III,16

Abendgang hinunter zum Largo Cristoforo Colombo (auch so eine amerinische (so der Adjektiv zu Amelia, zu Römerzeiten hieß der Ort Ameria (vgl. Cicero)) Geschichte: der aus Amelia gebürtige Beichtvater der Königin Isabella von Spanien setzte sich für Kolumbus ein und ward hernach erster Bischof von Amerika, eine Gedenktafel gibt’s für ihn im Dom von Santo Domingo…(wahrscheinlich schon ein andernmal ausposaunt in diesen Tagebüchern)), bei dem der nächste Geldautomat gelegen. Oben rechts im Hümmel ein Mondschiffchen. Licht im Maleratelier, Stimmen in der gelbverhängten Ladenwohnung daneben, wo E., die Russin, wohnt. Eine Vespa davor. Aufs Trappen der Füße lauschen. Manchmal ein Auto. Heißt meistens, sich in Einbuchtungen schmiegen. Keine Fußgänger. Für den Rückweg denselben Weg gewählt, den “Waden- und Fußsehnenweg”, weil man ihn eben dort spürt, sonst wähle ich tagsüber den flacheren “Panoramaweg” mit Blick auf Soratte und Terminillo, sofern die Witterung sie nicht allzu sehr verschleiert. Aber doch: der Blick ins Freie, auf die Zypressen-Allee gegenüber, auf die in den letzten Wintern abgeholzten Hänge, das derzeit recht unscheinbar Wasser speiende Wehr am Beginn des Rio Grande, bevor man wieder in den Sog der Gassenschläuche gelangt. Vorm Einbiegen in die Nachhausestraße bei der Kirche Sant’Agostino Blick hinauf zu D.’s Fenstern. Mittlerweile oft Kleinkindwäsche auf den vorgespannten Wäscheleinen. Er, ungefähr zehn Jahre jünger und aus der Gegend von Waterloo stammend, war Vater geworden am 1. März, sie eine Hiesige Mitte dreißig, eine Früh- und Hausgeburt (kenne auch eine der beiden Hebammen), aber ohne Komplikationen, kein Brutkasten. Bimmelte auch an mit einer Osterglocke in der Hand, das “Ding” – Selena – zu begrüßen, als es zwei Wochen alt war, nachdem sich sämtliche Gerüchte darüber als durchaus konkret erwiesen hatten. Also oben rechts im Himmel (die Wohnung liegt tatsächlich oben rechts) ein Mondschiffchen. Hier dann bald das Telefon und ahnte schon, wer es sein könnte. Mein Vormieter, der Gärtner. Auch da Gedanken an Vaterschaft. Nicht unbedingt seinerseits. Fatalist: wenn ja, ok, wenn nicht, auch. Bei ihm kommt Japan dazwischen: eine alte Geschichte… die ich ihm half aufzuwärmen, indem ich Mails für ihn auf Englisch formulierte… Neulich war er sogar dort. Sie lerne jetzt Deutsch… Luschtig das Alles. Immerhin habe ich jetzt drei 20-Euro-Scheine in der Tasche. Was zu beweisen war.

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4 thoughts on “III,16

  1. “aust r o m p e t e n”: Welches Wort beschriebe diese stillen Tagestexte weniger? Aber was steckt hinter den Zwanzigerscheinen – ich meine als einen Beweis? Das “Ding” wird sie kaum mitgebracht haben – was aber eine oszillierende Geschichte wären, wenn nun schon Kinder geboren würden, die in den Händchen Geldnoten halten. Wozu wiederum “rechts im Himmel” paßt. (Links die Engel spielen Poker, werden aber dauernd >>>> von der Männer Störchen gestört.)

    1. Ahhh, stimmt. Der ging mir in Columbus’ amerinischen Meer ganz verloren, aus dem statt dessen die “Störche der Männer” gen Himmel stiegen, um als Selena aufs Land und in das Niederkunftshäuserl zu fallen. (Ei, wie man diesen Satz wohl, wär’s denn gewollt, ins Italienische brächte..?)

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