(10.42 Uhr, Arbeitswohnung.
Schubert h-moll.)
Tatsächlich, das ist meine zweite Steuererklärung dieses Jahres, und zeitlich bringt sie mich ein bißchen in die Bredouille. Dennoch bin ich, anders als sonst, wenn ich sowas vor mir habe, kein bißchen nervös, nicht mal genervt. Der Hintergrund ist schlichtweg der, daß mein Finanzamt nun wirklich realisiert hat, daß ich meine Erklärungen längst selbst abgebe, ohne Hilfe eines Steuerberaters. Das wiederum hat frühere Termine zur Folge. Ein Steuerberater hat übern Daumen gepeilt ein Jahr lang mehr Zeit als ein Privat,sagen wir,kunde. Inwieweit das gerecht ist, sei dahingestellt, Fakt ist Fakt. Also will man jetzt, daß ich „aufhole“, sozusagen an die normalen Fristen anschließe, für die ich freilich auch jetzt schon zu spät bin. Daher: Kurze Fristsetzung, 31. Juli. Nun hüpf ich aber wegen der Leistengeschichte am 29. auf den OP-Tisch, muß also bereits vorher fertigsein, was bei mir heißt, daß ich auch alle Unterlagen, Belege, das ganze Zeug beim Finanzamt abgegeben haben werde. Nette kleine Radtour. Also, Leserin, den großen Mitteltisch freiräumen, auch alle Stühle freiräumen, um zum Fußboden bückfreien Raum zu gewinnen, und dann erst mal ordnen, zuordnen, weiter zuordnen.
Immerhin bin ich gestern mit dem Entwurf der ersten Kreuzfahrthörstück-Fassung fertiggeworden. Das schrieb ich Ihnen ja schon. >>>> Dort habe ich eben einen weiteren Auszug für Sie in Die Dschungel gestellt, indessen mein Blick auf eine Notiz fiel, die ich gestern à propos Steuererklärung hingekritzelt hatte, eine Art sich vornehmende Lehre aus den vergangenen Jahren:
Da Sie meine Handschrift nicht werden lesen können, übersetze ich wie folgt:
Der nächste Schritt bestünde darin, eine Steuererklärung zu poetisieren.
Sie aus der Profanierung herauszunehmen.
Immerhin bin ich gestern mit dem Entwurf der ersten Kreuzfahrthörstück-Fassung fertiggeworden. Das schrieb ich Ihnen ja schon. >>>> Dort habe ich eben einen weiteren Auszug für Sie in Die Dschungel gestellt, indessen mein Blick auf eine Notiz fiel, die ich gestern à propos Steuererklärung hingekritzelt hatte, eine Art sich vornehmende Lehre aus den vergangenen Jahren:
Da Sie meine Handschrift nicht werden lesen können, übersetze ich wie folgt:
Der nächste Schritt bestünde darin, eine Steuererklärung zu poetisieren.
Sie aus der Profanierung herauszunehmen.
Heiligungen: Wie entkomme ich der flotten, gut geschmierten Nüchternheit? >>>> „Aufladung ist das Geheimnis“.
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Gerade klingelt es, und der Paketzusteller bringt mir neuen Tabak. Das ist fein. Außerdem verbrachte ich gestern einen höchst angenehmen Abend. Es war nämlich nicht „ein Kollege“ hier, den ich gar nicht kannte, so daß ich eigentlich ein bißchen in Furcht vor dem Abend gewesen war, mich nämlich zu langweilen, sondern ein Leser hatte sich angemeldet, der Die Dschungel schon lange begleitet und außerdem ein paar meiner Bücher kennt; Künstler selbst. Er brachte mir eine kleine Arbeit von sich mit, eine Originalminiatur in Öl, außerdem Würstchen aus dem Schwarzwald und aus Portugal Vinho Verde. Wir sprachen und aßen bis nach 23 Uhr, und ich war doch sehr froh, mir die Zeit genommen zu haben. Wegen der Teilfertigstellung des Hörstücks war ich auch sonst gut drauf. So war das ein ruhiges gegenseitiges Überschauen. Danke, lieber WB.
So gestärkt schlief ich bis, Sie fassen es nicht, halb neun. Aber Sie hätten mich ja, Leserin, früher wachküssen können; wollten Sie mir Ihre Ohrmuschel nähern, die linke bitte, dann flüsterte ich auch die Stelle hinein, die ich mir vorgestellt habe: Sie ist pikant, aber Sie kommen nicht drauf.
Heiß wird es draußen wieder werden, der Himmel strahlt in Blau, und die Dächer des Gartenhauskomplexes, auf die ich hinausseh, haben ein geradezu toskanisches Rot angenommen. Da macht mir eine Steuererklärung wirklich nichts aus. Dazu hör ich Bach, jetzt gleich, Die Kunst der Fuge in der Fassung für Orgel. Das mehrscheibige Album fand ich gestern, als ich mal durchschaute, was das eigentlich für Platten sind, die ich seinerzeit aus der Erbschaft meiner Mutter mitgenommen habe; es ist eigenartig: So lange ich etwas nicht archiviert hab, habe ich es nicht. Nicht wirklich. Und vergesse es.
Genießen Sie, Leserin, Ihren Tag. Und meine Stimme in Ihrem Ohr.
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So gestärkt schlief ich bis, Sie fassen es nicht, halb neun. Aber Sie hätten mich ja, Leserin, früher wachküssen können; wollten Sie mir Ihre Ohrmuschel nähern, die linke bitte, dann flüsterte ich auch die Stelle hinein, die ich mir vorgestellt habe: Sie ist pikant, aber Sie kommen nicht drauf.
Heiß wird es draußen wieder werden, der Himmel strahlt in Blau, und die Dächer des Gartenhauskomplexes, auf die ich hinausseh, haben ein geradezu toskanisches Rot angenommen. Da macht mir eine Steuererklärung wirklich nichts aus. Dazu hör ich Bach, jetzt gleich, Die Kunst der Fuge in der Fassung für Orgel. Das mehrscheibige Album fand ich gestern, als ich mal durchschaute, was das eigentlich für Platten sind, die ich seinerzeit aus der Erbschaft meiner Mutter mitgenommen habe; es ist eigenartig: So lange ich etwas nicht archiviert hab, habe ich es nicht. Nicht wirklich. Und vergesse es.
Genießen Sie, Leserin, Ihren Tag. Und meine Stimme in Ihrem Ohr.