Öffentliche Stellungnahme zu des Deutschen Rechtschreibrat Disussion eines „gendercorrecten“ Schreibens im fliederblühenden Wien, → dort in der Passauer Neuen Presse.
„Es gibt ein grammatisches Geschlecht (Genus) und ein natürliches Geschlecht (Sexus). Genus ist das Geschlecht des Wortes (Maskulinum [der], Femininum [die], Neutrum [das], Sexus ist das Geschlecht von Lebewesen. (…)Wer diese Ausdrucksmöglichkeiten für sein natürliches Geschlecht als diskriminierend empfindet und ihren Gebrauch bekämpft, bekämpft die Sprache, indem er ihre Verarmung befördert. (…) Sätze wie „Frauen sind eben doch die besseren Zuhörer“ könnten überhaupt nicht mehr formuliert werden, da die sprachfeministisch korrekten Versionen „Frauen sind eben doch die besseren Zuhörerinnen“ oder „Frauen sind eben doch die besseren Zuhörerinnen und Zuhörer“ ad absurdum führen würden. (…) Die (…) Diskreditierung geschlechtsübergreifender Wortbedeutungen hat eine eklatante Verarmung und Bürokratisierung der Sprache (…) und eine Einschränkung der Freiheit des Denkens zur Folge. (…)“
Doch allein schon die Existenz eines Deutschen Schreibrats macht Rat und Hilfe uns bitter; „altfränkischer“ (nennte es, spottend für „veraltet“, der große Stilistiklektor Delf Schmidt) geht’s doch nimmer. Nimmermehr.
Und jetzt ist man bei einigen öffentlich-rechtlichen Sendern (in Talkshows, aber auch der Kultursendung „aspekte“) dazu übergegangen, diesen sprachlichen Unsinn auch zu verbalisieren. Man trennt den weiblichen Suffix mit einer kleinen Pause ab: Zuschauer – Innen. Was das soll, ist schon klar, wie es klingt: Bestenfalls nach Stümperei, aber doch eher nach sprachlichem Unvermögen. Eigentlich möchte man auf körperliche oder geistige Behinderung schließen…
Wahrscheinlich ist es eine Generalanweisung der Intendanz, sich derart zum Affen zu machen. – Bleibt abzuwarten, wie was dann bei Goethe und Schiller auf der Theaterbühne klingt, wenn der Schwachsinn sich durchsetzt. Dann muß wohl auch ein neues Reimkonzept her… – Herr, wirf Hirn ab und triff!
Hervorragend formuliert – ich schließe mich Ihren Worten (Aussagen) – gerne an…RIvS
Jörn Peter Budesheim Es gibt dazu auch eine Reihe von empirischen Untersuchungen. Hier ein Beispiel: wenn man einer Versuchsgruppe nach Musikern fragt, die sie schätzen, werden überwiegend Männer genannt. Fragt man hingegen nach Musiker/innen, ergeben sich ganz andere Ergebnisse. Mir ist auch nicht klar, warum es zu einer Verarmung der Sprache führen sollte, wenn man hier nach neuen, gerechteren Formen sucht?
Reni Ina von Stieglitz @ Jörn Peter Budesheim ..Musikerinnen/Dichterinnen/Komponistinnen entdeckt man meistens entweder über die musiktheoretische Lehre oder zufällig oder über die Literaturwissenschaft..Sie waren eben gegenüber ihren ‚männlichen“ Kollegen NICHT gleichberechtigt..
Jörn Peter Budesheim @ Reni Ina von Stieglitz so ist es
Alban Nikolai Herbst @ Jörn Peter Budesheim: Genau,man nimmt den Leuten also das Debken ab (mit schvhtem Sprachstil obendrein), so daß zu denken gar nicht mehr nötig wird. Das Argument, nur wenn die Endung korrekt sei, würden auch Musikerinnen genannt, ist ärmlich – entspricht aber genau dem „modernen“ (eben: extrem kapitalistisch-herkunftslosen) Stand der Ggenwartskultur, in der sogar Hoologan-Veranstaltingen als Kulturgüter gewertet werden – einfach weil genügend Leute hinrennen. – Aber ich finde FB keinen angemessenen Ort für Diskussionen und werde naxcher, was hier steht, direkt unter den Dschungelbeitrag kopieren, im übrigen selbst bei FB fürderhin schweigen.
Jörn Peter Budesheim @ Alban Nikolai Herbst dieses tatsächlich durchgeführte Experiment zeigt meines Erachtens, wie wackelig Argumente auf Basis der Grammatik sind. Man sagt z.b., in dem Wort „Musiker“ sind die Musikerinnen ja „mitgedacht“, bzw sind grammatikalisch enthalten. Überprüft man diese Aussage jedoch an dem, was die Leute defacto verstehen, zeigt sich dass es sich nicht halten lässt.
Reni Ina von Stieglitz @ Jörn Peter Budesheim ..Gleichberechtigung..durch Erfindung von sprachlicher Genderform hinzukriegen? Never ever…
Jörn Peter Budesheim @Reni Ina von Stieglitz Das wird sicherlich nicht die einzige Maßnahme bleiben dürfen, das ist klar. Aber wenn man weiß, dass bestimmte sprachliche Formen Ungleichheiten sehr stark begünstigen, dann hat man gute Gründe, diese Formen in Frage zu stellen und sich nach neuen umzuschauen. Wenn man jedoch glaubt, damit sei die Arbeit bereits getan, dann ist natürlich auf dem Holzweg.
