Ins Zentrum der Literaturwerkstatt getraut. Das Arbeitsjournal des Freitags, dem 25. September 2015.


[Arbeitswohnung, 5.35 Uhr]


Ja, Perfektion ist etwas, das mich lockt und reizt (zum Beispiel: weshalb fand ich eben, daß das „lockt“ vor dem „reizt“ stehen muß, damit der kurze Satz einen Klang bekommt? – der Reihenfolge der Anfangskonsonanten halber? – eine zu banale Erklärung, oder?) – Noch nachts mit der Löwin über Präzision telefoniert, nachdem ich aus der >>>> Literaturwerkstatt zurückwar. Sie, die Frau, nicht die Werkstatt, hatte ihrerseits eine Veranstaltung und anders als in aller Regel ich einmal mehr integrativ gewirkt. „Ich hatte die Konservative und die kritische Linke. Du kannst so etwas nicht, bist immer präzis. Leute haben ein Bedürfnis nach Ausgrenzung, auch wenn sie sie theoretisch analysieren und sie bekämpfen wollen.“
„Selbst wenn ich nichts sage“, sagte ich, „spüre ich oft Abwehr. Ich muß nur irgendwo reinkommen und dastehn.“
„Na ja, das muß man erst mal hinbekommen, eine“ emphatisch betont „Erscheinung zu sein. Außerdem weiß man nie, ob du im Arbeitsjournal über die Leute schreibst, mit denen du umgehst. Du beobachtest und positionierst ständig, dich selbst wie andere.“
„Schriftsteller haben das immer gemacht.“
„Schon, aber bevor ein Buch erschien, vergingen meist zwei Jahre, oft mehr. Dann waren die Dinge nicht mehr aktuell.“
Bei Karl Kraus war es anders. Aber auch er war verhaßt, hatte auf der Gegenseite allerdings sehr viele Anhänger. Was an den speziellen Umständen des Wiens der Nachjahrhundertwende lag, unter anderem.
„Die Dschungel, die nach Meere deine weitere Gegenwart im Literaturbetrieb sicherten, das stimmt schon, schaden deshalb aber auch: etwa, wenn du auf Kritiken reagierst, zumal spontan. Man fühlt sich in die Pflicht genommen. Also ist man lieber still und erwähnt dich nicht mehr.“
„Wer öffentlicht schreibt, ist in der Pflicht.“
„Theoretisch. So, wie die Menschen eben gegen Ausgrenzungsprozesse sind, aber ihnen in der Praxis nachgehen. Automatisch, oder nenn es unbewußt. Deshalb spreche ich“, sagte sie, „von einem Bedürfnis.“

Um kurz nach fünf auf. >>>> Bin ‘ne Lerche. Vaughan Williams: The Lark Ascending. mal wieder reinhören.

Perfektion.
Deshalb das Bild da oben.

