Mit Otto A. Böhmer. Das Arbeitsjournal des Montags, dem 14. September 2015.


[Arbeitswohnung,
11.20 Uhr]

Magenattacke nachts. Um halb drei wachte ich von ihr auf, und sie hielt sich bis in den späten Morgen, wird jetzt etwas lauer; jetzt auch wage ich den ersten Latte macchiato; bis eben eine Kanne Beruhigungstee.
Altes Verhaltensmuster, das sich da reaktiviert hat. Es reicht bis in meine Kindheit zurück. Die Psychosomatose lebt.
Immerhin, krieg wieder Humor. Is‘ so durchschaubar alles.
War laufen gestern, etwas über 7 km, zum Einstimmen. Das nahm die PsySo mir übel, die ja drauf aus ist, depressive Stimmungen stabil zu halten.
Mit dem neuen Video nicht fertiggeworden; zwei Tage sitz ich jetzt schon dran. Soeben speichert sich die Datei.
Das Stück war einfach zu lang für einen Tag: das New-York-in-Catania-Kapitel mit Cianes erstem Auftritt aus der >>>> Sizilischen Reise. Der Text steht nach wie vor. Gutes Gefühl. Aber dazu dann Bilder montieren: langwierige Einscannerei; daraufhin bearbeiten, organisieren. Und wie gut, daß ich mein Archiv mit O-Tönen habe!
Jedenfalls um sechs heute auf und gleich weitergemacht. Heute nachmittag wird das Dingerl zu sehen sein; ich verlink‘s dann. Hat was von ‘ner Literaturverfilmung.
Und nebenan plötzlich Geräiusche. Auch schon in der Nacht, als ich mich hin und her auf dem Laken schlug, nicht mehr einschlafen konnte, aber auch die Energie nicht hatte aufzustehen und nachzusehen.
Heut morgen alles still.
Dann hör ich, ich sitze an dem langen Clip, nebenan schon wieder dieses Geräusch. Hab ich ein Untermieterhaustier, das keine Miete zahlt?
Lange lange Streifen Wassers, direkt aus dem Boiler fallend. Du meine Je! Das wär‘n ausgewachsener Wasserschaden geworden, wär ich nicht dagewesen. – Sofort die Wasserzufuhr abdrehn, Hausverwaltung anrufen. Jetzt wart ich auf den Sanitärer (Sanitäter is‘ was anners, ein Täter jedenfalls), der kann auch gleich die Klospülung richten. Wird den Mops freuen, der heute wieder hier ist.
Mal sehn, ob ich auch heute zum Sport komme; will das Krafttraining wieder aufnehmen. Aber als erstes kommt das Baucherl weg. (Und nicht zu fassen: von dem bißchen Liegestütz & Co, das ich gestern ans Laufen anschloß, hab ich ‘nen Muskelkater. Wenn‘s nicht so peinlich wär, wär‘s komisch.)
Otto A. Böhmer, in seiner >>>> Traumschiffkritik für die Wiener Zeitung, vermißt die Anekdoten. Irgendwie hat er die erzählende Person nicht verstanden, sagt auch zuweilen, daß ich hätte sollen, wenigstens können. Was Handfestes halt. Dazu gleich so viel Wissen: „aber die Literatur, die ambitionierte zumal, bewegt sich nun einmal eher ungern im rundum einsehbaren Gelände und bevorzugt Szenerien des Andeutungshaften und Zweideutigen.“ Das Problem ist freilich auch, daß, was uns beim Sterben geschieht, und mit uns, an sich nicht rundum einsehbar ist. Außerdem schriebe ich statt „des Zweideutigen“ lieber „des Mehrdeutigen“ – dann kämen wir erstens der Realität nämlich näher, und zweitens würde ein Beiton vermieden, der in dem Buch tatsächlich keine Rolle spielt, auch wenn man‘s bei einem wie mir nicht faßt.
Gleich ist das Video fertig; dann guck ich‘s mir erst noch mal an.
Gutes Gefühl, wenn der Bauch sich wieder entspannt.

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