Ohren. Die Brüste der Béart XXIV (Entwurf des Anfangs). Die Brüste der Béart, 31.

(Lyrische Erzählung eines Liebesaktes, den der Mann durch nichts
anderes als die zärtliche Konzentration auf ein Ohr der Frau zu ihrer
Erfüllung bringt – mehr Gesang über Liebeskunst, aber, als ein Gedicht.)

 

Ohren, Béart oh! die Ohren, hier ruht Dein Geist
beidseits vorn Durchschlupf der Seele
gebettet | zwiefach in den Muscheln – sag welches
Ohr wählt‘ er, der Gott, um zu zeugen?
In Würzburg war es das linke, oh sterbliche
Seite zugleich der Verdammnis, wo auch das Herz
zu schlagen uns irgendwann einhält,
und sie, Maria, hielt es ihm hin? Da bin
i c h nun der Gott, da ich‘s, Béart, Dir lecke,
achtsam links mit schmaler Zungenspitze …
So ehre ich die Sterblichkeit, deren Schnecke1
Leben mehr gibt als das Wort | Ob du‘s wohl weißt,
daß der Vater am Ohr genetisch bestimmbar
und spürst Deine Vulva über die Ohren trianguliert
(neige den K o p f! mir z u den Nacken!)
unmittelbar als ein Zucken, das schon
zur Hystera – und wieder! – inwendend hochschießt?

Jede Berührung des Fleisches symbolisch:
Dies ist die Wahrheit der Chakren, aller Liebeskunst
Knorpel, wie Deines Perichondriums Spüren,
als durch die Haut mein samtener Speichel,
es einhüllend, sickert und salbt:
So spuckt in den Mund der Herr seiner Magd,
es geschehe, Lukas2, wie du sagst, und der Engel
schied, der i c h aber, Dir ein Sa|tyr am Ohr
lange, sehr lange, bis Dir so schwach ist, bleibe –
bis Du erbebend dahinsinkst,
zieh ich mit der Zunge meine Line
von Deiner Antihelix ein
(…)

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1 „(…) ist die Schnecke lunar; ihr Haus ist von der Form her ein
natürliches Symbol des Labyrinths, der Spirale und der
unterirdischen Höhle. Bei den Azteken verkörpert die Seeschnecke
den Mondgott und steht für Schwangerschaft und Gebären
wie für Schöpferkraft.“
Cooper, Illustriertes Lexikon der traditionellen Symbole, Leipzig 1986
Nicht von ungefähr ist “Schnecke” ein Jargonwort für das
primäre weibliche Geschlechtsteil. – Ähnlich auch “Muschel”.

2 nach Lukas, 1,38: “Maria aber sprach: Siehe, ich bin Deine Magd,
mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr.”
(Dazu aber: Maria war das Große Gewässer („mare“), aus ihrem Fruchtwasser
ging alles Leben hervor. Aphrodite–Mari, Stella Maris, Maya, Mariam, Marah.)

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