Die Diskussion ging, >>>> gestern abend, um Jan Wagner und seinen Buchpreis im letzten Jahr. Gesicherte 50.000 verkaufte Exemplare eines Lyrikbandes: ein Phänomen. >>>> Sabine Scho hatte öffentlich dem Dichter „restaurative Lyrik“ vorgeworfen. >>>> Bisky fragte zurecht, was das denn sein solle, und bekam nur maue Antworten, Scho beklagte die Randständigkeit „der“ Lyrik. Was nun wieder damit gemeint sei? konterte Bisky und klopfte jeden Begriff der Wagnerdiskussion ab; tatsächlich klang ein jeder hohl. Scho: Man baue ja auch keine Häuser mehr wie vor zweihundert Jahren, und wenn doch, na, das sehe man am Berliner Schloß – was argumentativ auch nicht korrekt ist, da dieses unselige Gebäude ja nur scheinbar gebaut wird, wie es leider mal dastand. Restaurativ, schon, dennoch den modernen Baubestimmungen folgend. Jan Wagner ist ein „good boy“ oder vermittelt den Anschein, es zu sein. Darin mag viel eher ein Grund für seinen Erfolg liegen; so einen hätte man gerne als Schwiegersohn. Schon deshalb neide ich ihm den Bestseller nicht. Mir geht‘s um ganz anderes, und auch sie hat Bisky gestern eingeklagt: nämlich die zwar auch in der Diskussion immer wieder beschworene ästhetische Auseinandersetzung – was eine wäre, die nicht nur behauptet, sondern beweist oder doch zumindest belegt –; in der Realität habe sie aber gar keine Rolle gespielt.
Sie erforderte auch schlichtweg Textarbeit.
Scho, unterm Strich: Man könne nicht mehr so schreiben wie ehemals.
Ist freilich selbst schon ‘ne Stanze. Pound dichtete zu Beginn seiner Laufbahn provenzalische Troubadours nach. Aneignung gehört zur Kunst seit je.
>>>> Bossong war eine sympathische Erscheinung, blieb aber in nahezu jeder Äußerung feuilletonistisch. Eine ihrer Feulletonismen hatte sie die Lieraturwerkstatt auch einladen lassen. Nun hatten sich also – nach dem ihr von der ZEIT übergeklatschten Aufruf „Dichter, traut euch ins Zentrum!“, absurd schon genug – einige Beteiligte ins Zentrum der Literaturwerkstatt getraut. Wahnsinn. (Ich schließe mich mit an ihn an, sowieso.)
Vom Zentrum der Gesellschaft war die Rede. Ich hätte es seinlassen sollen, warf von hinten was ein. Die Diskussion drehte sich, nichts ward konkret als maue Gefühle. Bisky wollte Streit, guten Streit, aber niemand nahm mal einen der Wagnertexte vor, um poetologisch aufzuzeigen, was Kritikpunkt sei.
Ruhig und präsent >>>> Hendrik Jackson, auch in seiner gelassenen Manier, sich aus der Auseinandersetzung bewußt herausgehalten zu haben. Gegen Scho hielt er, in einem wenigstens Ansatz der ästhetischen Debatte, die Notwendigkeit der Wörter hoch, ohne freilich den Beweis anzutreten; er hatte selbstbewußt und witzig auf meine Frage, in welchen Gedichten das so sei ( „Zeigen Sie ein Beispiel!“ „Ein Beispiel?“ „Ja, ein Beispiel“), geantwortet: In meinen, blieb nachher den Beleg aber schuldig, als alle drei je ihr kurzes Abschlußgedicht vortrugen, Scho aus >>>> Andreas Töpfers und ihrem jüngsten Band, den sie mir vor der Veranstaltung freundschaftlich in die Hand gedrückt hat:


[Läßt sich anscheinend nicht bestellen.
Siehe statt dessen >>>> Tagesspiegel, 2.9.15]