Demien Bartók Unaufgeregt? „Aggressive Ideologie“ klingt schon sehr aufgeregt… Ich finde es toll, dass Sprache sich immerzu verändert… Sprache und Bewusstsein sind ja fast identisch. Die Menschheit kann sich nur zum Besseren verändern, wenn die Sprache sich zum Besseren verändert. Eines Tages wird das grammatische Geschlecht ganz verschwinden. Und damit die blödsinnig biologistische essentialistische Mann/Frau-Differenz. In ferner Zukunft sind die Geschlechtsteile des Menschen so nebensächlich wie die Augenfarbe. Dann können sich die Menschen endlich auf Augenhöhe begegnen. Die alten Männer von heute können sich das natürlich nicht vorstellen….
Jörn Peter Budesheim Der Artikel ist verheerend!
Noch ein Beispiel: „Der Wähler ist dann stets ein Mann, die Wählerin eine Frau, das geschlechtsneutrale Wort für eine Person, die wählen geht, ist jedoch verschwunden.“ (Reiner Kunze)
Das ist meines Erachtens ein mustergültiges Beispiel dafür, wie man nicht diskutieren kann. Es ist schließlich umstritten, ob der Begriff Wähler tatsächlich geschlechtsneutral ist. Man kann jedoch nicht das, was umstritten ist, einfach als geklärt hinstellen! Nach meinem Wissensstand, sprechen die empirischen Befunde dagegen. Das sogenannte generischer Maskulin wird in vielen Fällen einfach nicht so neutral verstanden, wie es von Leuten wie Reiner Kunze unterstellt wird. Man kann schlichtweg nicht behaupten, dass ein neutraler Begriff verschwindet, wenn es ihn nie gegeben hat!
Kunstlandschaft Spandau: ´Herr Duden wurde zum Faschisten gemacht -´ Erzähl er – (Imperativ) – innen – !? ´Absurd.´ Beendet Sexismus als Spielart des Rassismus in Anreden und testet spielerisch in welchem Fall Sprache einordnende Artikel tatsächlich braucht –
Elmar Benninghaus Die Genderforschung ist zweigeteilt. Auf der einen Seite herrschen die Psychologen, – die sich, zugegebenerweise, im letzten Jahrzehnt ziemlich in Esoterik aber nicht in Ideologie verrannt haben, – und auf der anderen Seite die Systemtheoretiker der Soziologen,, – die sich, zugegebenerweise, im letzten Jahrzehnt ziemlich in Technoesoterik und dies ideologisch verrannt haben. Reiner Kunze, ist lediglich ein Dichter.
„Lediglich“ ein Dichter, das ist in der Tat, sagen wir, hübsch. An sich sollte es keinen Beruf, schon gar nicht als Berufung betrachtet, geben, der näher an der Sprache wäre als diesen. Ein trefflicher Einwand wäre hingen, daß Herr Kunze ein lediglich akzeptabler Dichter sei – anders als etwa, wer fällt mir spontan ein? – ja, Helmut Krausser, Ingeborg Bachmann, Katharina Schultens, Marianne Fritz, Christopher Ecker, Hermann Broch – oh, v i e le fallen mir ein, die „besser“ sind und waren. Gottfreid Benn sowieso, auch Peter Rühmkorf, Paul Celan … ach ja, die vielen „und“s …| Doch akzeptabel ist auch schon sehr viel mehr, als irgendein „Systemtheoretiker“ oder eine mit einem *in dran mit einigem Recht von sich sagen (lassen) könnte.
Karl-Michel Keller Afd – Hirne wohin man schaut.
Alban Nikolai Herbst@ Karl-Michel Keller: Das halten Sie für ein Gegen“argument“? „Beam me up, Scotty, there’s no intelligent live upon her!“
Astrid van Nahl @Karl-Michel Keller ja. Und auch Idioten.
Reni Ina von Stieglitz @Astrid van Nahl …ja, vor allen Dingen angepasste, hirnlose..
Sabine Scho das abendland wird immer wieder untergehen und immer wieder auf. während ich noch bei musils schwärmern bin.
„Fräulein Mertens: Ich habe das Gefühl: das alles sprechen Sie gegen Ihre Überzeugung.
Regine: Was meine Überzeugung ist, weiß ich nicht! Aber ich weiß, daß ich mein Leben lang alles gegen meine Überzeugung getan habe!
Fräulein Mertens: Sie meinen es nicht ernst. Man hört hier so viel von Kräften, die man nur hier hat! Das ist der Geist dieses Hauses: Auflehnung gegen das, was sonst aller Welt genügt.
