dort bestimmt nicht als beunruhigende Mahnung gedacht.
      Sondern als Systemkritik.

      An solchen hübschen Geräten lässt sich wunderbar eine beeindruckende Kapitalrentabilität darstellen. Der Pflegedienst hat’s dagegen bei weitem nicht so einfach. Was ist schon die Produktivität eines Krankenpflegers? Eben. Immer noch zu teuer.

      (again: no offense intended)

    9. So konnte das Allerintimste öffentlich werden.-
      @Schlavmyr.-
      Für die Syllogismen in der Nacht bitte ich um Nacht-Sicht.

  2. Noch ein wenig nachgedacht.
    Möge die OP, derentwegen die Bilder angefertigt wurden, den geplanten Erfolg zeitigen.
    Die besten Wünsche Ihnen.

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