Rasend schön gemacht. Zum Lesen kam ich natürlich noch nicht; wieder am Schreibtisch war das neue Video hochzuladen, >>>> Pound ff.; zum >>>> Stotantomale aus Traumschiff hieß es gestern leider, von mir wichtiger Seite, für eine „breite Öffentlichkeit“ sei es vielleicht weniger geeignet. Kurz, wirklich nur kurz war ich auch weniger verärgert als enttäuscht. Immer wird vorhergeglaubt, was die Menschen trifft. Anstelle einfach mal auszuprobieren.
Doch kurz noch zurück:
Ich weiß genau, was Scho mit ihrer teils höchst emotionalen Kritik an Jan Wagner meint, aber sie wäre fast mehr noch in der Prosa auszuführen; nur daß einer wirklich ästhetischen Debatte die Klüngel, und zwar für jede Seite, im Wege stehen, kurz: Personalinteressen. Sowie der von nahezu allen Seiten affirmierte Pop. Mit ihm, >>>>> insofern, die Ökonomie. Man kann schlecht über ihre Entscheidungen klagen, wenn nicht in ihr Zentrum gegangen wird und dahin, wo und wie sie erscheint. Auch das habe ich in die Diskussion geworfen; diesen meinen zweiten Beitrag bügelte Bisky knapp ab. Da Redakteur der Süddeutschen, witterte ich den Wind schon zu Anfang. Dennoch, eindrucksvolle Person, scharf im Intellekt, präzis in den Fragen und sinnlich auch als Mann präsent, kurz: Er gefiel mir. Sogar sehr. Aber abermals Jackson brachte die Sache auf den Punkt: „Wagner befriedigt das Bedürfnis nach Harmonie. Dazu kann man stehen, wie man will, aber er tut es mit technischer Vollkommenheit und sprachlich brillant.“
Es widersprach ihm niemand. Nur daß nun Seel, Verlegerin von >>>> kookbooks und ihrerseits eine (ausgezeichnete, finde ich) Dichterin, gegen die Klage über die ökonomische Lage vieler Autor:innen eine andere Art von finanziellem Erfolg hielt: genau den der Preisvergaben und öffentlichen Förderung. Daß diese ihrerseits von Klüngeln abhängen und in erster Linie durchaus nicht von literarischer Qualität, und daß diese Klüngel die Autor:inn:en mit nicht einmal eigenem Geld alimentieren, also Scheinmäzene sind, aber sich machtgerieren wie echte Mäzene, verschwieg sie. Es sind ja nicht, wie >>>> mein Verleger sich selbstbewußt weiß, Unternehmer, die eigene Risiken nehmen, sondern gutdotierte Verwalter, deren Entscheidungen keine Personalkonsequenzen haben, geschweige daß ihnen der finanzielle Boden unter den Füßen weggezogen wird, ja gegen die man als Betroffener nicht einmal aufstehen darf. Es sei denn, es kommt jemand wie Scho daher. Mag man ad Wagner auch andrer Meinung sein als sie, dieser ihr Mut zeichnet sie sogar vor Jackson aus, der sich eben unterm Strich öffentlich lieber heraushalten wollte. Scho nimmt das Risiko des Irrtums inkauf. Hochachtung.
Mein Eindruck insgesamt, ohne Wagners Verse gelesen zu haben (ich kenne andere von ihm als die des nun Bestellers, und fand sie zu brav, geschickt zu jungenhaft): Er bekam den Preis zurecht, gemäß selbsverständlich den Wünschen der Zeitläuft‘. Genau das aber punktet für Scho, insfern ästhetisch bedeutsame Autoren, Nietzsche etwa und Kraus, wider sie, die Läuft‘, angeschrieben haben; auch Handke tut es, nebenbei bemerkt. Eben wider allgemeine Übereinkünfte.
Da habe auch ich meinen Platz. so ist es imgrunde logisch, wenn man öffentlich ignoriert wird; man hätte sonst allenfalls als Hofnarr den Platz. Feudal gedacht ist der eng: einer, allenfalls, pro Schloß. Geht außerdem gegen die Ehre und gegen den Respekt.

Ich stelle jetzt das neue Video ein, zusammen mit dem Entwurf meiner Nachdichtung.

ANH, 7.11 Uhr.
Grimauld abermals, >>>> Busonis Bachchaconne.

P.S.: Ach ja, Spycher Literaturpreis für >>>> Katharina Schultens. Die Dschungel gratuliert. Und zwar von ganzem wilden Herzen.

*


P.P.S.: >>>> Ergänzungen zur Diskussion (26.9.).



11 thoughts on “Ins Zentrum der Literaturwerkstatt getraut. Das Arbeitsjournal des Freitags, dem 25. September 2015.