Thomas ist eingetreten. Noch nicht fertig bekleidet; was er angelegt hat, so, wie es einem schönen Sommermorgen entspricht. Er nimmt allerhand morgendliche Hantierungen auf, da ihm augenblicklich keine Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Regine: Oh, ich werde Ihnen etwas sagen: Jeder Mensch kommt auf die Welt mit Kräften für die unerhörtesten Erlebnisse. Die Gesetze binden ihn nicht. Aber dann läßt ihn das Leben immer zwischen zwei Möglichkeiten wählen, und immer fühlt er: eine ist nicht darunter; immer eine, die unerfundene dritte Möglichkeit. Und man tut alles, was man will, und hat nie getan, was man gewollt hat. Schließlich wird man talentlos.“ Robert Musil, Die Schwärmer, 1921
vielleicht öfter mal nach der unerfundenen dritten möglichkeit fahnden, das hielte ich für ein gutes prinzip und ein künstlerisches dazu.
Peter H. E. Gogolin Da wird Ihnen leider langes erfolgloses fahnden bevorstehen. Liebe Grüße, Ihr Tertium non datur
Jörn Peter Budesheim allerdings sollte man dann, wenn die anderen Möglichkeiten erprobt werden, sie nicht von vornherein ablehnen, nur weil sie anders sind 🙂
Sabine Scho: mach ich nicht, ich wende sie an, nur mal mit mehr und mal mit weniger überzeugung, wie bei vielem.
Peter H. E. Gogolin Sabine Scho Etwas, das es nicht gibt, kann man auch nicht anwenden.
Sabine Scho aber man darf davon träumen, wenn man möglichkeitssinn besitzt und sich mit musil sagen, es könnte auch ebenso gut anders sein. oder, den einzigen satz, den ich von adorno auswendig kann: nur, wenn, was ist, sich ändern lässt, ist das, was ist, nicht alles.
Miguel Iven Diese Strohdummheiten haben in Spanien seit einigen Jahren ja auch mächtig Konjunktur, vor allen Dingen unter den links-alternaiven Frauen und Frauenverstehern…. Von miembros y miembras ist da die Rede und eine Dame bezeichnete sich selbst allen ernstes als Portavoza … Herr, lass Hirn regnen
Susanne Zellinger Einmal begonnen sind diese Dinge schwer zu steuern und nehmen absurde Formen an, stellen Sie sich 7jährige Kinder vor, die diese schwachsinnigen Texte lesen und verstehen müssen, andererseits ist das Thema doch zu komplex um pauschal abgetan zu werden, aber gut
„Frauen sind eben doch die besseren Zuhörer“ wird als Satz sicher noch weitgehend akzeptiert. Aber dieser: „Angela Merkel ist der beste Bundeskanzler, den wir je hatten.“? – Sicher nicht. Einfach weil niemand mehr einen Satz beginnen würde mit „Frau Bundeskanzler Merkel hat gestern…“ Wie aber soll man kurz und bündig korrekt formulieren, was gemeint ist? Im Grunde kann es gar nicht anders sein, als dass in einer Zeit, die die Gleichberechtigung der Geschlechter akzeptiert, eine Sprache, die nun mal über Jahrtausende von patriarchalischen Normen geformt wurde, Probleme aufwirft, für die es keine einfachen Lösungen gibt. Die spitzfindige Unterscheidung zwischen grammatikalischem und biologischem Geschlecht wird da nicht weiterhelfen. Vermutlich braucht es Generationen, bis sich akzeptable Sprachwendungen etablieren werden.
Ich denke, lieber dilettant, es geht nicht um Kürze und Bündigkeit – das wäre wieder nur Spiegel ökonomischer Interessen und damit geradezu basal kulturfern, ja -feindlich -, sondern um Eleganz und Aura. Dazu gehört auch die Geschichte. Anzunehmen, es änderten sich Zustände, wenn wir sie, zum Beispiel ihre Spuren in der Sprache, verstecken, gar auslöschen, ist kindliches, fast schon kindisches magisches Denken. Ändern tut sich vielmehr etwas, wann wir die Spuren permanent erkennen und uns zu ihnen verhalten können. Es ist in der Sprache ganz leicht, wir fügen einfach „Schauspielerinnen und Schauspieler“, „Musikerinnen und Musiker“, Komponistinnen und Komponistem“ – wo ist das Problem? Wir brauchen diese Krämpfe nicht wie Scnaupsieler*innen („Schauspielersterncheninnen“) oder SchauspielerInnen und was es dergleichen Gestelztheiten und Ungeschicklichkeiten mehr gibt.
Wir sind geworden. Genau dem muß eine Sprache mit Ausdruck geben, sogar, woraus wir geworden sind. Nehmen wir’s aus ihr hinaus, wird Geschichtsklitterung zum Grundcode einer Gesellschaft. Genau das ist das enorm reaktionäre Potential in diesen scheinfeministisch-correcten, tatsächlich pur machtideologischen, sogenannt gendergerechten Sprach- und Sprechbegehren.
