Erster Abendausgang gestern: auf dem Largo Cristoforo Colombo (erst im Nachhinein dem Namen auf die Schliche gekommen: schräg gegenüber das Geburtshaus des ersten Bischofs von Amerika) ein Riesentisch, an dem gemampft und pokuliert wurde.
Der ein paar Schritte abwärts gelegene Austragungsort des Dichterabends noch geschlossen, noch weiter unten dann vor der mittlerweile en vogue gekommenen Konditorei zwei liebe Gesichter: die Morgenröte und die Glorie. Hatte eigentlich den Kino-Gottesknaben (er heißt nun mal Di Dio) noch begrüßen wollen. Blaute mich dann aber lieber in ein solches Scheinen ein.
Proppevoll dann der Vortragsort, ein älterer Herr (mir unbekannt) versuchte eine Einleitung, verstieg sich sogar zum Ausdruck ‘Slam Poetry’, erklärte den Ausdruck des Langen und des Breiten (natürlich wie immer bei den Italienern, sie schauen immer bloß nach Amerika, Europa liegt jenseits). Aber es war alles Andere als Slam. Zuvor wurden Nummern im Publikum verteilt. Die dienten dann zur Auslosung der ‘Jury’. Meine 13 kam leider nicht dran, wäre vielleicht auch gar nicht ausschlaggebend gewesen, denn den scheinbar Prädestinierten hätte ich nicht gewählt, sondern einen mir noch unbekannten jungen Mann aus Amelia, der recht hübsch vortrug, und Sprache eben auch knetete mit reichlich sonorer Stimme. Das würd’ ich gern mal vor Augen sehen.
Am Ende gaben mir die Morgenröte und die Glorie fast schon Fußtritte, als es hieß: wer wolle, könne sich für ein nächstes Mal anmelden. I did (hatte sogar – “per scaramanzia” – ein Gedichtchen auf der rechten Pobacke stecken, das ich dann – mich outend – der Morgenröte schenkte, auch wenn’s darin eher um Regen geht).
Kino war somit erledigt. Zum Artfall-Festival?
Eos einverstanden, la Gloire un peu fatiguée. Autowärts Richtung Porta Romana (also noch weiter runter): komisch, sonst immer ein Erschröcken, wenn ich Sie sehe, aber gestern war’s ziemlich egal (gut: ein propädeutisches Taxieren…). Gingen sogar ein paar Worte hin und her. War scheinbar im Di-Dio-Kino gewesen. Sieht aus, als wäre ich jetzt wirklich unverheiratet (auch sonst keine Kopfgespräche mehr über oder gegen Sie oder Heraufbeschwörendes (heute wäre auch wieder Di-Dio-Kino: Pranzo di Ferragosto – nur mag ich keine italienischen Filme (merkwürdig, gell?)).
Artfall-Festival also mit der Morgenröte. Eine Gruppe aus Palermo spielte. Die Worte verstand man nicht. Der Fuß des Sängers haute ständig auf die Pauke, bissel Lichtspielereien, selbst der Mond verbarg sich hinter den hohen Baumwipfeln, obwohl zwinkernd. Lust am Beschauen der jungen Menschheit, die da wuselte.
Auf Eichenblättern weich gebettet dann, ein Diskussiönchen mit einer, die ein Bild ausstellte, auf dem zum Einkaufen eingeladen wurde: Sich lieben heiße, gemeinsam einkaufen zu gehen… (schade, der genaue Wortlaut fällt mir nicht mehr ein – jedenfalls funktionierte mein das Wort ‘Einkaufen’ durchkreuzender Zeigefinger recht gut). Immerhin freute sie sich scheinbar (schon wieder scheinbar…) über mein “Interesse”. Aber dann brachte Alba mich gegen 2 zur eben diese erwartenden Ruhe in einem Auto mit Tessiner Kennzeichen, und wie ich heute notierte: “und ist ein sehr wahrscheinliches Wort” (>>>> H.S. auf einem seiner aus dem Eichendorff-Schuber herausgefischten Zettel).
„nur mag ich keine italienischen Filme“:
… worin Sie sich ergreifend von Ihrem Alterego unterscheiden: