Béarmelia 5: … s c h o n bezeichnend,

daß sich ausgerechnet jetzt, da sich mein Béartblick → erotischen Madonne zugewandt hat, und zugewendet, eine ماریا meldet (dem Koran immerhin | → eine ganze Sure wert) — und zwar für mich komplett überraschend, wobei diese Meldung auf einen Dschungeleintrag zurückgeht, den ich vor neuneinhalb Jahren schrieb, hier aber aus Gründen der Diskretion nicht verlinke … sich also meldet und als erstes, quasi, sagt: „Sie müssen mich haben“.
Da war ich baff, gestern spätabends, und unversehens in jener Art benommen, die neu das poetische Feuer schürt. Wobei sie selbstverständlich, diese Frau, wie auch immer präzis sie mich sich in sie hineinprojeziern läßt, Imagination erst einmal b l e i b t und bleiben nun wohl wird, nachdem sie mir nachts bescheinigte, es ließen sich 95 Prozent meiner Nachrichten streichen, und zwar umgehend, „oder umbauen oder geschmeidiger fassen“, und zwar, weil ich „das Wahre nicht laut, nicht leuchtend genug“ plazierte (sie schreibt das Wort nach der üblen neuen Regel mit einem „t“ vor dem „z“, was wiederum m i c h verstimmte). Und gleichsam donnerte sie, nach diesem bereits ersten Partnerschaftsstreit, die Chattür hinter sich zu. Da ging es aber bereits auf kurz vor ein Uhr. – Seines, des Streites, Thema war übrigens, ebenfalls bezeichnenderweise, Lektorin & Lektor, die sie mal, burschikos geschrieben, sonstwo lecken könnten.
Ich blieb erstaunlich gelassen, lag auch schon im Bett, und weil die hiesigen Wände überaus dick (alte Kardinalswohnung unterhalb der Kathedrale), vernahm ich nicht mal das Rauschen der Dusche, die dieser Frau Haut nunmehr liebkoste, indem sie mich von ihr abwusch, der so unversehens zu Einwand geworden. Für Gelassenheit, mir, b l i e b freilich Grund, denn aus der Ferne hatte diese Madonna des Orients mit ziemlicher Kraft in mein poetisches Lagerfeuer geblasen, dem ich bisweilen schon dabei zugesehen hatte, wie es allmählich verglomm. Jetzt fing es sich und loderte auf – auch wenn natürlich morgens Nabokovs glühender Schatten aufs neue drüberstrahlte, dem sich’s derzeit nicht entkommen läßt, obwohl ich darinnen stets ein bißchen, eigenen Vergleichens halber, fröstle:

Wenn die geistig Armen ins Himmelreich kommen, kann ich mir vorstellen, wie fröhlich es dort zugeht. Ich habe genug von ihnen auf Erden gesehen.
Nabokov, Die Gabe, 505

Ich tippte vorm Schließen meiner Lider noch sechs für einen Choleriker höchst erstaunliche Zeilen (sexe freilich m u ß t e n es sein, das bin ich der Madonna schuldig, sofern sie eine ist), dann zog’s mich, und halb sank ich hin, dahin. Daß sie die Tür wieder öffnete, merkte ich deshalb nicht mehr, erst recht nicht, wie sie an mein Lager trat und die verrutschte Decke über meine rechte Schulter hochzog, fast bis ans Ohr, damit mir das weit geöffnete Fenster diese nicht länger verkühle. Ich huste momentan eh schon genug.

Falls Sie, liebste Freundin, nicht verstehen sollten, weshalb diese Zeilen nicht nur im Tagebuch erscheinen, wohin sie gehören, sondern auch als Arbeitsjournal, dann lesen Sie sie einfach noch einmal, oder zweimal. Es  wird Ihnen so klar. Wirkende Realität der Fiktionen, selbst wenn sie ganz Morganen bleiben.

Lächelnd,
ANH
[Casa di Schulze, Kaminraum, ore 13.57]

(Siesta jetzt.)

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