Lieber Herr Herbst, das leuchtet alles ein, klärt aber nicht die dahinterliegende Problematik, auf die ich mit meinem Beispiel hinwies. Ich kann eben nicht sagen: „Angela Merkel ist die beste Bundeskanzlerin oder der beste Bundeskanzler, die bzw. den wir je hatten“ Das ist nicht nur ungelenk, es ist falsch: Frau Merkel ist und war eben kein Bundeskanzler. Ich müsste mir also behelfen mit einer Formulierung wie: „Frau Merkel ist diejenige Person, die das Amt des Bundeskanzlers oder der Bundeskanzlerin bisher am besten ausgeübt hat.“ Sie können das drehen und wenden wie Sie wollen: die Sprache hat hier ein Problem, weil sie für eine Zeit „gemacht“ wurde, als Frauen selbstverständlich kein „Kanzler“ werden konnten. Und natürlich werden sprachbegabte Menschen immer elegante Umschreibungen finden – zu denen die permanente Doppelung von weiblicher und männlicher Endung übrigens ganz sicher nicht gehört. Und gerade weil Sprache stets gelebte Praxis ist und sich kontinuierlich weiterentwickelt – nicht zuletzt durch Sprachvirtuosen wie Sie! – bin ich mir sicher, dass sich Formulierungen durchsetzen werden, die allgemein akzeptiert werden, und zugleich unserer heutigen (und hoffentlich: künftigen!) Vorstellung von Geschlechtergerechtigkeit entsprechen. Allerdings braucht’s da – wie gesagt – sicher Generationen. Übrigens heißt das nicht, dass wir in die Sprache vergangener Generationen eingreifen – Gott behüte uns davor! Und natürlich: „Wir sind geworden“. Aber wir waren nicht fertig zu einem Zeitpunkt xy, sondern wir werden noch immer! Mit den besten Wünschen, Ihr Dilettant
Angela Merkel ist als Bundeskanzlerin besser als jeder Mann in der Position es je war.
Diesen Satz hat jede Journalistin oder auch jeder Journalist in diesem Land wahrscheinlich schon mal gesagt oder geschrieben. Gerade über Angela Merkel wird ja andauernd genau das zum Thema gemacht, „Frauen in Führungsrollen“, weil sie ja auch alle Konkurrenten „weggebissen“ hat, wie es so heißt. Als Bundeskanzler Merkel hat es wohl noch nie jemand formuliert. Das lese ich hier zum ersten Mal.
Aber dieses „Frauen sind die besseren Zuhörerinnen“ ist natürlich verblüffend absurd. Die Grammtik stimmt. Es ist jedoch völlig sinnlos.
Nun dieses Thema wird sich erledigt haben, wenn wir durchgechipt anonymisiert auf Zahlencodes degradiert sind – jegliche Individualität vernichtet ist – wir auf eine Art „Biomechanoiden“Niveau vollkapitalistisch abhängigkeitsversklavt zurechtgebogen/gebastelt/geschraubt sind –HR GIGER Zitat aus einem Katalog: wörtlich: Ich verstand darunter eine harmonische Verschmelzung der Technik, Mechanik mit der KREATUR. Die Genforschung wird uns noch das Fürchten lehren. usw.. -RIvS jetzt wieder: …wenn sich Technik mit Lebewesen verschmelzen, bzw. ineinander „verbaut“ werden – wird es dann noch „Frauen“ bzw. „Männer“ geben? Dieser spielerische Gedanke sei gestattet, mehr aber auch nicht. Ich meine, wer will das? Wobei wir bei den „ach so fernen Generationen“ wären? Wer will das? Ich nicht…. Ganz abgesehen von den Schulbüchern, die auf einmal so geschlechtsneutral daherkommen sollen. Welchem Kind Bitteschön, möchte man diesen „Wahnsinn“ zumuten? – Was oder wem soll denn übrigens eine auf annähernd „geschlechtsneutral“ heruntergebrochene Sprache nützen? Sowas wie „Gleichberechtigung“ egal auf welcher Ebene ist noch nicht einmal „gesellschaftsgedanklich“ in ALLEN Hirnen tief verankert….sorry….da bin ich raus-ich schreibe weiter, wie ich es gelernt habe und wenn es mir erlaubt ist, schwelge ich in meinen eigenen Worten – in MEINEN Texten… RIvS
Lesen Sie, Frau von Stiglitz, in diesem Zusammenhang ganz, ganz unbedingt einmal JG Ballards Roman >>>> „Crash“, auf den ich schon einige Male hingewiesen und der von David Cronenberg >>>> aufs beklemmendste verfilmt worden ist. Cronenberg hatte stets ein Gespür für das, was auf uns zukommen wird, und meine eigenen Vorbehalte, die etwa in der ideologische Gendercorrectness eine Strategie der Gentechnologie sieht – also genau dessen, was Sie jetzt auch Sie als Befürchtung zum Ausdruck bringen, sind von solchen wie ihm ausgesprochen beeinflußt worden. Es geht nicht um Gleichberechtigung der Geschlecher, sondern um deren Abschaffung – damit noch einfacher kalkuliert und Menschenführung problem-, weil abweichungsloser (mit Marx: „äquivalent“(er)) im Wortsinn programmieren läßt. Kurz, es geht gegen Vielgestalt und Komplexität.