  1. lässt sich im museumsshop erwerben für 12 euroletten und auch da bestellen. ich hatte in keinster weise lust, auf jan wagner einzugehen, er saß nicht auf dem podium, ich habe ihn schlicht ausgeschwiegen, ich will nicht über seine texte reden, sie sind nicht von derartiger brillianz, dass er immer thema sein müsste, das unsinnige an der diskussion ist, dass er jetzt gradmesser sein soll, wieso, vor dem buchpreis verkaufte er nicht mehr als die meisten von uns dichter*innen, wurde nur 15 jahre stramm durchsubventioniert. auch in der ablehnung ihn dauerpräsent zu halten, widerstrebt mir. bisky, supertyp, kennt gerade vom kunstbetrieb einiges, viele überschneidungen, good vibes. wo du wieder ablehnung gespürt haben willst, alban, du warst publikum, war ich neulich bei dir auch, wenn ich da ausschweifend aus dem publikum geantwortet hätte, hätte dein moderator auch und mit recht unwillig reagiert. ich versteh dich manchmal echt nicht, war das deine veranstaltung, nee, also. über alles andere kannst du ja befinden, wie du willst, es ist deine wahrnehmung. über daniel falbs band, der demnächst erscheint, über den sollte viel geredet werden: c e k.
    ich kann nicht dafür, wenn du mit meinem poesieverständnis nix anfangen kannst, das liegt nur daran, dass es deine gedichte nicht unbedingt mit einschließt, da kannst du dich gerne auf wagners seite schlagen, ist im zweifel auch mehr geld mit zu machen, wie man sieht. für mich war es eine gute veranstaltung, weil man einfach mal die schieflage benennen konnte, daniela öffnet tore über preise, aber koookooks ist so, wie er derzeitig aufgestellt ist, kein verlag, der mehr leisten könnte und vermutlich auch nicht will, das ist aber ein ernsthaftes problem für viele seiner autor*innen und auch für ihren gestalter, da wir alle nicht jünger werden. du selbst kennst den preis. da sehe ich nur zwei wege, entweder daniela fasst sich ein herz und sagt, so, ich stell das ganze jetzt auch mal so auf, dass es verkaufsrelevant wird, dh leute einstellen, kredit aufnehmen, risiko eingehen, next level, oder sie verlegt ihre autor*innen weiter wie gehabt, dann befürchte ich aber abwanderung, zumindest bei denen, die in der rotation sind, raus aus ihren brotjobs wollen und mit recht sich danach sehnen, dass sie es mit der eigenen schreibe endlich stemmen können und das sind, vermute ich, ihre zugkräftigsten pferde, das wäre auch fatal für den verlag, wenn die gehen, so schnell kriegt man auch keine neuen aufgebaut. manuskripte gibt es genug, leute mit ruf noch nicht. jung und debüt ist kein garant mehr für aufmerksamkeit. für mich war es eine kulturpolitische veranstaltung und ich konnte sagen, was ich los werden wollte, jan wagners gedichte sind mir dabei herzlich egal.

    ps, es gibt sicher leute, die würden noch dafür bezahlen, bei kookbooks verlegt zu werden, ich gehöre nicht dazu, ich will und muss von meinem tun, wenigstens ansatzweise, leben können.

    1. @diadorim. Völlig klar. Auf das Problem des Risikos bin ich ja kurz eingegangen.

      Daß Du aber daraus, daß ich mitdiskutierte, ein “es war nicht deine Veranstaltung” machst, zeugt von nicht s e h r ausgeprägtem Demokratieempfinden. Ich gehe auf Diskussionsveranstaltungen nicht, um braves Stimmvieh zu sein, und mein Temperament läßt auch nicht zu, bei mir falsch Erscheinendem einfach zu schweigen und mir bürgerlich “meinen Teil zu denken”. Sondern ich bin da, weil ich Teil der Prozesse selber bin.

      Tatsächlich stand Wagner im Mittelpunkt, immer irgendwie ungesagt, immer irgendwie gesagt. Niemand belegte, was denn nun restaurativ an seinen Versen sei und warum, niemand belegte, weshalb die Verse es nicht seien.
      Verschwiegen wurden die Klüngel, verschwiegen wurden die Machtpositionierungen; genau deshalb brachte ich die Eigeninteressen der Journalisten und Juroren zur Sprache. In Klagenfurt 98 sagte mir ein Juror wörtlich: Ihr tut so, als ginge es um euch. Aber es geht um uns. Ihr habt den Markt nicht begriffen. Da war mir geradezu eklig, daß Daniela ausgerechnet Denis Scheck zu einem positiven Beispiel aufstilisierte – so wie auch völlig unterging, daß sie sehr wohl Bücher für den Leipziger Buchpreis eingereicht habe, Winkels aber, Bisky zufolge, erklärt habe, es sei nur der eine Gedichtband, Wagners nämlich, dabeigewesen. Jede/r dreht sich sein Süppchen in der eigenen Schale; Konsequenzen hat nix. Außer für die Autor:inn:en, die in der Tat, da hast Du komplett recht, von ihrer Arbeit leben können sollten, sofern sie ihr allerdings mit der Regelmäßigkeit und Sorgfalt eines, sagen wir, praktizierenden Arztes, Piloten, Rechtsanwalts oder Lebensmittelhändlers nachgehen.

