III, 335 – Balenopteren

Den Wecker gestellt, zwei frühe Abgaben. Und dann nichts mehr (seltene Momente dies, so ohne Arbeit), was gleichbedeutend mit lesen, Gedichte abschreiben (die italienischen, entschied ich mich, um die Zusammenstellung doch wieder voranzutreiben), im Hinterkopf immer den Fiskus, der im nächsten Monat wieder zuschlagen wird, und Praktiken einer gewissen Agentur, die zwar viel Arbeit gibt, mich aber auch mal über Monate am ausgestreckten Arm ‘verhungern’ läßt. Es wird mal wieder ein Schreiben fällig sein, es wäre nicht das erste Mal. Zwar konnte ich bisher sicher sein, daß sie zahlen, wenn auch nach anderthalb Jahren in einem Fall, aber ich muß tatsächlich überlegen, ob ich mir nicht Erspartes aufs Konto fließen lassen soll.
So das leise Lesen abholder Realitäten. Die immer mitrattern. Wie die üblichen Briefe, die er nicht schreibt und schrieb, aber dennoch ständig schreibt. An wen auch immer.
Anders das laute Lesen immer klöppelnder und den Geist, der sie versucht zu imaginieren, herausfordernder Texte, bis die Stimme zuhilfe kommt. “Ein Bindsel feiner Verfrorenheiten.” “Tollende Schwirrfiguren” – Egger, Herr der Rede. Schon klar. Es führte dabei das laute Lesen seine Betonungssilben immer an das jeweilige Ufer, ohne zu erschrecken darüber, was sich unter dem Wasserspiegel des Textes ereignet.
Da geht es ein bißchen so zu wie in Vernes ‘Kapitän Hatteras’:
Tauchte der Blick nun von der Oberfläche in das durchsichtige Wasser hinab, so war das Bild des von Tausenden von Tieren durchfurchten Wassers nicht minder übernatürlich; (es zagt ihm sein Schau’n) bald gingen diese Tiere schnell in die größten Tiefen des flüssigen Elements (wie Texte so sind), und das Auge sah sie nach und nach kleiner und weniger sichtbar werden und zuletzt nach Art der Phantasmagorien verschwinden; bald stiegen sie von unten auf und wuchsen (“Die Würfelverdoppelung des Aleatorischen”, Egger), je nachdem sie sich der Oberfläche des Ozeans näherten.
Es geht noch ein paar Absätze so weiter mit dieser Schau unter die Meeresoberfläche in den Polargegenden, eine Art Halluzination, wie ich sie nach wie vor empfinde. Es handelt sich um das 21. Kapitel mit dem Titel ‘Das offene Meer’.
Der völlige Gewahrsam ist nur das eingefachtere Gewahre als ein-und-ein Dreh der Rede, der allein mit seinen ein-malenden (Fichte?) Augen der Diskontinuität die Weite der Welt umschränkt, und die Absichten dieses eilenden Überschreitens der Zeit aufs Einmal vom Einwand her stellten sich auf der Netzhaut meiner Augen – dar. (Egger, Herr der Rede, 258)

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