Ich finde die Lösung ist doch ganz einfach: Nachdem 1.000 Jahre oder mehr die Frauen bei der männlichen Form „mitgemeint“ waren, werden wir die nächsten 1.000 Jahre einfach mal die weibliche Form der Substantive benutzen und die Männer dürfen sich mal mitgemeint fühlen. 🙂
@ Eva-Maria Spötta: Ein famoser Vorschlag, den ich auch gerne ins Gespräch bringe, wenn mal wieder das oft gehörte Argument kommt, Frauen seien selbstverständlich mitgemeint (was mich immer ein wenig daran erinnert, dass ja auch in der biblischen Schöpfungsgeschichte Frauen irgendwie mitgemeint waren, schließlich durften sie sich aus Adams Rippe materialisieren)
Aber so bestechend er auch ist, so wenig wird er der historischen Wahrheit gerecht. Zu Beethovens Zeiten etwa dachte niemand an Frauen, wenn von Komponisten die Rede war. Das macht allein der Umstand deutlich, wie sehr es Erstaunen bis Widerwillen erregte, wenn dann doch mal eine Frau – ja, nicht nur komponierte – , sondern als Komponistin sogar in die Öffentlichkeit treten und somit in männlichem Revier wildern wollte. Umgekehrt war selbstverständlich von Sängerinnen die Rede und niemand wäre auf die Idee verfallen, hinter Sängern auch Sängerinnen zu vermuten. Will sagen: die sozialempirischen Fakten einer jeweiligen Gesellschaft sind der Sprache gewissermaßen eingebrannt, und logischerweise bedarf es neuer Wortschöpfungen, wenn sich die soziale Realität gewandelt hat. Dass genderkorrekte Wortfindungen unästhetisch, umständlich, das Zartgefühl sprachkompetenter Männer zutiefst beleidigend etc. sind, liegt ja auf der Hand, entbindet uns aber nicht von der Pflicht, dieses Problem anzugehen, anstatt schlicht zu behaupten, ein grammatikalisches Geschlecht habe mit dem biologischen nichts zu tun, oder, innovative Wortfindungen verrieten den Geschichts-Charakter der Sprache. Die Frage, wie eine Gesellschaft beschaffen sein soll, und die Frage nach der angemessenen Sprache hängen zutiefst zusammen. Die von Herrn Herbst nach Art einer Berlioz‘schen fixen Idee vorgetragene These, wonach gegenderter Sprachgebrauch biologische Geschlechterdifferenz nivellieren soll, finde ich angesichts einer in Wahrheit durch die kapitalistischen Interessen beispiellos durchgesetzten Sexualisierung und Markantilisierung des weiblichen Körpers hahnebüchen.
Weniger vielleicht, wenn Sie zu verstehen beginnen, daß eben der „gegenderte“ Sprachgebrauch die genaue praktische Folge der „durch die kapitalistischen Interessen beispiellos durchgesetzten Sexualisierung und Markantilisierung des weiblichen Körpers“ ist; genau darauf läuft (und sollte auch laufen) die Merkantilisierung hinaus – übrigens schon seit Jahrzehnten nicht nur des weiblichen, sondern des männlichen Körpers ebenfalls. Merkantilisierung ist aber die Substanz das Kapitalismus; deshalb muß sich niemand drüber wundern. Nur betrifft – und beschädigt – sie eben alle Geschlechter, gleichermaßen vor allem die beiden, ich sage einmal, Grundgeschlechter.
Noch eine kleine Geschichte dazu. In anderen Sprachen wird mit diesem Thema teilweise differenzierter umgegangen. Ich besitze ein Bild, in dem ein Künstler ohne Kenntnis der Sprache einen chinesischen Buchtitel abgeschrieben (übersetzt: Kunst des Ostens) und im Stil eines verwitterten Schildes gemalt hat. Als eine Chinesin bei mir zu Besuch war, sagte sie: „Oh, der Maler hat Ihnen das Bild gewidmet.“ Auf die Frage woher sie das wisse, kam diese Antwort: „Der Satz hat den Bezug auf eine weibliche Betrachterin.“ Für uns undenkbar.
Ihr >>>> erster (nicht unbekannter, okay) Vorschlag ist nach wie vor pfiffig und hat vieles für sich. Ich meinerseits wäre da gerade auch de Witzes halber sofort mit dabei. (In der Dschungel spreche ich ja schon seit Jahren eigentlich nur noch die Leserinnen an; es sei denn, ich meine jemanden konkret.) Dieser zweite Hinweis aber ist nun tatsächlich außergewöhnlich interessant – auch und gerade als Denk- und Formansatz. Hier ließe sich’s tatsächlich meditieren, und es wären auch idiomatische Wendungen möglich, die eben nicht versimpeln, um xdie komplexen Strukturen der Sprache (nämlich, ecco, des Denkens!) zu schädigen, was bislang bei allen anderen „Reform“versuchen geschehen ist (und, wie ich erkenne, geschehen auch sollte). Meine Vorbehalte gegen das sogenannte gender“correcte“ Schreiben sind vornehmlich ästhetische gegen zerstörte Eleganz, zerstörte Grammatik und damit eben auch zerstörtes Geschichtsbewußtsein.
Kurt Tucholsky – *09.01.1890 – Gestorben: 21.12.1935)
DAS PERSÖNLICHE
Schreib, schreib….
Schreib von der Unsterblichkeit der Seele,
vom Liebesleben der Nordseemakrele;
schreib von der neuen Hauszinssteuer, vom letzten großen Schadenfeuer;
gib Dir Mühe, arbeite alles gut aus, schreib von dem alten Fuggerhaus;
von der Differenz zwischen Mann und Weib….
Schreib…schreib…
Schreib sachlich und schreib Dir die Finger krumm:
Kein Aas kümmert sich darum.
