KOGNITION UND WÜRDE. Oliver Jungen in der FAZ über Wanderer und Wölfinnen, Erzählungen I & II.

  1. Februar 2020, FAZ S. 10. Und mit meinem geliebten Max Ernst als “Aufmacher”-Bild — das vielleicht schönste Geschenk dieser Rezension:

 

 

Von heideggerhafter Seinsschwere ist hier nämlich nichts, kein Ding und keine Erinnerung. Obwohl die atmosphärischen und dystopischen Szenerien es oft vergessen lassen, befinden wir uns durchweg im Dschungel des Virtuellen. So nah waren sich Literatur und die Autopoeisis des Internets selten. Herbsts Poetologie läßt sich wohl am ehesten als bildgebendes Verfahren beschreiben, als Versuch, Innerlichkeit in faßliche Formen zu übersetzen, wobei er an den Realsubstraten, “dem sogenannten Plot”, darüber hinaus nicht weiter interessiert ist: “Alle Kunst ist Form; die ‘Botschaft’ untersteht ihr.” (…)
Auftragsbuch, idisches Visionserlebnis, erotischer Fiebertraum? (…) Viele der Erzählungen machen sich überhaupt für das Zwitterhafte stark, auch in moralischer Hinsicht. (…) Die Tiraden gegen die politische Korrektheit hätte ein Freigeist wie Alban Nikolai Herbst kaum nötig gehabt. Ansonsten aber sind seine kompromißlosen, sich immer wieder radikal selbst den Boden entziehenden Erzählungen, die nicht zuletzt Klangkompositionen darstellen (…), eine wertvolle, kämpferische Bereicherung der Gegenwartsliteratur (…), die sich (…) gegen jenen rührend naiven Neorealismus, der nur noch Fakten und “Fakes” zu kennen scheint, mit Phantasie zur Wehr zu setzen hat.
Oliver Jungen

 

 

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(Daß Jungen das “Kämpferische” herausstellt, empfinde ich als einen ganz besonderen, ja, Ritterschlag für diese meine Poetik.)

 

NACHTRAG, Dezember 2023
Da Jungens Rezension nicht mehr online steht, → hier als PDF.

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5 thoughts on “KOGNITION UND WÜRDE. Oliver Jungen in der FAZ über Wanderer und Wölfinnen, Erzählungen I & II.

  1. @Gaga Nielsen. Entschuldigung. Was heißt bitte <3? Ist das eine Benotung des Artikels? Also besser als drei, 1 oder 2? Jedenfalls nicht 4, 5 oder 6? Oder ganz etwas anderes?
    Ich freue mich jedenfalls sehr über die Rezension in der FAZ. Sie wird ANH total gerecht. Hoffentlich werden viele neugierig auf diese Erzählungen und ihre Entwicklung im Laufe der Jahre. Beide Bände zu besitzen ist eine echte Bereicherung einer Bibliothek. Vor allem, wenn man weiß, wie viel und wie intensiv ANH und nicht zuletzt Elvira Gross daran gearbeitet haben.

    1. Neigen Sie bitte ihren Kopf genau 90 Grad nach rechts und lassen Sie meinen Kommentar noch einmal auf sich wirken.

      (falls das nichts bewirkt, probieren Sie die Tastenkombination doch einmal in einem Chat oder einer Statusmeldung aus!)

  2. Nett, ein liegendes Herz, schon wieder was gelernt. <3- ❤. Danke Gaga Nielsen, danke ANH. Jetzt kann ich in Ruhe an die Lektüre der Rosenkavalier- Rezension gehen. Hatte schon drauf gewartet.

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