[7.55 Uhr
Stille. Nein, eine Amsel!]
Es fehlte gestern noch ihre Bindung zu den drei Quartetten davor. Diese ihrerseits waren durch teils verschobene Reime ineinandergewoben. Das letzte Quartett blieb isoliert, das aber auch noch ein zweites Problem hatte. Ich meine die erste Zeile, wo von der unversehenen Weisheit gesprochen wird, die jemand erlangt hat. Er wollte sie aber nicht erlangen. Das heißt, daß Weisheit hier nicht positiv konnotiert ist, sondern als etwas empfunden wird, das einen hilflos macht. Genau das versuchte ich auszudrücken. Über den ganzen Tag gestern gelang es mir nicht.
Erst heute morgen verstand ich. Wobei das Gefühl der Hilflosigkeit durch die letzte Zeile des Gedichtes noch verstärkt werden sollte. Sie war überhaupt die erste des gesamten Gedichtes, die es gab.
Die Löwin sagte mir gestern in FaceTime, ich käme mit den >>>> BéartGedichten nicht voran, weil der Hymnos momentan in keiner Weise meinem Lebensgrundgefühl entspreche. Es liege nicht, wie ich behauptete, an dem Ghostwriter-Auftrag. – Sie hat recht. Dieses neue Gedicht, objektiv betrachtet, ging mir vergleichsweise leicht von der Hand – auch wenn ich von Schubert neulich las, an manchen Tagen habe er mehrere Lieder direkt hintereinander geschrieben. Vielleicht konnte aber auch nur das den Gleichton garantieren, den sie haben sollten.
Wenn ich mit der Löwin über meine bisweilen schon pathologisch gewordene Melancholie spreche, dreh ich mich immer wieder im Kreis. Sie, die Löwin, spricht dann von „Listen“, die ich permanent repetierte.
Sie führen zu nichts als zu ihrer ewigen „Weiter-Repetition“ (die Redundanz dieses Begriffs akzentuiert den Vorgang). So daß ich vorgeschlagen habe, daß ich, wann immer ich erneut damit anfange, nur noch „Thema“ sage; woraufhin wir diesen Gesprächsinhalt abbrechen wollen. Die Idee ist befreiend, weil sie etwas Mathematisches hat. So vorzugehen ist, wie mit Variablen zu rechnen, bzw. Unbekannten, die sich bestimmen noch nicht lassen. Gleichwohl kann man rechnen und kommt sogar zu praktikablen Ergebnissen. Das hat mich an der Mathematik seit je fasziniert. Es hat meine eigene Idee einer Realitätskraft der Fiktionen entscheidend vorbereitet.
Freund E. beharrt: „Friedrich.Anderswelt – ja! das ist‘s!“ Freilich bin ich selbst geneigt, weniger unvorsichtig so zu formulieren: ‚Das könnte es sein.‘ Eines Tages und mit einigen „vielleicht“s. . Denn Romane, noch, sind mir fern, vor allem ist‘s solch ein Riesending. Die Aufträge der Contessa sind etwas anderes, sind Handwerk mit klarer Zweckbestimmung. Insoweit es darüber hinausgeht, würde ich von „Kunsthandwerk“ sprechen. Wobei ich mir darüber klar bin, daß die Grenze zwischen diesem und Kunst keine klar definierbare, sondern durchlässig ist. Jedenfalls rede ich mir das ein.
Im Ofen backt ein Krustenbrot.
Isang >>>> Yun, wieder und wieder. Vor allem die Violinkonzerte.
Heute nachmittag wird es das nächste >>>> Joyce-Gedicht in Der Dschungel geben; beide Übersetzungen liegen schon bereit.
[14.27 Uhr]
Nun also die >>>> No XXIX.
für drei Celli und Orchester]
Diesmal ein Krustenbrot (Roggen):