Aber:
Schreibst Du einmal zwanzig Zeilen mit Klatsch – die brauchst gar nicht zu feilen.
Nenn nur zwei Namen, und es kommen in Haufen Leser und Leserinnen gelaufen.
„Wie ist das mit Fräulein Meier gewesen?“
Das haben dann alle Leute gelesen.
„Hat Herr Streuselkuchen mit Emma geschlafen?
Das lesen Portiers, und das lesen Grafen.
„Woher bezieht Stadtrat Mulps seine Gelder?“
Das schreib – und dein Ruhm hallt durch Felder und Wälder.
Die Sache? Interessiert in Paris und in Bentschen
keinen Menschen.
Dieweil, lieber Freund, zu jeder Frist die Hauptsache das Persönliche ist.
so-liebe Leserschaft – lach – viel Spaß beim verändern – ääh — ver“gendern“…RIvS
ach – und vielen Dank für den Buch-und Filmtipp….RIvS
Viele sagen ja, das Entscheidende in einer Gesellschaft ist die Familie. Und wenn sich zwei Menschen binden und heiraten, meist Mann und Frau, als die kleinste Zelle, eine Ehe eingehen, eine Familie gründen, wirkt das als Kleines auf das Große insgesamt, auf das Verhältnis von Männern und Frauen überhaupt.
Und was sagte Tucholsky zur Ehe: „In der Ehe ist einer immer der Dumme. Nur manchmal geht sie gut: dann sind beide dumm.“
Tucholsky kann in seinen pointierten Betrachtungen sehr anregend sein 🙂 Nun sage bloß keine, bei Tucholsky ist der Dumme männlich.
Heiraten heutzutage die Leute noch?
Lieber Herr franzsummer-wie schön, dass Sie in dieser leidigen „GenderSprachGeschwurbel“ Angelegenheit – diese Frage stellen – einer meiner Neffen zieht es eindeutig vor, nicht verheiratet zu sein- ein „Nichtverheirateter Familienmensch“ mit Familie – klappt wunderbar – wie es nach außen scheint – nun, dies ist nur EIN Beispiel – wie andere mit diesem Thema umgehen, keine Ahnung..- Ich bewunderte stets langjährig Verheiratete, die noch miteinander gesprochen und in ihren alltäglichen Ritualen eine Form des äußerst angenehmen Umgangs gefunden haben – Nun ja – Tucholsky…ein Lächeln sei gestattet…Gruß aus dem Norden-RIvS – verbunden mit den besten Wünschen für einen wunderbaren Tag—
danke, Ihnen auch, bei dem schöen Wetter muss es gelingen.
Familie hin, Familie her, bei Tucholsky „in dem Wort Familienbande ist etwas Wahres dran“, jeder hat seine eigene Wichtigkeit im Leben, wie man hier lesen kann, wird es plötzlich eine Krankheit, die sich fast zu einer abenteuerlichen Reise entwickelt, da kann man nur die Daumen drücken auf ein glückliches Gelingen,bei anderen wiederum die Einsamkeit, dagegen hilft Gesundheit auch nichts, bei den Omisprüchen hier könnte ich beitragen mit „Jeder hat sein eigenes Kreuz zu tragen“, der Streit um eine koreekte Sprache ist auch wichtig, sicherlich, wir alle sind ja soziale Wesen und sollten uns ohne Missverständnisse verständigen können, das zählt natürlich auch.
Ich kenne bzw. kannte allerdings mehrere Ehepaare, die nicht mehr miteinander reden.
das entscheidende an einer entscheidung ist das defintitive etwas.
das etwas includiert in allem möglichen.
sin city 1
sine nomen est sine
momen in casu
destruktivus
Ich muss Dir da leider widersprechen. Dieser Humbug wird auch in der tausendsten Wiederholung nicht wahrer und Dichtung als solche hat hier schlichtweg auch keine Kernkompetenz weil es nicht um Ästhetik geht sondern um Linguistik , Psychologie und sprachvermittelte Machtverhältnisse. Die verzopfte Behauptung, dass das generische Maskulinum auch als neutral generisch _wahrgenommen_ würde, ist empirisch einwandfrei falsifiziert. Mehrfach. Das bewegt sich heutzutage ungefähr auf dem Gehalt von «die Erde ist eine Scheibe» oder «es gibt keinen menschengemachten Klimawandel». Wird sich wie wir seit Thomas Kuhn wissen wie jedes Paradigma aber eher biologisch irgendwann qua Aussterben der Vertreter:innen erledigen als durch bessere Argumente.
