[Fotografien ©: → Helmut Schulze]
(Un touriste débarque à la gare venant de Paris et monte vers la cité, le voici sur le parvis)
La cathédrale bascule et au premier regard sur la façade il songe naïf : pas de chance, j’arrive et juste à ce moment elle croule sous mes yeux alors qu’elle était là depuis neuf cents ans bientôt ! Est-ce ma faute ? La folle du logis le dévore : j’ai dû faire une erreur, j’ai dû trop la négliger quand je l’ai vue d’en bas… elle se venge, elle lâche tout, elle se moque de moi, elle n’attendait que moi pour s’effondrer ! L’habitué de Reims, d’Amiens, de Paris, de Chartres, là où tout est immense, droit, prestigieux et lisse, est éberlué par la maladresse du carré du sol qui veut se faire rond dans l’ascension des tours ; c’est sans étonnement qu’il découvre les bœufs, car il lui semble qu’en effet la façade est labourée, traînée vers le haut par une suite de bricolages croisés, son regard avance puis recule, comme un zoom qui ne trouverait jamais la bonne distance pour deviner les maléfices de ce vertical constamment chamboulé. Calé sur le mur du fond de la ruelle, il prend son temps, ses systoles diastoles redeviennent inconscientes, et l’émotion qu’il attendait vient enfin : oui, je sais, oui, je vois ce qu’ils ont voulu faire, c’est mieux que bien, rien n’est plus beau que le printemps non encore déclaré, on est en mars, cette cathédrale est pile sur la saison, tu es la lumière cherchée, avec tes yeux creusés, tu n’as pas peur de monter même sur des échafaudages de fortune, c’est un appel du chat qui grince, gémit dans l’ascension, obéit à l’amère loi de raison contre la passion de monter encore et meurt dans les nuages qui l’effleurent en riant.
(extrait d’un ensemble sur → „La Montagne Couronnée“)
Raymond Prunier
Die Kathedrale des Frühlings
(Dtsch. v. Alban Nikolai Herbst)
(Aus Paris angekommen, steigt ein Tourist am Bahnhof aus und begibt sich Richtung Stadt; schon steht er auf dem Vorplatz [und schaut hoch])
Da kippt die (ganze) Kathedrale um, und während sein erster Blick über ihre Fassade gleitet, denkt er einfach: Welch ein Pech! Da steht sie nun seit neunhundert Jahren, und ausgerechnet jetzt fällt sie vor meinen Augen zusammen! Was habe ich getan? Lebt in diesem Gotteshaus ein Phantom, das sich nun an mir rächt, mich verschlingt? Habe ich etwas falsch gemacht, die Kathedrale vernachlässigt, weil ich sie immer nur von unten sah? Lacht sie mich aus und will, daß ich zusammenbreche? – ich , der so oft in Reims gewesen ist, in Amiens, Paris und Chartres, wo alles so immens, so gerade, voller Stolz und glatt ist? Und er ist irritiert, der Mann, über die Unbeholfenheit des Bodens, der sich beim Aufstieg der Türme runden will, und ohne zu erstaunen nimmt er die Ochsen wahr. Denn tatsächlich, es kommt ihm so vor, als wäre die Fassade dieses Gotteshauses wirklich gepflügt und würde (allein) von einer Reihe sich kreuzender Gewerke hinaufgezogen worden. Sein Blick gleitet vor und zurück, als schaute er durch ein Zoomobjektiv, das aber nie die richtige Einstellung findet, um sich wirklich scharfzustellen. Zu groß der böse Zauber dieser kopfunter hängenden Vertikalen. – Er lehnt sich an eine Hauswand am Ende der Gasse, überprüft wieder und wieder seine Eindrücke, läßt sich Zeit. Doch erneut werden seine diastolischen Systolen geradezu bewußtlos – bis ihn endlich anzufüllen beginnt, worauf er so sehr wartete. Oh ja, ja! Ich weiß, was sie erzählen wollen, und tun es besser als nur gut! Nichts schöner als der noch nicht erklärte Frühling! (So) ist es (also) März und die Kathedrale pünktlich. Sie ist das Licht, das unsre ausgehöhlten Augen suchen. Nun haben wir keine Angst mehr, sogar auf ein provisorisches Gerüst zu klettern. Die Stiegen unter den Pfoten der Katze knarren und stöhnen, dem bitteren Gesetz der Vernunft gegen die Leidenschaft gleichend, die doch klettern w i l l und dem Rufen folgt, bis sie in den Wolken stirbt, die sie lachend streifen.
(Auszug aus einer Serie über „Der gekrönte Berg“)
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Raymond Prunier, geb. 1947
Dichter und Übersetzer in Laon
Weblog → Je peins le passage
Zuletzt erschienen:
Raymond Prunier
Le Chemin | Der Weg
Gedichtzyklus frz./dtsch.
(Dtsch. v. Helmut Schulze)
→ Edition Lumpen, Laon 2019
sowie
Alban Nikolai Herbst
Dem Nahsten Orient | Très proche Orient
Liebesgedichte deutsch/französisch
Traduit de l’allemand par Raymond Prunier
→ dielmann, Frankfurt am Main 2007
Alban Nikolai Herbst
Manhattan Roman | Le Roman de Manhattan
Traduit de l’allemand par Raymond Prunier
→ Le Félin, Paris 2002
Siehe auch → dort.
Eine wunderschöne Übersetzung lieber Alban. Splendide! Es ist nicht leicht, eine so steife Sprache zu widergeben; aber nein, meine Sätze atmen lange; ich habe manchmal den Eindruck, als wäre dieser Abschnitt vom Deutschen ins Französische übersetzt worden ! Wenn ich träume, mir den Text schief ansehe, weiss ich nicht mehr, in welcher Sprache er geschrieben worden ist. Der noch nicht erklärte Frühling spielt hier seine Rolle: eine Zwischenzeit, eine Zeit zwischen den Sprachen, ein Raum zwischen hell und dunkel. Clair obscur. Danke für die Erfahrung, lieber Alban.