(…)
woher das denn kommt, und sich selbst lockt | wie Eine versonnen
den hauchdünnen Strumpf vom Knöchel über die Wade
hoch zu den Seiten der Knie streicht, die Straffe des Schenkels
selbst|bewundernder Finger|kuppen O rar die Momente,
daß, Béart, du dir selbst zu Preziose und Frau wirst,
da übernimmst du den männlichen, auf dich gerichteten,
richtenden und sich wieder vor dir beugenden Blick,
in den du dich nunmehr hineinschmiegst, als legtest
du deine vier Lippen lotrecht darum und strichest vom Schaft,
ja du striffest, was da noch haftete, ab | als spürten’s die Häutchen,
die, fruchthalber Augen, blind vor Instinkt sind wie Seher,
denen fast nur die Delphys geglaubt, die ihn her-, diesen Einen,
ihn über sich rief, und er streckte den glühenden Stab | aus,
eines Propheten, fürwahr, den was führt, von Äskulapnattern
adrig umwunden, drücken den Leib rücks aus dem Griff
unterm, glansviolett und schimmernd vor gleitfeiner Nässe,
schon bebenden, bis fast zum Platzen blutprallen Haupt —
So sich vergessen | lassen | ihn du so, er dich sich
erkennen sprachlos einander im Rausch,
Oh Mechthilds o herr und o oft | (“minn mich gewaltig und lang”).
reflexhaft wortlos unter ihm, die du, Béart, dich windest,
als er dich in die Auslegware drückt, bis deine
ungewachsten Schulterkufen, die ruckweis in den Stößen,
denen entgegen du deinen venerischen Hügel preßt,
über die rohen Kunststoffasern scheuern und tagdrauf,
da sie immer noch feuern, brennen | die Verät-
zungen (Zungen!) deiner Haut, schmerzendes dort,
vor Wollust noch, Nachglück | glüht der Triumph
gleich den Striemen, die du ebenso an|trägst
gegens pragmatische Maß der Vernunft:
verwegen gegen den Kleinmut, verhöhnst du, Béart,
uns mit Correctness und Autonomie: Ui!ui!ui!ui!ui!
Illusion ohne Fleisch, oh entfettetes Leben,
sterilisiertes, lactosefrei light und entglutet,
wo Glut war, die einst auch wir gekannt und haben sie
ach jugendlich! entfesselt, bis uns der Fernsehsessel Fessel
allabendlich genügte, die milde nach dem Werktag tat —
Wo alle Lust gering, wird auch das Leid erträglich,
mit dem du deine Drohnen, uns, im Alter noch bedrohst,
da jedes Begehren vor Unerfüllbarkeit komisch,
erfüllt indes der Welt zum Skandal wird, da sie sozial ward,
doch tauschte schon lang gegen Kippen die Titten
in Altersheimen heimlich ein, wo sich die Greisinnen
anfassen lassen gegen den Vortritt im Bad und bei Tisch,
ach sterbend noch strecken wir Männer die Hände, Béart,
und bekommen doch kaum mehr den Kopf aus dem Kissen,
nach Dir, der Unerreichbaren, aus | kaum mehr nur den Nacken
noch hoch –
(…)
…gar mit dem ramirerwort Glut…
viele grüße
ramirer
Nur daß es, dieses Wort, bei Ramirer keine Gluten-Überempfindlichkeit hat. Lacht.
das dachte ich auch… *mitlacht*
Zu einer Kritik Sabine Schos an diesen neuen Versen siehe >>>> dort.