Ich habe neben der Empirik aus der Psycholinguistik trotzdem noch eines: wäre der Genus tatsächlich so inklusiv und unabhängig vom Sexus wie mangels linguistischer Bildung immer noch gern gemeint, existierte entweder die spezifisch _weibliche_ Form nicht (die de facto im Deutschen _ausschließlich nur_ Frauen bezeichnet – also _eindeutig_ an Sexus bzw. Gender gebunden ist) oder hätte als Kategorie ein männliches Äquivalent. Um das strukturell zu begreifen reicht einfache Mengen- und Aussagenlogik: «Frauen» ist keine Untermenge von «Männer» sondern von «Menschen». Das Äquivalent der «Frauen werden doch mitgemeint»-Behauptung bezüglich des Genus ist die äußerst merkwürdige Aussage «es gibt Menschen und Frauen». Wenn nicht so viel Identifikation mitsamt sozialer Positionierung dranhinge, wäre das für Menschen mit ausreichendem geistigen Rüstzeug eigentlich leicht zu begreifen. Identifikation macht dummerweise oft erkenntnisresistent, mindestens geistig unbeweglicher. Auch dazu gibt es übrigens genug Forschung. 🙂
So oder so: die wahre Armut der gegenwärtigen Sprache liegt im Mangel an _tatsächlich_ geschlechtsneutralen – oder besser: _inklusiven_ – Begriffen. Gerade hier wären Dichter:innen mit ästhetischer Kompetenz (anstelle von Bürokratixen) kreativ gefordert anstatt sich in vorigen Jahrhunderten zu verbarrikadieren. Die auch von Dir bisher vergebene Chance ist eine der poetischen _Anreicherung_ sprachlicher Codierung und nicht der Verarmung. _Mehr_ Geschlecht, _mehr_ Körper, _mehr_ Differenzierung, _mehr_ Freiheit. Das war im patriarchalen Abendland eh ein deutlicher Rückschritt gegenüber früheren Hochkulturen, die diese Mehr zumindest kulturell kannten. Mir als Mann nimmt das nicht das Geringste, wenn ich anderes neben mir nicht nur zulasse sondern auch als gleichwertig _sichtbar_ mache. Außer einer fragwürdigen patriarchalen Verfügungsgewalt mittels einerseits der _Be_nennung anderer sowie andererseits deren _Nicht_nennung. Also dem exakten Gegenteil von Autonomie. Inklusion macht ja eben _nicht_ gleich im Sinne warenförmiger Äquivalenz sondern erkennt ganz im Gegenteil Differenzen bewusst an. Das ist keine Ideologie sondern schlichtweg menschlicher Anstand. Ich bin da völlig wertkonservativ.
Der Ideologievorwurf gegen sprachliche Inklusion ist eh nichts als die übliche von besonders (aber nicht nur!) der Neuen Rechten seit den 1980ern gerne benutzten Jammerlappenrhetorik auf Anfängerniveau – konkret: _tu quoque_ und Konsorten – zwecks Immunisierung gegen Kritik mitsamt Agendasetting im Opferlammoutfit. Dass das immer noch _funktioniert_ ist in der Tat mitleiderregend. Inzwischen hat sich diese regressive selbstentmächtigende Strategie ausgehend von den USA nach dem ersten verblüffend großen Erfolg mit dem neurechten Kampfbegriff «political correctness» dermaßen verbreitet, dass wir aus jeder politischen und gesellschaftlichen Ecke heraus Überbietungswettbewerbe im Opferdasein und dazugehörigen Traumatisierungsgrad erleben. Dyr queerey Aktivistyn – voilà: das Grundproblem zu _armer_ formal unzureichender Grammatik live demonstriert 😉 – Jack Halberstam hat dazu einmal einen exzellenten Text geschrieben: https://bullybloggers.wordpress.com/2014/07/05/you-are-triggering-me-the-neo-liberal-rhetoric-of-harm-danger-and-trauma/. Das zeigt sich zwangsläufig auch z. B. bei #metoo ohne diesem die Notwendigkeit und Berechtigung zu nehmen. Man darf halt nicht alles in einen Topf werfen. Der klar emanzipative Grundgestus – das bisher normalisierte Unsichtbare sichtbar zu machen, zu _benennen_ und als inakzeptabel zu markieren – sollte gerade für Dich eigentlich bestens nachvollziehbar sein, zieht er sich doch durch die gesamten Dschungel. Und gerade Du kennst auch die Abwehrreaktionen der Privilegienprofiteure und Torhüter dazu. Führt hier jetzt aber zu weit – zurück zum Sprachthema.
A propos Autonomie: wo bleibt denn die Schöpfungspotenz, die _poesis_ (sic!) wenn sich Dichter:innen dem grammatikalischen, morphologischen, syntaktischen, … Status Quo einer Sprecher:innengemeinschaft derart willfährig _unterwerfen_? Stell Dir mal z. B. Scelsi im tonalen Korsett früherer Jahrhunderte vor. Absurd! Das macht weder Bachs h-Moll-Messe oder irgendetwas anderes kleiner als Werk, noch verbietet einem irgendwer, tonale Musk in Anlehnung an besagte tonale Tradition zu schreiben oder diese zumindest zu zitieren und zu benutzen. (Jajaja… ich weiß: die z. B. ca. 1950-1970er, diese ganze strenge akademische stoffwechselbefreite Serialismus z. B. Darmstädter und Donauschinger Prägung sowie sonstige Auswüchse mit Boulez & Co. als strenge Zuchtmeister, denn selbstverständlich ging und geht es auch da genauso um Macht wie überall sonst auch… ja und? Wen schert das denn noch?)
