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Ein Uhr sieben. Nach dem enttäuschenden Film (Eastwood: Im Auftrag des Drachen, 1975 – Adrenalin mitnichten, nur eine Mischung aus vertrackten Spy-Stories, wo jeder irgendwie mit jedem, und Inszenesetzen von Locations, tipo Monument Valley und eben Eiger mit ein bißchen Vertikalisierung, aber völlig undramatisch) noch ein Bier mit dem Kinoklub-”Betreiber” und einem, der noch Faßbinder kennengelernt hat, weil’s um halb vor Mitternacht noch relativ früh war. Jetzt daheim läuft der Schuppen gegenüber natürlich immer noch, aber auch nicht wirklich dramatisch, nur eben nervend. Mich hinlegen hieße, mein Mantra, das mir einst bei der Einführung in die Transzendentale Meditation eingeflüstert worden, bevor ich im Jugendstadium danach die Kommunistische Volkszeitung auf der Porschestraße in Wolfsburg den Passanten zum Verkauf und meine stereotypen Argumente hierfür anbot, arg strapazieren, um alle Muskeln bis hin zu den Ohren und deren so kunstvoll gebauten Knöchelchen auf Nullperzeption zu stellen. Also grad so heut’ abend, wie jemand, der nach Indien kommt, und nichts sieht als Inder: Keats und Chapman wurden von der britischen Regierung mit einer geheimen Mission betraut, die einen Abstecher nach Indien mit sich brachte. Ein Kriegsschiff wartete auf sie in einem britischen Hafen. Als sie im Morgengrauen ihre Unterkünfte verließen, wurden sie eiligen Schritts zum Ort der Einschiffung gebracht. Als sie an Bord sprinten wollten, trafen sie am Dock einen gemeinsamen Freund, einen gewissen Mr Childs, der sich dort zufällig geschäftehalber im Zusammenhang mit seinem Gewerbe als Weinimporteur befand. Rasch wurden oberflächliche Höflichkeiten ausgetauscht. Keats und Chapman hechteten daraufhin an Bord des Kriegsschiffs, das unverzüglich die Anker lichtete. Die Überfahrt nach Indien erfolgte in der kürzesten Zeit, von der jemals gehört wurde, und sobald das Schiff im Hafen von Bombay vor Anker gegangen war, wurden die beiden Freunde in einer Jolle an Land gebracht. Da sie wußten, daß es sich bei ihrer Mission um eine Zeitfrage handelte, hasteten sie von den Docks aus in die angrenzenden Straßen, und als sie um eine Ecke bogen, wessen sonst sollten sie da ansichtig werden —
Mr Childs? Nein.
Nur einer Menge Inder, ihnen völlig fremd.
„Große Welt,“ bemerkte Keats.

Flann O’BRIEN, The Various Lifes of Keats and Chapman and The Brother
Whatever that means. Ein Uhr sechsundzwanzig: die Herberge wummert immer noch.




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