      Wer sagt Dir, daß ich mit Deinem Poesieverständnis nichts anfangen kann? Weil sich mein Ansatz von Deinem unterscheidet? Ich kann sehr wohl Bach und Stockhausen zusammenbringen, sogar Brahms und Wagner, Michael Mantler und Scelsi, den späten Keith Jarrett und den frühen Penderecki, Helmut Lachenmann und Robert HP Platz und Joni Mitchell; ich krieg auch Christopher Ecker und Helmut Krausser zusammen und mich selbst und Frank Witzel und Dich. Und Katharina Schultens mit Marianne Fritz und Daniela Seel und Jutta Pivecka und Marcel Beyer, ja sogar Thomas Hettche und William Gaddis: Johannes 14, 2-3. Das bedeutet nicht, indifferent zu sein, bedeutet keine Brühe. >>>> Ich spreche doch nicht ohne ästhetischen Grund eines Deiner Gedichte in meiner Videoreihe ein! Das ist doch kein Ausdruck korrupter Kumpanei… Sondern es ist ästhetische Parteinahme.

    2. so, denis scheck ist ein positives beispiel, denn kein anderer hansel bemüht sich drum, kookbooks immer mal wieder in die kamera zu halten, das ist schon sehr viel! im vergleich zu burkhard spinnen, der sich x mal hätte verwenden können für lyrik bei einem preis, der bachmann heißt, aber der lieber am spielfeldrand steht und schaut, wie man untergeht, ich kenne inzwischen so viele, die mir die schulter klopfen, aber, wenns drauf ankommt, mich hängen lassen, von wegen solidarität, geschenkt, ich krieg noch von knallharten feministinnen gesagt, du hast doch den m, der bedankt sich auch allmählich, was soll der kack eigentlich? ich soll also von meinem mann leben, nicht mal ulla hahn musste das und die hätte es nun wirklich gekonnt. ich will dinge nicht mehr lesen müssen, wie: gerade noch mal dein album gelesen, fantastisch. und was dann passiert, nicht mal eine popelige anvisierte lesung wird draus. schmiert euch euer fantastisch in die haare oder sonst wo hin, das ist doch total schizzo. ich danke cord riechelmann, ich danke thomas kling, die sind in die bresche gesprungen für mich, einfach so und unerwartet, andere wiederum holen mich natrülich nicht mit an den tisch, weil sie auch die konkurrenz fürchten, dass man mich nicht für die adk fragt, eindeutige sprache… absurde situation: irgendmal vorm poesiefest, ich stehe mit ein paar leuten draußen, adk-mitgliedern und deren freunde, die ganz unschuldig fragten, sag mal, warum fragst du denn nicht sabine scho, in unkenntnis darüber, dass ich neben ihnen stand, peinliches schweigen, in das ich eingriff mit, ach, ich bin eh nicht für vereine geschaffen, stimmt auch, aber kein grund an mir die felle immer vorbeischwimmen zu machen. umgekehrt habe ich autor*innen schon einige gut bezahlte auftritte verschafft, egal. da wäscht eben nicht eine hand die andere, so stellt es sich mir eher da. aber ich will gar nicht groß klagen, ich habe auch fantastische veranstaltungen, die dann eben nicht aus den ecken kommen, wo man es gedacht hätte. so viel zum klüngel, der bei mir einfach nicht läuft, so sieht es nämlich aus. denk dir doch einfach manchmal deinen teil, aber bitte den der lösung :D. und dein arbeitsethos in allen ehren, ich hab auch eins, muss sich nicht immer darin äußern, ohne unterlass zu publizieren, finde ich.

    3. aber, wo juli zeh jetzt bei schöffling weg ist, brauchen die eh n zweiten katzenkalender, da fragen die jetzt bestimmt die dichter.