Unterschied: Musik ist – leider – kein Mittel öffentlicher Kommunikation. Jedenfalls nicht in der gleichen universellen Funktion wie Sprache (spezifisch sehr wohl, tut bloß nichts zur Sache). Künstlerische Kriterien an deren nicht-künstlerischen Gebrauch anzulegen ist allemal nicht nur selbstbezogen sondern v. a. ein eklatanter Kategorienfehler. Notabene. es ist Dein gutes Recht als Dichter, Dich primär mit der Ästhetik von Sprache und deren Wirkung innerhalb Deiner Dichtung zu befassen. Beim Thema einer inklusiveren Sprache geht es bloß erstmal nicht um Ästhetik (nicht, dass ich die ablehnte :)) sondern um Sprache als Herrschaftsinstrument mit nachweislichen nachteiligen Auswirkungen auf erhebliche Teile der Menschheit. Bezüglich der in der Tat holprigen ungelenken sprachlichen Integrationsästhetik vertraue ich – wenn die jetzigen Akteur:innen die das Zeug dazu hätten sich davor lieber drücken anstatt prägend zu wirken – halt notgedrungen auf zukünftige Generationen. Und weiß letztlich unsere gesamte Kulturgeschichte hinter mir. Wir beweinen auch nicht mehr den Verlust der grammatikalischen Reichtümer des stärker flektierenden Alt- oder Mittelhochdeutschen. Nur so zum Beispiel. Evolution halt.
Ich neige mein Haupt vor Ihnen. Da steht alles, was ich auszudrücken nicht vermochte.
Zum einen, lieber Broßmann, erst einmal dies: Es ist ziemlich bezeichnnd, daß bei Vorbehalten, die den angeblichen (tatsächlich aber von Deutungshoheitspositionen gewaltsam durchgezwungenen) Mainstream nicht teilen, ja sich ihm entgegenstemmen, ständig darauf hingewiesen, es seien dies Stratgien der „Rechten“ – als wäre es nicht so, daß auch die Rechte, trotz aller ihr eigenen Schrecklichkeit, bisweilen etwas Wahres vertreten könnte, ebenso wie die Linke einiges, sogar vieles Falsch ei zugleich wiederum höchst achvollziehbafen und aus meiner Sicht guten Positionen. Ein Argument dadurch unlauter zu machen, indem man es einem unguten politischen Lager zuschlägt, anstelle das Argument faktisch zu wiederlegen, ist ein höchts üble Rhetorik. Aber bitte, dann bin ich eben ein Rechter – und will es gern auch sein, sofern ich nicht NPD, AfD oder was anderes von dieser Unart wählen muß.
Zum zweiten.
Ich habe überhaupt nichts gegen Sichtbarmachung von Differenzen, weiß Göttin nicht! Dochwas beim sog. gendercorrecten Schreiben aber geschieht, ist eben Unsichtbarmachung durch Abstraktion: das KOnkrete wird bürokratisch hinweggekürzt, und es kommt zu tiefen Schädigungen der Sprache, die sich jetzt geriwrt wie bei Entstehen eines neuen Wörterbuches der Unmenschen, des Nichtmehr- oder FastnichtmehrMenschen nämlich, kurz: der Replikanten, die eine Fortentwicklung des harradayschen Cyborgs sind (worin ich Cyborginnen sehr gerne mit einschließe). Die zurecht gegen das Partriachat geführte Kritik wird zur Affirmation des Bürokratismus – der bekanntlich allen Diktaturen unentbehrlich Fundament ist. Als Rechter muß ich das ja wissen. Als freier Mensch indes kann ich – „bezüglich der in der Tat holprigen ungelenken sprachlichen Integrationsästhetik“ – Dein Vertrauen auf zukünftige Generationen nicht im entferntesten teilen; es wurde ja schon in Hinsicht auf den Pop >>>> so versagt, daß eine Erholung nicht mehr möglich ist (oder möglich doch nicht nmehr zu sein scheint). Und ganz sicher ist es falsch, daß sich „die jetzigen Akteur:innen, die das Zeug dazu hätten“ davor „drücken, anstatt prägend zu wirken“. Se wirken prägend (noch) nicht, weil sich bislang keine nicht-bürokratischen, also menschlichen Lösungen gefunden haben, die dem organischen Wachstum einer Sprache und also ihren Sprechern auch nur im entferntesten gerecht würden. Wir alle sind dabei, uns etwas zu überlegen; doch die Herrschaftsinstrumente definieren jetztt schon vorweg, mobben weg, was ihnen nicht paßt, und jeder künstlerische Versuch, uns hinüberzuretten, wird wahrscheinlich deshalb scheitern.
Nur eins, ganz rasch: mir ging es um das in diesem Kontext relevante Grundverständnis der Wirkungsgeschichte einer antiemanzipativen rechten Kulturkampfstrategie und ihrer perfiden Rhetorik, die schon vor Jahren tief im Mainstream angekommen ist. Nicht um persönliche Zuweisungen. Angesehen von der Untauglichkeit als Argument läge mir die spezifische im Fall meines besten Freundes auch absolut fern, und wären wir uns in der Sache noch so uneins. Falls das nicht ausreichend deutlich war: mea culpa.
Zum Rest äußere ich mich später.
heute diesen gendersprech gefunden: „Jüd*innen“ (https://ze.tt/warum-verschwoerungserzaehlungen-so-oft-antisemitisch-sind-corona-juden-pandemie-hygienedemo/) damit ist die geschichte abgehakt: es gab keine judenverfolgung. evolution?