Eine Überlegung im Arbeitsjournal des Freitags, den 5. August 2022. Briefe nach Triest 53.

[Arbeitswohnung, 9.40 Uhr
France Musique, La Baroque:
Luly, Armide]

Der Gedanke kam mir gestern abend. Ja, das Buch wird ein Roman — aber wozu es drunterschreiben, also unter den Titel und auf Buchumschlag & -rücken? Sollen die Leute doch merken, was sie lesen! Ich muß ihnen die Kriterien wirklich nicht geben. – Was, Freundin, meinen S i e ?

 

Wobei ich hier etwas aufnehmen würde, das ich bereits beimn Ungeheuer Muse, vor allem aber den  Béarts so haben wollte; auch dort keine Genrebezeichnung, gar nichts außer dem Titel und drüber noch den Autorennamen. Wobei nur “Alban Nikolai Herbst Briefe nach Triest” für Unvorbereitete auch noch völlig andere Interpretationen zuließe, etwa, daß der tatsächliche Autor solche Briefe tatsächlich nach Triest geschickt hat. Was abermals Realität und Fiktion amalgamieren würde. Ich gebe zu, daß mir dies Vergnügen bereitet. Dennoch bin ich mir noch uneins; schöner aber als die Triestiner Brunnenvenus finde ich jetzt die fliegende Ἔρσα, nach der sich Mehltau als Komponist benennt. (Auch die Montage ist besser geraten), Zumal erzähle ich ohnedies von einer anderen Venere di Trieste, einer, die weggeschlossen werden muß, weil, wer sie zu lange anschaut, eine Netzhautentzündund bekommt – ein  Phänomen, an dessen Entschlüsselung zur Zeit die Experten einiger Disziplinen sitzen. (Was ich allerdings nicht vergessen darf, ist, daß die mit der Statue in Berührung kommenen Menschen spätestens in der folgenden Nacht akustische Halluzinationen haben, dieselben, die zu hören bekommt, wer sich auf Mehltaus Kompositionen einläßt. – Das wird, wenn diese erste abgeschlossen ist, in die zweite Fassung kommen.)
Und was es auch lange nicht mehr gegeben hat, ist, daß ich, sowie am Schreibtisch der Latte macchiato bereitstand, nicht etwa zuerst, wie seit langem sonst immer, mich durch die Zeitungen lese, sondern, wie zuletzt → in Traumschiffzeiten, sofort ein paar Zeilen der Erzählung schreibe, die mir an der Pavoni einfielen, sowie einfach dahinter, aber kursiv, ein paar Ideennotate.

Und schon lassen die Ideen ihre Fingernägel auf meinem Schreibtisch crescendierend trommeln. Beeile er sich! (Obwohl also kreativ ein bißchen gejagt, ist es mir endlich gelungen, die verlorenen zwei Kilo wieder draufzukommen, so daß ich jetzt beim Grundstand 67 bin und aufs nächste ansetzen werde, die 68 kg doch noch zu erreichen.)

Ihr
ANH
___________________
>>>> Briefe nach Triest 54
Briefe nach Triest 52 <<<<
[Hindemith, Der Schwanendreher für Bratsche und Orchester]

 

 

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .