Vor Samhain. Das Arbeitsjournal des Dienstags, den 31. Oktober 2017. Und dann noch als „Reformations”tag.



Besäße ich Glauben, eine Kerze
stellte ich in die Terrassentür.
Sie leuchtete euch durch die Schwärze.

Und durch die Scheibe mir.

(Nun habt ihr eine leere Nacht
in meinem Horchen zugebracht.)


Samhain (>>>> von dort.)

[Arbeitswohnung, 11.34 Uhr
>>>> Out of Land, Ukuhamba]



Um Viertel vor sechs auf, nachdem ich mich gestern bereits um kurz nach halb elf zum Schlafen legte; vorangegangen waren zwei intensive Gespräch, nein, sogar drei, allerdings eines davon „nur” im Facebookmessenger geführt, und allesie zerrten an der Liebe, versuchten zu halten, versuchten neu zu wirken; unter allen stand als Drohung Verlust. Daß ausgerechnet ich es bin, hier als Mediator zu wirken, ist ein wirklich witziger Zynismus meiner Lebensführungsengel, und zwar um so frecher, als Engel bekanntlich nie weiblich sind.
Aber egal.
Ich habe zur Zeit eh genug mit meinen Bürgerwehren zu tun, also den inneren Mikrotruppen, die sich den äußeren Zumutungen entgegenwerfen, wobei sie und ergo ich um, am Selbst, Kollateralschäden nicht herumkommen. Immerhin durfte ich nach der Dusche feststellen (Yoga: Standing forward bend), schon einiges Land gewonnen zu haben.
Heute hebt sich die z w e i t e Welle der Gegenwehr. Wird noch mal deftig werden. Wie pflegt der einzig noch lebende Sohn meines Vaters zu sagen? „Bin doch nicht aus Zucker.” (Eigentlich schade: man würd sonst ständig abgeleckt. Nur ist ebendas zur Zeit nicht geraten.)

Als erstes >>>> Bruno Lampe durchgesehen: Steht’sendes Pferd ruft nach der heute asiatischen Longe. Dann meine Rezension zu >>>> Out of Land fertiggeschrieben und an >>>> faustkultur geschickt. Nu’ warte ich auf Antwort.

Danach folgte >>>> meine tägliche Morgenlektüre Herrn Ecker in ein Haus von >>>> H.C.Escher, wobei Ecker so wenig notgedrungen e r war, wie Escher, der Zeichner, >>>> Piranesis Architekt.

Und jetzt hänge ich wieder in Telefonaten, die eine Katastrophe auf die andere türmen, wahre Katastrophen, kein >>>> Litbetriebsgedüdel. Das mich, wie mein Bruder immer sagte, mal an der Pupse schmatzen kann.

Trotzdem werde ich, irgendwie, jetzt weiterarbeiten müssen. Ich fange wahrscheinlich mit Thetis an.

Freundin, ach!
Der Ihre.

P.S.: >>>> Raymond Prunier, mein Übersetzer, hat sich gemeldet. Immerhin das. Es geht um >>>> Meere auf Französisch. Die Pariser Agentur möchte Probeseiten sehen.

*

[16.28 Uhr
>>>> Pacalets bitterböse Toccata auf „Alons enfants de la patrie!”]

Nicht zu fassen! >>>> Dieses schweren Antisemiten wegen stehe ich hilflos vor der verschlossenen Tür meines türkischen Schneiders, dem ich Hemden und Anzüge zum Reinigen bringen wollte, und gereinigte abholen.

Luther forderte von der – ecco! – Obrigkeit:

– Vernichtung aller Synagogen („mit Feuer, Schwefel und Pech”)
– Zerstörung aller Privathäuser der Juden
– Entwendung aller liturgischen Bücher und der Bibel
– Untersagung des Besuchs öffentlicher Gottesdienste und jeder Lehrveranstaltung der Rabbiner (ansonsten Todesstrafe)
– Verbot, Gottes Namen auszusprechen
– Juden nicht mehr als Händler wirken lassen; Verbot, sich frei auf der Straße zu bewegen
– Verbot des Wuchers; Geld und Wertsachen wegnehmen
– Zwangsarbeit für alle jungen Juden beiderlei Geschlechts

Das hat man für ihn ja gründlich besorgt, wenn auch erst knapp vierhundert Jahre später.

Diesen komplett überflüssigen „Feier”tag auf den Tag des alten Samhains zu legen und direkt vor Allerheiligen ist eine Blasphemie für sich. (Was damit wohl „reformiert” werden soll?)

‘tschuldigung, Freundin, mußte mir eben mal die Luft machen, die Pacalets Akkordeon zum Atmen braucht.

Noch immer
Ihrer.

2 thoughts on “Vor Samhain. Das Arbeitsjournal des Dienstags, den 31. Oktober 2017. Und dann noch als „Reformations”tag.

  1. An der Pupse schmatzen :)))))), genau! Manchmal denke ich, die kommen in ihrem eigenen Muff um, warum sich in diese schlechte Luft selbst noch stellen!

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