    4. Katzenkalender@diadorim: (lacht).
      (Ist romanästhetisch kein Verlust, Zeh).

      Ohne Unterlaß publizieren. Sprach vorhin mit der Löwin drüber. Was soll ich mit meinen Sachen machen? Wegwerfen? Publizier ich sie nicht, sind es irgendwann zehn oder zwanzig Bücher, die ich dann im Paket anbiete, oder wie? Vielleicht begreifst Du mal, daß ich aus Lust arbeite, und aus Innendruck, weil mir die Ideen quellen. Sie wegschneiden, zerquetschen, drauftreten, totmachen ? Sie irgendwie verdrängen? Das, was ich bin? ( (Ich bin nichts anderes.)
      Und sollte es tun, dieses Ich, wenn es n i c h t arbeitet? (Arbeit, bitte schreibt Euch das endlich hinter die Ohren, ist für mich ein lustbesetzter Begriff, ich arbeite verdammtnochmal gerne. Ist das so schwer zu kapieren?)
      Klar, hätte ich – wie Du für Dich selbst zurecht mit der adk anspielst – einen Lehrauftrag, wären Kräfte gebunden, sinnvoll. Krieg ich aber so wenig wie Du. Doch so? Also, was stellst Du Dir vor, wie ich meine Zeit ausfüllen soll? Einen Bürojob annehmen, Tippse werden? An die Börse zurückkehren (müßt ich in einer Drückerbude tun, weil meine Lizenzen längst verfallen sind)? In der Kneipe bedienen? Also was?
      Hätte ich wenigstens ein w e n i g Geld, würde ich sehr mehr viel reisen, dann wär mein Ausstoß sicher geringer. Hab ich aber nicht, ich konnte jetzt nicht mal nach Triest, um für den neuen Roman zu recherchieren; und, nebenbei bemerkt, habe ich auch keinen Partner, der mich, wie sehr es immer auch an die Selbstachtung rührte, im Notfall dauerhaft auffangen würde. Will ich auch nicht haben.

      Scheck: Gut, und ich gönne es dem Verlag von Herzen, für kookbooks. Die einen fördert er, die anderen sperrt er aus, und zwar rigoros nach eigenem Gutdünken. Wie ein Duodezfürst, doch öffentlich-rechtlich gut finanziert. Ich weiß ziemlich genau, wovon ich spreche. Selbstverständlich ist er nicht der/die einzige; sind ja alles Kleinfürstentümer, und da man keinen Krieg, sondern >>>> vom Dachturm die Dohlen essen will, spricht man sich halt ab.

