III, 203 – Sockengespinste

Morgen komme M., der Schönwetterbauer, sagte sie, Tullia, die ich grad noch erkannte, als ich mich mit der leeren grünen Gasflasche meinem zwei Plätze weiter stehenden Auto näherte, als sie schon dabei war, die Tür ihres vor der Haustür stehenden Autos zuzuschlagen, der Arm war schon ausgestreckt.
Es nieselte. Und das Postfach erfreulich leer heute. Nur ein paar Weihnachtsbäume in verschiedenen Versionen plus schon gestern eingetroffener Routine. Fast eine Erholung.
Am späten Vormittag unterm Fenster ein ständiges Murmeln und sich Besprechen. Die üblichen alten Frauen wohl, die sich beugend und neigend gegeneinander hin und her bewegten, als ob sie ein Gespinste weben wollten (Eichendorff, Die Zauberei im Herbste). Die eine, die ich regelmäßig grüße, stand, als ich den Platz überquerte, immer noch mit einer anderen vor der Anschlagtafel mit den Totenanzeigen. Als ich wieder zurück ging über den Platz, kam sie mir indes entgegen. War also in ihre Gasse zurückgekehrt in der Zwischenzeit. Wo es sie nicht lange gehalten. Scheint’s. Dies Schürzenhafte mit einer Strickjacke darüber, die Hände vorn zusammengefaltet, der schlurfende Schritt, die Augen, die einen nur eine Sekunde lang ansehen, nein, eher schon ein unaufmerksamer Blick, angelerntes Benehmen. Diesmal war sie es, die mich grüßte. Auch ich grüßte abermals. Angelerntes Benehmen.
Auf der Treppe zum Hof eine alte schwarze Altweibersocke. Wie hingelegt.
Heute morgen auf dem Weg zum Geldautomaten, der an einer Kindertagesstätte vorbeiführt, die wohl gerade öffnete, das genaue Gegenteil von memento mori. F. kam mit seinem Sohn, der schon von selbst auf die Eingangstür zustürmte. “Come stai?”. Bacibaci Beninobenone. Junge Mütter im Gespräch mit ihren im Arm oder an der Hand gehaltenen Töchtern.
Und welch ein Aufhebens später am Nachmittag beim Gasflaschenkauf. Serviles Regenschirmhinhalten, weil es – nun ja – regnete. Bitte, nicht naß werden!

neumond die
vormondschaft
zwischen steinen
knospen und blüten
was bluten will
den mund vernähen
die namen

über den schuh
den rechten
ergießt aus der
plastikplane sich
wassers ich

es hatte geregnet

schuhbänder
kreuzweis
mundweis verbrämt

und
nasse socken

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