III, 388 – “und” ist ein langes Wort

Nach dem Sechstagerennen durch die Wirklichkeit im Kreise herum, “zicke zacke zicke zacke hoi hoi hoi” (eher, beim Nachschmecken dieses “hoi”-Triumvirats eine Ahnung von Heu in einem anderen Einst), es ginge auch ein Sixpack (schon wieder ein Einst, nur anders verschachtelt), nämlich um den dann doch hereingekommenen 200seitigen Yachtbeschreibungsauftrag, zu dem gestern noch die deutsche Filmkomödie ‘Willkommen bei den Hartmanns’ kam: rieccomi.
Am Anfang des Komödchens dachte ich ständig das Wort “bescheuert” und sagte es auch einmal meiner aus Bozen stammenden Sitznachbarin B. (eine ‘Heimat’-Nostalgikerin (Edgar Reitz (eine Serie davon sah ich mal im römischen Goethe-Institut in den 90ern, als ich noch “S.P.Q.R.ish” (Joyce, FW) war: es sagen zu können und wohl auch verstanden zu werden, war allemal schon Genugtuung))). Dann mit der Zeit fing’s an kühl zu werden, dauernd mußte ich – halb rührt es mich doch, halb weht ein kühler Wind – Tränenfilm aus den Augenwinkeln wischen, und auch die Nase schleimte entsetzlich!
Wie man auch selbst lacht bei einer solchen Komödie: höhnisch? Insofern muß man sagen: geschickt in Szene gesetzt, völlig politikfrei, aber es wird alles irgendwie angesprochen, was mehr oder weniger relevant ist. Die Überzeichnungen einer Komödie. Da war ein Profi am Werk. Niente da dire. Dennoch sehr ungewohnt die ganze Milieuzeichnung. Abgesehen davon weigere ich mich seit vielen vielen Jahren, mir italienische Milieufilme oder gar Filmkomödien anzusehen. Beim letzten italienischen Film (es ging um ein Rom-Lager, um eine christlich engagierte Mutter, um ein Verhältnis der Tochter mit einem Rom) verließ ich den Film nach halber Spielzeit. Nee, Komödienfilme sind sonst nicht so mein Ding.
Überzeichnungen lasse ich mir gefallen, aber solche, die vorgeben, Wirklichkeit zu porträtieren, scheitern regelmäßig am Drehbuch und an dessen Umsetzung, so daß der Film nur noch das Drehbuch illustriert, aber kein Film mehr ist. Und die Schauspieler rezitieren das Drehbuch, ohne zu sein. Dies das Dilemma.
Ansonsten polemisier’ ich gern mit den hiesigen Verhältnissen. Sogar schriftlich, wenn’s darum geht, den “Ich bin kein Rassist, aber…”-Leuten zu entgegnen. Im Grunde werden derzeit Illusionen abgebaut durch die Illusionen derjenigen, die den Abbau von Illusionen im Sinn haben. “Dich täuscht, was ich enttäuschen werde.”

DANTON. Ich werde, du wirst, er wird. Wenn wir bis dahin noch leben! sagen die alten Weiber. Nach einer Stunde werden sechzig Minuten zerflossen sein. Nicht wahr, mein Junge?
CAMILLE. Was soll das hier? Das versteht sich von selbst.
DANTON. O, es versteht sich alles von selbst. Wer soll denn all die schönen Dinge ins Werk setzen?
PHILIPPEAU: Wir und die ehrlichen Leute.
DANTON. Das “und” dazwischen ist ein langes Wort, es hält uns ein wenig weit auseinander; die Strecke ist lang, die Ehrlichkeit verliert den Atem, eh wir zusammenkommen.
(Büchner, Dantons Tod)

Nach dem Film gestern, es war die erste Sommeraufführung unter freiem Himmel im Chiostro Boccarini, stars peeping, they were so obvious when “heaven” you thought, “what a mess!” and your face a kind of dish beneath them, wenn ich es ihm, dem Himmel darbot, kühler Wind dem leicht Bekleideten, gewisse Gassendurchgänge veritable Windkanäle, und dann die Wohnung betreten und denken: wer hat denn hier geheizt? Solch ein Unterschied der Temperaturen ‘round midnight zwischen innen und außen.

III, 387 – figure it out

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