    5. du kannst und sollst so viel arbeiten wie du willst, du sollst nur die konklusion vermeiden, dass allein das berechtigt, sich autor*in zu nennen und davon zu leben.
      was dieser satz aber nahelegt: “Außer für die Autor:inn:en, die in der Tat, da hast Du komplett recht, von ihrer Arbeit leben können sollten, sofern sie ihr allerdings mit der Regelmäßigkeit und Sorgfalt eines, sagen wir, praktizierenden Arztes, Piloten, Rechtsanwalts oder Lebensmittelhändlers nachgehen.” man arbeitet ja auch, wenn zeit verstreicht, ohne dass man schriebe und wenn man zeit vestreichen lässt, passiert ja auch was. dein selbstverständnis nährt sich daraus. was du sonsttun könntest, schreibst du selbst. ich sagte gestern, ich kann meine zeit nur einmal vergeben und wenn ich sie mit dem m verbringen möchte, der auch sehr viel arbeitet, dann mach ich das, wenn er dann zeit hat, das sprengt schon mal ne deadline, damit lässt es sich nicht so gut leben, aber, es ist mir wichtig. es ist mir auch wichtig mit ihm morgens aufzustehen und kaffee zu trinken. ich habe dazu nicht immer das selbstvertrauen in mein tun. das übliche, ich war lange im ausland, die netzwerke sind eher lose dazu, in den 8 jahren sao paulo haben sich hier andere nach vorne geschrieben und hart dafür gearbeitet, dass man sie wahrnimmt, sie haben auch einen preis bezahlt, sie haben ein stück privatleben ganz bewusst geopfert und würden es wieder tun, habe ich das gefühl, weil ihnen das schreiben das allerwichtigste ist. das war mir aber nie genug, aber manchmal, scheint mir, fordert der betrieb auch das ein, das bin ich aber nicht bereit zu geben, denn der betrieb wird mich nicht lieben, er hat mich nie so gut behandelt, wie es der m tat und tut und vor allem ist er gefühlskalt. ich kann gut verstehen, dass viele nach jahren des sich aufreibens im beruf sagen, es reicht, ich kümmere mich um meine familie jetzt, da kommt mehr zurück an temperatur und verbindlichkeit. genauso gut kann ich mir vorstellen, wenn das fehlt, dass ein betrieb da auch viel auffängt, wenn man teil von ihm ist. etwas von beidem halte ich für mich für ideal. du hast es auch, die tiefe freundschaft zu p etwa. ein nimmer abreißendes gespräch, etwas, das zur zeiten der romantik mit liebe bezeichnet werden konnte. mindestens aber weggefährten, so wichtig, so unentbehrlich, so wenig wirklich wahrgenommen oft, so unersetzbar dazu. keine projektionen eben, echte lebenshelfer, die wir nicht immer so gut behandeln, wie wir sollten, die die sich sehrnah sind, muten sich auch oft viel zu, das weiß ich selbst sehr gut. und wer wen fördert, ich war von winkels mächtig enttäuscht, weil ich doch wusste, wie sehr er kling verehrt, aber dabei blieb es dann und darf es ja auch bleiben. ich kann mich niemandem aufdrängen, sie müssen zu mir finden, wenn sie das nicht tun, kann ich das beklagen, was ich auch mache, aber ich kann es nicht ändern. ich kann auch niemanden zwingen, mich zu lieben, der es nicht tut. selbst wenn ich ihm darlege, dass sein verhalten doch auf liebe schließen lässt, dann kann ich ihm zwar sagen, du gibst das nur bockigkeit jetzt nicht zu, aber ich werde nie erfahren, was er wirklich empfindet, selbst wenn ich seinen worten misstraue, spielt er, empfindet er was, was genau? es gibt ja auch in der liebe dieses seltsame spiel von man kann nicht ganz voneinander lassen, aber man findet dennoch nicht richtig zusammen. das finde ich im betrieb auch wieder, wenn da vielleicht einiges auch berechnender vonstatten geht, wie zugänglich und parkettsicher ist jemand zb. wie hieß mal ein ausstellung der timm ulrichs schüler*innen: der eine macht dies, die andere macht das, und so ist es vermutlich letztlich. ich habe dir immer mehr anerkennung und damit auch bessere einkünfte gewünscht, immer und tue es auch noch. du bist auf eine weise im betrieb singulär, die kann man eigentlich nicht mit der üblichen feuilletonistischen buchkritik erfassen, ich glaube, das ist auch ein grund, dass es schwer fällt, dich auf diesen radar zu holen, du unterläufst und überragst ihn gleichermaßen.

    6. Das ewige, ewig laue Schosche Egogewäsch hatte ich schon ein bißchen vermißt. Erinnert an die erstaunliche Glockenqualle, die sich am Ton ihrer eigenen Glocke niemals leid hören kann.

    7. @ff.pp zur Glocke. Wer derart abfällig urteilt, sollte zumindest sein Gesicht zeigen, anstatt es anonym zu tun. B l e i b t er (oder sie) anonym, macht es ihn (oder sie) mit allem Grund verdächtig. Ich lasse Ihren Kommentar deshalb nur stehen, weil aus der Formulierung “sich niemals leid hören können” eine eigenartig (auf nur ihr eigene Art) sinnliche Aura leuchtet, einem Halo gleich, der sich nicht fassen läßt, aber gesehen wird, als würde man ihn ständig spüren.

      Im übrigen lese ich Schos Texte in keiner Weise als Gewäsch, sondern gerade auch in ihren Kommentaren hat sie einen speziellen Stil entwickelt, der das gesprochene Wort literarisiert. Allein ihr Rhythmus macht die Lektüre reizvoll, und zwar auch dann, wenn man in einer Sache selbst anderer Meinung ist als sie.

    8. der große vorteil an alban, immer gewesen, man haut sich, man grollt sich und zieht sich dennoch nicht auf ewig in seine schmollwinkel zurück, kann ich von anderen kollegas nicht immer behaupten. viele würden mir so gern den mund verbieten und meine gedanken kontrollieren, da kann ich nur sagen, die gedanken sind frei und autor*innen nehmen das komplett für sich in anspruch, sorry for that but not sorry.

Schreiben Sie einen Kommentar zu diadorim Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .